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Offener Wettbewerb | 09/2018

Neubebauung der Warft Treuberg auf der Hallig Langeneß

Perspektive Warft

Perspektive Warft

1. Preis / Zur Realisierung empfohlen

Preisgeld: 6.000 EUR

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Architektur

RABE LANDSCHAFTEN | ARGE STUDIO URBANE LANDSCHAFTEN

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

GEMEINSCHAFT
Die Halligen im nordfriesischen Wattenmeer stellen eine weltweit einmalige und schützenswerte Kultur- und Naturlandschaft dar. Durch ihre exponierte Lage im Wattenmeer sind die Halligen und ihre Bewohner vom Meeresspiegelanstieg und höheren Sturmflutwasserständen besonders betroffen. Wie keine andere Landschaft stehen die nordfriesischen Halligen als Sinnbild für den „Kampf mit dem Blanken Hans.
Diesen besonderen Voraussetzungen muss eine Neubebauung der Warft Treuberg standhalten. Zwischen dem romantischen Bild der „schwimmenden Träume“ (Theodor Storm) und dem Leben mit den der Naturgewalten erfüllt die Warft Treuberg gleichzeitig mehrere Rollen: Sie ist ein Zuhause, ein Arbeitsplatz, ein Schutz- sowie Erholungsort. Die Bewohner haben seit je her eine besondere Beziehung zu ihrem Lebensraum – der Kampf gegen die Elemente hat sie als Gemeinschaft zusammengeschweißt. Auf beengtem Raum halten sie den Blick stets in die Weite der Natur gerichtet.

STÄDTEBAU
Aus diesen Gründen rücken die Gebäude der neuen Warft Treuberg, wie Schafe auf der Weide zusammen und bilden ein Gesamtensemble. Dieser Zusammenhalt wird durch ein gemeinsames Dach geschärft, welches auch bei schlechtem Wetter einen sicheren Austausch unter den Bewohnern gewährleitet.
Alle Gebäude erhalten eine Ost-West Ausrichtung um die Wetterseiten zu minimieren. Dies führt zu einer Anordnung um den neuen Warft Mittelpunkt, den Treuberghof, welcher gleichzeitig Park, öffentlicher Platz aber auch Markplatz sein kann. Er bildet den Mittelpunkt des gemeinschaftlichen Lebens auf der Warft. Alle öffentlichen Räume öffnen sich zu ihm und beleben somit den Platz. Eine Ausstellung über die Arbeit des LKN bietet Besuchern einen Einblick in die Besonderheiten des Lebens auf der Hallig.

ORGANISATION
Das Haupthaus, welches sich im Westen der Warft befindet öffnet sich nach Osten zum Hof. Hier befinden sich Räumlichkeiten für den Kaufmann sowie die Postannahmestelle. Das Café und der Sitzungsraum orientieren sich nach Süden und bieten so, inklusive einer großen Sonnenterrasse Blicke auf die Nordsee. Im Erdgeschoss des südwestlichen Wohngebäudes befindet sich eine zum Hof orientierte Kneipe. Die Krankenstation sitzt im Erdgeschoss des südöstlichen Wohngebäudes, sie ist leicht vom Platz zu erreichen und bietet den Patienten im Süden innen- sowie außenliegende Ruhebereiche mit Blick auf die Nordsee. Die Bauhöfe der Gemeinde sowie der LKN werden zu einem gemeinsamen Bauhof kombiniert, so werden auch hier der Austausch und die Gemeinschaft gefördert.
Der Bauhof öffnet sich nach Osten und bietet genügend Stellplätze sowie Lagerflächen um den Bedarf der Hallig abzudecken. Im Obergeschoss des östlichen Gebäudeteils befinden sich weitere Lagerräume. Die LKN erhält außerdem die Möglichkeit sich über einen Informationsraum auf dem öffentlichen Platz zu Präsentieren und für den Küstenschutz zu werben. Im Obergeschoss der Häuser befinden sich Wohnungen für die Hallig Bewohner sowie für die Mitarbeiter des Bauhofes. Des Weiteren verfügt jedes Haus über einen Schutzraum.

