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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2018

Neuer Stadtteil Dietenbach

Zentrum Stadtteil Dietenbach

Zentrum Stadtteil Dietenbach

Engere Wahl

SMAQ Architektur und Stadt

Architektur

MAN MADE LAND

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHE UND FREIRAUMPLANERISCHE LEITIDEE

Eingebettet in den größeren landschaftsräumlichen Kontext, ist die Lebensqualität im neuen Stadtteil Dietenbach geprägt durch gut erreichbare landschaftliche Fliessräume mit eigenen Charakteren: Dreisam, Dietenbachpark, Käslepark und Grünband zum Quartier Rieselfeld. Jedes der vier geplanten Wohngebiete Dietenbachs steht über eine landschaftliche Fuge sowie durchlässige Ränder in engem Bezug zu den sich anschließenden Landschaftsräumen. Innerhalb der Quartiere, aus denen sich die Wohngebiete zusammensetzen, sind städtisch gefasste Platz- und Grünräume Mitten formuliert, die miteinander verknüpft sind. Landschaftliches Panorama, Ränder und verknüpfte Wohngebiets- und Quartierszentren bilden den Rahmen für die spezifische Urbanität Dietenbachs: Das sich innerhalb des Rahmens aufspannende urbane Gerüst besteht aus einer feinmaschigen Blockstruktur, die durch einen mehrheitlich parzellenbasierten Städtebau eine große Vielfalt der Bebauung ermöglicht. Durch urbane Schwellen, bestehend aus aufgeweiteten Straßenräumen und Vorzonen sowie durch offene, hohe und kommunizierende Erdgeschosse und Eingangsbereiche werden vielfältige Aneignungsmöglichkeiten und belebte Straßenräume geschaffen.

Stadt im Landschaftsraum, Landschaft in der Stadt
Qualität und Gefüge des neuen Stadtteils sind aus der vorgefundenen Landschaftsstruktur entwickelt. Die das Planungsgebiet durchlaufenden, Bachläufe des mäandrierenden Dietenbachs sowie des ehemaligen Käslebachs, stehen im Kontrast zu gradlinigen Gräben des angrenzenden Rieselfelds und der kanalisierten Dreisam. Diese Spuren der Kulturlandschaft sollen erhalten werden um einen unverwechselbaren Charakter im neuen Stadtteil zu schaffen. Ein kleiner und ein großer Stadtteilpark erweitern die Wasserläufe als Folge von Richtung wechselnden Räumen im Bereich des neuen Stadtteils. Die Parks formulieren Aussichten auf Schaulinsland und Kaiserstuhl und schaffen entlang ihrer Ränder attraktive Wohnlagen am Landschaftsraum.

Die Freiraumstruktur gliedert die Stadtstruktur in drei Streifen mit innere Stadträumen und zu den Landschaftsräumen orientierte, durchlässige Ränder mit offener Bebauung. Freiräumliche „Balkone“ und „Fugen“ in den Kehren der Mäanderstruktur ziehen die Landschaft gliedernd in das Zentrum des Stadtteils und in die kommunikativen Mitten der Quartiere.

Urbanität durch verknüpfte Mitten und städtische Räumlichkeit
Der Marktplatz ist die Ortsmitte des neues Stadtteils. Hier findet der Wochenmarkt statt, Gastronomie und Einzelhandel,Sttadtteiltreff sind hier Situiert. Dem städtischen Zusammenleben wird Raum gegeben.
Die Integration des abwechslungsreichen Stadtteiles erfolgt auf den verschiedenen Maßstabsebenen. Die Wohngebiete sind durch quer zu den Parks durch Wegebeziehungen in Freiraumfugen mit einander verbunden, während die städtisch gefassten Platz- und Grünräume in den Quartieren mit einander verknüpfte Mitten ausbilden.
Die stadträumliche Qualität des neuen Stadtteils ist gekennzeichnet wechselnde Raumfolgen, die durch die Landschaft motiviert sind. Räume öffnen und schließen sich in der Bewegung. Blicke werden „über Bande“ entlang der Parkränder geführt. Entlang der Haupterschließung tragen baulich gefasste Straßenräume zu einem städtischen Charakter bei. Fluchten werden durch solitärhafte oder abgewinkelt stehende Gebäude aufgefangen. In den Quartieren weiten sich die Wohnwege zu Platzräumen. Die zueinander versetze Anordnung der Baublöcke um die Quartiersmitten zentriert und öffnet das Wohnumfeld gleichermaßen. Die Orte im Quartier sind alltägliche Begegnungsmöglichkeiten für alle Altersgruppen. Ruhige Orte zum Verweilen, als auch Kinderspielplätze. Flächen für gemeinschaftliches Gärtnern, Mobilitätsstationen sind als Flächen für Regenwasserrückhaltung ausgebildet. Straßen im Quartier sind auch als Freiraum und Begegnungsraum zu verstehen und sind daher als ‚shared space’ gestaltet.

