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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2019

Wohnprojekt und Kita Josefschule in Münster

3. Preis

happarchitecture. JJH Architektengesellschaft mbH

Architektur

Erläuterungstext

LEITBILD

Die St. Josefschule hat den Stadtraum des Quartiers an der Hermannstraße über viele Jahre geprägt, der Neubau hat den Anspruch mit einer dominierenden Blockrandbebauung einen ähnlich identätsstiftenden Ort zu schaffen und sich damit harmonisch in die nähere Umgebung einzufügen. Die Übergänge zur vorhandenen Bebauung an der Horn- und der Burgstraße sind hinsichtlich der Fassadengestaltung und Höhenstaffelung differenziert. Die maximale Gebäudehöhe der flach gedeckten Neubauten unterschreitet deutlich die Firsthöhe des heutigen Schulgebäudes. Mit einer sanften Wellenbewegung reagiert die Fassade zur Hermannstraße auf die großkronigen Bäume, die zum Großteil erhalten werden.


STÄDTEBAULICHE EINFÜGUNG
Der winkelförmige Neubau definiert städtebaulich einen Blockrand mit klaren Innen- und Außenräumen. Das Ensemble setzt sich aus einem höheren, vier- bis fünfgeschossigen und ausschließlich wohngenutztem Bauteil entlang der Hermannstraße und Hornstraße sowie aus einem dreigeschossigen Bauteil für die Kita an der Burgstraße zusammen. Die einfache Dreiteilung mit zu den Bestandsstrukturen vermittelnden Höhenstaffelung ermöglicht es, den gewünschten Übergang zur Neubebauung in verträglicher Weise zu gestalten und damit den Anforderungen der Stadtplanung hinsichtlich der städtebaulichen Einfügung gemäß §34 BauGB zu genügen. Zudem wird so die jeweilige Nutzungszuordnung klar ablesbar und Anforderungen an den Schallschutz zum geschützten Wohnhof und Freibereich des Kindergartens können optimal erfüllt werden. Die Abstandsflächen werden sämtlich ohne Überdeckung nachgewiesen. Drei der vier Hauseingänge liegen an der Hermannstraße, ein weiterer an der Hornstraße. Der geschützte Vorbereich unter Bäumen an der Hermannstraße bietet Raum für eine gemeinschaftlich genutzte Gartenanlage oder andere gemeinschaftliche Aktivitäten. An der prägnanten Ecke Hermannstraße / Burgstraße ist im Erdgeschoß eine kleine Café Bar. Die Zufahrt zur Tiefgarage liegt an der Burgstraße und ist damit dem direkten Einblick entzogen.


ARCHITEKTURKONZEPT
Seiner städtebaulichen Bedeutung gemäß hat das Haus zum Hermannstraße eine stark plastisch gegliederte Fassade, die es aus dem überwiegend gesichtslosen Kontext einfacher Häuser aus der frühen Nachkriegszeit heraushebt. Die geschwungene Fassade des viergeschossigen Hauptbaukörpers ist mit hellem Ziegel verblendet, das Dachgeschoss ist verputzt. Putzeinlagen in der Wandfläche fassen die stehenden Fensterformate in Gruppen zusammen und gliedern die Ansicht in ablesbare Einzelabschnitte, die den Hauseingängen zugeordnet sind. Die Häuser an der Hornstraße sind dagegen zurückhaltender gestaltet und eindeutig ablesbar in zwei Hauseinheiten gegliedert. Sie haben zur Straße Lochfassaden mit stehenden Fensterformaten, zum Innenhof öffnen sich die Wohnungen der Grundrissdisposition entsprechend mit ihren großzügig verglasten Wohnräumen nach Südost zum Garten. Ein mit hellem Ziegelmauerwerk verblendeter Sockel bildet das verbindende, stabile Fundament zu den öffentlichen Räumen.
Eine Feuerwehrzufahrt in den Hof wird vermieden, der zweite Rettungsweg für die ausschließlich nach Süden orientierten kleinen Wohnungen in Haus A kann mit der Steckleiter nachgewiesen werden (die maximale Anleiterhöhe ist < 8m), Nachweis von zwei baulichen Rettungswegen in Haus C. Das Erdgeschoss ist zum Straßenniveau um 1,20 m angehoben (Hochparterre) und damit direkten Einblicken von Außen entzogen, zum Hof beträgt der Niveauunterschied 40 cm, die Wohnungen im Hochparterre profitieren so von direkten Zugängen zum Garten über der Tiefgarage und der geforderte Nachweis der Erdüberdeckung wird hierdurch erleichtert.


