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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2018

Entwicklung Burgruine Burgschwalbach

Burgschwalbach . Fernwirkung Burg

Burgschwalbach . Fernwirkung Burg

2. Preis

Preisgeld: 12.500 EUR

ATELIER . SCHMELZER . WEBER Architekten PartGmbB

Architektur

Höhne Fitschen + Partner Architekten PartGmbB

Architektur

QUERFELDEINS Landschaft | Städtebau | Architektur PartGmbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

E1 Grundsätzliche Angaben zur gestalterischen Konzeption

Das gestalterische Konzept sieht vor die äußere Form und den Charakter der historischen Burg aus denkmalpflegerischen Aspekten nicht zu verändern. Dabei soll die Burganlage im Inneren mit dem Blickbezug nach außen erlebbar werden. Die einzelnen Nutzungsbereiche sind separat erschlossen und werden durch die Wiederaktivierung des Wehrganges und der Öffnung vom Palas zum Pächterhof mit einander vernetzt. Historische Bauteile werden sichtbar gemacht und durch dienliche Neueinbauten in Baubronze ergänzt. Das Metall wird an der inneren Fassade des Pächterhauses aus dem 20. Jahrhundert, der neuen Terrasse sowie an Freiraumelementen und an dem Einbau des Palas vorgesehen. Der Besucher kann so zwischen historischen und neuen Bauten unterscheiden. Historische Bauten vor dem 19. Jh. sollen dabei denkmalpflegegerecht unberührt bleiben und Neueinbauten nur in jüngeren Bereichen erfolgen.

E2 Erläuterungen zum Erschließungskonzept (Annäherung an die Burg)

Der fußläufige Zugangsweg vom Ort zur Burg über die Schlossstraße und den Halsgraben wird reaktiviert und damit die historische Annäherung wieder erlebbar gemacht. Der Halsgraben wird dabei mittels einer Treppenanlage, welche sich in die steile Böschung einschneidet, nachempfunden. Folgt man dem Schlossweg nach Norden, ist eine stufenlose Erreichbarkeit über den Stellplatz im Norden der Burg gewährleistet.
Fahrzeuge erreichen die Burg weiterhin über die Paul-Morant-Allee. Auf Höhe der Burg entsteht ein barrierefreier Bussteig, eine Parkmöglichkeit für Mitarbeiter, zwei barrierefreie Stellplätze sowie eine Möglichkeit zum Wenden für Liefer- und Rettungsfahrzeuge. Weitere Stellplätze und eine Wendemöglichkeit für Busse stehen auf dem kommunalen Weg am Sportplatz zur Verfügung. Von hier aus gelangen Besucher über einen Fußweg entlang der Paul-Morant-Allee und weiter von Norden über den Parkplatz stufenfrei bis zur Burg. Zusätzlich wäre eine direkte Verbindung über eine neue Stiege, direkt auf den Eingang des Torzwingers wünschenswert, welche den Weg von den Parkplätzen zur Burg verkürzt.
Ein kleiner und ein großer Besucher-Rundweg erschließen mehrere Stationen als Schautafeln mit interaktivem Angebot (z.B. mittels Prägezangen mit bildhaften Motiven zum sammeln). Hier erfahren die Nutzer historische Hintergrundinformationen zur Burg und entdecken malerische Ausblicke auf die Burg. Darüber hinaus können auch weitere historisch interessante Orte wie der Mühlenturm und der ehemalige Steinbruch mit einbezogen werden.

E3 Erläuterungen zur inneren Erschließung der Burganlage und der Gestaltung / Nutzung der Freiräume innerhalb der Burg

Die Freiräume innerhalb der Burg werden mittels einheitlicher und hochwertiger Beläge (Natursteinpflaster und Wassergebundene Decke) und Mobiliar (Baubronze und Holz) ausgestattet. Auf dem Torzwinger bietet eine Panorama-Bank die Möglichkeit zum Verweilen und den Blick über den Ort schweifen zu lassen. Bestuhlung für das Gastronomieangebot findet hier ebenso Platz wie im äußeren Burghof und auf der Terrasse am Wehrgang. Der Äußere Burghof wird teils mit Wildstaudenpflanzungen gerahmt. Zwei Blühgehölze verleihen dem Hof eine stärkere Wirkung im Laufe der Jahreszeiten. Im Norden kann eine Bühne für kleinere Veranstaltungen integriert werden. Eine Treppe aus Baubronze führt Nutzer des Wehrgangs auf die Terrasse mit Fernblick ins Tal. Auch auf dem Pächterhof wird ein mehrstämmiges Solitärgehölz ergänzt. Die Erschließung der Kernburg bleibt weiterhin für den Nutzer im gesamten Umfang erhalten ohne innere Nutzungsbereiche zu kreuzen.
Tafeln aus Baubronze führen die Besucher durch die Anlage und vermitteln auch hier Informationen rund um die Anlage der Burg.

