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Einladungswettbewerb | 07/2018

Neubau von Geschäfts- und Wohngebäuden

1. Preis

Schenker Salvi Weber ZT GmbH

Architektur

kirsch ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU
Der städtebauliche Kontext des Wettbewerbsareals ist von einer heterogenen Bebauungsstruktur geprägt. Als Reaktion auf diese Situation werden auf dem Bauplatz vier kubische Atriumbaukörper mit drei respektive vier Geschoßen stadtraumverträglich platziert. Der leichte Versatz der Gebäude zueinander stellt einerseits die selbstverständliche Durchwegung sicher, öffnet (Platz-) Räume im Inneren des Areals und schafft andererseits Klarheit und Ruhe durch die präzise Setzung im Stadtraum. Die Gliederung ermöglicht auch eine gute Teilbarkeit (Realteilung) hinsichtlich der Verwertung. Die notwendigen Abstände zu den Nachbarbaufeldern werden eingehalten, und auch im Inneren des Bauplatzes werden „Licht und Luft“ für sämtliche Nutzungen sichergestellt. Ein Netz von Wegen und Plätzen setzt die Gebäude zueinander in Bezug und verknüpft gleichzeitig die innere (fußläufige) Erschließung mit dem umgebenden Verkehrsnetz.

VERKEHR
Das Areal wird oberirdisch autofrei gehalten. Die Besucherparkplätze (20 PKW) werden an den Rändern bzw. an das öffentliche Gut angelagert platziert. Die J G-Gasse wird entsprechend der in der Auslobung dargestellten Möglichkeit soweit nach Westen verschwenkt, sodaß ein zusammenhängender Bauplatz geschaffen wird. Oberirdisch werden 110 Fahrradstellplätze sinnvoll verteilt auf dem Areal situiert. Die notwendigen Pflichtstellplätze (166 PKW, siehe Berechnung) werden in einer gemeinsamen Tiefgarage untergebracht. Die Ein- und Ausfahrt wird, möglichst weit von der Kreuzung abgerückt, an der W. Straße situiert.

FREIRAUM
Das Netz von Wegen und Plätzen wird durch die Bepflanzung und die Materialität der Oberflächen differenziert: Ein- und mehrstämmige Baumpflanzungen von verschiedenen Ahornsorten (Spitzahorn /Acer platanoides, Fächerahorn / Acer palmatum), Hecken aus Hainbuche (Carpinus betulus), ergänzt durch Rasenflächen und Gräserbeete bilden eine stimmige, abwechslungsreiche Begrünung der Freiflächen und ein differenziertes Farbenspiel entsprechend der Jahreszeiten.
Die Plätze sind als wassergebundene Decken ausgeführt, die Wege in Ortbeton mit Besenstrich fein.

BÜROS / GESCHÄFTSFLÄCHEN
Die beiden (durch eine gedeckte Passage miteinander baulich verbundenen) dreigeschossigen Baukörper an der Nordost- und Ostseite des Wettbewerbsgebietes stellen einerseits den Schallpuffer für die dahinterliegende Wohnbebauung dar, und öffnen sich anderseits zur höher frequentierten W. Straße. Im Erdgeschoß befinden sich die Geschäftsflächen: im nördlichen Bauteil der Supermarkt, im südlichen diverse kleinere Einheiten). Darüber werden jeweils auf zwei miteinander verbundenen Geschoßen die Großraumbüros angeordnet.
Das Großraumbüro (mit Atrium und umlaufender Erschließung) ist auf einem Achsraster von 1,35m / 5,40m aufgebaut. Diese Anordnung stellt die effizienteste Antwort hinsichtlich Kompaktheit, Flexibilität, Belichtung, interne Kommunikation und kurze Wege dar. Das Atrium / der Wintergarten ist als Ort der Kommunikation und als Klimapuffer angelegt und ermöglicht, falls gewünscht, durch eine umlaufende Verglasung den visuellen Bezug aller Mitarbeiter zueinander. Bei Bedarf können beide Großraumbüros durch eine Brücke in OG 2 miteinander verbunden werden. Ebenso ermöglicht die Zweigeschoßigkeit und die Anordnung der Erschließung eine flexible Aufteilung in kleinere Einheiten sowohl horizontal als auch vertikal.

WOHNEN
Die beiden viergeschoßigen Baukörper befinden sich im Nordwesten bzw. im Südwesten des Areals. Das Erdgeschoß weist eine lichte Raumhöhe von 3,0m auf, um bei Bedarf im Sinne von „Wohnen und Arbeiten“ zumietbare Studios / Büros / Ordinationen baulich zu ermöglichen. Man betritt das Gebäude über ein offenes, begrüntes Atrium, in welchem ein umlaufender Laubengang die kommunikationsfördernde Erschließung darstellt (effizienter 7- bzw. 8-Spännertyp). An das Atrium angelagert befindet sich ein ebenerdiger Gemeinschaftsraum, der sich zum „Festplatz“ hin öffnet. Dem gewünschten Wohnungsschlüssel wird durch ein breites Angebot an gut durchdachten, sparsamen Grundrissen entsprochen. Es gibt keine rein nordseitigen Wohnungen, bis auf die B-Typen (2 Zimmer) sind alle Einheiten zweiseitig orientiert. Insgesamt befinden sich 55 Wohneinheiten in den beiden Baukörpern.

