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3. Rang 4 / 4

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2018

Campus Klinik Arlesheim: Ersatzneubau Haus Wegman

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 33.000 CHF

Flubacher Nyfeler Partner Architekten AG

Architektur

Zwahlen + Zwahlen

Landschaftsarchitektur

Kalt + Halbeisen Ingenieurbüro AG

Bauingenieurwesen

AGB Geissler AG

Projektsteuerung

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Kathrin Spring

Kunst

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Mit der Positionierung und Abtreppung der Baumassen reagieren die Verfasser auf die umliegenden Bauten und schaffen mit einer öffnenden Geste zum Pfeffingerhof und zum Stollenrain eine angemessene Hauptadressierung. Durch die Auslagerung der Verwaltung
in einen separaten Bau im Baufeld D soll eine Vermittlung zum Haus Lukas und zu den kleinmassstäblichen Bauten im Quartier erreicht werden. Die empfangende Geste zu Pfeffingerhof und Stollenrain bildet den Auftakt für das Prinzip des Hüllens
und Beschützens, welches sich später im Inneren fortsetzt. Durch die Abstufung der Baumasse tritt das Gebäude weitgehend zweigeschossig in Erscheinung.

Architektur
Durch die Rhythmisierung der Fassaden und die Materialität in Holz und Beton bekommt das Gebäude grundsätzlich einen vertrauten, soliden und auch warmen Ausdruck und tritt in Dialog mit Umgebung, Park und Gärten. Die Balkonnischen vor jedem
Zimmer verleihen der Fassade Tiefe und Kraft, führen aber auch zu einer repetitiven Rasterung, welche die Grösse betont. Auch im Eingangsgeschoss werden die Verglasungen, welche die Räume im Bereich der Gastronomieflächen ins Grüne orientieren, durch Holzelemente rhythmisiert. Prägendes Element für die Gliederung
und Orientierung im Inneren ist der mehrfach abgestufte Hof, an dem die Räume spiralförmig angelagert werden und wo das Licht bis tief ins Herz des Gebäudes dringt. Die Materialität ist der angestrebten natürlichen Haptik entsprechend gewählt und lässt eine freundliche und frische Stimmung erwarten – im Innenbereich mit
Holzelementen, Möbeleinbauten in Eiche, Kautschukböden – in den öffentlichen Bereichen mit geschliffenen Steinböden.

Funktionalität
Die Eingangshalle mit dem Empfang, die Gastronomieflächen wie auch die Erschliessungskerne sind übersichtlich positioniert und lassen neben kurzen Wegen für den Betrieb, eine gute Orientierung für Patienten und Besucher erwarten. Die Gangzonen auf allen Geschossen haben Blickbezüge in den Park aber auch in
den abgestuften Innenhof und ermöglichen so durch den steten Bezug nach Innen und Aussen eine gute räumliche Orientierung. Das Raumprogramm wird weitgehend gut erfüllt und ist in sinnvollen funktionalen Gruppen angeordnet. Ungünstig für den Betrieb
wirkt sich die Aufteilung der Therapie auf zwei Geschosse mit entsprechend zwei Empfangsstrukturen aus. Die IMC-Zimmer sind noch nicht gut positioniert. Die Anordnung und Gestaltung der Patientenzimmer überzeugt, auch für eine Doppelbelegung. Der jedem Zimmer vorgelagerte geschützte Balkon kann von Patienten und Besuchern
genutzt werden und als Ruheraum im Freien dienen. Sehr gut gelöst ist, hinsichtlich der Übersichtlichkeit, die Anordnung der Stationsräume.

Therapiebereich
Ein Konzept, was insgesamt Freude bereitet: Das Projekt wirkt hell, offen, freundlich und modern. Für den Therapiebereich ist die Trennung in zwei Hälften (unten, oben) zu bemängeln, wobei die Vereinfachung von Prozessen teilweise verunmöglicht
wird. Das verwendete Material vermittelt insgesamt einen frischen, hellen und guten Eindruck.

Pflegebereich
Das Projekt überzeugt mit grundsätzlich gut funktionierender Raumanordnung, welche die nötige Flexibilität zwischen den Abteilungen zulässt. Qualitativ schöne Patientenzimmer und die Begegnungszonen auf dem Flur ergeben eine rosszügige und harmonische
Wirkung auf den Patienten. Die vielen Ausblicke in den Aussenraum verstärken diesen Eindruck.

