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Offener Wettbewerb | 09/2018

Neubebauung der Warft Treuberg auf der Hallig Langeneß

2. Preis

Preisgeld: 4.500 EUR

Daniel Zajsek Architekten

Architektur

G2 Landschaft PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitthema des Entwurfs ist die Verbindung von Tradition und Innovation, wobei die Typologie des historischen Dreiseitenhofs architektonisch und konstruktiv neu gedacht und damit zu einem eigenständigen Thema wird.
Vier untereinander parallel verschoben angeordnete Häuser bilden ein kompaktes Gebäudeensemble, dessen Kubatur Außenräume unterschiedlicher Qualität schafft und das sich zur Landschaft hin öffnet.
In der Grundform folgen die einzelnen Gebäude dem Motiv des friesischen Langhauses mit ausgeprägtem Satteldach und orientieren sich damit an der historisch bewährten Bauweise der Halligen, hier variiert in Breite, Höhe und Länge - die Gestaltung ist für Langeneß identitätsstiftend und wirkt zugleich vertraut.
Mit seinem ruhigen, einfach strukturierten Erscheinungsbild und den begrünten Dachflächen fügt sich der Entwurf harmonisch und selbstverständlich in die weite, flache Landschaft des Wattenmeeres ein.
Die vorgehängten Holzlamellen schließen bündig mit den Traufseiten ab und zeichnen so allseitig ein präzises Bild des Baukörpers, geben ihm Kontur und markieren ihn als eigenständigen Solitär in exponierter Lage.
Die Abstände der Fassadenlamellen werden in den Bereichen mit Glasfassaden größer und erlauben so Ein- und Ausblicke in Nord - / Südrichtung ohne die Homogenität des Fassadenbildes aufzulösen.
Die deutlich zu den Dachkanten zurückgesetzten, transparenten Giebelfassaden in filigran konzipierter Metall- Glaskonstruktion lösen den monolithischen Charakter des Baukörpers in diesen Bereichen auf, schaffen überdachte Freiräume und verleihen ihm zugleich eine Leichtigkeit und Offenheit, durch die die Natur förmlich hindurchfliest.
Die Möglichkeit der natürlichen Belüftung der oberen Einheiten ist durch automatische Kippflügel in der Fassade und Dach gewährleistet. Geschlossene Türportale markieren jeweils den Eingang in die Häuser und betonen so die klare Abgrenzung der Funktionen.
Im Innenraum entsteht durch die konstruktive Verwendung von Schichtholzelementen in Verbindung mit geschliffenem, weißen Estrichboden ein natürlicher und doch klar zeitgemäßer Raumeindruck, der die Konstruktion zeigt und der das klare, äußere Gestaltungskonzept fortführt.
Aus der Vorgabe heraus einen sicheren Fluchtraum zu schaffen bildet der massive Kern ein „Haus im Haus“, das auf Grund seiner hellgrauen Sichtbetonoberfläche im Raum wahrnehmbar ist.
Durch die Rahmenbauweise entstehen partiell Raumnischen, deren Nutzung konzeptionell je nach Bedarf als offene Regalwand oder als geschlossener Stauraum gedacht sind.
Um den Außenraum auch bei extremer Witterung geschützt nutzen zu können überspannt in Teilbereichen ein Dach den Innenhof und fügt dadurch räumlich die Gebäudekubaturen zu einer Einheit zusammen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser fügen die Gebäude konsequent zu einer baulichen Einheit zusammen.
Anders als in anderen Lösungen wird auf einen zentralen Platz zugunsten differenzierter
Freiräume nach außen verzichtet. Unterschiedliche Nutzungen erhalten eine
einheitliche Architektur, werden jedoch gemäß ihrer Nutzungsanforderungen unterschiedlich
geprägt.

Die aus vier Häusern bestehende Anlage orientiert sich mit den gläsernen Giebeln nach Osten und Westen. Durch gegeneinander Verschieben entstehen gestaffelte Freiräume unterschiedlicher Art und Größe zum Warftrand und zum Fething. Die bauliche Masse wird als Landschaftsformation begriffen und skulptural umgesetzt. Als Bebauung wird das Ensemble von Ost und West zur verdichteten Warft, während es mit der Langhausseite von Norden und Süden ruhige Ansichten zeigt, die in der Erdgeschosszone Differenzierungen aufweisen.

Die Umsetzung nordisch, skandinavisch anmutender Architektur – auf einer Hallig –
wird bei aller Wertschätzung kritisch hinterfragt. Gleiches gilt für die vorgestellten
Materialien Holz und großflächige Verglasungen die gemeinsam die Architektur prägen.

Die systematische Durchbildung der Konstruktion überzeugt. Gleiches gilt für die
angebotenen Grundrisse. Die Verkehrsanbindung ist schlüssig und führt zu einer
nutzungsbezogenen Trennung. Die Flächenkennwerte und Rauminhalte sind
angemessen und wirtschaftlich.

Gleichwohl der geäußerten Kritik bietet die Arbeit einen innovativen und überzeugenden
Ansatz.