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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2018

Erweiterung der beruflichen Schulen in Tübingen

ein 4. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

Löser Lott Architekten GmbH

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf für die Erweiterung der beruflichen Schulen in Tübingen formuliert einen selbstbewussten klaren, städtebaulichen Baukörper, der den südlichen Abschluss zur Wilhelm-Schickard-Schule bildet. Der Neubau wird geschickt auf dem zur Verfügung stehenden Gelände situiert und auf dem bereits vorhandenen Parkhaus platziert. Er sucht durch seine Ausrichtung auf dem Grundstück die Nähe zur bestehenden Wilhelm-Schickard-Schule und definiert neue Raumkanten, räumliche Bezüge und schafft einen großzügigen Freiraum, der sich zwischen der Wilhelm-Schickard-Schule und dem Erweiterungsbau aufspannt. Dieser neu geschaffene Campusplatz ermöglicht eine räumliche Verbindung zwischen der Primus-Truber-Straße und dem Fuß- und Radweg entlang der Steinlach. Allerdings lässt die Ausarbeitung des Platzes noch Fragen offen insbesondere im Hinblick auf die Maßstäblichkeit, die Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität sowie den Übergang zum Steinlachgrünzug. Ebenso wären die Einbindung und die Anfahrbarkeit des Heizkraftwerkes nachzuweisen. Der Übergang zwischen dem Bestand und dem Neubau wirkt unsensibel und trennt eher als zu verbinden.
Der Abstand des Erweiterungsbaus zum südlich angrenzenden Kindergarten Feuerhägle erscheint ausreichend, wenngleich das Gesamtvolumen und hier im Besonderen die Gebäudehöhe überzogen wirken.
Vom Campusplatz aus gelangt man über zwei ausladende Erschließungstreppen auf die in ca. 6m Höhe liegende „Beletage“. Dieser extreme Zugang erscheint unangemessen und nicht wirklich praktikabel. Hat man diese Ebene allerdings erreicht, gelangt man über den zentral gelegenen Haupteingang in das Gebäude. Ein großzügiges und funktional gut gelegenes Foyer verknüpft die gewünschten Funktionsbereiche miteinander. Die Wege sind kurz und übersichtlich. Mensa mit Cafeteria und Bibliothek können direkt vom Foyer aus erreicht und räumlich mit ihm verknüpft werden. Größe und Geometrie entsprechen den vielfältigen Nutzungsanforderungen. Die „Beletage“ mit ihrer umlaufenden Verglasung ermöglicht eine gute Belichtung und Orientierung sowohl im Inneren als auch nach außen.
Die Cluster für die Lernbereiche sowie die Fachräume für Chemie, Physik und Biologie befinden sich in den beiden Obergeschossen. Sie sind über zwei Treppenhäuser miteinander verknüpft. Die Treppenhäuser gliedern die Etagen in je drei Funktionsbereiche. Diese Anordnung der verschiedenen Funktionsbereiche ist schlüssig organisiert und die Zuordnung zu den Erschließungselementen wird positiv bewertet. Was allerdings kritisch hinterfragt wird, ist der nicht nachvollziehbare Wechsel der Treppenhäuser in den Obergeschossen. Die Gliederung der einzelnen Funktions- und Aufenthaltsbereiche mit vielfältigen Angeboten hat eine hohe Qualität, wenngleich die Cluster in Teilen zu eng erscheinen. So können die jeweils am Ende liegenden Räume nur zu Lasten der davor befindlichen Cluster erschlossen werden.
Die konstruktive Lösung und die Materialität der Innenräume erscheinen angemessen. Die klare, ruhige Fassadengliederung weiß in ihrer Konsequenz nicht zu überzeugen. Dem Wunsch einer gestalterischen Trennung von „Beletage“ und den darüber liegenden Lerngeschossen erfolgt zu Lasten der Belichtung. Der zweigeschossig umlaufende Fassadenscreen wirkt überzogen und funktional nicht schlüssig.
Das geforderte Raumprogramm ist vollständig und das pädagogische Konzept wurde in großen Teilen sinnvoll umgesetzt. Flucht- und Rettungsweg werden konzeptionell erfüllt.
Der Entwurf bewegt sich in einem sehr wirtschaftlichen Bereich, wenn man seine Kenndaten betrachtet. Sowohl die Kubatur als auch die notwendigen Hüllflächen sind reduziert, ohne dabei räumlich, gestalterische Qualitäten opfern zu müssen.
Eine detaillierte Aussage zum energetischen Konzept liegt vor und erscheint logisch und nachvollziehbar. Vertikale Installationsschächte und Kanäle sind nicht dargestellt. Im Bereich des Brandschutzes sind die notwendigen Brandabschnitte nicht klar definiert.
Insgesamt stellt der vorliegende Entwurf eine schlüssige Lösung für die gestellte Aufgabe dar. Die gewählte, stringente Typologie (Gebäudeform) erscheint im Hinblick auf die örtliche Situation angemessen.

Es handelt sich hier um eine insgesamt gute Arbeit mit überzeugenden innen- und außenräumlichen Qualitäten. Das räumlich- pädagogische Konzept weiß leider nur in Teilen zu überzeugen. Gelungen erscheint die „Beletage“ mit dem zentralen Raum des „gemeinsamen Foyers“ als zukünftigen, funktionalen Schnittpunkt für ein lebendiges Gemeinschaftsleben.