Aneignung erwünscht! Rahmen und Füllung
Das urbane Gerüst besteht aus einer feinmaschigen Blockstruktur und bietet vielfältige Füllmöglichkeiten durch einen mehrheitlich parzellenbasierten Städtebau.
Die Schnittstelle des privaten und öffentlichen Raums wird durch kleinräumliche und genau definierte Übergangsbereiche in Form von Vorgärten und Nischen bestimmt. Diese schaffen zur Wahrung der Privatheit Distanz und beleben den öffentlichen Raum durch private Aktivitäten gleichermaßen. Es wird zur Straße heraus gelebt. Private Hauseingänge zu Erdgeschosswohnungen der Geschosswohnungsbauten und hohe Erdgeschosse ermöglichen die Nutzung der straßenorientierten Räume auch für gewerbliche Aktivitäten, Dienstleistungen und soziale Einrichtungen. Besonderes Augenmerk wird bei der Gestaltung auf eine hohe Aufenthaltsqualität gerichtet. So ist auch der Schulcampus außerhalb der Schulzeit als Freizeitangebot nutzbar.
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EINBINDUNG IN DEN STADTRÄUMLICHEN, FUNKTIONALEN UND LANDSCHAFTLICHEN KONTEXT

Landschaft
Der neue Stadtteil Dietenbach gliedert sich in den landschaftlichen Kontext ein, die Fliessgewässerstrukturen des Dietenbachs und des Käslebachs werden durch großzügige Freiräume erweitert. Der Käslebach wird als wichtige Kultur- und naturlandschaftliche Spur erhalten. Sein Verlauf wird in Teilen modifiziert, hochwassergeschützt und kontrolliert in den Dietenbach eingeleitet, der dafür neu ausgebaut wird. Die neue große Stadteilpark setzt den bestehenden wichtigen Erholungsraum Dietenbachpark mit vielen Freitzeit- und Sportangeboten fort. Der Park ist so gestaltet, dass er die Innenstadt mit Frisch- und Kaltluft versorgt. Die ehemalige Kulturlandschaft mit ihrer offenen Feldstruktur, die vom Dietenbach durchquert wird, beinhaltet viele schützenswerte Bäume und Biotope und prägt maßgeblich den Charakter des neuen Stadtparkes. Der Bach wird auf beiden Seiten mit Überflutungsbereichen erweitert. Diese topografisch modellierten Auenlandschaften mit einzelnen Gehölzgruppen sind als naturbelassene Wiesenflächen gestaltet und eignen sich für Erholungs- und andere Aktivitäten. Innerhalb des Parks wird ein Kontrast zwischen dem intensiv gestalteten Freiraum entlang des Erschließungsrahmens mit vielen Freitzeitaktivitäten und dem eher naturbelassenen Freiraum der Mitte, der Orte für individuelle Freiheiten und Nischen für abenteuerliches Spiel schafft, aufgebaut.
Sichtbeziehungen zum Schwarzwald / Schauinsland und auf Kaiserstuhl werden aus den beiden größeren Parks einbezogen und in Szene gesetzt; die Parkränder sind so ausgerichtet, dass sie die Blicke führen. Der im Norden liegende Wald wird als Vegetationsstruktur in die Innenbereiche der Blöcke charakterbildend fortgesetzt.

Äußere Ränder
Der neue Stadtteil Dietenbach liegt in guter Nachbarschaft zum Stadtteil Rieselfeld. Ein Grün- und Sportband bildet einen gemeinsam genutzten Saum. Die bestehende Sportanlage Hirschmatten wird mit den Dietenbacher Sportflächen komplementiert. Die Schulen liegen am Band und sind, Synergien ermöglichend, über die Rieselfelder „Diagonale“ Carl-von-Ossietzky-Straße mit dem dortigen Schulstandort verknüpft.

Entlang der äußeren Ränder der B31a und Besançonallee wird auf die Emissionen mit einer Lärmschutzwand, filternden Baumsäumen und einer zu ruhigen Innenbereichen orientierten Bebauung reagiert. Entlang der B31 sind das Mischgebiet mit gut sichtbaren „urban factories“ in den unteren Geschossen der Wohn- und Gewerbehöfe sowie lärmschützende Hochgaragen angeordnet. Die Kfz-Kunden- und Lieferverkehre werden über Sammelstrasse vom Rand her angedient, während die Radfahrer- und fußläufige Erschließung sowie die Anbindung an die Haltestelle des öffentlichen Nahverkehrs über die Hofinnenbereiche erfolgt.