E4 Angaben zu innenräumlichen Konzept / gastronomischen Nutzungen

Der Veranstaltungsbereich ordnet sich im Palas an und wird über den südlichen Zugang erschlossen. Die barrierefreie Erschließung ordnet sich im südlichen Bereich des Palas an um bautechnisch aufwendige Lösungen mit Eingriff in den Felsbereich zu vermeiden. Auf halber Höhe der Foyertreppe wird der Zugang zum Pächterhof sichergestellt. Bei Veranstaltungen kann der Pächterhof mit der Terrasse genutzt werden sowie die WCs für den Freibereich. In den beiden Obergeschossen ordnen sich die Veranstaltungsräume dem vorgeschalteten Foyerbereich zu. Diese attraktive Fläche kann für das Catering und als Aufenthaltsfläche in Pausenzeiten genutzt werden. Im Dachgeschoss ordnen sich die Lagerflächen sowie die Vorbereitung für das Catering an, welche über die Gauben belichtet wird.

Durch die innere Konzeption des Pächterhauses und der anliegenden Freibereiche wie dem Pächterhof, der Terrasse sowie des möglichen Außenverkaufes bietet das Gebäude ein höchstes Maß an flexibiltät der gastronomischen Ausrichtung für den zukünftigen Betreiber. Der Veranstaltungsbereich im Palas wird über die bestehende Öffnung dem Pächterhof direkt zugänglich gemacht. Zusätzlich wird die Terrasse des Pächterhofes in den Burgrundgang über den Wehrgang integriert. Durch die Vernetzung der einzelnen Bereiche ist eine höhere Frequentierung der Gastronomie zu erwarten. Eine Außentheke im unteren Bereich der Burg bespielt die Außensitzplätze Am Torzwinger sowie im westlichen Hof.

Die ehemalige Kapelle wird mit festeingebautem Mobiliar für Trauzeremonien im Freien reaktiviert. Der Westbau kann dabei zusätzlich als Veranstaltungsfläche genutzt werden. Das Trauzimmer als Ausweichfläche ordnet sich im westlichen Wirtschaftsbau der Kernburg an und wird über eine Rampe erschlossen.

E5 Angaben zum baulichen Brandschutz (Flucht- und Rettungswege)

Das Brandschutzkonzept sieht vor, dass alle Nutzungsbereiche der Burg zwei unabhängige Rettungswege ins freie erhalten. Der Veranstaltungsbereich wird über die Foyertreppe im Süden sowie der bestehenden Treppe im Norden über den Burghof entfluchtet. Zusätzlich wird die Dachfläche südlich des Bergfriedes zur Entflechtung aktiviert. Der Bereich der gastronomischen Nutzung ist über die innere Treppe sowie die Freitreppe sichergestellt.

