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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2018

Gartenschau Balingen 2023

Flussterrassen am Eyachbogen

Flussterrassen am Eyachbogen

Anerkennung

Preisgeld: 5.200 EUR

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

FRÖLICHSCHREIBER

Architektur

A.Calitz Visual

Visualisierung

Erläuterungstext

Balingen ans Wasser
Die Stadt Balingen ist durch die landschaftliche Lage im Flusstal der Eyach mit ihren zahlreichen Nebenarmen geprägt. Als blaues Band bildet die renaturierte Eyach das landschaftliche Rückgrat und zieht die Natur bis weit in die Stadt hinein. Dieses hohe Freiraumpotenzial kann noch wesentlich stärker als bisher für die aktive Freizeitgestaltung der Bewohner und Gäste der Stadt Balingen genutzt werden. Neben einer Aufwertung der bestehenden Freiräume und ihrer Anreicherung mit weiteren Nutzungsbausteinen sollen insbesondere neue Orte am Wasser den Fluss in den Mittelpunkt der zukünftigen Stadtentwicklung rücken.

Ein durchgängiges Wegesystem aus Uferpromenaden spannt die Eyach beidseitig ein und verbindet die vielfältigen Teilräume zu einem linearen Uferpark in Nord-Süd-Richtung. Als Pendant zur urbanen Platzabfolge durch das historische Zentrum schafft die Eyach mit ihren gewässerbegleitenden Grünzügen eine amphibisch-weiche Gegenwelt zur gebauten Stadtstruktur. Die Gegensätze der beiden Achsen gilt es zu stärken und eng miteinander zu verknüpfen. Grüne Schnittstellen verzahnen die unterschiedlichen Teilräume und teilen den Flusslauf in Sequenzen mit abnehmender Intensität zu einer szenischen Abfolge von der Kernstadt bis in die offene Landschaft.
Die Charakteristik der einzelnen Fließgewässer wird differenziert heraus gearbeitet - die Eyach zu einem landschaftlich geprägten Gewässer mit übergeordneter Vernetzungsfunktion, die Steinach zu einem baulich gefassten Stadtgewässer im historisch geprägten Umfeld.

Uferpark an der Eyach
Punktuelle Modifizierungen der Uferprofile verstärken die charakteristische Ausprägung von Prallhang und Gleithang und werden gezielt als gestalterische Mittel eingesetzt, um Besuchern die Dynamik des Fließgewässers zu veranschaulichen. Stampfbetonwände mit Flusskieszuschlägen kontrastieren mit abgeflachten Wiesenböschungen, Rasenterrassen und Kiesbänken. Durch Auslichten und Aufasten der Ufervegetation werden die Blickbezüge zum Wasser verbessert und die begleitenden Uferpromenaden Teil des erweiterten Flussraums. Artenreiche Wiesepflanzungen, Uferstauden und ortstypische Augehölze steigern den Erlebniswert der Flusslandschaft bei erhöhter Biodiversität. Die charakteristischen Lindenreihen aus ‚Tilia cordata‘ werden ergänzt und rahmen als wiederkehrendes Motiv die Grünzüge entlang der Eyach. Verbesserte Uferzugänge und Orte am Wasser steigern die Aufenthalts- und Erlebnisqualität. Die Abflusswerte werden durch die punktuellen Eingriffe nicht beeinträchtigt. Das Eyach-Wehr bleibt als prägnantes Ingenieursbauwerk und Orientierungspunkt erhalten. Das Flussbett mit seinen plattigen Gesteinsschichten aus Weiß-, Braun- und Schwarzjura trägt wesentlich zum besonderen Charakter der Eyach bei, so das enzelne Orte als Objkete im Fluss zugänglich gemacht werden.

