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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2018

Neubau eines Fernbusterminals in Bremen

Außenperspektive Nacht

Außenperspektive Nacht

1. Preis

Preisgeld: 16.000 EUR

Architekturbüro KNERER UND LANG

Architektur

ATELIER . SCHMELZER . WEBER Architekten PartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

In der Bremer Bahnhofsvorstadt wird in zentraler innerstädtischer Lage ein städtebaulich und architektonisch zusammenhängendes Areal entwickelt, welches der aktuellen und zukünftigen Infrastrukturentwicklung in Bremen gerecht wird.
Auf Grund der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und den damit verbundenen zügigen Wiederaufbaumaßnahmen in den 1950er und 1960er Jahren entstand eine sehr heterogene Stadtstruktur. Sowohl städtebauliche und infrastrukturelle Zäsuren als auch markante Unterschiede innerhalb der architektonischen Qualitäten prägen die Umgebung des Plangebietes.
Ziel der städtebaulichen Setzung ist die Realisierung eines homogenen und zugleich spannungsvollen Gebäudekomplexes, welcher einerseits die klassische Stadtreparatur fördert, andererseits aber auch ein innovatives Zeichen für eine zukünftige Stadtentwicklung setzten muss. Besonders die Einheit aus Hotel, Parkhaus und Fernbusterminal im Kontext mit dem Hauptbahnhof bildet ein Ort des Ankommens, aber auch des Abschiedes und stellt somit eine bleibende Visitenkarte für die Stadt und ihre Bewohner dar. Zudem bietet die Nähe zum Überseemuseum sowie zum Fruchthof eine besondere stadträumliche aber auch architektonische Qualität.

Analog der Studie zur Entwicklung des Plangebietes wird das Fernbusterminal in Verlängerung der Gleisachse zwischen den stadträumlich prägenden Gebäuden des Überseemuseums und des Kinos verortet. Somit bildet das Dach des Fernbusterminals einen Abschluss der Sichtasche aus Richtung Hauptbahnhof. Das Hotel sowie das Parkhaus begrenzen das Fernbusterminal nach Norden und bilden zusammen mit dem Fruchthof einen gemeinsamen Platz aus.
Daher erfolgt die Gestaltung und Ausformulierung dieser Fläche als qualitätvoller Stadtplatz und bildet ein Pendant zum Bahnhofsvorplatz. Das Fernbusterminal versteht sich daher eher als eine leichte und lichtdurchlässige Konstruktion, welche die Benutzer des Platzes vor Wind und Wetter schützt.
Das Fernbusterminal soll weniger als schweres autarkes Bauwerk in Erscheinung treten, sondern vielmehr als eine schützende parasolartige Überdachung des darunter befindlichen Stadtraumes verstanden werden. Dieser städtische Platz wird durch die öffentlichen Erdgeschosszonen mit Shops, einer Bäckerei sowie der Lobby und Bar des Hotels funktional ergänzt.
Das Busterminal wird als hybride Konstruktion aus einem biegesteifen Tragwerk und einer transluzenten Membranhülle konzipiert. Das Membrangewebe selbst ist durch eine pflegearme schmutzabweisende Oberfläche gekennzeichnet. Auf Grund des geringen Eigengewichts der Konstruktion kann eine materialeffiziente und filigrane Metallkonstruktion gewählt werden. Die verwendeten Rundrohrstützen stellen zusätzliche die Entwässerung sowie die Führung aller notwendigen Medien sicher. Eine unkomplizierte Installation von Anzeigetafeln an den Stützen sowie eine integrierte Beleuchtung innerhalb des Daches kann so realisiert werden. Durch die transluzente Eigenschaft der Membrankonstruktion wird das Dach selbst zum Leuchtmittel, wodurch eine gute Wahrnehmbarkeit sowie die Vermeidung von dunklen Angstorten sichergestellt werden kann.
Die vorgeschlagene materialminimierte Konstruktion sowie die unkomplizierte und geschützte Integrierung der Medien versprechen eine wirtschaftliche Umsetzung im Rahmen des vorgegebenen Kostenbudgets.

