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Offener Wettbewerb | 08/2018

Masterplanung Guxhagen-Breitenau

Quartiersplatz im Norden

Quartiersplatz im Norden

Teilnahme / 2. Phase

Müntinga und Puy Architekten

Architektur

GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das ehemalige Kloster Breitenau ist idyllisch am Ufer der Fulda gelegen. Mit seiner markanten Kirche und den umgebenden Gärten bietet es besonders vom Fluss aus einen eindrucksvollen Anblick. Umgeben von einer Mauer ist es allerdings auch ein “verschlossener Ort”. Seine Geschichte als Gefängnis und Konzentrationslager stehen im starken Kontrast zur ländlichen Idylle. Die besondere Herausforderung dieses Masterplans liegt darin, an diesem Ort ein attraktives, integratives Wohnquartier zu schaffen, sowie die Gedenkstätte Breitenau zu erhalten und zu erweitern.

Lebendiges Quartier
Die Besonderheit unserer Idee ist es, das Klostergelände als gemischtes Wohngebiet neu zu denken. So werden die Bewohner viel besser ins Gemeindeleben eingebunden. Es kommt zu einer gegenseitigen Bereicherung, von der auch die neu hinzukommenden Nachbarn profitieren werden. Die Tagesgestaltung für BPD-Klienten wird gerade tagsüber Leben ins Quartier bringen. Ergänzt wird dies durch die Nutzung des alten Klosters durch die Gemeinde Guxhagen und die Arbeit der Gedenkstätte, welche den Ort auch für eine überregionale Öffentlichkeit bedeutend macht.

Nord-Süd- Wegeverbindung
Das wichtigste gliedernde Element des Entwurfs ist die Wegeverbindung, die in Nord-Süd-Richtung alle wichtigen Bereiche des Klosters verbindet. Sie ist mal reiner Wegraum, mal weitet sie sich zu kleinen Platzräumen unterschiedlichen Charakters: Eingangsplatz im Norden, Quartiersplatz, Klosterhof. Sie nimmt den bereits vorhandenen Themenwanderweg Guxhagen auf und schafft auch die Verbindung zu den südlich der B83 gelegenen sozialen Einrichtung, wie Kindergarten und Seniorenzentrum. So hat sie das Potential, ein informeller Treffpunkt der unterschiedlichen Nutzer zu werden: Bewohner, Nachbarn, Besucher, Mitglieder der Kirchengemeinde.


Lesbare Außenräume

Wohnhöfe
Die neuen Baukörper im inneren Klosterbereich werden so angeordnet, dass sie im Zusammenspiel mit den bestehenden historischen Gebäuden intuitiv lesbare Außenräume bilden. Dabei sind die Gebäude so gruppiert, dass sich Vor- und Rückseiten bilden. Alle Gebäude sind gut adressiert und haben private Außenräume mit Terrassen. Diese Außenräume liegen in Wohnhöfen, in denen es neben den privaten Gärten auch gemeinschaftliche Außenflächen gibt. Die intuitive Lesbarkeit dieser Außenräume bedeutet auch eine verbesserte Barrierefreiheit.

Ein Neuer Zugang im Nordosten
Für Fußgänger schaffen wir einen neuen Zugang zum Kloster im Nordosten. Er bietet einen direkteren Weg zur Brücke über die Fulda und damit nach Guxhagen. Von außen wird er nur durch eine kleine Türöffnung in der Mauer erkennbar sein, sodass der Eingriff in die historische Mauer minimal bleibt. Innen schlagen wir eine Pergola vor, die sowohl den Zugang, als auch den Aussichtspunkt an den bestehenden bogenförmigen Maueröffnungen überdeckt. Eine sanft ansteigende Rampe vermittelt den Höhenunterschied von 90 cm des Geländes inner- und außerhalb der Klostermauern.

Die historische Klausur des Klosters als Kern
Innerhalb der inneren Klostermauer bildet die historische Klausur, bestehend aus den Gebäuden um den Klosterhof und der Klosterkirche, einen heute noch ablesbaren Kern.
Durch Zufügen einer neuen Pergola wird ein Abschluss des Klosterhofes zur Magistrale gebildet. Damit wird der ehemalige Klausurbereich der Mönche wieder erkennbar.