E6 Angaben zur Barrierefreiheit

Für die unterschiedlichen Nutzungsbereiche der Burg wird eine unabhängige barrierefreie Erschließung vorgesehen. Alle Ebenen der gastronomischen Nutzung um den Pächterhof, Torzwinger, Gastraum und der neuen Terrasse am Wehrgang werden mit einem Aufzug barrierefrei verbunden. So ist die Burg mit dem Fernblick auf der Terrasse des Wehrganges auch für Rollstuhlfahrer erlebbar. Durch den neuen Haupteingang des Palas wird der Veranstaltungsbereich über das vorgelagerte Foyer bis hin in den Dachstuhl barrierefrei erschlossen. Die Kapellenruine für Trauzeremonien und der vorgelagerte Westbau als Veranstaltungsfläche ist ebenso barrierefrei zu erreichen. Der Bergfried kann über die Rampe im Freiraum erschlossen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Den Verfassern gelingt es, alle Funktionen des Raumprogramms sinnvoll, strukturiert und angemessen umzusetzen, ohne dass die Ergänzungen nach außen in Erscheinung treten. Stattdessen bieten sie den Besuchern mit der Wiederherstellung des alten Wehrganges Fernblicke und damit neue Erlebnisqualitäten. Der Rückbau der mittelalterlichen Fachwerkkonstruktion des Pächterhausdaches wird nicht für notwendig gehalten. Die Erschließung beschränkt sich auf wenige, aber strategisch gut angeordnete Elemente. Der Palas wird durch eine mittig platzierte Spindeltreppe in einer vertikal durchlässigen Halle komplett in der Höhe erschlossen. Die dadurch gewonnene räumliche Qualität und Orientierbarkeit geht jedoch auf Kosten der Größe der Veranstaltungsflächen. Der Erschließungsbereich im Palas muss brandschutztechnisch abgeschlossen und brandlastfrei gehalten werden, was seine räumliche und funktionale Qualität mindert. Auch die in der perspektivischen Darstellung sehr dominante und schematisch dargestellte Geländerkonstruktion wird kritisch hinterfragt. Die Freianlagen sind nur sehr zurückhaltend gestaltet. Die einzelnen Stationen der Zuwegung werden die Erlebnisqualität des Außenbereiches erhöhen. Stellplätze sind nur knapp berücksichtigt. Der moderne Anbau des Pächterhauses fügt sich an die Wehrmauer an und bildet eine zeitgenössische Ergänzung des Hofes. Zudem wird so die Möglichkeit von Außensitzplätzen mit Fernsicht geschaffen. Die Tagesgastronomie kann in allen Teilen sehr gut funktionieren. Die Trennung des touristischen und gastronomischen Bereiches ist ebenfalls sehr gut gelungen. Der Palas wird durch eine neue Spindeltreppe vertikal erschlossen. Dadurch entstehen gut nutzbare Veranstaltungsräume, die jedoch von der Südfassade zurückgesetzt liegen und keine Außenbezüge in diese Richtung aufweisen. Dies wird als nachteilig empfunden. Die Nutzbarkeit der seitlichen Teile der Dachräume (z. B. als Getränkelager) wird durch die Dachkonstruktion eingeschränkt bzw. in Frage gestellt. Die Materialität des äußeren Burghofes (wassergebundene Decke in der Schräge) ist nicht funktional. Die Pflasterqualität ist angemessen. Die Rampenlänge scheint nicht ausreichend, wobei festgestellt wird, dass die Herstellung der Barrierefreiheit in diesem Entwurf insgesamt mit hoher Priorität bearbeitet wurde. Zwar sind im Bereich des Palas wesentliche Eingriffe, auch in das Niveau der Ebene 0, geplant. Durch die Platzierung der Erschließung im vorderen Bereich betrifft dies jedoch nur einen Teil der Grundrissfläche. Insgesamt lässt das Konzept eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Bezüglich der ökologischen Qualität stellt die Jury keine besonderen Merkmale fest. Der Brandschutz stellt hohe Anforderungen an den Erschließungsraum im Palas. Grundsätzlich erscheint das Konzept technisch umsetzbar. Insgesamt erfüllt der Entwurf die Anforderungen in hohem Maße – die Attraktivität und Nutzbarkeit der Burgschwalbach würde deutlich erhöht. Die zurückhaltende und strukturierte Vorgehensweise bei der Konzeption der Grundrisse und räumlichen Elemente überzeugt, findet sich jedoch in der Gestaltqualität der Ansichten nicht in gleichem Maße wieder. Im Zuge einer weiteren Bearbeitung wäre aus Sicht der Jury die gestalterische Ausführung der Außenbereiche technisch zu überdenken. Zudem sollte die vorgeschlagene Materialität hinterfragt werden. Diese kann in ihrer Qualität noch nicht überzeugen und müsste bemustert und ggf. überarbeitet werden.
Burgschwalbach . Gastronomie und Wehrgang Pächterhof

Burgschwalbach . Gastronomie und Wehrgang Pächterhof

Burgschwalbach . Innenraum Palas

Burgschwalbach . Innenraum Palas

Burgschwalbach . Lageplan

Burgschwalbach . Lageplan

Burgschwalbach . Ansicht

Burgschwalbach . Ansicht

Burgschwalbach . Schnitt AA

Burgschwalbach . Schnitt AA

Burgschwalbach . Schnitt BB

Burgschwalbach . Schnitt BB

Burgschwalbach . Schnitt CC

Burgschwalbach . Schnitt CC