Gemäß den Anforderungen des Auslobers wird das Hotelgebäude mit elf oberirdischen Vollgeschossen konzipiert. Im Erdgeschoss wird offen und allseitig wahrnehmbar das Foyer mit Bar und Empfang angeordnet. Vom Haupteingang, welcher sich gleichermaßen zur Bürgermeister-Smidt-Straße als auch zum Busterminal orientiert, gelangt man in den großzügigen Lounge-Bereich, der den repräsentativen Auftakt bildet und zum Verweilen einlädt.
In den Obergeschossen Eins bis Sieben werden die geforderten 117 Gästezimmer als Zweibund organisiert. Aufgeweitete Flurzonen bilden die jeweiligen Adressen und gliedern den Flurbereich. Das Konstruktionsraster von 3.50m erlaubt eine wirtschaftliche Realisierung verschiedener Zimmertypen. Ebenso ist eine Grundrissstruktur als Boardinghouse oder Bürofläche in den Obergeschossen Acht und Neun möglich. Die Erschließung für das Boardinghouse oder Büros sowie die Skybar im 10. Obergeschoss erfolgt über einen separaten Erschließungskern mit Aufzug. Aus brandschutztechnischen Anforderungen sind jedoch beide Treppenhäuser aus allen Etagen im Brandfall nutzbar. Die Skybar im letzten Geschoss kann optional mit einer Dachterrasse ergänzt werden, wodurch ein ganz besonderer Ort mit Außenraumbezug und Fernsicht generiert wird.

Die Fassade des Hotels wird gestalterisch in drei klassische Bereiche gegliedert. Das öffentlichkeitswirksame Erdgeschoss wird überhöht innerhalb des Konstruktionsrasters angelegt. Ein zudem nach Süden ausgerichteter Arkadengang spendet Schatten, lädt zum Flanieren ein und vergrößert den Freiraum aus Richtung Bushalteplätze. Die bogenförmigen Abschlüsse der Erdgeschosszone interpretieren die Rundbogenfenster des Überseemuseums sowie des Bahnhofs und kommunizieren auf Grund ihrer Form mit der Erscheinung des Fernbusterminals.
Zur vertikalen Streckung des Gebäudes werden immer zwei Etagen zu einem Fassadenabschnitt gestalterisch zusammengefasst. In den Obergeschossen zeichnet sich die Fassadengliederung durch eine Zweiteilung des Fassadenrasters wieder. Den besonderen und unverwechselbaren Abschluss des Hotels bilden halbkreisförmig nach innen gewölbte Fenster und Betonfertigelemente, welche ebenfalls an die Rundbogenelemente des Hauptbahnhofs und Überseemuseums erinnern.
Die klare Gliederung der Fassade aus hellen Betonfertigelementen stellt zudem einen Bezug zum Fruchthof her. Die Neubauten schaffen es somit die vorhanden besonderen architektonischen Elemente zu zitieren und aufzuwerten, ohne jedoch dabei an eigener Identität einzubüßen.

Das Parkhaus wird im erdgeschossigen Bereich in Richtung Fernbusterminal in gleicher Weise konzipiert wie das Hotel. Entlang des Arkadenganges werden die notwendigen Ticketshops, Kiosks, Mietstationen sowie eine Bäckerei verortet. Eine unkomplizierte Anbindung vom Fernbusterminal an die notwendigen Treppenräume des Parkhauses mit insgesamt 512 Stellplätzen wird gewährleistet. Das Parkhaus wird klassisch etagenweise organisiert, wodurch ein ästhetischer Dachabschluss umsetzbar ist. Da das Parkhaus vom Hotel wahrnehmbar ist, wird nicht nur die Fassade in einer wertigen Architektursprache entwickelt, sondern auch das Dach als 5. Fassade mit einer extensiven Begrünung ausgeführt. Zusätzliche Photovoltaikelemente können sinnvoll mit der Verwendung von E-Ladestationen kombiniert werden.