MAßSTÄBLICHKEIT, GLIEDERUNG UND ORIENTIERUNG

Der Stadtteil gliedert sich in vier Wohngebiete, die jeweils in zwei bis drei Quartiere untergliedert sind. Diese „Versorgungsebenen“ bilden eigenen Identitäten mit städtebauliche Entrees aus, sind räumlich erfahrbar und miteinander verknüpft; jedes Quartier mit ca. 300-400 Wohneinheiten bildet ein prägnantes Wohnumfeld mit einer jeweils aus der stadträumlich-landschaftlichen Lage abgeleiteten Dichte, eigenem Charakter und Mitte in Form eines Quartierplatzes oder Quartiersparks, sowie einem durchlässigen Randbereich mit zur Landschaft orientierter Bebauung.

Ein Marktplatz, als Stadteilmitte, wird durch eine Fuge zwischen den Wohngebieten gebildet und durch ein bauliches Ensemble markiert. Hier werden die verschiedenen Richtungen (Stadtbahn, Radachse, Boulevard) gebündelt und umgelenkt.

Das Konzept der Ränder, Mitten und Entrees bildet sich auch in der Höhenentwicklung des Stadtteils ab. Die durchschnittliche Geschossanzahl beträgt drei für Einfamilienreihenhäuser und vier für Mehrparteienhäuser und Geschosswohnungsbau. In den beiden zentralen Quartieren sind die Gebäude fünf-geschossig. Entlang der äußeren Ränder reagieren sechs-geschossige Gebäude schallschützend auf die Emissionen. Die inneren Ränder – entlang des Boulevards und Marktplatzes werden ebenfalls sechs-geschossig vorgeschlagen, wobei die oberen beiden Geschosse zurückgesetzt sind. Die Ränder entlang an der Landschafträume werden durch sechs-geschossige punktförmige Gebäude und Riegel rhythmisiert.
Die Orientierung innerhalb des Stadtteils wird durch die Markierung der beiden Haupteingänge des Stadtteils durch acht- bis neun-geschossige Hochpunkten eingeleitet. Die Führung der zentralen Achse Rieselfeld, Marktplatz und Fahrradbrücke zur Dreisam wird mit wechselnd gesetzten acht- bis neun-geschossigen Hochpunkten als Eckausbildungen des zentralen Ensembles sowie als Brückenköpfe am Park akzentuiert.

FLEXIBILITÄT UND VARIABILITÄT DER STÄDTEBAULICHEN KONZEPTION

In Dietenbach formulieren Freiräume und Wegenetz das Grundgerüst. Damit wird ein wichtiger Bezug zur Landschaft, die für das urbane Gefüge ausschlaggebende Hierarchie und die Verknüpfungen der Wohngebiete und Quartiere untereinander sichergestellt. Eine kleinteilige Parzellenstruktur, insbesondere in den inneren Bereichen, soll eine spätere Umnutzung und Anpassung der Bebauungsstrukturen an sich verändernde Anforderungen erleichtern.
Innerhalb dieser Rahmensetzungen ist die Bebauungstypologie von Block und Blockrandbebauung die Deklination von Rahmen und Flexibilität in den kleineren Maßstab – mit Bezug auf Dichte, Funktion, Entwicklungsmodell und Nutzerschaft. Der Block ist zunächst eigenschaftslos und kann variabel gefüllt werden: Je nach Lage und Bedarf werden geschlossene und offene Blöcke ausgebildet; abhängig von Nutzerschaft und Projektentwickler sind im Blockrand verdichteter Eigenheimbau sowie Mehrparteienstadthäuser und Geschosswohnungsbau möglich. Der Block als Rahmen erlaubt auch die Umsetzung des „Tübinger Modells“ der Baugruppen. Parzellierung, Funktion, Dichte und Bebauungstypologie können flexibel gehandhabt werden. Dabei sollten zwei städtebauliche Regeln eingehalten werden:
1. „Urbane Schwellen“ im Bereich des Erdgeschosses mit einer höheren und damit flexibleren lichten Geschosshöhe; 2. Baulinien zum öffentlichen Raum für den Bereich des 2-4 Geschosses, die oberen Geschosse können gegenüber der gesetzten Baulinie eine Dachlandschaft ausprägende Variabilität aufweisen.

Team:
SMAQ: Sabine Müller, Andreas Quednau mit Julia Streletzki, Eirik Stokke, Anne Sofie Solberg mit Man Made Land
Vogelschau

Vogelschau

Strukturplan

Strukturplan

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

1 Freiraumverbindungen - 2 Eingänge, Zentralitäten und Verknüpfungen - 3 Fließräume und Quartierszentren - 4 Quartiere und deren Ränder

1 Freiraumverbindungen - 2 Eingänge, Zentralitäten und Verknüpfungen - 3 Fließräume und Quartierszentren - 4 Quartiere und deren Ränder