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Offener Wettbewerb | 08/2018

Neugestaltung Weißquartierplatz in Landau in der Pfalz

Anerkennung

Preisgeld: 4.667 EUR

Müllers Büro

Architektur

Erläuterungstext

P A R K p l a t z I W e i ß q u a r t i e r p l a t z i n L a n d a u

L E I T I D E E

Das Gesamtkonzept für die Neugestaltung des Weißquartierplatzes greift den in Landau bestehenden Kontrast, der aus dem Aufeinandertreffen von landschaftlich geprägten Flächen und den steinernen Stadtplätzen besteht, auf und fügt diese zu einem neuen Platz mit eigener Identität zusammen, welcher im Umfeld neue Qualitäten und Stärken entfaltet, aber auch die bestehenden Gegebenheiten berücksichtigt und aufwertet.
Um dies zu ermöglichen, wird das Parken in eine Tiefgarage verlegt, welche die Stellplätze des vormaligen Weißquartierplatzes an dieser Stelle ersetzt und erweitert.
Gestalterisches Instrument ist es Teile der historischen Stadt mit ihrer alten Festungs- und Wallanlage wieder ins Gedächtnis zu rufen und als Erlebnisfläche nutzbar zu machen. Hierfür wird der historische Untergrund in einer neuen Formsprache an die Oberfläche gehoben. Es entsteht ein repräsentativer „P A R K p l a t z“, der die besondere Aufenthaltsqualität von Landau aufzeigt und zum Verweilen einlädt. Gleichzeitig bietet er eine besondere Atmosphäre und ausreichend Platz für Bühnen, Leinwände oder Stände für verschiedenste Veranstaltungen, wie z.B. dem Landauer Sommer.
Fokus des Gestaltungskonzeptes ist es durch eine klare, zurückhaltende Gestaltung ausreichend Platz für eine flexible Nutzung zu schaffen. Durch die Vielzahl an Bäumen und den hohen Rasenanteil bietet der neue Weißquartierplatz eine Naherholungsfläche für Bewohner und Besucher der Stadt, eine Nahrungsquelle für Insekten und trägt zudem zu einem verbesserten Umweltklima bei.


S T Ä D T E B A U U N D B A U K Ö R P E R

Gefasst wird der neu gestaltete Freiraum durch eine verglaste Baukörperzeile im Süden, die ein Pendant zur nördlichen Bebauung bietet, und der neu hergestellten Stadtmauer aus Naturstein im Osten, welche auf die ehemalige Stadtmauer verweist und den Auftakt in die städtebauliche Entwicklungsfläche des Wettbewerbsgebietes bildet. In der neuen Bebauung an der Martin-Luther-Straße wird durch die Ansiedlung von Dienstleistungen die Nutzung der angrenzenden Gewerbeflächen ergänzt und damit die Qualität des innerstädtischen Gewerbestandorts gestärkt.
Die bestehende Gastronomie wird durch die Verzahnung verschiedener Pflasterarten in den Platz hineingezogen und bekommt so mehr Raum und Aufmerksamkeit. Blickfang hierbei ist der angrenzende Wasserspiegel, der im Sommer zum Abkühlen der Füße einlädt und in den Abendstunden ein reflektierendes Lichtermeer erzeugt. Drei, mit Fassadenplatten bekleidete, Kuben enthalten die Zugänge zu der Tiefgarage und bilden eigenständige Solitäre, die den Platz auflockern und Orientierungspunkte darstellen.
Die zur Straße hin ausgebildete Wallanlage erzeugt einen ruhigen klaren Aufenthalts- und Erholungsbereich und ist zusätzlich als Tribüne für anstehende Veranstaltungen vorgesehen. Zudem kann die Wallanlage im Winter als Rodelbahn genutzt werden. Auf dem gepflasterten Platz und den ebenerdigen Grünflächen befinden sich Sitzmöglichkeiten zum Ausruhen und Kommunizieren. Das Sitzen am Wasserspiegel, auf der Wallanlage, spielende Kinder oder flanierende Spaziergänger bringen Bewegung und Erlebnis auf den Platz.


