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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2018

Gartenschau Balingen 2023

Wallgarten

Wallgarten

1. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Stadt-Collier | Ein langer, schmaler Park schmiegt sich wie ein edles Collier um das Weichbild der historischen Stadt. Mit der Gartenschau werden die vorhandenen - derzeit jedoch wohl eher diffusen wie konturlosen - Grünbereiche rund um die Altstadt zu einem verbindenden und als Einheit wahrnehmbaren, langgestreckten, bandartigen Park aufgewertet. Dieser intensive Park legt sich, vergleichbar mit einem edlen Collier, rahmend und hervorhebend entlang von Fluss und Stadtmauer um die historische Altstadt. Seine bandartigen Strukturen, Fluss- und Uferlandschaft, das Wegesystem und die Alignements des Großgrüns werden zu einer eigenständigen „Kette“ verwoben. Dort eingehängt finden sich die „Edelsteine“ – elaborierte Gartenbilder – die zugleich imageprägender Blickfang, einladende Aufenthaltsbereiche und aufforderndes Tor in die angrenzenden und so eng verknüpften extensiven Grünbereiche der Stadt sind.


„Feingliedrige Kette“ | Mit dem Konzept wird die den Ort prägende Struktur, das Langestreckte von Mauern, Fluss und Weg inszeniert. „Der Weg ist das Ziel“ - unter diesem Leitbild verfeinert sich die ursprünglich kompakte Uferpromenade zu einem feingliedrigen Wegenetz von breiteren und schmalen Wegen, von Rampen und Treppen, von Fugen und Plätzen. In dem zur Verfügung stehenden erlebbar schmalen Korridor verschmelzen synergetisch Bewegungsachsen und Aufenthaltsbereiche, Fluss- und Uferbereiche, rahmende Stadtmauer und freie Grünflächen zu einem einprägsamen landschaftlichen Amalgam – dem grünen Stadt-Collier.


Fluss und Ufer | Die Flusslandschaft wird zum öffentlichen Grünzug geöffnet und als zweite Erlebnisebene erschlossen. In der Fließrichtung eingelegte Treppen und langgestreckte Rampen erweitern den Retentionsraum und verknüpfen entlang des Bewegungsflusses die untere mit der oberen Ebene. Wasser wird durch Schwimmstege und ein überflutbares Stegpattern im Staubereich und durch ufernahe Rasenwege, Kiesinseln und freigelegte Kalkplatten im fließenden Bereich subtil erschlossen.


„Dialog der Grünstrukturen“ | Linie und Punkt – das Stadt-Collier erhält auf dem einen Ufer durch die lineare Stadtmauer und anderseits durch die Punktvillen eine klare räumliche Fassung. Dieses Bild wird durch das Spiel des Großgrüns mit linearen Alleen und Baumhallen entlang des innerstädtischen Ufers und andererseits punktuellen Solitären und lockere Hainen unterstrichen.



„Edelsteine“ | Eingelegt in dieses elaborierte Geflecht von Mauern, Fassaden, Fluss und Wegen finden sich die akzentuierenden „Edelsteine“ – intensivere Garten- und Aufenthaltsbereiche, die jeweils den prägenden Charakter des Teilbereiches signifikant gärtnerisch herausarbeiten. Die Mauergärten interpretieren das tradierte Bild der Rosen in dekonstruiertem Duktus vor den historischen Mauern neu. In den Wassergärten fassen überflutbare Stegpattern rahmend aquatische und Feuchte liebende Pflanzen zu einer begehbaren eindrucksvollen gärtnerischen Collage. Die Staudengärten unterstreichen farbenfroh den Blick über den Fluss auf die Silhouette der Altstadt von Balingen. Filigrane Spielgeräte werden skulptural in die Baumhalle des Stadtgartens eingeflochten.



