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Offener Wettbewerb | 08/2018

Quartierpark Areal Thurgauerstrasse in Zürich-Seebach

4. Rang / 4. Preis

studio boden

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf orientiert sich an der Naturgeschichte des Ortes und thematisiert
den Übergang zwischen der Moränen- und der Riedlandschaft in der
grundlegenden Struktur, der Materialisierung und der Vegetation.
Die an diesem Ort stark ablesbare Topografie wird durch eine detailliert ausgearbeitete
Terrassierung überwunden und durch Absenkungen am Hangfuss
im Bereich der Thurgauerstrasse noch verstärkt. Vom Eingangsbereich
her wird ein Netz aus breiteren und schmaleren Wegen entwickelt, das die
verschiedenen Nutzungen an der Thurgauerstrasse sowie die Thurgauerstrasse
mit der Inneren Promenade und der Grubenackerstrasse – direkt und
trotzdem nicht rein funktional – miteinander verbindet. Durch die unterschiedlichen
Gefälle wird die Hindernisfreiheit gewährleistet und ebenso die
Fuss- und Velowegverbindung nach Seebach eingebunden. Topografisch
wird dies durch flache Rasenterrassen mit steileren, mit Stauden und Gräsern
bepflanzten Böschungen gelöst.
Im oberen Bereich des Parks findet sich die Spielwiese und die zu einem
Aussichtspunkt umgestaltete Hügelkuppe. Dieser Aussichtspunkt wird über
einen am Rand gelegenen Weg erreicht. Der Übergang zum Neubau an der
Allmannstrasse wird mittels einer zusätzlichen Ebene überspielt, die den
starken Höhenunterschied kaschiert und zugleich eine Aussichtsterrasse
zum Rasenspielfeld schafft, die auch als Grill- und Picknickplatz gedacht ist.
Die Grubenackerstrasse ist auf diesem Abschnitt in der Formensprache und
Materialisierung der Parkwege gestaltet und versucht so, den oberen und
unteren Parkbereich zusammenzubinden.
Das Schützenhaus wird erhalten und als Zentrum der Anlage in Szene
gesetzt. Während es zur Westseite das Wegesystem begleitet, schafft es an
der Süd-Ost Seite mit einem Platz einen Gelenkpunkt zwischen der Inneren
Promenade und dem Park. Hierfür wird das Schützenhaus einseitig abgegraben.
Mehrere Stufenanlagen vermitteln zwischen der höher gelegenen
Strasse und dem Platz.
Das eigentliche Thema der Naturgeschichte beschränkt sich weitgehend auf
den Bereich des Kinderspielplatzes. Grosse Findlinge und Felsen begrenzen
diesen und schaffen zusätzlich zu den Geräten ein vielfältiges Spielangebot.
Weiter bildet die Naturlandschaft den Ausgangspunkt des Vegetationskonzepts.
Während sich am Hangfuss, dem «Riedbereich» mit Erlen, Eschen
und Pappeln entsprechende Arten dieser Landschaftsräume finden, sind es
im «Möränenbereich» Ahorne, Hainbuchen und Rotbuchen. Einzelne Parksolitäre
wie Silberahorn, Lebkuchenbaum bereichern das Bild.
Die Entwässerung wird mit unterirdischen Versickerungsanlagen am Hangfuss
und unter der Spielwiese vorgeschlagen. Für die Innere Promenade
und die weitere Vorzone zur Thurgauerstrasse werden Elemente zur übergeordneten
Gestaltung angedeutet.
Der Ansatz, den Park über die naturgeschichtlichen Elemente und die Landschaftsinseln
an diesem Ort inhaltlich zu verankern, den überformten Ort
wieder lesbar zu machen, wird im unteren Parkbereich kraftvoll begonnen.
Dieser Bereich besitzt durch die verschiedenen Zonen und die Stellung der
Bäume eine abwechslungsreiche Dichte und Vielfalt und schafft eine attraktive
Kulisse. Mit den entscheidenden Elementen der Naturgeschichte wird
das Thema jedoch in erster Linie auf den Bereich des Kinderspielplatzes
beschränkt, das Potenzial der Idee noch zu wenig ausgeschöpft. Im oberen
Parkteil fehlt die Fortsetzung dieser (Natur-) Geschichte, eine mögliche
Ausformulierung in anderer Form. Dies führt auch dazu, dass die Strasse
trotz Einbindung in das Gestaltungsprinzip des unteren Parkteils keine vernetzende
Funktion übernimmt und der obere Parkteil als separater Bereich
wahrgenommen wird. Die Einführung der Zwischenebene vor dem Neubau
an der Allmannstrasse bricht die starke Höhendifferenz und wird begrüsst.
Die konzentrierte Nutzung als Picknick- und Aufenthaltsbereich erscheint
an diesem Ort vor dem Hintergrund der Nähe zur angrenzenden Bebauung
schwierig. Weiter ist in diesem Bereich die Wendemöglichkeit für Lastwagen
nicht nachgewiesen.
Insgesamt erscheinen die Choreographie und die räumliche Struktur im
oberen Teil des Parks noch zu wenig differenziert. Es fehlt die Kraft, die im
unteren Teil versprochen wird. Die Transformation des Schützenhauses zum
gemeinschaftlichen Zentrum des Quartiers wird begrüsst, der Platz zwischen
östlicher Bebauung und Schützenhaus erscheint jedoch zu gross und
ist zu wenig differenziert. Inwieweit baulich eine Abgrabung am Schützenhaus
und die unterschiedlichen Niveaus in dieser Dimension möglich sind,
ist zu prüfen.
Das Projekt Riedbüel betont mit den inselartigen Flächen eine räumliche
Vielfalt, die unterschiedliche Nutzungsarten für verschiedene NutzerInnengruppen
zulässt. Das Schützenhaus als Quartiercafé wird als Ort der
gemeinschaftlichen Nutzung etabliert und kann von zwei Seiten im Aussenraum
bespielt werden.
Zu Entwicklungsstrategien, die eine Mitwirkung zulassen, werden keine
Aussagen gemacht.