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Mehrfachbeauftragung | 07/2018

KWARTIER - Wohnen und Arbeiten in Karlsruhe

Außenperspektive

Außenperspektive

1. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

KRESINGS

Architektur

Möhrle + Partner Freie Landschaftsarchitekten BDLA/IFLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

KWArtier. Kein Tippfehler, sondern ein Wortspiel. Es steht für ein neues Quartier in Karlsruhe zum Wohnen und Arbeiten und ist ein Projekt der GIEAG Immobilien AG. Sechs renommierte Architekturbüros standen zuletzt in dem Wettbewerb für den neuen Wohnungsbau zur engeren Auswahl. Zum Schluss konnte KRESINGS die Fachjury mit seinem Entwurf überzeugen.
Schaut man sich das Umfeld an, wird deutlich, dass das Grundstück umgeben wird von einer heterogenen Architektur bestehend aus einem Neubaugebiet, der Altstadt und Gebäuden aus den 70er- und 80er-Jahren. Die Schwierigkeit eine Architektursprache zu finden, die sowohl der Umgebung als auch der Aufgabe gerecht wird, sah KRESINGS als Herausforderung. Auf den Epochen- und Materialmix reagieren die Architekten zum einen indem sie in ihrem Entwurf die Blockrandstruktur der Umgebung aufnehmen und sich somit an die großmaßstäblichen Proportionen der Karlsruher Südstadt anpassen. Zum anderen erhält die Fassade eine horizontale und vertikale Modulation und wird in unterschiedlichen Farben gestaltet. Es entsteht eine ruhige Gebäudeform, die sich selbstbewusst in ihrem Umfeld behauptet. Die Vor- und Rücksprünge lassen den Eindruck von gereihten Hauseinheiten entstehen, wirken dem großen Maßstab des Wohnblocks entgegen und sorgen im Einklang mit der Umgebung für ein stimmiges Gesamtbild.
Die Außenraumgestaltung trägt dazu bei, dass die klassische Hierarchie zwischen öffentlichen, halböffentlichen und privaten Räumen beibehalten wird. Zum einen kann durch die umlaufende Grünzone auf dem Gebäudesockel die Privatsphäre der Wohnungen im Erdgeschoss gewährleistet werden. Zum anderen stellt der Innenhof einen geschützten Rückzugsbereich mit privaten und gemeinsamen Flächen dar.
Das neue Wohnquartier soll zukünftig eine gute Nachbarschaft fördern: Weg vom anonymen Nebeneinander hin zu einem freundschaftlichen Miteinander!

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen stadträumlich den geordneten, vermittelnden und großmaßstäblichen Ansatz einer in der Südstadt typologisch vorherrschenden Blockbebauung vor. So entsteht auf den beiden Baufeldern ein in sich geschlossener ruhiger Block mit einem privaten grünen Wohnhof, der bewusst keine Beziehung zum heterogenen Umfeld aufnimmt. Positiv wird dabei der Wegfall der Teilung des Grundstücks inclusive einer Straße diskutiert. Die Großform des Blocks wird im Inneren durch mehrere fingerartige Annexbauten in Teilräume mit unterschiedlichen Dimensionen gegliedert. Diese aus dem historischen Stadtbild übersetzte Typologie einer Hinterhofbebauung scheint interessant, kann jedoch nur in sehr niederer Bauweise überzeugen. Die dargestellten massiven Höhen der Annexbauten werden daher hinsichtlich der Belichtung und Belüftung und der erforderlichen Abstandsflächen sehr kritisch bewertet und engen das Blockinnere unnötig ein.
Ein Anschluss der Blockstruktur an die Brandwand der Bebauung in der Wielandstraße wäre wünschenswert. Weiterhin könnte an dieser Schnittstelle über eine partielle Öffnung des Blocks nach Westen hin nachgedacht werden. Die differenzierte Höhenentwicklung des Blockrandes nach Osten und Süden hin, ist In Bezug auf die Genehmigungsfähigkeit über eine Bauvoranfrage zu klären.
Die rigide Typologie des Blocks wird gekonnt durch horizontale und vertikale Modulation der Fassaden aufgebrochen, so dass der Eindruck von gereihten Hauseinheiten entsteht. Das Bild von Einzelgebäuden wird durch die Anordnung der Hauseingänge und durch unterschiedliche Farbgestaltung und Gebäudehöhen unterstützt. Die vorgeschlagene Putzfassade ist grundsätzlich denkbar, sollte jedoch hinsichtlich ihrer Wertigkeit und Detailausbildung sorgfältig und nachhaltig ausgearbeitet werden. Auf Wärmedämmverbundsysteme sollte verzichtet werden. Die alternativen Vorschläge in hellem Sichtziegelmauerwerk stellen für die Bauherren eine interessante und denkbare Alternative vor.
Die Gestaltung und Schichtung der Freiräume ist bei dieser Arbeit besonders differenziert ausgearbeitet. So sind modulartig gestaltete Außenraummöbel wie Nebengebäude für Fahrräder, Müllabstellflächen, Eingänge und schützende Grünstrukturen mit Sitzmöglichkeiten durch leichte Höhenversätze funktional und räumlich ansprechend gegliedert. Die umlaufende, straßenbegleitende Grünzone ist im Bereich der Wielandstraße im Hinblick auf den Anschluss an die bestehende Bebauung zur überdenken. Die zweite Zufahrt zur Tiefgarage an der Wielandstraße ist nach Einschätzung des Verkehrsplaners nicht zweckmäßig und sollte in die Elisabeth‐Großwendt‐ Straße verlegt werden. Als weiterer Punkt der Verkehrsplanung muss die Erschließung und Befahrbarkeit der Lieferzone für die Nutzer des Technikgebäudes berücksichtigt werden.
Die Grundrissorganisation lässt eine hohe Wohnqualität erwarten – nahezu alle Wohnungen erhalten eine zweiseitige Belichtung. Insbesondere gelingt es den Verfassern reine Nord‐Wohnungen durch eine L‐förmige Anlage der Grundrisse zu vermeiden. Der Entwurf besticht durch einen robusten städtebaulichen Ansatz, der eine überzeugende Lösung an dieser anspruchsvollen stadträumlichen Situation bietet.
Innenperspektive

Innenperspektive

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Dachgeschoss

Grundriss Dachgeschoss

Fassadenkonzept

Fassadenkonzept

Ostansicht

Ostansicht

Südansicht

Südansicht

Westansicht

Westansicht

Schnitt a-a

Schnitt a-a

Schnitt b-b

Schnitt b-b