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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2019

Landesgartenschau 2022 Bad Gandersheim

Lageplan Konzept Gartenschau

Lageplan Konzept Gartenschau

1. Preis

Preisgeld: 35.000 EUR

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Ausrichtung der Landesgartenschau 2022 in Bad Gandersheim eröffnet für die Stadt die einmalige Chance zukunftsweisende räumliche Antworten auf die Fragestellung zu geben, wie naturnaher Hochwasserschutz im urbanen Kontext sowie die nachhaltige Weiterentwicklung, bzw. zeitgemäße Neuinterpretation der Themen Gesundheit, Wellness im Rahmen eines (Heilbades) Kurortes umgesetzt werden kann. Die naturräumliche Besonderheit als Stadt am Wasser mit den beiden Flüssen Gande und Eterna, den Teichen und Seen, den Heil- und Süßwasserquellen, wird durch die vorgeschlagenen landschaftsarchitektonischen Interventionen gestärkt und zu einem charakteristischen und identitätsstiftenden Raumgefüge Bad Gandersheims.
Es entsteht ein Miteinander unterschiedlicher Parksequenzen, die sich in ihren inhaltlichen Ausrichtungen und Schwerpunkten ergänzen. Durch gestalterische Setzungen miteinander verwoben, entsteht so eine natürliche Parklandschaft, mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und positiven Entwicklungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung.
Dabei wird das Wasser besonders thematisiert, es werden Vorschläge zum nachhaltigen Hochwasserschutz und zur Verbesserung der Wasserqualität der einzelnen, unterschiedlichen Gewässertypologien aufgezeigt. Diese werden in eine Gestaltsprache überführt, die während der Landesgartenschau spektakuläre Landschafts- und Parkbilder erzeugt, die sich dann aber teilweise sukzessiv in einen naturnahen und pflegeleichten Zustand weiterentwickeln. So werden durch topographische Veränderungen neue Retentionsräume angeboten, die während der Landesgartenschau mit unterschiedlichen Vegetationsbildern ästhetisch herausgearbeitet werden, sich dann als Initialpflanzungen naturnah weiterentwickeln und die Biodiversität deutlich erhöhen.
Im Folgenden werden die einzelnen Teilbereiche der zukünftigen Parklandschaft und die temporären Ergänzungen der Landesgartenschau beschrieben.
Temporäre Stellplatzanlagen (B5)
Die an der B 64 gelegene Stellplatzanlage gliedert sich in zwei Teilbereiche. Der zentrale Bereich lagert sich um einen platzartigen Ort mit den von einer Zeltkonstruktion überstandenen Infrastruktureinrichtungen, wie Infopoint, Kassenautomat und WC-Anlage. Von hier aus hat man einen ersten Blick auf die Talsituation der Landesgartenschau. Hier kommen auch die Busse an und lassen die Besucher ein- und aussteigen. Der Parkplatz für die 1.800 Stellplätze besteht aus befestigten Fahrflächen und mit Schotterrasen befestigten Stellplätzen. Räumlich gegliedert wird er durch leichte wallartige Bodenwellen aus dem Oberboden der temporär umgenutzten landwirtschaftlichen Flächen. Die Bodenwellen werden während der Landesgartenschau mit unterschiedlichen Feld-, Acker- und Nutzpflanzen in monochromen Abwicklungen bepflanzt und lassen ein vielfältiges Farbspiel entstehen. Nach der Landesgartenschau kann dieser Boden wieder auf den Flächen eingebaut werden. An den äußeren Rändern der Parkplätze werden weitere Flächen für bis zu 1.000 Parkplätze auf den Wiesenflächen angeboten, die über hölzerne, lineare Bänder gegliedert werden.
LANDSCHAFTSPARK (A1)
Von den temporären Parkplätzen mit dem Antrittsplatz im Umfeld der Paracelsus-Klinik am See führt der Weg entlang des Dehneweges und dann, neu ausgebaut in der Trasse des bestehenden Serpentinenweges, hinunter in den LANDSCHAFTSPARK zum Haupteingang der Landesgartenschau. Es eröffnen sich im Verlauf des Weges einige gezielt gesetzte Blickbeziehungen auf das Landesgartenschaugelände.
Geprägt durch seine naturräumliche Lage im Spannungsfeld zwischen dem renaturierten Bachlauf der Eterna, den Osterbergseen und des Kurparkteiches entwickelt sich durch behutsame Eingriffe eine Parksequenz im zeitgenössischen Erscheinungsbild. Die neue STEINERNE INSEL, eingespannt zwischen Osterbergsee und Kurparkteich, ist der Haupteingang zur Landesgartenschau. Er ist so situiert und angelegt, dass er dauerhaft ein neuer Veranstaltungsort (Gandersheimer Gartenspiele) im Zyklus der vielfältigen Kulturevents Bad Gandersheims wird.
