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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2018

Campus Klinik Arlesheim: Ersatzneubau Haus Wegman

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 37.000 CHF

Aeschlimann Hasler Architekten Partner

Architektur

stump & schibli architekten

Architektur

Mettler Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

RMB Engineering AG

Bauingenieurwesen

IBG Institut fĂĽr Beratungen im Gesundheitswesen

sonstige Fachplanung

HKP Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

Büro für Bauökonomie AG

Projektsteuerung

Jürg Stäuble

Kunst

KĂĽnzler Baubiologie Lehmbau

sonstige Fachplanung

Beratende Ingenieure Scherler AG

sonstige Fachplanung

BDS Security Design AG

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Das Projekt Mysa-Ita präsentiert einen wohlproportionierten Baukörper, der in der ersten Etappe ein Gleichgewicht zwischen Gebäude und Park etabliert. Drei Volumen werden zu einer Gesamtform zusammengeschoben, durch eine leichte Abweichung von
der Orthogonalität soll dessen harmonische Einbettung in die Parklandschaft gefördert werden. Innenhöfe und Terrassen verstärken den Bezug von Innen zu Aussen. Auch die vorgeschlagene zweite Etappe bewahrt die Massstäblichkeit des Projektes.
Ein durchgehend viergeschossiges Volumen wird in die Topografie eingepasst, ohne resultierendes Sockelgeschoss. Die Ausgangslage schafft Ăśbersichtlichkeit fĂĽr die innere Organisation. Der Haupteingang erfolgt sowohl fĂĽr den Pfeffingerhof wie auch fĂĽr
das Haus Wegman über einen gemeinsamen Eingangshof nördlich des Stollenrains und verbindet die beiden Häuser zu einem Ganzen. Ob der Eingang der Permanence im Norden des Gebäudes richtig liegt, muss geklärt werden. Dem Ita Wegman Haus
und der Villa wird genügend Distanz zum Neubau zugemessen, um sie als andersartige Architekturen in ihrer Eigenständigkeit zu bestärken. Eine einheitliche Fassadengestaltung unterstreicht das Bestreben der Verfasser, einen ruhigen, harmonischen Gesamteindruck
zu vermitteln.

Architektur
Der Anspruch, ein identitätsstiftendes architektonisches Konzept zu verfolgen, wird durch die Wahl der Materialien, weiche Formen in der Dachgestaltung und ein rhythmisches Ausklinken der Fensterpartien unterstützt. Lehm soll als Wandverkleidung aussen und
innen Ortsbezogenheit darstellen und Wärme und Geborgenheit vermitteln. Anthroposophisches Gedankengut wird für die Materialität und Formgebung als bestimmender Faktor zitiert. Ganz schlüssig ist die Übereinstimmung von Absicht und Darstellung nicht, jedoch tritt ein ernsthaft beabsichtigtes Eingehen auf die gestellte
Thematik zu Tage. Gemäss dem Beschrieb der Architekten besteht das Haus aus tragenden Fassaden, tragenden Kernen und einem Skelettbau. Dies wird in den Plänen nicht entsprechend dargestellt. Das Projekt weist jedoch in statischer Hinsicht keine Probleme auf. Der Aufbau der Fassade entspricht, wie bereits ausgeführt, dem
Ziel, Homogenität und Identität mit dem Ort und der Bestimmung des Gebäudes zu vermitteln. Auch eine Neigung zu dekorativen Gestaltungsansichten ist erkennbar; die verschiedenen architektonischen Mittel, die im Fassadenschnitt zum Ausdruck kommen (ebenso der Sonnenschutz), scheinen der ursprünglichen Absicht der Vereinheitlichung jedoch abträglich. Die Lichtführung der Innenräume wird durch die
drei Innenhöfe und die Öffnungen der Erschliessungswege zur Fassade bestimmt. Grosszügige Terrassen schaffen Aufenthaltsorte von hoher Qualität.
Die Farbgebung der Innenräume wird einheitlich dem warmen, erdbezogenen Ausdruck der Lehmwände untergeordnet. Die dadurch erzeugte Raumstimmung
wirkt freundlich und beruhigend auf die Benutzer.

Funktionalität
Funktionell überzeugt das Projekt in seiner Grundrissorganisation. Einzelne Situierungen von Räumen sind weniger schlüssig, jedoch austauschbar. Ob die geschwungene Treppe vom Eingangsgeschoss nur ins erste Obergeschoss für ein Krankenhaus
überzeugt, ist fraglich. Beabsichtigt wird damit ein grösserer Lichthof, betrieblich fordert dies jedoch den Wechsel auf die gegenüberliegende Treppenanlage – ein wenig schlüssiger räumlicher Ablauf. Den Patientenzimmern fehlt ein Gestaltungsansatz,
der über die bekannten Standardlösungen hinausgeht. Es wird jedoch nachgewiesen, dass ein zweites Bett platziert werden kann.

