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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2018

Beratungszentrum Sparkasse in Lingen

3. Preis

Riemann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau und Typologie
Der historische Stadtkern von Lingen ist bis heute wesentlich geprägt von schmalen Straßen, die von giebelständigen Häusern gesäumt werden. Auch am Marktplatz ist dieses Bild prägend; das Luftbild zeigt sehr deutlich die gleichgerichteten roten Dächer dieser Bebauungsstruktur, die dem Prinzip der Wiederholung und Reihung verpflichtet ist. Trotz der unterschiedlichen Baustile der Häuser ergibt sich dadurch ein harmonisches, beziehungsreiches Gesamtbild. An einigen Stellen ist dieses Prinzip durch große Häuser durchbrochen. Während die großen historischen Gebäude alle ein geneigtes Dach besitzen und dadurch typologisch anknüpfen, verzichten die neuzeitlichen großformatigen Häuser darauf und schließen mit Flachdächern ab. Auch das Sparkassengebäude am Markt 2 von 1969/70 ist ein solches Haus: ein typisches Kind seiner Zeit, das auf den gewachsenen Zusammenhang der unmittelbaren Umgebung wenig Rücksicht nimmt, sondern sich selbstbewusst als Solitär mit eigenen Gestaltungsregeln (über dem Erdgeschoss gleichsam schwebender Baukörper mit Flachdach, durch Fensterbänder starke Betonung der Horizontalen, Natursteinfassade) präsentiert.
Unser Vorschlag für die neue Sparkasse: ein Haus mit drei Dächern bzw. Giebeln und Fassaden in rotem Ziegelstein, das an die gewachsene Struktur der Stadt anknüpft und die vorherrschende Gebäudetypologie aufnimmt. Der nordwestliche Giebel bildet dabei eindeutig den Kopf der Burgstraße; hier wird sich auf der Ecke auch der schon vom Marktplatz aus gut sichtbare Haupteingang befinden.

Raumprogramm und Architektur
Die Umformung zu einem dreigliedrigen Gebäude entspricht der neuen inneren Struktur, in der die über ein Glasdach belichtete Kassenhalle das Zentrum des Hauses bildet.
Im Erdgeschoss gelangt man über eine kleine Arkade an der Gebäudeecke in die SB-Zone, die sich großzügig zur Kassenhalle hin öffnet. Hier präsentieren sich die einzelnen Funktionsbereiche übersichtlich vor dem Kunden: Zentral der Empfang mit angegliederter Dialogstation, an der Fassade Serviceelement und Wartebereich, im Inneren zwei Räume für die Kurzberatung. (evtl. weglassen). Es schließen sich die verschiedenen Büros der Kundenbetreuer (KB) bzw. der Individualkundenberater (IKB) an, die sich um eine Multizone mit Nebenräumen gruppieren. Das Büro des Geschäftsstellenleiters befindet sich an der Schnittstelle zur Kassenhalle. Im Rückraum der SB- Zone sind alle sicherheitsrelevanten Räume incl. Diskretkasse und Mietfachanlage untergebracht.
Über einen skulptural gestalteten Aufzug gelangt man von der Halle in die Obergeschosse. Im 1.OG sind die Räume des Firmenkundencenters, des private Banking und des Immobiliencenters untergebracht, jeweils angeordnet um eine Multizone. Die zur Kassenhalle offene Gestaltung ermöglicht eine gute Übersicht und Orientierung, Helligkeit auch in den inneren (Erschließungs-) Bereichen und trotz der Zonierung ein offenes, freundliches Raumgefühl.
Dieses Prinzip der Offenheit findet sich analog auch im 2. OG. Hier finden sich die Beratungsräume, sowie –als in sich abgeschlossener Bereich- das Casino samt Nebenräumen.
Im Dachgeschoss ist zum Markt hin der große Multifunktionsraum mit den zugehörigen Nebenräumen geplant. Dieser Raum ist als hoher Raum gestaltet, der sich bis unter das Dach öffnet und dadurch eine besondere Atmosphäre gewinnt. Das geflochtene Mauerwerk ist in der Giebelwand durchbrochen, es dient zur ergänzenden Belichtung des Saales und wird diesem eine ganz eigene Atmosphäre verleihen: Raumabschluss und Durchblickmöglichkeiten zur Stadt, die in den Abendstunden als schimmernd durchleuchtete Wand in Erscheinung treten.
Erreicht wird dieser Veranstaltungsbereich über ein neu eingefügtes Treppenhaus mit Aufzug, das den unabhängigen Zugang auch außerhalb der Geschäftszeiten gewährleistet. Das Pendant hierzu bildet im südöstlichen Flügel das bestehende Treppenhaus. Im Dach des Südostflügels ist die gesamte Haustechnik untergebracht.

Konstruktion und Materialien
Die Skelettkonstruktion des bestehenden Gebäudes wird weitestgehend unangetastet übernommen. Lediglich der Eingriff zum Einfügen des neuen Treppenhauses erfordert das Herausnehmen der Decken in diesem Bereich. Im Bereich der neuen Kassenhalle wird die Lichtkuppeldecke entfernt und das bestehende Tragwerk um weitere Stützen ergänzt, welche die galerieartigen Umgänge in den Obergeschossen und das Glasdach tragen. Das Glasdach ist als filigrane Stahlkonstruktion geplant, während die übrigen Dächer als freitragende, zimmermannsmäßige Konstruktionen aufgesetzt werden und mit roten Tondachpfannen gedeckt sind.
Die neuen Fassaden haben einen mehrschaligen Aufbau (tragendes Mauerwerk, mineralische Wärmedämmung, Vormauerziegel). Im EG sollen Stahlfenster zum Einsatz kommen, in den Obergeschossen Holz- bzw. Holz-Alufenster. Das Haus wird als Niedrigenergiehaus ausgelegt. Der regenerative Anteil wird durch Photovoltaikzellen, die in Teilflächen des Glasdachs integriert sind, gedeckt. Es gibt eine zentrale kontrollierte Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung: die Kanalführung erfolgt, wie auch die übrigen Installationen im Hohlraumboden.
Das innere Erscheinungsbild des Neubaus wird geprägt sein von hell geputzten bzw. gespachtelten Oberflächen der Wände und Decken, die von hellem Naturstein in der Kassenhalle und auf den Treppen und Fluren ergänzt werden. Helle Hölzer (Ahorn) für Türen, Wandverkleidungen bzw. mobile Trennwände und für die Oberflächen der eingestellten Boxen (Multizone etc.) ergänzen das Bild einer hochwertigen, freundlichen Atmosphäre, wie auch das helle Parkett (Hochkantlamelle Ahorn) im Veranstaltungsbereich.