Die B27 schafft eine starke Trennung zwischen dem Stadtgebiet und der offenen Landschaft des Wolfentals. Diese markante Schnittstelle besetzt der neue Kletterparkour und schafft einen südlichen Auftakt in die Stadt, als Gegenstück zum Aktivpark im Norden. Angrenzend an das industriell geprägte Bizerba-Areal wird der raue Charakter des Infrastrukturbauwerks mit einer artifiziellen Kletterskulptur überformt. Abgeflachte Kletter- und Boulderterrassen schaffen vielfältige Bezüge zum Wasser. Der Eyachradweg wird als durchgehend barrierefreie Wegeverbindung entlang der östlichen Uferseite als 3m breiter Asphaltweg mit mineralischer Abstreu geführt und in Teilabschnitten auf der westlichen Uferseite ergänzt.

Der Eyachbogen inszeniert den südlichen Eingang in die Innenstadt. Die Stellplätze am Freibadparkplatz werden reduziert und durch einen terrassierten Uferplatz mit Café zum Wasser geöffnet. Das neu positionierte Stadtarchiv schafft ein markantes Solitär und Gelenk an dieser stadträumlich wichtigen Stelle. Als klarer quadratischer Baukörper mit übergeordneter öffentlicher Funktion schafft es einen bewussten Kontrast zur angrenzenden Wohnbebauung. Von der begehbaren Dachterrasse bietet sich ein weiter Panoramablick über die Altstadt. Die Heinzlenbrücke bildet als neuer Fußgängersteg eine starke Klammer zwischen den beiden Uferseiten und stärkt die Verbindung zum Viehmarkt. Der Brückenkopf an der Steinachmündung wird als Bastion mit Natursteinmauern neu gefasst und schafft einen platzartigen Auftakt. Das Ostufer wird neu modelliert. Lang gezogene Rasenstufen mit Sitzauflagen inszenieren über die gesamte Länge die prägnante Altstadtkulisse mit Zollernschloss, ehemaligem Gerberviertel und Eyach-Wehr. Die aufgestaute Eyach schafft eine seeartige Situation in der sich die Altstadtkulisse spiegelt.

Die städtebauliche Entwicklung des Strasser-Areals umfasst auch das südlich angrenzende inhomogene Wohngebiet und entwickelt es in angemessenen Dichte zu einer urbanen Wasserfront gegenüber dem Gerberviertel. Zur Brücke an der Stingtraße wird im Zusammenspiel mit dem Vorplatz ein fünfgeschossiger Kopfbau ausgebildet, der die Torsituation in Richtung Innenstadt einprägsam markiert. Der Platz schiebt sich balkonartig in den Flussraum und schafft einen wichtigen Anknüpfungspunkt an die zentrale Wegeachse zwischen Marktplatz und Stadthalle. In Richtung Eyach aufgelöst zu Punkthäusern öffnet das neue Wohnquartier die Stadt in Richtung Wasser, indem es vielfältige Blick- und Wegebeziehungen ausbildet. Rückwärtig zum Roßnägele bildet sich hingegen eine stärker akzentuierte Raumkante aus, um dem Quartier eine erkennbare räumliche Fassung zu geben. Die Bebauung vermittelt in Körnung und Höhenentwicklung zwischen dem inneren Stadtbereich Balingens und dem äußeren Siedlungsgürtel. Die Geometrie der Gebäude ermöglicht vielschichtige Bezüge und bildet sich aus der übergeordneten Straßen- und Gebäudestruktur der Umgebung. Durch die variierende Anordnung gleicher Gebäude entsteht ein lebendiges aber wiedererkennbares Bild. Jeweils vier Einheiten werden zu Schollen zusammengefasst, die sich eine Tiefgarage teilen. Die Hauszugänge und die Feuerwehrzufahrten befinden sich seitlich dazwischen. Auf diese Weise entsteht zwischen den Einheiten eine öffentlichere Zone, die als Wegespangen das neue Quartier mit dem Wasser verbindet. Die Uferkante entlang des Strasser-Areals erhält eine doppelte Wegeführung, aufgeteilt in einen Hauptweg für Fußgänger und Radfahrer auf Höhe der neuen Bebauungskante und einen 4m tiefer liegenden Fußweg in der Uferböschung. Auf Höhe der Mühlkanalmündung führen Sitzstufen direkt ans Wasser und steigern die Erlebbarkeit des Flussraums. Eine neu gepflanzte Lindenreihe säumt den Uferweg und vermittelt zwischen den beiden Höhenniveaus.

