Studienpreis „Konrad Wachsmann 2018“

Die Frage nach der städtebaulichen und nutzungsmäßigen Modernisierung und Revitalisierung städtebaulicher Großstrukturen in Ost und West ist von besonderer Aktualität und Bedeutung. Der vorgestellte Entwurf eines Bildungs- und Bürgerzentrums mit Volkshochschule, Stadtteilbibliothek und gastronomischen Einrichtungen in Leipzig Grünau schafft einen Quartiersmittelpunkt mit großer Attraktivität. Die städtebauliche Figur des Gebäudes bildet den neuen Endpunkt der überdimensionalen Stuttgarter Allee und fasst den östlich angrenzenden Straßenraum. Das aufgeständerte Erdgeschoss lenkt die steinerne Straßenachse nonchalant in die südwestlich anschließenden Freiräume um. Kritisch diskutiert wurde die Frage nach der Aufenthaltsqualität der öffentlichen Bereiche unter dem Gebäude.
Die Fassade erinnert nicht zufällig an vorgehängte Wabenstrukturen der 70er und fügt sich ganz selbstverständlich in die umgebenden Bauten aus ebendieser Entstehungszeit ein. Ein guter Vorschlag, den man gerne tiefer durchgearbeitet sähe. Der wohltuende Verzicht auf modische und selbstreferentielle Gestaltungselemente wird begrüßt; ein wenig störend sind die frei gesetzten Öffnungen in den geschlossenen Sockelpartien. Das komplexe Raumprogramm wird in gut geschnittenen und erschlossenen Grundrissen untergebracht.
Überzeugend ist auch die analytische Herleitung und grafische Darstellung. Der gewählte Stadtpunkt der Perspektive klammert jedoch die städtebauliche Umgebung fast vollständig aus und übersieht damit die eigentliche integrative Leistung dieses interessanten Entwurfs.