Gartenschau | Die Gartenschau inszeniert als farbenfrohes Sommerfest das Stadt-Collier auf beiden Seiten der Gewässer. Sie konzentriert sich dabei auf das eigentliche Collier rund um die Innenstadt und entwickelt, eingespannt zwischen die beiden zentralen Eingänge bei den Parkbereichen im Westen und Osten sowie der Innenstadt und des dortigen Bahnhofs, einen spanungsvollen Rundgang durch Stadt, Fluss und neue Parklandschaft. Das Funkeln der Edelsteine wird Leitmotiv sowohl für die Daueranlage als auch für die temporären Ergänzungen, die nach Möglichkeit außerhalb der Daueranlage auf Stellplätzen und späteren Baufeldern verortet werden sollen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein „grünes StadtCollier“ liegt als Landschaftspark um Balingen - diese landschaftsarchitektonische Leitidee wird aus gestalteten städtischen Grünflächen, den vorhandenen Uferbereichen und neuen Implantaten formu-liert und ist – bis auf einige Ausnahmen – zu würdigen, vor allem weil die Eyach naturräumlich weiterhin wirk-sam bleibt.
Die starke Idee für die Gartenschau könnte Lokalkolorit vertragen. Wünschenswert wäre, die Bezeichnung der Entwurfsvorschläge als „urbane Juwelen“ nach heimischen geologischen Fundstücken zu benennen. Die Kon-zeption der Daueranlagen bietet genug Platz und Möglichkeiten für die Durchführung einer Gartenschau!
Der vorgeschlagene Flächenumgriff zeigt, dass die Gartenschau im Rahmen des Konzepts möglich ist, jedoch müssten die Bereiche auf Ihre Praktikabilität geprüft werden.
Die städtebauliche Leitidee will die vorhandenen und neuen Plätze in Balingen mit speziellen Aufenthaltsquali-täten und Sequenzen von Baumsetzungen zusammenführen, neue und bestehende Rampen führen die Topo-graphie der Stadt zusammen und machen sie augenfällig.
Die Verknüpfung der Daueranlagen mit dem Umfeld wird vor allem am Etzelbach gewürdigt, da hier ein starker grüner Ort entstehen kann. An den Stadtgärten werden liebenswerte vielfältige Angebote für Kinderspiel, Kü-chengarten etc. vorgeschlagen, jedoch werden die Baumfällungen der vorhandenen alten Bäume an der Eyach kritisch gesehen. Die Situation an den Staudengärten entlang der Eyach wird besonders positiv gesehen. Die Wegeführung von der Eyach zum Zwingergarten wird nicht konkret erläutert – hier darf die Erschließung des Zwingergartens zu keinem Substanzeingriff an der Mauer und dem Zwingerturm führen.
Das Projekt bietet ein ästhetisch und funktionell ansprechendes Angebot an freiräumlicher Qualität der Dauer-anlagen und wirkt in der Leichtigkeit der Zeichnungen inspirierend.
Jedoch ist im Bereich der ehemaligen Seilerbahn die Umsetzung in Frage gestellt, da dort die vorhandene Stadtmauer unbedingt gefestigt und sichtbar bleiben muss. Außerdem muss die Ausformung und Höhe des visualisierten Rappenturmes an denkmalfachliche Belange modifiziert werden.
Der Umgang mit dem Hochwasserschutz ist großteils sinnvoll gelöst und vorstellbar, bis auf den Bereich der überraschenden Idee der „Wassergärten“ am Wehr, die auf Grund der Fließdynamik der Eyach überprüft wer-den müssen. Hervorzuheben ist die Betonung der Kalkplatten und der Furt, deren Erneuerung positiv gesehen wird.
Die Gestaltung der Wilhelmsgärten wird positiv gesehen.
Der am Bizerba-Gelände westlich an der Eyach gelegene Erschließungsweg kann aus betrieblichen Gründen nicht realisiert werden.
Dieses Projekt geht sensibel mit dem Bestand um, gibt aber keine programmatischen Hinweise oder Vorschläge zur Stadtökologie, es werden die ökologischen Anforderungen betreffend Artenvielfalt etc. nicht extra kom-mentiert.
Die Realisierbarkeit ist – bis auf die vorgebrachten Argumente in Teilbereichen – durchaus vorstellbar, dabei ist hervorzuheben, dass die errechneten Kosten gut liegen.
Stadtgarten

Stadtgarten

Wassergarten

Wassergarten