Konstruktion und Fassadenbekleidung der Gebäude werden im Hinblick auf die Herstellungs-, Betriebs- und Unterhaltungskosten wirtschaftlich gewählt. Die Neubauten werden unter Beachtung ökologisch nachhaltiger Aspekte mit hellen vorgefertigten Betonelementen ausgeführt. Diese sind nicht nur durch eine besonders qualitätvolle Ästhetik sowie wartungsarme Materialeigenschaften gekennzeichnet, sondern erlauben auch eine vollständige Recycelbarkeit.
Die gewählte Konstruktion ist durch eine hohe Energieeffizienz sowie eine lange Lebensdauer geprägt. Die innere Stahlbetonskelettstruktur erlaubt eine flexible Grundrissgestaltung sowie eine unkomplizierte Umstrukturierung der Räume im Falle wechselnder Nutzeranforderungen. Die Aussteifung erfolgt durch massive Wandbereiche sowie Versorgungs- und Sanitärkerne. Zur maximalen Nutzung der inneren speicherwirksamen Massen bleiben die Decken überwiegend unverkleidet. Eine optimale Raumakustik erfolgt über notwendige Ausbauten. In den Obergeschossen erfolgt die Medienführung (maschinelle Be-und Entlüftung) unter Beachtung minimaler Wegelängen innerhalb der flurseitigen Schrankzonen, wodurch die Geschossdecken ohne Abhangkonstruktion ausgeführt werden können.
Zur Einhaltung des sommerlichen Wärmeschutzes erhalten alle Räume eine besonders effektive Sonnenschutzverglasung sowie einen innenliegenden Blend- und Sichtschutzvorhang. Die Reinigung der Fenster kann zum einen über öffenbare Wartungsflügel oder über eine Befahranlage auf dem Dach sichergestellt werden. Die Dachflächen selbst werden zum anteiligen Ausgleich der versiegelten Neubauflächen extensiv begrünt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein skulptural geformtes Dach, gleichwohl modulares Dach, ein elegant gegliedertes und im Stadtraum präsentes Hotel und ein angemessen gestaltetes Parkhaus bilden ein charak-tervolles Ensemble. Es ist auf den ersten Blick aus den verschiedenen Stadträumen heraus lesbar/erkennbar und wirkt einladend – sowohl am Tag, als auch nachts. Diese Anmutung und Klarheit setzt sich in den über Arkaden erreichbaren Bereich des am Kopf erschlosse-nen Hotels und in den ebenso stringent organisierten Servicebereichen des Parkhauses fort.
Das Motiv der überhöhten Arkade korrespondiert mit den Dimensionen des Daches. Damit wirkt der fußläufig nutzbare Raum von Terminal, Hotel und Servicebereich großzügig und ermöglicht eine gute Orientierung für alle Nutzersituationen.
Die Konstruktion des Daches aus schlanken Stützen und einem Membrangewebe ist mit der Verkehrsführung und Funktionalität des Terminals sinnvoll verknüpft und lässt eine gu-te Abwicklung des Betriebes erwarten.
Das Hotel mit Boardinghausbereich ist in seiner Proportion und Zweibundanlage mit be-lichteten Flurbereichen gut mit dem avisierten Konzept vereinbar. Hervorzuheben ist die robuste und zugleich nuancierte Gestaltung der Architekturbetonfassade in ihrer urbanen Haptik. Gelungen ist die architektonische Geste des oberen Abschlusses, die subtil mit dem Motiv des Daches korrespondiert. Das gibt dem Haus einen souveränen Auftritt im Stadt-raum mit dem notwendigen Respekt vor den benachbarten Denkmalen.
Der in das Parkhaus integrierte Servicebereich ist klug organisiert und lässt genügend Flexi-bilität für eine längerfristige Nutzung zu. Das Parkhaus selbst ist in seinem pragmatischen System leistungsfähig, in seiner vertikalen Erschließung ggf. optimierbar und mit den Zu- und Abgängen gut in die Gesamtanlage integriert.
Insgesamt würdigt die Jury einen souveränen, urbanen und stimmigen Entwurf.
Außenperspektive Tag

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Außenperspektive Nacht

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Lageplan

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Modell

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