Hier befinden sich während der Landesgartenschau die beiden großen Ausstellungshallen. Große segelartige Dächer mit punktuell gesetzten hölzernen, containerartigen Architekturen für die notwendigen Nutzungen, wie Kassenbereich, Infobereiche, Gastronomie und WC-Anlagen ermöglichen vielfältige Raumfolgen und maßstäbliche Raumbilder. Der westliche Bereich der STEINERNEN INSEL ist durch eingeschnittene Sitzterrassen geprägt, die die Blicke auf die schwimmende Seebühne leiten. Die Terrassen können für Konzerte u. a. temporär bestuhlt werden oder als Freisitze für die Gastronomie dienen.
Von der STEINERNEN INSEL erschließt sich das Gelände der Landesgartenschau. Im Osten um den Kurparkteich befinden sich unterschiedliche Orte für das Spielen im, auf und am Wasser, die teilweise nur temporär, während der Landesgartenschau (Luftkissenspielplatz, etc.) vorhanden sind. Die sich entwickelnde naturnahe Spiel- und Sporttrasse ´Der Loop`, als Joggingstrecke mit Fitnessstationen, umspielt die Wasserlandschaft und nutzt die Reliefenergie, um hier ein dauerhaftes neues Sport- und Spielangebot zu eröffnen, das auch therapeutisch durch die Paracelsus-Klinik am See genutzt werden kann.
Zudem wird über diese neue Attraktion der anschließende Campingplatz mit in die Parklandschaft eingebunden und so zukünftig ein attraktiver Ort für eine alternative Möglichkeit des Wellnessurlaubs in Bad Gandersheim geschaffen.
Der westliche Teil des LANDSCHAFTSPARKS wird geprägt durch die Osterbergseen und den renaturierten Verlauf der Eterna. Der südliche Teil des Rundwegs führt durch einen, neu den Hang besetzenden, Waldhain mit den Lichtungen. Hier befinden sich die Ausstellungsstandorte für die nicht gärtnerischen Themen. Dem Spiel von Licht und Schatten, offenen und von Bäumen überstandenen Uferzonen folgend, entwickeln sich vielfältige, dem Standort entsprechende Vegetationsbilder. Blütenpracht im jahreszeitlichen Wechsel, unterschiedliche Staudenpflanzungen, die mannigfaltige Sinneswahr¬nehmungen auslösen, prägen diese Orte. Der nördliche Teil des Rundwegs, der Dammweg zwischen Fluss und See, wird teilweise neu angelegt, der bestehende Damm wird schmaler, die Uferzonen flacher. An einigen Stellen ist der Damm unterschiedlich tief eingeschnitten, um so bei Hochwasser gesteuert Wasser aus der Eterna in den See überleiten zu können, dadurch werden die Retentionsflächen hier deutlich erhöht, das Prinzip der miteinander verbunden Wasserflächen wird sichtbar gemacht und erklärt. Dem gleichen Prinzip folgend wird zwischen den beiden Osterbergseen auch ein naturnahes Wehr integriert, die Wassertreppe.
KURPARK (A2)
Im Bereich der Seeterrasse am Hotel beginnt die zukünftige neue KURPROMENADE, als das verbindende Rückgrat der einzelnen Parkbereiche. An diesem zentralen urbanen Ort wird eine große hölzerne Stegplastik zum ortsprägenden Element. Schwimmende Pflanzinseln (natürliche Wasserfilter) bespielen die Wasserfläche. Das sich Bewegen am und auf dem Wasser wird hier inszeniert. Durch unterschiedliche Wasserspiele, die einen Wassernebel entstehen lassen, wird die Einzigartigkeit betont.
Die große Terrasse bietet Raum für gastronomische Nutzung mit hoher Aufenthaltsqualität.
Die KURPROMENADE als zentrales Element des Kurparks und Verbindung bis hin zur Altstadt führt auch entlang der neuen Badelandschaft mit dem Hallenbad und dem Freibad. Die bisher durch die Gande getrennten Bereiche werden durch eine einheitliche Gestaltsprache zu einem Ensemble zusammengeführt. Es wird eine terrassenartige Wiesenlandschaft entwickelt, auch die Gande wird hier im Verlauf und Gestalt neu interpretiert. Die Ufer werden in das stufenartige Landschaftsbild eingepasst, der Fluss ist über eine Furt aus Trittsteinen begehbar, er wird zu einem neuen Angebot in der Wasserlandschaft des Bades. In Richtung Norden führt die Promenade bis zur Paracelsus-Roswitha-Klinik und erschließt und verbindet auch die beiden Solequellen, die Wilhelmsquelle und die Herzog-Ludolf-Quelle, die Bestandteile der Promenade werden.
Die Promenade endet platzartig an der Dr.-Heinrich-Jasper-Straße, hier ist während der Landesgartenschau ein weiterer Nebeneingang angeordnet, von dem die Straße überspannenden Platz betritt man den Auepark.
Die Einfriedung während der Landesgartenschau erfolgt einerseits über in die Vegetation integrierte Zäune und andererseits über die natürlichen Grenzen wie die Gewässer Gande und Eterna sowie die starke Reliefenergie.
AUEPARK (A3)
