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Mehrfachbeauftragung | 09/2018

Umgestaltung Willy‐Brand‐Platz in Gladbeck

1. Rang

studio grüngrau Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Lindschulte Ingenieurgesellschaft mbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Willy Brandt Platz, Gladbeck

Mit der Neugestaltung des Willy Brandt Platzes wird ein weiterer wichtiger Baustein zur Revitalisierung der Innenstadt umgesetzt. Dem wunderschönen unter Denkmalschutz stehenden Rathaus wird ein adäquater Platz „zur Seite“ gestellt. Dabei möchten wir allerdings nicht sämtliche Bestandteile des bestehenden Platzes in Frage stellen. Vielmehr möchten wir die guten Ansätze und insbesondere den alten Baumbestand erhalten. Ziel ist es, eine homogene Platzgestaltung zu entwerfen aus zeitgenössischen und älteren Elementen.

Es erfolgt eine einheitliche Oberflächengestaltung bis zu den angrenzenden Gebäuden. Die notwendige Fahrtrasse wird im „shared space“ Prinzip ausgebaut und in dem gleichen Farbton hergestellt.Die bestehenden und erhaltenswerten Bäume werden um einige Bäume auf dem Platz ergänzt um eine bessere Rhythmisierung zu erreichen. Alle Bäume erhalten ein Lichtraumprofil auf 4,50 m, so dass keinerlei Einschränkungen zur Nutzung des Platzes entstehen. Die vorhandene Großbühne wird zwischen Fahnenmasten und dem neuen Baum angeordnet. Sollte hier weiterhin eine andere Stellfläche vorgesehen werden, kann selbstverständlich der Baumstandort noch optimiert werden. Durch das „Aufasten“ wird der Platz luftiger und auch in den Abendstunden übersichtlicher. Zentrale Elemente auf dem Platz sind die bestehende Sitzbank und das Wasserobjekt. Beide Elemente werden erhalten und entsprechend ergänzt.

Das Wasserspiel wird mit runden Sitzbänken und einem weiteren Baum akzentuiert um den Aufenthaltscharakter zu stärken. Weiterhin wird in diesem Bereich die Platzoberfläche um ca. 30 cm angehoben, so dass die bestehende Treppenanlage reduziert werden kann und der Platz deutlich an Qualität gewinnt. Kleinere Spielobjekte sind hier zudem vorgesehen.

Die große runde Sitzbank wird neugestaltet und mit Sitzauflagen versehen. Zukünftig soll ein sitzender roter Willy Brandt die Menschen zum Verweilen einladen. Neue Bäume sind u.a. auch vor der Gastronomie vorgesehen um diesen Bereich weiter zu akzentuieren. Ebenfalls wird die Baumreihe in der Friedrich-Ebert-Straße nach Norden bis zur FGZ ergänzt. Kleinere Pflanzkübel mit der eingefrästen Stadtsilhouette von Gladbeck grenzen den Gastronomiebereich gegenüber dem allgemeinen Platz ab. Die Fahrtrasse wurde in ihrer Lage optimiert damit eine größere Außenfläche der Gastronomie entstehen kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Bewertungsgremium lobt die Arbeit von FSWLA Landschaftsarchitektur GmbH, weil sie die Aufgabenstellung der behutsamen Weiterentwicklung des Bestands sehr gut meistert, dabei den Charakter und die bereits vorhandenen Qualitäten des Platzes gestärkt und gleichzeitig neu interpretiert hat.
Der Entwurf stärkt die vorhandenen Strukturen, zeigt aber gleichzeitig eine hohe Flexibilität und Offenheit. Die Planung erscheint insgesamt im positiven Sinne sehr angemessen, ohne den Platz zu überladen. Der Entwurf bespielt drei Leitmotive: großkronige Solitärbäume als Hauptdarsteller des Platzes, Rundbänke und die gute Nutzbarkeit des Platzes für Kultur/Veranstaltungen.
Diese drei Leitmotive knüpfen gut an die auch bisher bei der Innenstadtentwicklung wichtigen Schwerpunkte an. Der Entwurf erzeugt durch die geschickt gewählte Stellung der alten und neuen Bäume, eine gute Raumbildung und ein attraktives Wechselspiel aus sonnigen und schattigen Bereichen. Durch die an den richtigen Standorten ergänzte Begrünung erfährt der Platz eine hohe Qualitätssteigerung. Das Thema „Bäume“ wird zum zentralen Motiv der Platzgestaltung. Hervorgehoben wird, dass der Platz durch die Verschiebung von Fahrbahn, Fahnenmasten und Stufen parallel zum historischen Rathaus eine große Ruhe und Selbstverständlichkeit bekommt. Zugleich werden die Flächen der Außengastronomie ihrer Bedeutung angemessen vergrößert und aufgewertet.
Die runden Bänke laden zum zwanglosen und kommunikativen Treffen ein. Hingegen ist die Sitzstufenanlage vor dem Haupteingang (Bürgeramt) zwar ein attraktives Entwurfselement, aber der Standort ist ungünstig gewählt, da er die Laufbeziehungen einschränkt. Die sitzende rote Willy‐ Brandt‐Plastik wird als humorvolle Intervention, aber nicht als zwingender Entwurfsbestandteil betrachtet. Positiv beurteilt wird die Gestaltung des Übergangs zur Fußgängerzone mit der Verlängerung der bestehenden hellen Mittelzone aus der Hochstraße und dem zusätzlichen Baumstandort. Darüber hinaus ist zu erkennen, dass der Planverfasser das Spannungsfeld zwischen verkehrlicher Lösung und Schaffung von Aufenthaltsqualität verinnerlicht hat.
Die in der Visualisierung gezeigte sehr breite Trasse für den Busbegegnungsverkehr westlich der Fußgängerzone sollte jedoch in ihrer Dimensionierung überprüft und wenn möglich verschmälert werden. Auch an einer klareren wirksameren Verhinderung der widerrechtlichen Befahrung des Platzes durch Individualverkehr in Ost‐ West‐Richtung muss noch gearbeitet werden.
Die Art und Anmutung der Spielangebote als überdimensionale Kiesel wird kritisch hinterfragt, auch wenn die Positionierung gut erscheint. Insgesamt bietet der Entwurf eine sehr gute Grundlage für die Weiterentwicklung des Willy‐ Brandt‐Platzes, da er eine für den Ort passende und angenehme Atmosphäre schafft. Einige verkehrliche Fragestellungen sind allerdings im Detail noch weiter zu bearbeiten.