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Nichtoffener kooperativer Gestaltungswettbewerb | 10/2018

Gestaltung des Jüdischen Gartens in den Gärten der Welt in Berlin

Vogelperspektive

Vogelperspektive

2. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

DnD Landschaftsplanung

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

DIE GEBURT EINES GARTENS

DER RAU M
Der klassische Garten als Hortus conclusus ist ein Ort, der
durch Grenzen entsteht.
Der Jüdisch Garten wird als offener Raum interpretiert, der
durch Verdichtung entsteht. Er kennt keine Grenzen und keine
Mauern, trotzdem kann man ihn durchschreiten.
Zellstrukturen und Luftaufnahmen der Natur dienen als Vorlage
für die formale Gestaltung.
Die Wege führen den Besucher in den Garten hinein und lassen
ihn Teil des Raumes und der Natur werden.

DAS SYMBOL
Wasser ist Leben. Das Wasser ist verantwortlich für den Reichtum
der Menschen und ist Vermittler zwischen den verschiedenen
Ufern und Kulturen. Im jüdischen Glauben ist das Wasser,
wie in der Natur, von essenzieller Bedeutung. Es war schon
vor der Erschaffung der Welt vorhanden. Bäche und Flüsse
bestehen aus Wasser. Eine große Wasserfläche bildet einen
See, durch den das Wasser hindurch fließt. Das in Verbindung
stehende Grundwasser ist Lebensgrundlage für die Menschheit,
ebenso wie das Meer. Und es gibt natürliche Wasseransammlungen
wie Gruben, in die es hinein regnet oder schneit.
Im Garten des Lebens findet sich daher fließendes Wasser
als Wasserband in den Wegen, ruhendes Regenwasser und
Wassernebel, der auch als Regenbogen sichtbar werden kann.
Er ist das Zeichen des Bundes des Ewigen mit der Erde.
Das angesammelte Wasser: Miqweh – die Regenwasseransammlung
Der Regenbogen: Bund des Ewigen mit der Erde
Das fließende Wasser: Ma‘aya - die Quelle

DIE SCHRIFT
Zwei Zitate begleiten die Besucher auf ihren Weg durch den
Garten. Das erste Zitat weist auf den Bund des Ewigen mit der
Erde hin. Das zweite auf die besondere Verantwortung, die der
Mensch gegenüber der Schöpfung trägt.
1. Mose-Kapitel 9, 12-17 Und G‘tt sprach: „Ich gebe euch ein
Zeichen als Garantie für den ewigen Bund, den ich mit euch
und allen Lebewesen schließe: Ich setze meinen Bogen in die Wolken.
Er ist das Zeichen meines unumstößlichen Bundes
mit der Erde. Jedes Mal, wenn ich Regenwolken über die Erde
schicke, wird der Regenbogen in den Wolken zu sehen sein.“
Talmud: „Sieh meine Schöpfung, wie schön und wundervoll
sie sind. Alles, was ich geschaffen habe, habe ich nur für dich
getan. Bedenke dies und zerstöre und vernachlässige nicht
meine Welt. Denn wenn du sie erst zerstört hast, ist nach dir
keiner mehr da der sie wieder reparieren kann.“

LICHTKONZEPT
Die drei Bestandsbäume und das ruhige Wasserbecken werden
ins Licht gesetzt: 18 Pendelleuchten schweben zwischen
den Bäumen und symbolisieren den Zahlenwert des Lebens.
Dieser Wert drückt den Willen aus das Leben zu erhalten und
zu schützen. Die ruhige, dunkle Wasseroberfläche wird durch
die Lichtreflexionen ‚bespielt‘ – die Ebene der (inneren) Reflexion
wird nach außen getragen und sichtbar gemacht. Dieser
Ort ist ein Ort der Stille und Besinnung. Die Bäume werden
in das Konzept miteinbezogen weil der Baum als kraftvolles
Symbol für das Leben erscheint. Der Hauptrundweg wird von
Pollerleuchten begleitet.