Der Auepark wird naturnah entwickelt. Die großflächigen Weiden und Röhrichtzonen werden teilweise zurückgenommen, die alte Teich- und Seenlandschaft wieder offengelegt. Das System von unterschiedlichen Teichen wird durch neue unterschiedlich große, kreisförmige Mulden erweitert. Hier werden während der Landesgartenschau unterschiedliche Vegetationsflächen unter dem Thema ‘Trockenheit und Vernässung‘ angelegt. So entsteht ein besonderes Landschaftsbild, das nach der Landesgartenschau sukzessive in einen naturnahen Landschaftsraum übergeht. Ein Dammweg, hochwassersicher, führt durch das Gelände, von hier aus führen Stege in die Feuchtwiesen, bilden Aussichts- und Beobachtungspunkte. Ein hölzerner Turm lässt auch den Blick von oben über die Wasser- und Wiesenlandschaft zu. Feine Trampelpfade ergänzen das Wegesystem, lassen auch Erkundungen in die Tiefe des Parks zu. Durch die neue Gestalt wird die Retentionsfähigkeit dieses naturnahen Parks deutlich erhöht und so die Belastungen durch Hochwasser für den urbanen Teil des Kurparks minimiert.
Am nördlichen Ende erwartet den Besucher die Klosteranlage Brunshausen (B4). Eine platzartige Aufweitung, während der Landesgartenschau ein weiterer Zugang, ermöglicht die Überquerung der Hildesheimer Straße. Über den neu angelegten klösterlichen Obstgarten betritt man die Klosteranlagen mit ihrer wechselvollen Geschichte. Auch die wieder freigelegten und neu erlebbaren Solequellen werden Teil des Parksystems.
KURPARK (B1/B2/B3)
Von der Seeterrasse führt die KURPROMENADE auch entlang der Gande Richtung Altstadt.
Im Bereich des Viadukts wird sie über einen neuen serpentinenartigen Weg an den Skulpturenweg und somit an das regionale Fernradwegesystem angebunden. Oben auf dem Damm ist ein neuer Platz mit Blick über die Parklandschaft als Ort des Ankommens für die Radfahrer angelegt (point de vue).
Auf der unten liegenden Fläche des ehemaligen Kurhauses wird ein neuer zentraler Mobilitätspoint angelegt. Hier befinden sich E-Ladestation, überdachte, sichere Fahrradstellplätze und eine Fahrradleihstation. Später könnte sich hier auch ein neues Gebäude für Fahrradtourismus und Wellness entwickeln.
Der Promenade folgend durchquert der Besucher den neu gestalteten Kurparkbereich und über den neuen Bürgergarten mit unterschiedlichen Formen des Urban Gardening betritt er den Altstadtbereich, den urbanen Teil der neuen Parklandschaft.
Die Promenade selbst ist durch ihre Gestalt das prägende verbindende Element. Sie verbindet während der Landesgartenschau die einzelnen Teilbereiche und führt die Besucher auch in die attraktive Altstadt mit ihren vielfältigen Angeboten. An dem Viadukt befindet sich während der Landesgartenschau ein weiterer Haupteingang für die Fahrradtouristen und die Besucher, die mit der Bahn kommen. Der Mobilitätspoint mit temporärer Gastronomie akzentuiert diesen Ort.
Die vorgeschlagene Materialität der Promenade unterstreicht ihre Bedeutung. Die Bodenbeläge aus Betonwerkstein, gut begeh- und befahrbar, werden begleitet von flachen Mauern, die die Reliefenergie unterstreichen. An vielen Stellen entstehen durch leichte Aufweitungen der Promenade Orte, die gezielt Blicke auf die Stadt und die Parkanlagen leiten. Bänke laden zum Verweilen ein. Ein neues Lichtsystem aus Stelen und linear in die Wände eingelassenen Lichtquellen erhöht die Aufenthaltsqualität und lässt auch bei Dunkelheit ein gefahrfreies Begehen zu.
Durch die unterschiedlichen landschaftsarchitektonischen Interventionen wird die Einzigartigkeit und Vielfältigkeit der Bad Gandersheimer Parklandschaft herausgearbeitet. Es entsteht ein Parksystem, das über die Promenade zusammengehalten wird und durch seine thematischen Besonderheiten, über die Landesgartenschau hinaus, nachhaltig die Stadt prägt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Entwurf 1438 gelingt es durch wenige aber prägnante Interventionen die Parklandschaft an Gande und Eterna aufzuwerten. Zentrales Element ist eine Kurpromenade, die sich von der Roswitha-Klinik bis zur Gande-Brücke an der Hildesheimer Straße erstreckt. Die Verfasser verzichten auf eine durchgängige Führung der Promenade, sondern arbeiten mit Teilstücken, die gut auf die Kleinteiligkeit und den Nutzungswechsel im Kurpark reagieren können. Die Kurpromenade wird nicht nur als Weg interpretiert, sondern als Bewegungs- und Aktivitätsband, das auch Pflanzbänder und Sitzelemente aufnehmen kann. Im Bereich der Roswitha-Klinik entsteht so ein gelungener Übergang vom Kurpark zur Gande. Auch im Bereich Lohmühlenweg zeigt der Entwurf auf, wie durch eine Kurpromenade inte-ressante Aufenthaltsbereiche an der Gande entstehen können und gleichzeitig die Verbindung in die Altstadt gestärkt wird. Rund um das Schwimmbad greift das Gestaltungsthema der Kurpromenade allerdings zu kurz. Die Gande wird zwar durch Aufweitungen aufgewertet, bleibt aber in der Dauernut-zung nur den Schwimmbadbesuchern zugänglich. Die Promenadenabschnitte östlich des Freibades und im Bereich Bahnunterführung haben leider keine besondere Aufenthalts- oder Erlebnisqualität.