Therapiebereich
Das Konzept wirkt etwas massig, die Schwerekräfte überwiegen. Es scheint sich wenig in die spätere Wahrnehmungssituation hineinzuversetzen. Leider sind die Gänge möglicherweise etwas dunkel. Der Therapiebereich wirkt etwas undurchdacht: Zwei
Malateliers scheinen keinen direkten Aussenkontakt zum Tageslicht aufzuweisen. Physiotherapie und die anderen Therapien sind vermischt, die Abläufe sind
zum Teil nicht kompatibel.

Pflegebereich
Das Projekt ĂĽberzeugt mit funktional guter Struktur und mit einer guten Raumanordnung.
Qualitativ lässt die Ausnutzung der Fläche jedoch wenig Raum zum „Atmen“. Die Gestaltung der Flure im Bettentrakt erlaubt kaum die Möglichkeit sich zu begegnen und bietet keine atmosphärisch schöne Nischen. In den Patientenzimmern gibt es nur kleinere
öffnungsbare Lüftungsflügel.

Anthroposophische Betrachtung
Die warmen Farben und die Materialisierung betonen das Hüllende gut. Die Patientenzimmer versuchen diese Elemente aufzunehmen. Die Bewegungszonen sind hingegen deutlich funktionaler – längere und dunklere Gänge gewährleisten wenig
Geborgenheit. Die Formgebung des Gebäudes wirkt seelisch spannend
und angenehm. Die Grösse des Baukörpers wirkt eher mächtig und dominant. Das Fehlen eines freien Zugangs zum Aussenraum bei den Patientenzimmern schränkt die seelische Qualität des Patientenzimmers deutlich ein. Durch den Mangel an Begegnungszonen
ist die UnterstĂĽtzung der seelischen Entfaltung im Genesungsprozess gering.
In der Gestaltung der Fassade werden Elemente einer Ausstrahlung bzw. Unverwechselbarkeit sichtbar. Die getaktete Fassadengestaltung lässt keine Aufrichtekräfte oder andere identitätsstiftende Elemente entstehen.

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Das Projekt ist kompakt, weist eine dem Durchschnittswert entsprechende Geschoss- und Nettofläche aus und erscheint als wirtschaftlich in Erstellung und Betrieb.
Die Anforderungen an die Nachhaltigkeit erfĂĽllt das Projekt Mysa-Ita knapp, jedoch unausgewogen. Die Minergie-P Anforderungen werden sicherlich erreicht,
weitere Nachhaltigkeitsaspekte werden aber nur teilweise berĂĽcksichtigt. Grosser Optimierungsbedarf besteht bei der soziokulturellen und funktionalen
Qualität (generelle Aufenthaltsqualitäten – wenig Begegnungsmöglichkeiten in Verkehrsflächen, fast raumhohe Fenster, nur kleine Lüftungsflügel)
und bei der technischen Qualität, insbesondere bei der Reinigung und Instandhaltung (Fenster von aussen zu reinigen) sowie der Rückbau- und die Recyclingfreundlichkeit
(vom Prinzip her Massivbau mit Aussendämmung und als Witterungsschutz Lehmelemente).

Aussenraum
Der Freiraum besteht aus einer kuriosen Mischung cleverer Strategien, klassischer, gut gemachter Gartengestaltung und zeugt teilweise von fehlender Sensibilität. Der Entwurf brilliert durch den grosszügigen Park der, trotz des grossen Volumens der
zweiten Etappe, erhalten bleibt. Die Adressbildung zum Stollenrain gelingt als guter Vorplatz zwischen Pfeffingerhof und der neuen Klinik. Der Preis dafĂĽr
ist der grosse Parkplatz im Norden. Ein sicherer Fussweg entlang des Parkplatzes von der Bushaltestelle im Norden bis zum Haupteingang wäre nötig.
Die differenzierten Gartenräume sind gut platziert und besonnt. Die grosse Restaurantterrasse im Süden zum Park hin besitzt viele Qualitäten. Die
klassischen Gartenthemen von Vegetation, Wasser und Wege sind angemessen eingesetzt. Die heute identitätsstiftende Blutbuche müsste in Zukunft einen
wichtigen Ort, wie auch einen Beitrag zum Ort finden. Zu wenig sensibel wirken jedoch der sehr hohe Anteil undifferenzierten Hartbelages um das Haus herum
sowie der nackte Blick auf die massive SĂĽdfassade vom Park her. Verwunderlich bleibt der fehlende aber entscheidende Umgang mit der Topographie.
Der Parkplatz fällt zwischen den beiden Eingängen um drei Meter ab, während die Topographie der Südseite nicht beeinflusst wird.
Trotz genauen Angaben zu Pflanzen und Materialien bleibt der Entwurf etwas schematisch und formalistisch.

GesamtwĂĽrdigung
Die Qualität des Projektes liegt in der konzentrierten Form, die kurze Wege und Übersichtlichkeit zur Folge hat. Sie äussert sich insbesondere im Bezug
vom Gebäude zum Park, der selbst in der zweiten Etappe noch grosszügige Aussenräume ermöglicht. Auch die innere Wegführung ist differenziert und
ansprechend; sie gewährt unterschiedliche Bezüge zum Aussenraum im Park, in den Höfen und auf den Terrassen. Abgesehen von Formalismen überzeugt
das Projekt durch seine städtebaulichen und architektonischen Qualitäten.