Organisation der Nutzungen

Gemeinschaftliche Nutzungen:
Die gemeinschaftlichen Nutzungen liegen vor allem im Kernbereich des ehemaligen Klosters, gebildet aus der Kirche und den sie umgebenden Gebäuden (Haus 2, Haus 3 und Zehntscheune).
Hier schlagen wir als zentrale Funktionen im Erdgeschoss neben den Räumen der Gedenkstätte, Gemeinderäume für die evangelische Kirchengemeinde (Haus 2) sowie die Tagesgestaltung der Vitos (Haus 3) vor. Der bestehende Saal in Haus 2 kann in Zukunft als gemeinsam genutzter, multifunktionaler Raum allen Nutzern zur Verfügung stehen.
In den Obergeschossen von Haus 2 schlagen wir gemeinschaftliches Wohnen für ältere Menschen vor. Das Programm reicht hierbei von einem Einzel-Appartement bis hin zur Alten-WG. In den Obergeschossen von Haus 3 werden Tagungsräume mit dazugehörigen „Gäste-Kemenaten“ vorgesehen. Wenn die Nachfrage besteht, könnten diese Zimmer auch als buchbare Übernachtungsmöglichkeiten der Besucher der Quartiersbewohner dienen.
Um die neuen Nutzungen aufnehmen zu können, müssen einige Gebäude des Kernbereichs renoviert und umgebaut werden. Haus 2 erhält einen neuen Erschließungskern in einem Anbau an seiner Nordseite. Haus 3 erhält ein zweites, unabhängiges Treppenhaus inklusive Aufzug für die Wohnfunktion.
Die Gedenkstätte bleibt weiterhin in der Zehntscheune. Die noch im Originalzustand erhaltenen Räume im westlichen Teil der ehemaligen Klosterkirche werden der Gedenkstätte zur Verfügung gestellt und Besuchern zugänglich gemacht.

Wohnnutzung:
Die größte Veränderung geschieht im nördlichen Bereich des ehemaligen Klostergeländes. Durch den Abriss des Hauses Eder und einiger bestehender Garagen wird hier eine größere Fläche frei. Unser Entwurf restrukturiert diesen Bereich durch Schaffen eines Wohnhofes. Die Gebäude, die diesen Hof säumen, sind teilweise als Geschosswohnungsbau, teilweise als Reihenhausbebauung konzipiert.
Die verschiedenen Typologien erlauben eine gute Durchmischung der Nutzergruppen: Im Geschosswohnungsbau können die Appartements für die Vitos Kurhessen realisiert werden. Die Reihenhaustypologie richtet sich an neue Bewohner, die ins Quartier ziehen.

Appartements der Vitos:
Um die Appartements der Vitos gut in das kleinteilig gegliederte Kloster Breitenau einfügen zu können, und um auch für diese Appartements verschiedene Typologien anbieten zu können, schlagen wir vor, sie auf zwei Gebäude zu verteilen:
12 Appartements werden in einem dreigeschossigen Appartementhaus an der Südseite des neuen Wohnhofes angeordnet. Hier werden auch die nötigen Gemeinschaftsräume, Räume für Personal, sowie das Pflegebad vorgesehen. Gemeinschaftsterrassen auf allen Geschossen bieten leicht zugänglichen geschützten Außenraum für die Bewohner. Begrünte Pergolen sorgen hier für Wohnlichkeit und Sonnenschutz. Die Appartements entsprechen den Größenvorgaben der Auslobung und verfügen jeweils über ein eigenes barrierefreies Bad. Bei der Erschließung liegt das Augenmerk auf einer guten Adressierung der einzelnen Appartements. Mit kleinen Bänken und deutlich hervorgehobenen Eingängen werden Akzente gesetzt, die jeder Wohnung eine eigene Eingangssituation geben.
Die übrigen 6 Appartements der Vitos sind als „Gartenappartements“ direkt vom gemeinsamen Gartenhof zugänglich. Sie bilden einen eingeschossigen Baukörper an der nördlichen Klostermauer, in dem sich auch ein Gemeinschaftsraum befindet.
Auch diese Appartements erfüllen alle Anforderungen an Raumgrößen und Barrierefreiheit und bieten im Vergleich zu den Appartements im Appartementhaus einen höheren Grad an Eigenständigkeit.