Der Auepark ist zurückhaltend gestaltet und folgt dem Thema der Renaturierung. Entlang der Gande werden weitere Retentionsflächen geschaffen (Bypass). Auch im Auepark selbst wird eine weitere Vernetzung durch kreisförmige Mulden vorgeschlagen. Die Wegeführung überzeugt. Die Anbindung des Klosters wird nicht näher spezifiziert.

Im Bereich der Osterbergseen agiert der Entwurf mit punktuellen Auslichtungen des umgebenden Waldes um Blickbeziehungen zu unterstützen. Wichtigste Intervention ist hier ein kreisförmiger Holz-steg, der dem See-Cafe vorgelagert ist und innenliegend einen schwimmenden Garten birgt. Die Jury begrüßt dieses Element, nicht zuletzt weil es als Alleinstellungsmerkmal einer Gartenschau fungieren kann und dennoch mit einer gewissen Selbstverständlichkeit ausformuliert ist.

Das Ausstellungskonzept ist routiniert ausgearbeitet und legt einen ersten Schwerpunkt am östlichen Ufer des Osterbergsees mit der sog. „Steinernen Insel“. Die Verfasser sehen auch Schaugärten im Bereich des Kurparks vor, die allerdings ggf. im Hochwasserbereich liegen.

Insgesamt würdigt die Jury den Entwurf als eine gut geeignete Grundlage für eine weitere Umsetzung.
Lageplan Konzept Nachnutzung

Lageplan Konzept Nachnutzung

Schnitt - Auepark

Schnitt - Auepark

Schnitt - Kurpark

Schnitt - Kurpark

Schnitt - Seebühne

Schnitt - Seebühne

"Lichtungen"

"Lichtungen"

"Schwimmende Gärten"

"Schwimmende Gärten"