MATERIA LKONZEPT
Die Hügellandschaft mit verschiedenen Geländehöhen bildet
den Gartenraum. Im Bereich der Weggabelung bilden natürliche
Gesteinsbrocken die Hügel, im Mittelteil sind die Hügel
mit Untersubstratbermen und überdeckenden Oberbodensubstrat
aufgebaut und im hinteren, flacheren Bereich bildet
die wassergebundene Decke und der Kies die Trockenzone.
Die Neigungen sind so gewählt, dass keine künstlichen Befestigungen
notwendig sind. In den steilen Bereichen werden
Fertigbetonschalen mit unterschiedlichen Gesteinseinschlüssen
verwendet.
Diese sind punktuell höher und flachen dann ab. Bäume
werden durch Unterflurverankerungen in den Hügeln befestigt
(Stahlmatten die am Planum aufliegen) und vom Eigengewicht
der Hügel gehalten.
Ein Kiesstreifen zur Entwässerung begleitet die Hügel. Der
Weg wird aus geschliffenen Ortbeton hergestellt. Die Textstellen
werden an den Wegrändern in den geschliffenen Beton
graviert. Die beschichteten, vertieften Wasserstellen entstehen
durch Einlagen bei der Ortbetonherstellung. Der Weg der
in den Bereich der Bestandsbäume führt wird aus wassergebundener
Decke hergestellt um, die Baumwurzeln zu schonen.

BEPFLANZUNGSKONZEPT
Das Bepflanzungskonzept vermittelt eine vegetabile Symbolik.
Das Artenspektrum bildet terrestrische Lebensformen von
Pflanzen in ihrer Reichhaltigkeit ab: Phanaerophyten, Chamaephyten,
Hemikryptophyten, Geophyten und Therophyten.
Jede Gruppe wird durch ein oder mehrere Arten verkörpert.
• Phanaerophyten sind holzbildende Gewächse wie Bäume
und Sträucher, deren Metabolismus auf Langlebigkeit
ausgerichtet ist.
• Die Lebensstrategie der Chamaephyten ist ihre Anpassung
an Extremstandorte. Diese enorm diverse Gruppe
umfasst Halbsträucher, Zwerg- und Polsterpflanzen.
• Hemikryptophyten sind mehrjährige krautige Pflanzen
wie Gräser, Farne und Blütenstauden, die durch ihre Variabilität
und ihren Individuenreichtum den Charakter vieler
Landschaften prägen.
• Geophyten sind Zwiebel- und Knollenpflanzen. Sie überdauern
ungünstige Witterungsbedingungen unter der
Erde und treten zu günstigen Jahreszeiten in Erscheinung.
• Therophyten sind kurzlebige Pflanzen, die nach dem
Blühen und Fruchten absterben. Sie verbreiten sich über
ihre Samen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Eine offen gestaltete, bepflanzte Hügellandschaft wird in dem Entwurf von geschwungenen Wegen durchzogen. Zitate als Textbänder sind im Boden eingraviert. Von der Jury wird einerseits die offene Struktur als positiv angesehen, andererseits wird problematisiert, dass sich Assoziationen an einen jüdischen Garten lediglich durch die Schriftbänder und die Wasserelemente herstellen lassen.

Die Gestaltung in ihrer Differenziertheit - Höhenentwicklung und Vegetationsformen - erscheint sehr attraktiv für Besucherinnen und Besucher. Auch die sich nach allen Seiten offen darstellenden Übergänge in das Gelände werden eher als positiv bewertet. Die vorgeschlagene Nachbildung natürlicher Landschaften, ähnlich wie in botanischen Gärten, wird kontrovers diskutiert.

Die Verhältnismäßigkeit des Gartenentwurfes zur dominanten Umgebung scheint nicht unbedingt gegeben. Auch der von den Verfassern vorgesehene Ort der Stille, als Miqweh mit 18 Leuchten ausformuliert, wird als zu schwach angesehen in Bezug auf intendierten Inhalt und Anbindung an den Gartenentwurf.

Es wird bedauert, dass die Zitate lediglich in deutscher Sprache und nicht auf Hebräisch und ggf. zusätzlichen anderen Sprachen vorgeschlagen werden.
Plan M 1:100

Plan M 1:100

Visualisierung

Visualisierung

Visualisierung

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Konzeption

Konzeption

Konzeption

Konzeption

Konzeption

Konzeption

Schnitte

Schnitte