Reihenhäuser und Geschosswohnungsbau:
Der vorgeschlagene Städtebau ließe sich mit verschiedenen Typologien realisieren. Wir zeigen in unserem Entwurf für die neuen Wohngebäude, die nicht zur Vitos gehören, vor allem zwei- und dreigeschossige Reihenhäuser. Diese Typologie passt unseres Erachtens besonders gut, da sie Wohnraum für Familien verschiedener Größe bietet. Die Reihenhäuser bringen eine angenehme Kleinteiligkeit in das Quartier und beleben so die öffentlichen Räume. Zum Wohnhof hin hat jedes Reihenhaus eine Terrasse und einen privaten Garten, der an den gemeinschaftlichen Gartenhof anschließt. Einige der Reihenhäuser haben darüber hinaus eine Terrasse im 2. Obergeschoss
Geschosswohnungsbau ordnen wir vor allem in den Bestandsgebäuden an.

Fassaden:
Auch wenn die städtebaulichen Fragen in der jetzigen Phase noch im Vordergrund stehen, macht der Entwurf Vorschläge zur Fassadengestaltung und –materialität.
Die Sockel der Gebäude sowie die Mauern, die den Wohnhof bilden, sollten im örtlichen Sandstein ausgeführt werden. Die übrige Fassade stellen wir als Holzfassade mit vertikaler Schalung dar. Als horizontale Gliederung und zur Wasserführung dienen umlaufende Betonbänder. Hölzerne Pergolen auf den Terrassen nehmen das Fassadenmaterial auf und vermitteln zwischen Innen- und Außenraum.

Außenanlagen
Die Außenanlagen sind klar strukturiert. Die Magistrale in Nord Süd Richtung beginnt schon vor den Klostermauern und zeichnet sich durch den geänderten Belag im Straßenraum ab. Im Norden wird die Magistrale zusätzlich mit 4 neuen Amberbäumen an der Brückenstraße gekennzeichnet. Durch die Baumstellungen und die Aufpflasterung wird der Verkehr verlangsamt.
Über den, mit einer Rampe barrierefrei gestalteten Nordeingang gelangt man in den Klosterbereich. Die Magistrale ist mit gesägten Natursteinpflaster und großformatigen Plattenbändern gestaltet und ist mit nicht befestigten Bereichen und schattenspendenden Bäumen gestaltet. Bestandsbäume werden natürlich erhalten und in die Gestaltung integriert. Der Vorbereich zur Gedenkstätte wird demzufolge nur durch weitere Bänke ergänzt. Die bestehende Brunnenanlage wird versetzt und zum Mittelpunkt unter dem Baumdach im Süden der Magistrale.
Östlich der Magistrale liegt der Garten des Klosters. Neben der Streuobstwiese mit bestehenden Obstbäumen können hier die Bewohner Grabeland für den Gemüseanbau mieten.
Wichtiger Teil dieser Struktur ist die freigehaltene Wiese, auf der private Gartenfeste und kleine Bolzturniere stattfinden können.

Ruhender Verkehr
Parkplätze können im unmittelbaren Außenbereich vor der Klostermauer errichtet werden. Das Straßenprofil des Kirchweges ist bereits jetzt so großzügig bemessen, dass durch einfache Markierung 7 Stellplätze geschaffen werden. Diese Stellplätze werden mit einer Reihe aus Spitzahorn überstanden. Weitere Stellplätze werden innerhalb der Klostermauer und im Bereich der nördlichen Freifläche nachgewiesen. Die Magistrale bleibt dabei verkehrsfrei und ist nur von Rettungsfahrzeugen und Anlieferungsfahrzeugen befahren.
Wohnhof

Wohnhof

Lageplan 1:1000

Lageplan 1:1000

Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Neuer Eingang im Osten

Neuer Eingang im Osten

Grundriss Wohnhof

Grundriss Wohnhof

Isometrie

Isometrie

Grundriss Kreuzgang

Grundriss Kreuzgang

Kreuzgang

Kreuzgang