E R S C H L I E S S U N G U N D O R G A N I S A T I O N

Die Weißquartierstraße wird nach dem Umbau der Königstraße und des Ostrings in ihrer Gestalt stärker vom Verkehr dominiert sein. Ziel des Gestaltungskonzeptes ist es daher, durch die Verwendung verschiedenartiger Oberflächenmaterialien im Fahrbahnbereich, den Platz optisch in den Straßenraum auszudehnen und den Verkehr somit abzubremsen. Um den Verkehr dadurch nicht auf die Moltkestraße zu lenken, wird diese als Einbahnstraße ausgebildet.
Das Verkehrssystem soll umgestaltet, jedoch nicht grundsätzlich neu gestaltet werden. Ziel der Umgestaltung ist eine Attraktivitätssteigerung des Straßenraums und die Verbesserung der Straßenquerung für Fußgänger.
Die erforderlichen Stellplätze werden in einer neuen komfortablen Tiefgarage, mit 190 Stellplätzen in einer Breite von min. 2,50 Meter, davon sieben barrierefreie Stellplätze, die sich unter dem gesamten Weißquartierplatz erstreckt, hergestellt. Die Tiefgarage verteilt sich über zwei unterirdische Geschosse, wobei die untere Ebene nur die Hälfte des Platzes einnimmt und nach Bedarf um zusätzliche Stellplätze erweitert werden kann.
Die Tiefgaragenzufahrt integriert sich in der Martin-Luther-Straße in die neue offene Glasbebauung, die einen Teil des Walls bildet. Die Ausfahrt befindet sich in der Moltkestraße und wurde bewusst von der Zufahrt getrennt, um den aufkommenden Verkehr zu entlasten.
Neben den Tiefgaragenstellplätzen siedeln sich an der Moltkestraße zusätzlich fünfzehn neue Anwohnerstellplätze an.
Auch die vorhandene Bushaltestelle in der Weißquartierstraße wird neu gestaltet und in das Gesamtkonzept integriert. Hierfür werden einzelne Streifen des Straßenbelages in den Platz gezogen und als Sitzbänke ausgebildet.


E N E R G I E U N D Ö K O L O G I E

Durch die Höhenunterschiede der Grünflächen zu den ebenerdigen, befestigten Flächen entstehen senkrechte Begrenzungen aus lackiertem Metall, in denen, durch gezielt gesetzte Ausschnitte, Möglichkeiten für die natürliche Belichtung und Belüftung der Tiefgarage geschaffen werden. Durch diese gezielten Ausschnitte, erzeugt die ausgeleuchtete Tiefgarage in den Abendstunden gleichzeitig die Grundbeleuchtung für die Gehwege.
Es werden Fahrradstellplätze im Bereich der Gastronomie angeboten und neben den PKW Stellplätzen auch Ladeplätze für E-Bikes und Elektroautos in der Tiefgarage zur Verfügung gestellt, um die Nutzung abgasarmer Verkehrsmittel zu fördern.


B E P F L A N Z U N G

Mit einer klima- und standortgerechten Bepflanzung wird eine positive klimatische Situation im Umfeld langfristig und nachhaltig sichergestellt. Als Bäume werden pflegeleichte Arten vorgesehen wie z.B. Platane, Lederhülsenbaum (Bienenbaum), Pagoden-Hartriegel, Immergrüne Magnolie, Japanische Nelken-Kirsche (rotblättrig), usw.. Die weitere Bepflanzung besteht aus einer Mischung von früh- als auch spätblühenden Sträuchern wie z.B. Schmetterlingsstrauch, Gräsern, Bodendeckern und Wildblumen. Diese fördern die Ansiedelung von heimischen Insekten und bieten ihnen eine Nahrungs- und Lebensraumgrundlage.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser schlägt drei landschaftlich ausgeprägte Schrägen vor, die sich auf eine zu kleine Fläche fokussieren: diese wird als zentraler Platz bezeichnet. Dieser Vorschlag findet im Modell eher Gefallen als im grafisch überladenen Grundrissplan. Zum Teil diagonale, ebene Wege schneiden hart in die Schrägen ein, die als „grüner Wall“ bezeichnet werden.
Eine nachvollziehbare Logik der Baumpflanzungen wird vermisst; die vorgeschlagene Lage und Größe der Bäume direkt über Tiefgarage wird angezweifelt. Die Arbeit respektiert durch die nahezu vollflächige Unterbauung durch die Tiefgarage archäologische Belange nicht. Insgesamt beurteilt wirkt die Arbeit artifiziell und nicht aus dem Ort abgeleitet.