Der Stadtgarten wird als Mehrgenerationenpark ausgebildet. Ein platzartiges Entree mit Staudenpflanzungen schafft einen räumlichen Auftakt und Anknüpfungspunkt in die Innenstadt. Die historische Parkanlage mit ihrem markanten Altbaumbestand wird behutsam erneuert und mit weiteren Nutzungen angereichert. Lediglich in die Uferbereiche wird großflächig eingegriffen, um die Parkanlage zur Eyach hin zu öffnen und den Fluss als prägenden Bestandteil des Parkerlebnisses in den Vordergrund zu stellen. Die zentrale Wiesenfläche wird beidseitig durch ein Wegeband aus Asphalt gefasst. Der rückwärtige Weg verläuft als Teil des übergeordneten Radwegs zwischen den erhaltenen Ahornreihen. Der Uferweg fällt mit der Böschung zur Eyach hin ab, so dass die angrenzenden Wiesenböschungen wesentlich stärker abgeflacht werden können und eine einladende Gesten zum Wasser schaffen. Die Ufervegetation wird stark ausgelichtet. Drei markante Kiesflächen integrieren Kinderspielbereiche für verschiedene Altersstufen und generationsübergreifende Fitnessgeräte und werden durch Picknickpodeste aus Ortbeton akzentuiert. Klassische Sitzbänke werden im rückwärtigen Bereich unterhalb des schattigen Baumdachs verortet. Das Ostufer wird als Prallhang mit Stampfbetonwänden aus geschichtetem Flusskies ausgebildet und die Terrassierung der Senioren-residenz zur Uferkante hin fortgesetzt. Der westlich angrenzende Zwingergarten wird als ruhiger, introvertierter Rückzugsort für die Anwohner der benachbarten Quartiere gestaltet. Das historische Mauerwerk wird freigelegt und die Fläche aus gut begehbarem, robustem Schotterrasen durch modulare Sitz- und Pflanzelemente aus Holz bespielt. Obstgehölze verweisen auf die ehemalige Funktion als wichtiger Nutzgarten an der Stadtmauer.

Der Friedhof wird an das neue Freiraumsystem angebunden, indem der südliche Eingangsbereich an der Friedhofs-kirche ein offenes und großzügiges Entree erhält. Die Stellplätze zwischen Tübinger und Hirschbergstraße werden reduziert, um eine großzügige Platzfläche mit baumbestandener Grünfläche als Vorplatz und Veranstaltungsort für die Gemeinde Gottes schaffen zu können. Der nördliche Abschluss an der Schellenbergbrücke bildet den Übergangs-bereich in den angrenzenden Aktivpark und schafft eine wichtige Verbindung zum Verkehrsknotenpunkt am Bahnhof.

Stadtpromenade an der Steinach
Die Steinach wird als urbanes, steinern gefasstes Gewässer im Kontrast zur renaturierten Eyach ausgebildet. Gehölze werden zurück geschnitten und eine neue Ufervegetation etabliert, so dass die Ufermauern freigelegt werden und der Blick bis auf den Talgrund fällt. Die Steinachpromenade schafft eine durchgehende Wegeverbindung vom Mündungs-bereich bis zum Finanzamt. Entlang des Weges werden abwechslungsreiche Bezugspunkte zum Wasser geschaffen.

