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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2018

Neugestaltung Südallee Koblenz

Abgabeplan 1

Abgabeplan 1

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Eine Allee im Wandel der Zeit

Die Planung der Südallee in Koblenz orientiert sich am „Stübben-Plan“ von 1889. Somit stellt die Südallee wieder eine hervorgehobene repräsentative Nord-Süd-Achse der südlichen Vorstadt mit Übergang in die Casinostraße und Kirche St.- Josef dar. Gleichzeitig bildet die Kirche St.-Josef einen wunderbaren Abschluss und Blickpunkt der Südallee.
Das Konzept verfolgt eine konsequente Renovierung, Revitalisierung und Modernisierung der zwei bestehenden Straßenraumtypologien. Die übergeordneten Fuß- und Radverbindung in N-S Richtung wird mit zahlreichen Aufenthaltsmöglichkeiten wiederhergestellt.
Die stadtbildprägenden Baumalleen werden ergänzt und geordnet. Die prachtvollen Platanen werden erhalten und an den Kreuzungen als Tore zur und innerhalb der Südallee herausgearbeitet. Kleine Plätze an den Kreuzungspunkten verknüpfen die verschiedenen Abschnitte mit den querenden Straßen und öffentlichen Einrichtungen.
Eine stärkere Durchgrünung sowie eine Neuordnung und Reduzierung von Parkplätzen wird bis 2020 um 25% und bis 2040 um 75% angestrebt. Zudem wird das Erscheinungsbild der Südallee durch die Schaffung einer neuen gärtnerischen Identität zusätzlich aufgewertet. Diese wird durch die einheitliche Bepflanzung als auch durch die Materialität und Ausstattung, welche aus einer Kombination aus Erhalt des historischen Kleinsteinpflasters im Straßenraumbereich und modernem Plattenbelag für Gehweg- und Platzbereiche mit ähnliche Farbtypen, erreicht. Neugepflanzte Weiß- und Rotdorne markieren im südlichsten Abschnitt die historisch geplanten Gebäudeeingänge und auf der gesamten Südallee die wichtigen Entrées.

Mittelpromenade
Die Mittelpromenade wird auf der Grundlage des historischen Konzepts, des „Stübben-Plans“ von 1889, wiederhergestellt. Ahorne werden in einem Abstand von ca. 15 m nach und nach neugepflanzt. Die Originalbreite der Mittelpromenade von 7,5 m wird in der Neuplanung auf 10 m aufgeweitet.
Ein beidseitiger multifunktionaler Streifen von 2 m nimmt das Anwohner- und Kurzzeitparken, Car-Sharing und E-Mobility auf. In diesem Bereich sind auch Fahrradabstellplätze, Mülleinhausungen sowie Pflanz- und Heckenstreifen möglich. Nachbarschaftliche Nutzungen können hier ebenfalls verortet werden. Mittig dazwischen liegt der grüne Promenadenstreifen. Dieser besteht aus einer wassergebundenen Wegedecke und beidseitigen Rasenstreifen mit Aufenthaltsmöglichkeiten. Er wird an den Kreuzungspunkten abgerundet und orientiert sich somit am historischen Vorbild.
Innerhalb der Promenade werden vor den 3 Schulen „Gartenplätze“ aus wassergebundener Wegedecke mit Verweil- und Orientierungsmöglichkeiten gestaltet. Jeder „Gartenplatz“ erhält eine spielerische Gestaltung sowie einen lineare Baumpflanzung aus Rot- und Weißdornen, welche die „Gartenplätze“ mit den Schulen verbinden.

Kreuzung Markenbildchenweg
Bei der Kreuzung Markenbildchenweg- Südallee handelt es sich um eine touristisch stark frequentierte W-O Verbindung zwischen dem Koblenzer Hauptbahnhof und den Kaiserin- Augusta- Anlagen an der Rheinpromenade. Die beidseitigen Kreuzungsplätze bilden zusammen den neuen Informations-, Orientierungs- und E-Mobilitätspunkt der Südallee aus. Dieser wird mit einer E- Bike Lade- und Verleihstation, einer Fahrrad-Reparatur- Säule sowie Übersichtskarten der Fahrrad- und Fußwege ausgestattet.

