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Offener Wettbewerb | 07/2018

Neubau Department Geo- und Umweltwissenschaften der LMU und Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlung Bayerns

Anerkennung

Max Dudler GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau und Gestaltung des Baukörpers
Der Entwurf für den Neubau der Geo- und Umweltwissenschaften löst die programmatischen Elemente des Raumprogramms in fünf signifikante Städtebaulich/ stadträumliche Elemente auf: Ein Bibliotheks- und Austellungshaus als Schaufenster des Departments, einen davor gelagerten zentralen Campusplatz, als Bindeglied des neuen Ensembles, das Hauptgebäude, mit den Funktionsräumen mit dem Forum im Inneren, welches als Kommunikationsraum wiederum die Abteilungen visuell und auch praktisch/physisch verschränkt und zuletzt den funktionalen Hof als pragmatisches Rückgrat der Anlage.
Die neuen stadträumlichen Elemente fügen sich gemeinsam mit dem Hörsaalgebäude als ablesbares Ensemble in das Wissenschaftsquartier ein und vermitteln zugleich zwischen den unterschiedlichen Maßstäben und Ordnungen des gewachsenen Stadtviertels, namentlich zwischen dem Klinikviertel mit seinen großen Solitären und der im Norden anschließenden, kleinteilig parzellierten, geschlossenen Bebauung des Münchner Bahnhofsviertels.
Die neue Architektur nimmt die verschiedenen Bauhöhen der Umgebung auf und vereinigt neue wie bestehende Gebäude zu einem vielschichtigen, wie gewachsen wirkenden Ensemble. Die Traufhöhen des angrenzenden Stadtraums werden weitergeführt, angefangen bei der gegenüberliegenden eingeschossigen Mensa bis hin zur Traufhöhe der Blockbebauung im Bahnhofsviertel von 24 Metern. Die Durchwegung des Areals weitet sich zu einem Campusplatz auf, der auch die Adressen der Gebäude definiert. Unterhalb dieses neuen, attraktiven, öffentlichen Außenraums sind die Ausstellungsräume angeordnet, die eine unterirdische, zusätzliche fußläufige Verbindung schaffen. Die Gebäude verweben sich mit der Umgebung und werden so gewissermaßen zu neuen Stadtbausteinen der Verschmelzung von Klinik- und Bahnhofsviertel.
Unser Entwurf schließt den Blockrand an der Ecke Pettenkofer- und Schillerstraße und greift so die nördliche Blockbebauung auf, schafft aber gleichzeitig eine große einladende Öffnung zwischen beiden Neubauten in der Schillerstraße. Der neue Campusplatz leitet hier der Weg zu den seitlich liegenden Eingängen von Labor-/Bürogebäude und dem Bibliotheks-Gebäude. Auch nördlich des Laborbaus entsteht Platz für die öffentliche Zuwegung, sodass das Laborgebäude komplett umfahrbar ist. Über diese nördliche Zuwegung wird auch die LKW-Zufahrt organisiert, von der aus alle Werkstätten angedient werden können. Durch die Überdachung der Zufahrt wird der Verkehr sowohl akustisch als auch visuell nach innen gelegt. Der Entwurf sieht den Abriss des bestehenden Seitenflügels des Hörsaalbaus vor, sodass ein durchgängiger weiter Außenraum entstehen kann. Während die Lagerung von Containern ins Innere des Neubaus verlegt wird, verwandelt sich dieser Außenraum in einen gartenähnlichen Campus, der als kommunikative Freifläche die Anziehungskraft des Uni-Geländes auch für die Öffentlichkeit erhöht. Das Bibliotheksgebäude legt sich im Winkel, u-förmig an den denkmalgeschützten Bestandsbau und bildet dadurch einen tiefergelegten Innenhof aus, der sich für zukünftige Ausstellungen, quasi als Spiegel des zentralen Forums nach außen anbietet. Während der ebenerdige Boulevard die gesellschaftliche Zugänglichkeit des Ortes erhöht, eröffnen die in beiden Gebäuden angelegten Terrassen reichlich Außenfläche auch für eine ausschließliche Nutzung durch den Universitätsbetrieb. Mit dem Neubau werden die ehemals getrennten Bibliotheken der Bayerischen Staatssammlungen und der Universität unter dem Dach einer Bibliothek vereint. Architektonisch wie städtebaulich Rück unser Entwurf die Kommunikation mit der Öffentlichkeit (und der Stadt) in den Mittelpunkt, gleichsam als Geste der Öffnung der Wissenschaften. Zugleich ermöglicht die Disposition des Entwurf nach Innen Angebote für einen intensiven Austausch zwischen den Nutzern aber auch für ein konzentriertes Arbeiten: Das Kopfgebäude empfängt künftig Studenten, Forschende und Öffentlichkeit an der Ecke Pettenkoferstraße/Schillerstraße während die große Halle im Inneren des Laborgebäudes als terrassiertes Forum dient.