MATERIALITÄT / FASSADE
Für die Bauteile „Wohnen“ ist außen ein vorgesetztes „Regalsystem“ aus Stahlbetonfertigteilen vorgesehen. Die Außenwände können als vorgefertigte, hochwärmegedämmte Holzfertigteilpaneele mit eingebauten Verglasungen ausgeführt werden. Der hohe Grad an Vorfertigung ermöglicht eine kurze Bauzeit. Die Stahlbetonfertigteile für den zugeordneten Wohnungsfreiraum stellen darüber hinaus eine exakte, robuste und sehr günstige Herstellung sicher. Die Bauteile „Büro / Geschäft“ werden konventionell in Stahlbeton (teilweise Sichtbeton sandgestrahlt) errichtet. Für die luftigen, offenen Großraumbüros sind vorgehängte Servicebalkone mit Holzlamellen vorgesehen, die einen baulichen Sonnenschutz bilden.

KONSTRUKTION / TRAGWERK
Das Untergeschoß wird in Dichtbeton errichtet. Der optimierte Stützraster der Tiefgarage beträgt 7,50 / 7,80m. Für die oberirdischen Bauteile kann aufgrund des modularen Aufbaus (Achsraster Wohnen: 3,70 auf 3,70m / Achsraster Büro 1,35m) eine effiziente, sparsame Konstruktion zur Ausführung kommen. Diese ist einerseits konventionell als Stahlbetondecke mit Stahlbetonstützen oder alternativ als Holzverbunddecke mit aussteifenden Wänden / Erschließungskern in Stahlbeton denkbar.

BAUPHYSIK / HAUSTECHNIK / NACHHALTIGKEIT
Die kompakten Gebäude zeichnen sich durch ein gutes A/V - Verhältnis aus und liefern so bereits schon einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Alle Bauteile entsprechen den Kennwerten laut den geltenden OIB Richtlinien. Bei diesem Bauvorhaben wurde die Fassade soweit optimiert, daß ein Heizwärmebedarf von HWB_SK <25 kWh/m²a bei einer flächenbezogenen Heizlast von 30W/m² erreicht wird. Die Gebäude werden in Niedrigstenergiebauweise errichtet. Für die Wohnbauten ist eine „Zwangslüftung“ vorgesehen, wobei Frischluft an der Außenfassade angesaugt wird (zB. System Krobath) und die verbrauchte Luft über die Sanitärbereiche abgesaugt wird. Für die Bürogebäude ist eine kontrollierte Be- und Entlüftung angedacht. Für die erforderliche Heizlast wird eine Luft-Wasserwärmepumpe auf dem Dach errichtet. Im Sommer erfolgt eine Stützkühlung über die Lüftungsanlage mittels der Wärmepumpe. Der mindesterforderliche hygienische Luftwechsel wird mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Sommer-Bypass sichergestellt. Die Kühlung des gesamten Gebäudes erfolgt in den Sommermonaten über die Lüftungsanlage durch Kühlung der Zuluft. Weiters kann eine Bauteilaktvierung (STB-Decken) zur weiteren Komfortoptimierung angedacht werden. Alle Gebäude sind mit außenliegendem Sonnenschutz und PV-Anlage am Dach versehen. Das Atrium des Großraumbüros ist als „Klimagarten“ angedacht, welches in der auch noch in der Übergangszeit durch die solaren Erträge als zusätzliche Begegnungs- und Erholungsfläche aktiviert werden kann. Eine weitere positive Eigenschaft ist der durch Quer- und Nachtlüftung erzielbare Kamineffekt, der die warme und verbrauchte Luft hinausbefördert. Vertikale Begrünung sorgt zusätzlich noch für ein besseres Mikroklima.

BAULICHER BRANDSCHUTZ / ENTFLUCHTUNG
Bezüglich der Dimensionierung und Anordnung von Fluchtwegen werden die einschlägigen gesetzlichen Regelungen (OIB-Richtlinie 2, OIB-Richtlinie 4, Arbeitsstättenverordnung) eingehalten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Darstellung des Baumassenmodells ohne Darstellung der Wohnungsbalkone (sowie die flächenmäßige Darstellung der Balkone in den Grundrissen in der Umgebungsfarbe) führt zu einer schlankeren aber verfälschten Erscheinung der Baumassen, was von der Jury kritisiert wird. Die 90°-Aufstellung der Stellplätze an W.straße und S.gasse ist nicht genehmigungsfähig, insbesondere nicht mit Gehwegverlauf zwischen Stellplatzreihe und Fahrbahn.
Ein Ersatz des südöstlichen Baukörpers durch einen Wohnbaublock analog jenem im Nordosten erscheint nach Einschätzung der Jury möglich und es erweist sich das Projekt diesbezüglich als flexibel für den Falle einer möglichen Überarbeitung des Raumprogramms im Zuge des weiteren Projektfortschritts. In diesem Fall wäre eine Erdgeschossnutzung als Stellplatznutzung möglich. Die konstruktive Durcharbeitung des Projekts über alle Geschosse (TG und Nutzungsgeschosse) und die damit gegebene
Durchgängigkeit des konstruktiven Rasters über alle Geschosse wird positiv hervorgehoben.
Das Projekt weist eine überzeugende städtebauliche Lösung hinsichtlich der Einbindung in die bestehende Umgebung auf.