Quartiersplatz
Der Quartiersplatz erhält einen durchgehenden Belag und eine einfache zurückhaltende Gestaltung. Er ist das „Gelenk der Südallee“ und stellt den Übergang zwischen den beiden Straßentypologien her.
Im Süden werden die historischen Platzkanten wiederhergestellt. Der Platz wird mit einem Brunnen, wie er im Entwurf von Stähler & Horn von1920 vorgesehen war, gestaltet. Eine zentrale Großbaumpflanzung in der Mitte, die „Quartiers- Eiche“ als grünes Dach, gibt Orientierung und Identität. Somit ist der Platz flexible nutzbar für Anwohner, Spitalgäste und Patienten.

Boulevard
Der Boulevard greift mit der Planung das ursprünglichen Konzept von 1910/11 und der Änderung (Erweiterung des Straßenprofils) von 1917 auf. Die Fahrbahnbreite wird reduziert und erhält dadurch breitere, seitliche Grünstreifen. Es erfolgt eine punktuelle Ergänzung der Lindenallee.
Die Nachbarschaftsgärten im Westen werden wieder beidseitig von Hecken gefasst. In den Nachbarschaftsgärten befinden sich Fahrradstellplätze und Aufenthaltsmöglichkeiten für die Mieter. Auf der gegenüberliegenden Seite des Stifts werden Patientengärten und Spielplätze als Pendant zu den Nachbarschaftsgärten gestaltet. Der neue Weg zwischen Mauer und Patientengärten spiegelt mit seiner Gestaltung den privaten Erschließungsweg am westlichen Rand der Straße auf. Das bestehende Stück der alten Mauer an der Johannes Müller Straße bleibt bestehen und wird auf der anderen Platzseite als Bank fortgeführt.

Kirchplatz
Der Kirchplatz wurde aus der Historie abgeleitet als Zentrum der südlichen Vorstadt geplant. Die Kirche steht auf einem 2cm erhöhten Sockel und erhält dadurch eine angemessene Rahmung und Hervorhebung zum restlichen Platz. Der Fahrbahnbelag bleibt im historischen Kleinsteinpflasterbelag bestehen. Die Stellplätze werden an den Rändern unter Bäumen angeordnet. Das gesamte Jahr über können Wochen- und Weihnachtsmärkte sowie Quartiersfeste diesen neuen zentralen Ort zusätzlich beleben.

Kirchgarten
Der Kirchgarten wird in Form einer Neuinterpretation eines Barock-Gartens gestaltet. Hier werden Kugel-Ahorne verwendet, welche die historische Planung von 1934 aufgreifen.

Materialität
Für die Südallee werden folgende Materialien verwendet:
-Im Fahrbahnbereich historisches Kleinsteinpflaster, welches aufgrund der besseren Befahrbarkeit für Fahrräder gesägt wird.
-Die Gehwege und Platzflächen werden in hell und dunkel geschliffenen Betonwerksteinen ausgestaltet.
-Die Gartenplätze an den Schulen der Mittelpromenade sowie der mittlere Fußweg werden in wassergebundener Wegedecke ausgeführt.
Somit stellt die Südallee wieder eine hervorgehobene repräsentative Nord-Süd-Achse der südlichen Vorstadt dar und wird mit Ihrer neuen Gestaltung den Nutzern, dem Ort und der Historie gerecht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser orientieren sich an dem historischen Stübben-Plan und nehmen diesen als Grundlage für eine konsequente Gestaltung der Südallee. Die Linearität des Straßenraums wird selbstverständlich akzeptiert und durch Plätze an besonderen Orten gegliedert. Die drei Gartenplätze vor den Schulen im nördlichen Abschnitt sind gut platziert und schaffen angemessene Aufenthaltsorte für Schüler, können mit der spielerischen Gestaltung und der Rot- und Weißdornpflanzung jedoch im Detail nicht überzeugen.

