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Award / Auszeichnung | 07/2018

Peter-Joseph-Lenné-Preis 2018

Bereich C

Andreas Ebert, Gero Engeser

Architektur

Andreas Ebert

Student*in

Gero Engeser

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Le Cercle Metro Polis


Stadt heißt Bewegung. Bewegung von Menschen, Fahrzeugen, Pflanzen und Tieren. Aber auch Waren, Abfallprodukte und andere Stoffe gehören, meist unsichtbar, zum Metabolismus der Stadt. Der Fermiers Généraux kann durch seine Lage und Anbindung das ringförmige Rückgrat für Bewegungen und Ströme aller Art in Paris werden. Dominiert heute noch der motorisierte Verkehr diesen zentralen Verteilerring, so wird in Zukunft umweltverträglichere Verkehrsmittel, Ästhetik & Aufenthaltsqualität, Ökologie und intelligente Warenströme gesetzt.

Momentan werden mindestens zwei Drittel des Fermiers Généraux für den motorisierten Verkehr genutzt. Diese Gewichtung ist unter dem heutigen Freiraumverständnis in der Stadt nicht mehr zeitgemäß. In Zukunft soll nur noch ein Drittel dafür verwendet werden. Die übrigen zwei Drittel dienen dem Aufenthalt und dem Langsamverkehr. Um diese neuen Aufenthaltsbereiche möglichst kreuzungsfrei zu halten, werden in diesen Bereichen die Seitenstraßen gekappt.
Die Kreuzungen mit bedeutenden Straßen werden beibehalten. Kleine Anliegerstraßen werden im Bereich der boulevards autofrei. Die Blocks werden zu grünen Superblocks mit nachbarschaftlichen Anwohnerstraßen zusammengeschlossen - les rues.Schmalere Straßen mit einer Fahrbahn pro Richtung verlangsamen den Verkehr und sind für Fußgänger leichter kreuzbar.

Maßnahmen dieser Größenordnung können nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Um Akzeptanz und soziale Nachhaltigkeit zu garantieren, geschieht der Umbau des Fermier Généraux behutsam in mehreren Phasen. Phase 1 beginnt sofort mit dem Ziel, die Qualität direkt zu steigern. Durch mehr Nutzung entstehen soziale Kontrolle und Zusammenhalt im Viertel - sozialen Problemen wird vorgebeugt. Mit Pflanzboxen werden die Bereiche für den Autoverkehr gesperrt. Auf den boulevards stehen junge Bäume darin, die günstig gekauft werden können. In den rues werden Stauden hinein gepflanzt und die Anwohner können sie sich als Beete aneignen. Bei Veranstaltungen, Feste oder Workshops werden die Boxen je neu angeordnet. An einigen der Boxen sind zudem Sitzmöglichkeiten montiert.
Fahrrad- und Aktionsflächen werden vorerst mit Farbe markiert und passen sich den Bürgerwünschen ständig an. Verkehrsschilder und Barrieren werden entfernt. Teilweise wird der Asphalt aufgeschnitten. Hier sorgen Blühstreifen direkt für ökologischen Mehrwert. Manche Cut-Outs werden Aktivitätsflächen, z.B. Boule-Felder. Auch um Bestandbäume wird aufgeschnitten, um bessere Bedingungen zu erreichen. Der distributeur métropolitain geht mit Fahrradkurieren und Marktständen in Betrieb.
In Phase 2 gestalten verschiedene Landschaftsarchitekturbüros die Plätze um die Metrostationen in separaten Wettbewerben. Jede Station wird mit smarten Selbstbedienungskühlschränken und festen Läden für den distributeur métropolitain sowie Fahrradinfrastruktur ausgestattet.
In Phase 3 werden Kreisverkehre und Nieschen zu permanenten Grünflächen als Trittsteinhabitate für Tiere und Pflanzen. Es werden jeweils die Tiefbauarbeiten für das Wasserkonzept vorgenommen.
Zu Beginn von Phase 5 entscheiden die Bürger, welche Anordnung von Pflanzen, Sitzmöglichkeiten sowie Fahrrad- und Aktionsflächen sich über die Jahre und während der olympischen Spiele am besten bewährt hat. Die boulevards und rues werden nach dieser Entscheidung final gebaut.
Die Bäume aus den Boxen werden gepflanzt und Markierungen ins neue Pflaster integriert. Gleichzeitig werden die Arbeiten am Wasserkonzept durchgeführt.
Anschließend können Teile des Fermiers Généraux nach Vorbild der Champs-Élysées sonntags komplett für den Autoverkehr gesperrt werden.
Künftig kann das Konzepts weiter gedacht werden: Der gesamte Ring wird autofrei, ökologischer Strom und Wärme werden über den Ring verteilt, das Konzept wird auf den Périphérique übertragen.
Es werden Pflanzen verwendet, die einen ökologischen Mehrwert als Insektenweide und Unterschlupf für Kleintiere bieten. Da auf dem gesamten Ring dieselben Pflanzen verwendet werden, entsteht so ein ringförmiger Korridor, der Tier- und Pflanzenwanderung durchgängig unterstützt. Gleichzeitig sollen die Pflanzungen pflegeleicht und sofort wirksam sein. Die sorgfältige und diverse Wahl der Pflanzenarten sorgt zusätzlich für einen abwechslungsreichen und auffälligen Pflanzaspekt. Die Bewohner von Paris werden so auf die Pflanzung aufmerksam und das Bewusstsein für Biodiversität kann so auch in der Stadt geweckt werden. Das Saatgut wird aus unterschiedlichen Pflanzen zusammengesetzt und kann so auf Störungen durch Schädlinge oder klimatische Faktoren besser reagieren.
Die Bäume und Stauden können über den Ring verteilt auf verschiedenen Flächen Platz finden. Auf Restflächen der Verkehrsinfrastruktur gibt es Flächen, die eh da sind und keine Verwendung finden, wie zum Beispiel Verkehrsinseln oder Kreisverkehre. Neuen Flächen bieten Beet- oder Baumboxen oder die Cut-Out-Flächen im Fußgängerbereich.
Die Stadt kann früh günstig Bäume erwerben und einsetzen. Nicht gebraucht können die bereits älter gewordenen Bäume weiterwandern.
Das Saatgut wird ausgebracht und bedarf dann nur noch wenig Pflegeaufwand. Im Frühjahr wird ein Schröpfschnitt getätigt, um Unkraut zu entfernen und das Pflanzenwachstum anzuregen. Erst wieder im Herbst erfolgt eine Mahd. Übrigbleibende Pflanzreste können über den Winter stehen bleiben. Die Bäume sollten ab und an verjüngt werden. Wichtig ist bestandsverjüngende Baumpflanzungen vorzunehmen, um einen generationen-übergreifenden Baumbestand zu gewährleisten.
Plan 1

Plan 1

Plan 02

Plan 02

Übersichtsplan

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Perspektive

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