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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2018

Entwicklung Burgruine Burgschwalbach

Burgruine Burgschwalbach Gesamtansicht

Burgruine Burgschwalbach Gesamtansicht

Anerkennung

Preisgeld: 2.500 EUR

Max Dudler GmbH

Architektur

TDB LANDSCHAFT

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Eingriff versteht sich als Weiterbau der Wehrmauer und stärkt das Torwächterhaus als Eingangsgebäude. Kern des Entwurfsgedanken ist die entstehende Synthese aus Alt und Neu, die nicht den Kontrast sucht, sondern eine neue Einheit. Notwendige Eingriffe in den Bestand sind minimal und sensibel geplant und beschränken sich auf jüngere Baustrukturen. Die Gemäuer aus dem 13./14 Jahrhundert bleiben erhalten, wobei die Burg in ihrem Aufbau, ihren Räumen und Wegeführungen geschärft wird. Eine Sequenz aufeinanderfolgender Räume entsteht als corbusiersche "promenade architecturale", die der Besucher durchwandelt. Raum für Raum entdeckt er die Burg, vom Vorplatz bis zum Inneren Burghof und den anschließenden Innenräumen.

Ziel der Freiraumplanung ist es, die gastronomische und touristische Nachnutzung der Anlage durch eine gute Anbindung der Burg für alle Besucher ohne weitreichende Veränderung der Topografie zu ermöglichen. Die Erschließung der Burg Schwalbach wird durch unseren Eingriff klarer und selbstverständlicher strukturiert. Der Zwinger erhält seine ursprünglich geschlossene Fassung wieder, sodass sich der Zugang klar auf das Haupttor konzentriert. Alle Besucher durchqueren fortan den Torzwinger in seiner ganzen Länge.

Unser Entwurf sieht eine Neuordnung der Entrée-Situation vor, die vor allem die Wegeführung in den Pächterhof aufwertet. Nach der Durchquerung des Torzwingers werden die Besucher durch das Tor des Torwächterhauses in die eigentliche Burg geleitet. Der Rückbau der Mauer zum Pächterhof hin eröffnet dem ankommenden Besucher den beeindruckenden Blick auf die Hauptburg. Der derzeit schmale Aufgang wird durch eine einladende breite Freitreppe zum Pächterhof ersetzt, wo den Besucher die gastronomisch genutzte Terrasse und der Gastraum erwarten. Gleichzeitig ergibt sich aus dem Pächterhof eine ebenerdige Wegeverbindung in den Felsenkeller des Palas und von dort weiter zum Inneren Burghof und den angrenzenden Wirtschaftsgebäuden. Die Erschließung der Freiräume folgt den historischen Wegen und Höfen innerhalb der Burganlage. Der polygonalen Struktur der Burganlage folgend werden diese Flächen mit Großsteinpflaster in einem unregelmäßigen Muster belegt. Der Innenhof bietet sich künftig für Burgfeste sowie als Aufenthaltsbereich bei Trauungen und anderen Veranstaltungen an. Auch der hinter Westbau und Kapelle gelegene Äußere Burghof ergänzt das Flächenangebot für Veranstaltungen und steht beispielsweise für Empfänge bei Trauungen, aber auch für die Veranstaltung von Märkten zur Verfügung. Außenbewirtungsflächen sind im Pächterhof, im Torzwinger und im Westbau angelegt.

Während die nicht-bauzeitlichen Dachstrukturen behutsam rückgebaut werden, prägen die erhaltenen Holzbalkendecken das Ambiente der entstehenden Gastronomie-Räume. Der große Innenraum des Restaurants lässt sich flexibel in zwei Bereiche unterteilen. Der Gastraum im ehemaligen Stall beeindruckt mit einem besonderen Raumerlebnis, das Historie und moderne reduzierte Architektur verknüpft. Der hohe Luftraum mit seinem großflächigen Oberlicht inszeniert den historischen Dachstuhl als Skulptur im Raum. Die Neigung des Dachstuhls wird durch die Stampfbetonstruktur des Neubaus nachgezeichnet. In den Wänden treffen alte Stein-Fundamente und Stampfbeton direkt aufeinander und machen das Konzept des Weiterbauens lesbar. Der Beton setzt sich hier in seiner Materialität ab, übernimmt aber klar die Farbgebung des alten Steins.