Die Verbreiterung der Mittelpromenade auf 10m wird als großzügiger Ansatz gewürdigt, wobei die Breite des Fußwegs zu gering ist. Die durch die Pflasterintarsien hervorgerufene Trennung von Radverkehr und Fahrverkehr ist kontraproduktiv. Der 2m breite Multifunktionstreifen zur Unterbringung von Fahrradstellplätzen und anderen Funktionselementen wirkt praktikabel, birgt jedoch die Gefahr der Beliebigkeit in der konkreten Umsetzung durch die Unterbringung zu vieler Elemente. Mit der Bezugnahme auf die historische Geometrie werden die Querungen mit den Rundplätzen an den Platanentoren in einfacher und überzeugender Weise gelöst. Hingegen erscheint die Gestaltung des Kreuzungsbereichs am Markenbildchenweg durch die Restgrünflächen nicht vollständig gelungen.

Der Vorschlag, den Übergang zwischen den beiden Straßenraumtypen durch einen großzügigen Quartiersplatz mit durchgehendem Belag zu gestalten, ist eine einfache und überzeugende Lösung. Brunnen, Quartierseiche und Sitzbank sind selbstverständlich platzierte Elemente, die eine hohe Aufenthaltsqualität versprechen und der Südallee eine klar erkennbare stadträumliche Mitte erzeugen.

Der Rückgriff auf die ursprünglichen Planungen des Boulevards ist eine nachvollziehbare Antwort auf die Aufgabe. Mit der Ergänzung der Lindenallee, der Einfassung der Nachbarschaftsgärten durch Hecken und der Anlage von Patientengärten und Spielplätze werden den Anforderungen besonderer Personengruppen Rechnung getragen, ohne den großzügigen Gesamteindruck der Südallee zu beeinträchtigen. Die Gestaltung des Kirchplatzes ist nicht überzeugend. Die neuen Rotdornpflanzungen wirken in Bezug auf den Maßstab der Kirche fremd. Die Neuinterpretation des Kirchgartens in Form ist eine Interessante Lösung am südlich Abschluss der Südallee, wobei die Umfahrung kontrovers diskutiert wird. Die schrittweise Reduktion der Parkplätze erfolgt keinem erkennbarem Ansatz. Die erforderliche Anzahl der Parkplätze wird nicht erreicht.

Aus Sicht der Denkmalpflege ist der Entwurf insgesamt begrüßenswert. Die historischen Strukturen wurden wie gefordert aufgegriffen und z.T. wiederhergestellt. Positiv hervorzuheben ist die Wiederherstellung ursprünglicher Symmetrien. Die Aufweitung der Allee zu insg. 4 Plätzen interpretiert die historische Situation neu. Die Einzeldenkmäler werden nicht beeinträchtigt, nur die vier ergänzenden Bäume rücken der St. Josefkirche zu nahe. Die Baumriegel an den neuen Plätzen entsprechen nicht der historischen Gestaltung und unterbrechen die Alleestruktur, die Gärten am Stiftsklinikum sind sehr kleinteilig, die Fahrradständer in den geschützten Vorgärten werden kritisch gesehen. Die Verwendung von Rotdorn außerhalb der historisch belegten Standorte (d.h. in den Vorgärten der Besatzungsbauten) ist nicht angemessen. Die Erhaltung des historischen Pflasters wird vermisst. Insgesamt gelingt den Verfassern, durch Rückgriff auf historische Spuren, ein angemessenes Konzept für die Südallee zu entwickeln. Die unterschiedlichen funktionalen Anforderungen des Verkehrs werden in selbstverständlicher und zurückhaltender Weise in die Freiraumgestaltung integriert. Die Anordnung des Multifunktionsstreifens im nördlichen Abschnitt überzeugt jedoch nicht. Der Entwurf ist auch langfristig tragfähig und stellt trotz einiger Mängel im Detail eine Lösung zur gestellten Aufgabe dar.
Abgabeplan 2

Abgabeplan 2

Abgabeplan 3

Abgabeplan 3

Abgabeplan 4

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