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Mehrfachbeauftragung | 06/2018

Neue Mitte Porz - Qualifizierungsverfahren Haus 2 und 3

Neue Mitte Porz

Neue Mitte Porz

2. Preis / Haus 2

Preisgeld: 5.000 EUR

Max Dudler GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Die neue Mitte in Porz erhält durch die Neubaumaßnahme wieder ein erkennbares Gesicht, das sich klar der Idee der europäischen Stadt verpflichtet, mit ihren Differenzierungen und Kontinuitäten von Körper und Raum - Haus und Stadt, Platz, Straße und Gasse.

Schon die als gegeben vorausgesetzte städtebauliche Figur entsteht durch das Zusammenspiel der Baumassen mit den inneren und äußeren Hohlräumen der Stadt und erzeugt einen Baukörper, der sowohl als aus Einzelhäusern zusammengesetzter Block, als auch als raumdefinierendes Einzelhaus mit städtischer Silhouette gelesen werden kann. Die Platzierung der Blocks ermöglicht eine sowohl raumdefinierende als auch raumverdrängende Lesart der beteiligten Elemente. Dabei liegt die beherrschende Figur-Qualität entweder bei der Körper- oder bei der Raumform. So bildet sich eine Bauform, die in städtischer Ambivalenz sowohl Körperfigur als auch Raumkontur ist.

Die vorgeschlagene Fassade ist als eine Art schwere, raumhaltige Wand zur Aufnahme der Außenbereiche im Innenbereich zu verstehen. Sie ist nicht ausschließlich Raumgrenze, sondern durch ihre mit der Loggia gegebene Aushöhlung als Erweiterung des Raumes zu verstehen. Sie macht die strikte Trennung zwischen den Welten durchlässiger und staffelt sie in die Tiefe. Der so entstandene Zwischenraum gehört zugleich dem Innenraum und dem Außenraum an, bildet aber weder deren fließenden Übergang noch deren Trennung, sondern hat eine komplementäre Funktion als Formvermittler für beide Seiten.

Die wohlkalkulierte Massivität und Porosität dieser Konstruktion besitzt ein eigenes Massevolumen und ist zugleich Wandkörper und Wandraum. Als eine Art Loggia stellen die Hohlräume eine weitere Raumkategorie zwischen Innen- und Außenraum dar, die den Charakter eines individuellen Zwischenraums besitzt und individuelle, wiedererkennbare Orte des Aufenthalts in der Zwischenzone von öffentlich und privat ermöglicht.

Die erratische Durchfensterung in gleichsam „Petersburger Hängung“ unterstützt die Zähl- und Wiedererkennbarkeit bei dieser städtischen Adressbildung.

Die Materialwahl für die Fassade variiert das übergeordnete, auch im Städtebau vorhandene Thema der sowohl raumbildenden als auch raumverdrängenden gravitätischen Wand und deren partielle Schließung: So kommt ein geschichteter, bzw. vermauerter Ziegel als äußere Schale zur Anwendung, dessen Fugenbild einen leicht herausquellenden Mörtel im Fugenglattstrich, gleichsam in Umkehrung der Thematik der Aushöhlung als besonderes Qualitätsmerkmal aufweisen soll.

Die bewusste Erzeugung von Webfehlern in der ansonsten ebenmäßigen Verflechtung der Rasterung verankert die Lesart subtil auf der Seite von Massivbau und Lochfassade. Die Fenster springen je nach örtlicher Anforderung leicht in Ihrer Brüstungshöhe und Anordnung und erzeugen das Bild einer leisen Bewegung, die die unterschiedlichen Gebäude(in)formationen zu reflektieren vermag.

Heruntergeschliffen auf die Essenz ihrer Figurqualität wird die Kubatur auch auf dem Dach in der gleichen Ziegeltextur verkleidet wie die Fassade und erzeugt so eine monolithische Gestalt, die sich dem ursprünglich durch die städtische Parzelle begründeten kleinteiligen Zusammenhang zugunsten einer Mehrfachlesbarkeit zwischen Blockfigur und Einzelhaus wirksam zu entziehen vermag. Auch hier changiert das Bild gleichsam in produktiver, wohlkalkulierter Unschärfe unterschiedlicher Lesbarkeiten.

Mitarbeiter: Bernhard Moeller, Marco Ullrich, Revekka Merson, Ayshin Soydan, Petra Sidler

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude mit seinen fünf gleichmäßigen Giebeln ist eine elegante Erscheinung mit skulpturalem Charakter. In die monolithische Struktur werden Öffnungen unterschiedlicher Größe mit schrägen Laibungen eingewoben, die richtigerweise auch die Giebel einbeziehen.

Die versetzte Anordnung erzeugt auf der Straßenseite eine abwechslungsreiche Lebendigkeit. Im Vergleich zur 1. Phase wurde die Zahl der schrägen Laibungen jedoch erhöht. Die Fassade wirkt damit insgesamt „löchriger“, in ihrer Plastizität überbetont und etwas unruhig. Dies betrifft auch die Erdgeschosszone, bei der unterschiedliche Adressen stärker hervorgehoben werden sollten.

Im Grundriss wirken die unterschiedlichen Fensterpositionen beliebig und schränken die Möblierbarkeit der Wohnungen ein.

Die Umsetzbarkeit der vorgeschlagenen Fassaden- und Dachausführung innerhalb des engen Kostenbudgets im geförderten Wohnungsbau wird kritisch gesehen.

Der Beitrag überzeugt mit seiner durchgängigen und in hoher Qualität umgesetzten architektonischen Haltung. Jedoch wird der Entwurf wegen seiner großformatigen Gestalt und hinsichtlich seiner Maßstäblichkeit im städtebaulichen Kontext insgesamt kontrovers diskutiert.
Neue Mitte Porz Frontansicht

Neue Mitte Porz Frontansicht

Neue Mitte Porz Seitenansicht

Neue Mitte Porz Seitenansicht

Neue Mitte Porz Seitenansicht

Neue Mitte Porz Seitenansicht