Anthroposophische Betrachtung
Die hüllenden Elemente sind durch die gewählte Grossform vorhanden (Schutz nach aussen). Die Patientenzimmer sind durch die Materialisierung und
die sorgfältige Gestaltung hüllebildend. Die vorgeschlagene künstlerische Gestaltung zeigt einen Ansatz, welcher heilende Elemente für Patientinnen und Patienten berücksichtigt, weshalb von einer insgesamt guten Hüllequalität ausgegangen werden
kann. In der Nähe der Patienten bieten die Balkone eine gute seelische Qualität. Begegnungszonen innerhalb der Abteilung sind rar und versprechen wenig Begegnungsqualität. Die Fassade und der gesamte Bau wirken mächtig. Abgebildet wird allenfalls die Qualität der Herausforderung. In Bezug auf die Identität fehlt der getakteten
Fassade ein Orientierungspunkt. Aufrichtekräfte lassen sich am Bau nicht ablesen.
Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit Das Projekt ist mit guten bis sehr guten Werten in allen Aspekten sehr ausgewogen. Die Minergie-P-Anforderung ist erfüllt. Ausserdem erreicht das Projekt sehr gute Werte im Wettbewerbsvergleich bei der
ökonomischen Qualität, u.A. dank guter Reinigungs- und Instandhaltungsfreundlichkeit (Zugänglichkeit generell überall gut gelöst). Im Vergleich ist das Projekt eher weniger kompakt, was entsprechend Auswirkungen auf die Investitionskosten und
die graue Energie hat. Der Gesamteindruck des Projektes ist trotzdem sehr gut.
Die Anforderungen an einen wirtschaftlichen und durchdachten Betrieb erfüllt das Projekt mässig bis gut: Die nicht überdachte oberirdische Warenanlieferung
ist bezüglich Schallemissionen problematisch. Der Gartenlandschaft fehlt das Gewächshaus. Die Zielkosten können nicht erfüllt werden. Dazu
trägt sicher die deutliche Übererfüllung des Raumprogramms bei, welche zu einer im Vergleich überdurchschnittlich grossen Geschossfläche führt.


Aussenraum
Das Erscheinungsbild des Parks wird durch das grosse Gebäude und die vielen Stützmauern sowie Fassaden geprägt. Die Verfasser gehen kaum auf diese Merkmale ein, als ob die Wichtigkeit der Thematik nicht erkannt wurde. Der im Text angekündigte
„angemessene, allseitig umlaufender Freiraum“ als „Haus im Park“ überzeugt wenig, wie auch die Behauptung, dass der Neubau sich dadurch ins kleinmassstäbliche Quartier einbettet. Nichtsdestotrotz werden einige weitere gestalterische
Momente richtig erkannt und schaffen einen positiven Beitrag zum neuen Ort: Die Adressierung beim Stollenrain mit separatem Fussweg zur Klinik
wie auch zum Pfeffingerhof entflechtet den Verkehr und schafft eine gute Orientierung. Ein Fussweg nach Norden zum Hirslandweg ermöglicht eine sichere Erschliessung. Die klare Adressierung zur Lukasklinik wird dadurch unterstützt. Die Dachterrassen werden vom Klinikpersonal sehr geschätzt. Der Bau wird so dargestellt, als ob die
vielen Terrassen zum Parks gehören. Dies steht im Gegensatz eines eher massiven Bauwerks mit wenig direktem Bezug zwischen dem Erdgeschoss und
dem Park. Als Weg ist lediglich ein gut nutzbarer Hauptrundgang ersichtlich, der eng an der Restaurantterrasse vorbei geht. Die heute identitätsstiftende Blutbuche müsste in Zukunft an bedeutender Stelle ersetzt werden.
Insgesamt wirkt der überladene Umgang mit der Topographie etwas fremd angesichts des heute sanft gestalteten Aussenraums. Es stellt sich die Frage, ob so eine Strategie an diesem Standort richtig gewählt ist.

Gesamtwürdigung
Mit dem Projekt Wolkendurchleuchter leisten die Verfasser einen gut durchgearbeiteten Vorschlag und auch bezüglich Nachhaltigkeit ein sehr ausgewogenes Projekt mit guten bis sehr guten Werten in allen Aspekten, welches aber v.a. durch den erhöhten
Flächenbedarf den Park zu stark verstellt und die Zielkosten nicht erreichen kann.
3. Rang 4 / 4