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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2018

Kultur- und Bildungszentrum in Leeste

4. Preis

Preisgeld: 5.600 EUR

CASPAR • GUTKNECHT ARCHITEKTEN

Architektur

Architekturmodellwerkstatt Claus Starck

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Der solide durchgearbeitete Entwurf fügt sich baulich-räumlich in Baukörperbreite und Gebäudehöhe in die Gesamtdisposition des neuen Platzes, nutzt aber das städtebauliche Potential nicht aus, um mit dem identitätsstiftenden und historischen Kirchengebäude in Dialog zu treten.
Das in das Gebäude eingeschriebene Wegekreuz ermöglicht mehrere Zugänge in die Räume der Bibliothek, die sich damit nur mit erhöhtem Personaleinsatz überwachen lassen. Der voneinander losgelöste Betrieb der Nutzungen lässt sich nicht ohne weiteres herstellen. Die WC-Anlagen im Keller gemeinsam zu nutzen, wird begrüßt, der Zugang über die Treppe für die Besucher der VHS überzeugt hingegen nicht. Kritisiert werden die Lage des Computerraumes im Untergeschoss und die Belichtung desselben ausschließlich über Oberlichter.
Die Bibliotheksräume im OG ebenfalls fast ausschließlich über Oberlichter zu belichten, nur um vermutlich das dialogische Prinzip aus Lochfassade im EG und geschlossener Wand im OG bemühen zu können, wird nicht gut geheißen und geht zu Lasten der Aufenthaltsqualität. Genauso verhält es sich mit den über Glasfugen getrennten Baukörpern. Das zentral gelegene Foyer im Schnittpunkt des Wegekreuzes wird überstrapaziert bei den Hauptnutzungen, Bibliothek und VHS. Die Flächen für die VHS sind funktional organisiert, insgesamt aber zu knapp bemessen. Die Treppenbreiten sind für die Anzahl der potentiellen Nutzer sehr reduziert und werden damit - genauso wie die Flure - zu reinen Verkehrswegen ohne Aufenthaltsqualität deklassiert.
Im Umgang mit dem historischen Bauernhaus zeigt sich ein gutes Zusammenspiel von neuer und alter Architektur an der Leester Straße – sowohl im Hinblick auf die einfache Sprache wie auch in Bezug auf die Kubatur. Zum Platz wirkt das neue Ensemble in seiner architektonischen Ausprägung zu zurückhaltend und macht sich gegenüber der Augenklinik unnötig klein.
Leider wird die gute Idee des „Schaufensters zur Leester Straße“ nicht entsprechend seiner möglichen Tiefenwirkung in das Gebäude hinein genutzt. Der formale Ansatz, die Farbigkeit des Altbaus aufzugreifen und mit dem gewählten Fassadenimage der gestapelten Bücher die Nutzung der Bibliothek nach außen zu tragen, wird gutgeheißen. Der Beitrag lässt aufgrund seiner einfachen Dimensionierung und Gliederung, sowie seiner reduzierten Kubatur eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Die verwendeten Materialien sind durabel, alterungsfähig und umweltverträglich, sind - abgesehen von den wartungsintensiven Glasdächern – vermutlich durabel und wirtschaftlich in der Unterhaltung. Nur ein Aufzug im Foyer erschließt das Obergeschoss. Dieser ist jedoch nicht ausreichend dimensioniert, ebenso wenig wie die Flure der VHS. Grundsätzlich ist das Konzept nachvollziehbar, bedürfte aber im Hinblick auf eine Realisierung eine umfängliche Überarbeitung der Grundrisslayouts und der Fassaden.