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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2018

Neubau einer Wohnanlage mit Kindertagesstätte Freiham WA12 in München

3. Preis / Zur Überarbeitung aufgefordert

FAM Architekten - Hartinger Koch Tran-Huu Part mbB

Architektur

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Landschaftsarchitektur

Buero Kofink Schels

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept

Um trotz der offenen Bauweise ein klar ablesbares Blockinneres zu generieren wird eine starke Differenzierung der Gebäude zu
Hof- und Straßenseite vorgeschlagen. Durch die Besetzung der Baufluchten mit den Breitseiten der Gebäude entstehen klare Kanten zu den öffentlichen Stadt- und Grünräumen. Zum Hof hingegen verzahnen sich die Baukörper durch ihre Staffelung räumlich mit ihrer Umgebung, was differenzierte Zwischenräume bildet und eine optimale Ausrichtung der Wohnungen gewährleistet.
Das Hochparterre schafft straßenseitig Privatsphäre für das Erdgeschoss. Mit der Anhebung des Hofniveaus fließt der Freiraum im Blockinneren schwellenarm bis an die Erdgeschosswohnungen und ihre privaten Freiräume heran.

Erscheinung und Ausdruck

Der Entwurf bedient sich einfacher gestalterischer Mittel. Wenige unterschiedliche Fensterformate und subtile Versprünge der Fensterachsen versetzen die schlichten, verputzten Lochfassaden in Spannung und staffeln diese vertikal in Sockel-, Mittel -und Attikazone. Die Rinnenkästen der außenliegenden Entwässerung fungieren als skulpturales Gestaltungselement. Der Idee eines klaren Innen und Außen folgend, sind auch die Fassaden entsprechend differenziert. Entgegen der klaren Kanten des Blockperimeters erscheinen die ondulierenden Hoffassaden mit den vorgestellten Balkonen in Stahlbauweise deutlich filigraner. Einfache Vorhänge als Sonnenschutz unterstreichen diese Feingliedrigkeit. Markante Vordächer markieren die nach innen versetzten Zugänge. Die Kindertagesstätte wird durch große Öffnungen bis ins erste Obergeschoss deutlich ablesbar. Einen besonderen Ausdruck schafft das dreigeschossige „Gartenhaus“ im Hof, welches dem Bauherren die Möglichkeit bietet ein ökologisch nachhaltiges Pilotprojekt zu konzipieren.

Wohnbauarten, Grundrissstruktur und Wohnkonzept

Geförderte und freifinanzierte Wohnungen sind in Baukörpern getrennt ausgewiesen. Für alle Wohnbauarten entsteht dabei ein ausgeglichener Wohnungsmix. Durch die Faltung der Fassaden gelingt es sämtliche Wohnungen optimal zu orientieren. Die eingeschobenen Loggien schaffen attraktive Innenecken und gliedern die Wohn- und Essbereiche. Der Zugang zu den privaten Freibereichen ist jeweils den Küchen zugeschaltet, so dass sich in vielen Fällen sehr einfach auch Individualräume aus den Wohnzimmern generieren lassen. Installationsstränge von Bad und Küche sind konsequent gebündelt.

Kindertagestätte

Über den Eingang im Osten gelangt man in die doppelgeschossige Eingangshalle die beide Geschosse verbindet. Während sich die Räume für Verwaltung, die Küche und alle Nebenräume in Richtung Straße nach Norden und Osten orientieren, sind alle Gruppen- und Krippenräume entlang der Westfassade dem Innenhof und den Gartenflächen zugewandt. Spielflure im Innern und entlang der Fassade verbinden Gruppen untereinander. Die beiden Spielnischen im Süden und Norden des Obergeschosses lassen zusätzliche Ein- und Ausblicke zu und geben der Kindertagesstätte zum Park-und Stadtraum hin ihr eigenes Gesicht.

Freiräume

Als Zentrum des Quartiers zieht sich ein öffentlich zugänglicher botanischer Wald von Nord-Ost nach Süd-West. In ihm befinden sich alle öffentlichen Nutzungen wie Kinder- und Kleinkinderspiel, Teile der Kita Freifläche und der Quartiersweg. Die Auswahl der Gehölze staffelt sich nach einer botanischen Systematik: Auftakt mit Kleinbäumen und Sträuchern im Bereich der Tiefgaragenüberdeckung, Verdichtung mit mittelgroßen Gehölzen im Blockinneren, identitätsprägende Großbäume am südlichen Eingang. Dieser Höhenverlauf wirkt sich so auch positiv auf die Belichtung der im Norden stehenden Baukörper aus. Die direkten Wohnumfelder sind als private Terrassengärten gestaltet, welche nach Außen sanft topographisch abfallen. Durch die Geländeerhöhung können auch Obstbäume über der Tiefgarage als Filter zu den Erschließungsstraßen gepflanzt werden. An den Gebäudeeingängen sind jeweils 6 Fahrradstellplätze für Besucher und Müllabstellflächen in die Gestaltung des Freiraums integriert. Die Freifläche der Kita greift teilweise in den Wald über und bietet so unterschiedlichste Spielbereiche und Aufenthaltsqualitäten. Im Abholbereich, entlang der Wiesentfelser Straße sind 12 Fahrradstellplätze, sowie Bänke für wartende Eltern integriert. Die Dächer der Gebäude werden mit einer extensiven Dachbegrünung versehen.