GRUNDRISSTYPOLOGIE
Die Anforderungen an den Wohnungsmix können weitgehend eingehalten werden. Die Cluster liegen im Eckgebäude B mit Ausrichtung des Gemeinschaftsraums nach Süden zum Garten. Büro und Gemeinschaftsfläche befinden sich im EG und 1. OG des gleichen Gebäudes. Auf eine klare Trennung von Wohnbereich und privatem Schlafbereich wird wert gelegt. Weitere Qualitätskriterien sind: Lichte Raumhöhe mind. 2,60 m, keine direkte Einsicht in den Wohnraum, das Schlafzimmer oder den Balkon, alle Wohnungen sind sowohl von den erdgeschossigen Hauseingängen, als auch von der jeweils zugehörigen Parkierung barrierefrei erreichbar, Platz für Garderobe/Garderobenschrank im Flur, Platz für 3,0 m langen Schrank im Schlafzimmer, Küchen abtrennbar, großer Freisitz.
KITA Der Haupteingang der KITA ist zum Spielplatz an der Burgstraße ausgerichtet, der auch weiterhin öffentlich zugänglich ist. Eine eigene ca. 400 qm große Außenspielfläche schließt sich nördlich im angehobenen Hof der Wohnbebauung an, eine weitere ca. 330 qm große Außenspielfläche wird auf dem Dach des Gebäudes nachgewiesen (Anbindung an zwei getrennte Rettungswege). Parkplätze zum kurzzeitigen Halt liegen direkt vor dem Haupteingang an der Burgstraße. Zum Wohnhof und zur Straße bilden vorgelagerte Rankgerüste Pufferzonen mit Austrittsmöglichkeit und Anbindung an offene Fluchttreppen. Damit sind aus jedem Aufenthaltsraum direkte Ausgänge für Kinder ins Freie sichergestellt. Das Gebäude selbst ist einfach und zweckmäßig, die Nutzungen sind auf drei Geschosse flächensparend um einen zentralen Kern verteilt. Das Erdgeschoß liegt auf Gehweghöhe und hat eine lichte Raumhöhe von 3,50 m, die beiden Obergeschosse jeweils ca. 2,70 m.


AUSSENANLAGEN
Für die Bewohner der neuen Wohnhäuser werden Gärten mit Sitzplatz, Hecken als Sichtschutzbepflanzung vorgesehen. Obstbäume bieten die Möglichkeit, Obst im eigenen Garten zu ernten. Spielmöglichkeiten für Kleinkinder wie Sandkasten, Spielhäuschen, Schaukel und Rutsche sind im Kita-Garten angedacht, der nur durch Hecken vom den übrigen Gartenflächen abgetrennt ist. Eine weitere Grünfläche dient als Gemeinschaftsgrün für die Anwohner der benachbarten Mehrfamilienhäuser. Bäume spenden dort Schatten.


MATERIAL UND DETAIL
Die tragenden Wände der Wohngebäude sind im konventionellen Mauerwerksbau konzipiert mit geringen Deckenspannweiten. Vorgeschlagen wird eine monolithische Bauweise, im Sockel zweischalig, kein WDVS. Die in den Obergeschossen und zu den Gartenseiten verputzten Fassadenflächen sind durch Faschen und Gesimse zurückhaltend gegliedert. Sie haben feinkörnigen Putz in heller Tönung, Gesimsbänder und Fensterbänke aus Mineralgranulat, auf den Eingangsseiten vertiefte Fensterleibungen, erzeugen ein lebendiges Licht- und Schattenspiel. Die Hauseingänge liegen geschützt in Rücksprüngen im Sockel, hölzerne Hauseingangstüren mit Seitenlicht, in die Seitenwände integrierte Briefkasten- und Klingelanlagen vermitteln einen wohnlichen, hochwertigen Eindruck.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Der Entwurfsverfasser beantwortet die Aufgabe mit einer C-förmigen Großform. Dadurch orientiert sich das Gebäude zum Blockinnern und schafft so eine Funktionseinheit aus KIita-Außenfläche, Spielplatz und Innenhof. Die Schaffung von kleinteiligen Bauvolumina wird hier nicht angestrebt. Charakteristisch ist die gewellte Fassadenform zur Hermannstraße mit dem Ziel, die Bäume zu erhalten.

Funktion
Das Raumprogramm wird weitestgehend erfüllt. Die Clusterwohnungen sind zu groß geplant und damit nicht förderfähig. Die Wohnungen sind zum Durchwohnen geplant und funktionieren gut. Die Stapelung von Geschossen
verheißt eine wirtschaftliche Umsetzung. Anmutung
Es wird bemängelt, dass Form und Inhalt nicht kohärent sind. Das Gebäude wirkt wie ein konventioneller Geschosswohnungsbau und spiegelt die besondere Form der Nutzung
Hermannstraße wirkt durch die durchgängige Rasterung zu massiv und zu wenig kleinteilig bzw. differenziert.
Die Fassaden zur Hornstraße sind angemessen
Umsetzbarkeit
Die Umsetzung der Maßnahme in zwei Bauabschnitten ist aufgrund des direkten Anschlusses der Kita an das Schulgebäude nur schwer vorstellbar. Der Erschließungsauwand wird mit sechs Treppräumen als hoch eingeschätzt.

Kita
Die Kita-Aussenflächen sind umsetzbar und groß genug. Die innere Organisation ist funktional sinnvoll und gut gelöst. Die Entwurfssituation aus jeder Nutzungseinheit erscheint genehmigungsfähig.

Wohngruppe
Die Auffindbarkeit und Lage des Gemeinschaftsraumes wird kritisiert. Der Entwurf spiegelt zu wenig die Idee einer Wohngruppe wider. Das Gemeinschaftsgrün ist nicht vom Gebäude aus, sondern nur von Außen über die Hornstraße erschlossen und wirkt wie eine Restfläche.
Lageplan

Lageplan

Tiefgarage

Tiefgarage

1. Obergeschoss

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

2. Obergeschoss

3. Obergeschoss

3. Obergeschoss

4. Obergeschoss

4. Obergeschoss

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Schnitt Nord/Süd

Schnitt Nord/Süd

Schnitt Ost/West

Schnitt Ost/West