Historische Relikte, wie die ehemalige Stadtmauer werden rekonstruiert und in die Gestaltung mit einbezogen. Ein hölzerner Aussichtsturm mit einer geschwungenen Rutsche erinnert an den ehemaligen Rapperturm. Eine mit Seilen bespannte Pergola verweist auf die ehemalige Nutzung als Seilerei.
Mit der Verlegung des Jugendhauses in den Aktivpark kann das Gebäude des ehemaligen Tanzcasinos als Gemeindehaus oder Kita umgenutzt werden. Durch die Neuordnung des ruhenden Verkehrs und die Ausbildung einer Raumkante zur Wilhelmstraße durch zwei neue Wohnhäuser wird der rückwärtige Bereich an der Steinach neu gefasst. Der Steinachbalkon schiebt sich über die Ufermauern und erweitert die Platzfläche. Ein öffentlicher Spielplatz ergänzt das Freiraumangebot.
Der sogenannte „Wasserfall“ an der Steinach wird erlebbar gemacht, indem die dichte Ufervegetation ausgelichtet wird und ein neu geschaffener Aussichtsbalkon den Blick auf den Wasserfall lenkt.
Am Finanzamt entsteht durch die Neuordnung des fahrenden und ruhenden Verkehrs ein einladender und qualitativ hochwertiger Stadteingang als südlicher Auftakt der Stadtachse. Die nördliche Platzkante wird durch einen Neubau mit Mischnutzung gefasst. Die gepflasterte Platzfläche erhält ein markantes Baumkarree mit Sitzmobiliar und stößt als breiter Stadtbalkon an die Steinach.

Talweg Etzelbach
Der Mündungsbereich des schmalen Etzelbachs wird stärker geöffnet. Sitzstufen am Westufer der Eyach schaffen einen Aussichtspunkt und treten in Dialog mit der gegenüberliegenden Uferseite. Der vorhandene Spielplatz wird aus dem dunklen, tief eingeschnittenen Tal des Etzelbachs auf die sonnige Lichtung oberhalb der Tiefgarage an der Agentur für Arbeit verlegt. Hier sorgt er für einen markanten Bezugspunkt auf dem Weg zur Stadthalle. Der Talgrund wird zurückhaltend gestaltet und die Erlebbarkeit des Wassers durch punktuelle Abflachungen und Rückschnitte der Ufervegetation erhöht. „Störsteine“ aus Stampfbeton bilden Sitz- und Spielobjekte entlang des Bachlaufs.

Gartenschaukonzept
Die Gartenschau Balingen 2023 teilt sich in zwei Hauptbereiche auf: das nördliche Gelände rund um Bizerba-Arena und Aktivpark und die innenstadtnahen Flächen auf dem ehemaligen Strasser-Areal. Ergänzt werden die Hauptausstellungsbereiche durch weitere Trittsteine wie den Stadtgarten. Die Wegeverbindungen entlang der Eyach stellen den Fluss in den Mittelpunkt der Gartenschau und prägen die Auswahl der Themenbereiche. Wegebegleitende Wechselflorbänder und Uferstauden stärken die Verbindungen. Das Ausstellungsgelände auf dem Strasser-Areal intergiert Bereiche für Gastronomie und Kleinkunstbühne sowie vielfältige Themengärten. Teile des Freibadparkplatzes werden für die Zeit der Ausstellung durch den Gärtnermarkt bespielt. Zusammen mit der Caféterrasse am Stadtarchiv entsteht hier ein weiterer Anziehungspunkt.

Mit der Durchführung der Gartenschau erhält die Stadt Balingen die Chance, sämtliche städtebaulichen Einzelmaßnahmen miteinander zu verknüpfen und in einen durchgehenden Uferpark einzubetten.
Mehrgenerationenpark mit Stadtgartenufe

Mehrgenerationenpark mit Stadtgartenufe

Lageplan Daueranlagen M 1:1.000

Lageplan Daueranlagen M 1:1.000

Lageplan Ausstellungskonzept M 1:2.500

Lageplan Ausstellungskonzept M 1:2.500

Vertiefungsbereich Eyachufer M 1:250

Vertiefungsbereich Eyachufer M 1:250

Uferschollen an der Eyach

Uferschollen an der Eyach

Zwingergarten

Zwingergarten

Kletterparkour am Übergang zum Wolfental

Kletterparkour am Übergang zum Wolfental

Rapperturm mit Seilergarten

Rapperturm mit Seilergarten