Barrierefreiheit

Sämtliche Wohnungen sind barrierefrei geplant. Zusätzlich werden im südlichen Hofhaus erdgeschossig zwei Wohneinheiten für Nutzer von Rollstühlen optimiert. Weitere rollstuhlgerechte Wohnungen sind auch an anderer Stelle problemlos realisierbar.

Erschließung und Tiefgarage

Die Gebäude werden abgesehen vom Hofhaus vom Straßenraum her erschlossen. Um die nördliche Stichstraße weitestgehend von Verkehr freizuhalten, wurde die Tiefgarageneinfahrt im nord-westlichen Gebäude in größtmöglicher Nähe zu den Hauptverkehrswegen des Quartiers vorgesehen. Alle Gebäude sind über ihre Treppenhäuser direkt an die Tiefgarage angebunden.

Konstruktion und Wirtschaftlichkeit

Die konsequente vertikale Anordnung der Bäder und Küchen, die Entkopplung der Balkone vom Hauptbaukörper, sowie die einfachen Lochfassaden mit Verzicht auf aufwändige Details ermöglichen eine wirtschaftliche Erstellung des Projekts bei gleichzeitig hoher Wohnqualität und einem großem Maß an Identität. Die Kompaktheit der Wohnanlage und das hohe Ausbauverhältnis tragen grundlegend zur Wirtschaftlichkeit der Baukörper bei.

Feuerwehr und Rettungskonzept

Die Wohnungsgrundrisse in den Obergeschossen sind so konzipiert, dass die Zufahrten und Aufstellflächen für Rettungsfahrzeuge innerhalb des Blocks auf ein Minimum reduziert werden können. Den zweiten Rettungsweg für die Wohnungen im 4. Obergeschoss über der Kita bildet ein Fluchttreppenhaus.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeichnet sich durch klare städtebauliche Kanten aus, die nach außen – zu den öffentlichen Räumen hin – ein geschlossenes Bild erzeugen, während sich die Gebäudevolumen nach innen – zum ruhigen Hofbereich hin – gliedern und aufzulösen scheinen. So entsteht ein insgesamt situationsbezogenes und diffe- renziertes Fassadenbild. Die Hochpunkte sind jeweils richtig gesetzt, die Erschließung der Gebäude erfolgt konsequent von außen, was die Adressbildung unterstützt. Die großzügigen Treppenhäuser sind ein wichtiger Baustein in diesem Konzept. Durch die vorgeschlagene Verjüngung des Volumens zum ruhigen Innenhof hin entsteht einerseits eine gute Verzahnung mit dem Freiraum und eine optimale Orientierung der den Wohnungen zugeordneten Freisitze. [...]

Die klare städtebauliche Haltung bietet für den grünen Hof große Qualitäten: alle Wohnungen richten ihre privaten Terrassen und Balkone zum gemeinsamen Grün aus.
Die differenzierte Durcharbeitung der Freianlagenplanung zeigt, dass die Verfasser sich intensiv mit den unterschiedlichen Qualtäten von Privatheit und Öffentlichkeit auseinandergesetzt haben: statt raumbildender Heckenmauern gelingt es ihnen, die Privatheit der Terrassengärten durch eine leicht erhabene Anordnung gegenüber den zur Hofmitte hin abfallenden gemeinschaftlichen Freiflächen sicherzustellen. Die großzügigen Gemeinschaftsflächen mit Angeboten für Kinderspiel werden überstellt von einem artenreichen lockeren Baumhain. Dies gelingt, ohne dass die Gebäude zu sehr verschattet werden.

Denn die Tiefgarage ist platzsparend unter den Gebäuden positioniert. Die notwendigen Flächen für die Feuerwehr sind ernsthaft abgearbeitet und funktionieren. [...]

Die Arbeit ermöglicht eine wirtschaftliche Realisierung. Hier ist die rationale Fassadengestaltung mit den entkoppelten Balkonen hervorzuheben sowie der reduzierte Erschließungsaufwand mit insgesamt 8 Treppenhäusern.
Das Preisgericht lobt einen Entwurf, der städtebauliche Qualität und wirtschaftliche Gebäudeplanung gut verknüpft.