FREIRAUM
Der Freiraum der Treubergwarft gliedert sich in den traditionellen und historischen Fething im Nordwesten, Terrassen im Süden, den Wirtschaftshof im Osten sowie den zentralen Treuberghof. Der Treuberghof in der Mitte ist eine offene Platzfläche mit Aufenthaltsbereichen, kleinen „Warftgärten“ und einem neuen, zeitgemäßen Fething. Der Fething speichert das Regenwasser zwischen, das als Brauchwasser in den Gebäuden und für den Garten genutzt werden kann. Er kann mit seinen Versorgungsfunktionen für die gesamte Hallig eine zentrale Funktion: ein moderner Anger für die Dorfgemeinschaft und die Besucher. Die wirtschaftlichen Flächen bestehen aus dem Bauhof mit der Erschließung von Stellplätzen und Lieferzonen sowie Obstbaumwiesen. Der Bauhof stellt außerdem den Landunterbereich für das Vieh dar. Die Gebäude weisen kleine windgeschützte Terrassen auf. Von Hier aus haben Besucher wie auch Halligbewohner Rückzugsräume und gleichzeitig den Blick in die weite Landschaft.

ARTENVIELFALT AUF DER WARFT
Das Wattenmeer und die darin liegenden Halligen und Warften stellen seltene Lebensräume dar, Der Erhalt der heimischen Flora und Fauna steht im Vordergrund.
Die Strauchvegetation am Fething besteht aus windbeständigen heimischen Arten: Weiden (Salix cinerea / Salix aurita / Salix alba), Schwarzem Holunder (Sambucus nigra), Weiß- und Schwarzdorn (Crataegus monogyna / Prunus spinosa) sowie Hunds-Rosen (Rosa canina) zusammensetzen. Der Weiß- und Schwarzdorn eignen sich durch ihren dichten Wuchs außerdem zum Pflanzen von Windschutzhecken. An windgeschützten Stellen können Obstgehölze gepflanzt werden. Wenn möglich sollten alte Arten verwendet werden. Damit können auch auf der Warft Rückzugsorte und Nahrungsquellen für z.B. Zugvögel wie Fitis und Zilpzalp geschaffen werden. An den Säumen der Fethinge wächst Schilf auf, um das traditionelle Bild zu erhalten aber auch um Rückzugsorte für die Fauna zu schaffen.

MATERIAL, FORM UND ENERGIE
Die Dachformen bieten eine zeitgemäße Interpretation der traditionellen Reetdachhäuser.
In der Materialwahl der Oberflächenbekleidung sowie der Konstruktion stehen Langlebigkeit und Robustheit im Fokus. Holz kommt als nachwachsender Rohstoff neben einigen Sichtoberflächen in Türen, Handläufen Blendelementen (Lärche) besonders in der Unterkonstruktion von Dach und Fassade zur Verwendung. Eine Holzrahmenbauweise lässt sowohl einen hohen Vorfertigungsgrad (und damit eine kurze Bauzeit) als auch die Herstellung vor Ort durch regionale Zimmereibetriebe zu. Die äußere Haut wird durch eine Deckung aus roten Klinkerschindel abgeschlossen, die mittels einer rückseitigen Konstruktion befestigt wird. Die Schindeln können weder durch Stürme gelockert noch manuell entfernt werden. Die Montage des Steins ist technisch völlig anspruchslos und erinnert an die jahrhundertealte, traditionelle Montage von Hohlpfannen.
Der einheitliche Stein verleiht den Gebäuden ein einheitliches Erscheinungsbild und nutzt dabei gleichzeitig die bekannten Vorteile einer Ziegelfassade. Das Ensemble erhält eine markante, zeitgemäße Fassade und knüpft dabei gleichzeitig in Form der handgefertigten Steine an traditionelle, regionale Baustile an. Rotfarbene Photovoltaik und Solarthermieelemente liegen „intarsiengleich“ in den südlichen Dachflächen und versorgen die autarken Gebäude.
Perspektive Treuberghof

Perspektive Treuberghof