Mitarbeiter: Rebecca Alsfasser, Max Heyl, Petra Sidler, Björn Werner, Jochen Soydan

Beurteilung durch das Preisgericht

Zentrales Merkmal des Beitrags ist der Entschluss, das Pächterhaus teilweise zurückzubauen und durch einen neuen Baukörper zu ersetzen, was die Verfasser als ein »Weiterbauen der Wehrmauer« bezeichnen. Fugenlos wird Neues an Bestehendes angefügt. Der Bruchstein als vorherrschendes Material der Burganlage wird durch Stampfbeton in abstrahierter Form konsequent weitergeführt. Das neue Volumen ergänzt die Burganlage, zeigt sich deutlich von weitem und wird zu einem wesentlichen Element der gesamten Anlage. Innenräumlich setzen die Verfasser auf das Spiel von Massivität, Raum und Licht und schaffen qualitätvolle Räume für die zukünftige Gastronomie. Im Bereich des Palas ist der Beitrag ein gelungenes Beispiel für eine logische, den Bestand schonende Herangehensweise. Der Haupteingang erfolgt ebenerdig über den ehemaligen Keller. Ein vertikales, in den Räumen ablesbares Erschließungselement zieht sich von dort durch alle Geschosse. Leider wird die Herangehensweise im Bereich des Pächterhauses als überzogen empfunden. Diese wird der Aufgabe nur bedingt gerecht. Die räumliche Konzeption ist überaus hochwertig, wirkt aber Vergleich zu den Räumen des Palas überambitioniert. Am Ende ist es vor allem die Höhe des Neubaus, die in starker Konkurrenz zur bestehenden Burganlage steht und das ursprüngliche Erscheinungsbild extrem verfälscht. Die fußläufige Erschließung erfolgt vom Ort aus über die ehemalige Vorburg. Allerdings erfolgt der Zugang dann nicht über die noch vorhandene Verbindung von Vorburg und Eingangsbereich der Burg, sondern endet an der Paul-Morant-Allee, was hinsichtlich der ursprünglichen Erschließung der Burg unlogisch erscheint. Die Parkplätze werden in der Verlängerung der Paul-Morant-Allee platziert. Es erscheint fraglich, ob bei der vorhandenen Topographie das Ausbilden einer so großen Fläche möglich ist. Die Ausformulierung des Burghofes ist nur schematisch dargestellt. Der Burghof ist zudem nicht barrierefrei. Der Eingangsbereich ist klar gefasst und würde voraussichtlich sehr gut funktionieren. Über eine große Freitreppe ist der Außenbereich der Gastronomie zu erreichen, direkt dahinter befindet sich der Zugang zum Palas. Erschließung und vorbeugender Brandschutz können in weiten Teilen ohne Probleme funktionieren, teilweise müssten Details nachgebessert werden. Die interne barrierefreie Erschließung ist gegeben und als gleichwertig zur Haupterschließung der Anlage konzipiert. Während der Aufwand im Palas angemessen erscheint, ist die Konzeption in Bezug auf das Pächterhaus mit einem relativ hohen, baulichen Aufwand verbunden, dessen Angemessenheit fraglich erscheint. Bezüglich der ökologischen Qualität stellt die Jury keine besonderen Merkmale fest. Der 1. Rettungsweg im Palas erfolgt über eine Innentreppe. Der 2. Rettungsweg für das Obergeschoss des Pächterhauses müsste über eine Anleiterung erfolgen. Das Konzept ist in sich schlüssig und ein interessanter, räumlicher und atmosphärischer Beitrag für die Aufgabe, wirkt aber in Teilen als zu aufwändig und letztlich nicht angemessen.
Burgruine Burgschwalbach Hofansicht

Burgruine Burgschwalbach Hofansicht

Burgruine Burgschwalbach Innenraum

Burgruine Burgschwalbach Innenraum

Burgruine Burgschwalbach Ansicht Süd-Ost

Burgruine Burgschwalbach Ansicht Süd-Ost

Burgruine Burgschwalbach Ansicht Süd-West

Burgruine Burgschwalbach Ansicht Süd-West