Erschließung und Funktionalität
Im Mittelpunkt des Bibliotheks- und Ausstellungsgebäudes steht das zweigeschossige Foyer, welches den Campusplatz optisch mit den subteranen Ausstellungsbereichen verbindet und auch baulich im Zentrum steht. Von außen, vom umlaufenden Arkardengang wird eine Blickbeziehung ins Foyer geschaffen. Das Foyer ist auf gleicher mit dem ebenfalls im Untergeschoss situierten grünen Innenhof und hat direkten Anschluss zu dem Verbindungsgang zum Laborgebäude. Das Foyer geht in mehrere separate, abschließbare Ausstellungsräume über, die sich räumlich unter dem Campus befinden.
Die Bibliothek befindet sich dem Campus zugewandt im der Straße abgewandten Teil des Gebäudes. Im Entwurf werden die geringen Geschosshöhen ideal ausgenutzt, indem sich die Räume der Bücherregale an großzügigen Lesesälen angeordnet sind. Durch eine räumliche Verschachtelung der „Bücherspeicher“ ergeben sich an den langen Seiten zum Innenhof und zum Campus hin zwei Lesesäle.
Die direkten Wegeverbindungen zwischen Labor-, Forum- und Hörsaalgebäude verlaufen unterirdisch und geben so Raum für attraktive, offene Campusflächen im Außenraum. Gleichzeitig werden die Magazine, die in den Untergeschossen des Laborgebäudes liegen, dadurch auf gleicher Höhe mit dem Bibliotheksgebäude verbunden, was den Betrieb der Ausstellungsflächen vereinfacht. Beim Übergang in das Labor-Gebäude eröffnet sich der imposante Innenraum, der sich durch seine in Terrassen angelegten gemeinschaftlichen Flächen nach oben hin Stock für Stock weitet.
Das Laborgebäude ist konzeptionell um diese helixartig aufstrebende, kaskadierende Halle herum entwickelt, welche sich fast natürlich aus den gegebenheiten des Programms entwickelt: In den unteren Geschossen unterhalb der Terrassen befinden sich genau diejenigen Bereiche, welche keine natürliche Belichtung benötigen Bzw. von der geringen Belichtung sogar profitieren, während nach oben hin das Tageslicht alle Arbeitsräume erfasst, und zugleich zu einer besonders angenehmen Arbeitsatmosphäre beiträgt. Die aufstrebende Halle ist zentraler Kommunikationsraum und Erschließung des Gebäudes. Neben den Treppenhäusern in allen vier Ecken des Gebäudes werden hier alle Geschosse über gemeinschaftliche Terrassen auf jeder Ebene miteinander verknüpft. Durch die Kaskaden, die auf beiden kurzen Seiten gespiegelt angelegt sind, die symmetrisch angelegte Organisation im Zusammenspiel mit der hellen Strahlkraft der Materialität entsteht eine beeindruckende Innenraumerfahrung.
Die Anordnung der Büro- und Laborflächen bietet die Chance, die Gesamtfläche sowohl über die diagonale als auch die vertikale Achse zu teilen und dadurch unterschiedliche, autarke Nutzungseinheiten (samt sanitärer Einrichtungen und Treppenhäuser), auch innerhalb der Fachbereiche, zu schaffen. So kann beispielsweise die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Institutionen universitärer und außeruniversitärer Wissenschaft erleichtert und gefördert werden und gleichzeitig deren klare Erkennbarkeit als Einzelinstitutionen gewahrt bleiben.
Die Cafeteria sieht unser Entwurf im Laborgebäude vor, wo sie direkt an den neuen Campus wie auch an die Schillerstraße angrenzt. Von hier aus führen klare und schnelle Wege – sowohl im Innen- als auch im Außenraum – in die übrigen Gebäude. Bei schönem Wetter bietet sich der Campus-Bereich zwischen Forum und Cafeteria als attraktive Erweiterung der Bewirtungsfläche an. Die direkte, unterirdische Verbindung zwischen Forum und Laborgebäude macht die Cafeteria auch bei Veranstaltungen zur leicht bespielbaren gastronomischen Versorgungsstelle.
Fassade und Gestaltung
Ein imposanter Arkadengang rückt die Ecke Pettenkofer-/Schillerstraße in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Hinter den filigranen, gebäudehohen Säulen öffnet sich eine ebenso hohe Glasfassade, welche sich als Präsentationsfläche etwa für ein imposantes geologisches Ausstellungsstück der Geowissenschaften anbietet. Wie an einem riesigen Schaufenster wandelt der Besucher durch den Arkadengang, der ihn natürlich um die Ecke in den Boulevard und dort zum Eingang des Forums zieht. An der Ecke zum Boulevard teilt sich die Arkade in der Höhe bzw. zieht sich das Geschoss nach außen und bildet so eine ums Eck gehende Terrassenfläche aus. Während sich im oberen Bereich der Rhythmus der Säulen fortführt, verdoppelt sich ihr Abstand im unteren und vergrößert somit die Einsehbarkeit und Offenheit der Fassade noch. Die gleiche Struktur wiederholt sich an der nächsten Ecke des Neubaus und markiert dort den Eingang und Empfang, von dem aus die Vermittlung zum Foyer und über die Treppe zur Bibliothek stattfindet.
Dem Fassadenentwurf des Forum-Gebäudes, der mit seinen beeindruckenden Bögen auch die runden Formen der gegenüberliegenden Anatomischen Anstalt spiegelt, stellt das Laborgebäude eine klar gegliederte Fassade mit geraden Linienführungen entgegen. In ihrer Struktur und der Tiefenwirkung ihrer Fassaden wirken beide Gebäude gewissermaßen wie Geschwister, als Variationen des gleichen architektonischen Grundgedankens. Auch hier lebt die Fassade von der Filigranität ihrer Struktur, von der feinen Ausprägung der vertikalen Lisenen und horizontalen Bänder und den leichten Variationen ihrer Gliederung. Form und Positionierung der Bänder greifen die unterschiedlichen Bauhöhen der Umgebung auf. Die Gebäude entfalten mit ihren Fassaden eine moderne und zeitlose, identitätsstiftende Außenwirkung, die die Verankerung der Geo- und Umweltwissenschaften in der Gesellschaft stützt.

Mitarbeiter: Hye Kwang Shin, Katharina Gausepohl, Ayshin Soydan, Dennis Assaf, Hwa-Jong Park , Alexander Bonte, Moritz Schröder, Jochen Soydan