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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2018

Neubau für den Fachbereich Informatik und Mathematik der Goethe-Universität Frankfurt am Main

Blick von der U-Bahn

Blick von der U-Bahn

ein 3. Preis

Bez+Kock Architekten Generalplaner GmbH

Architektur

RENDERBAR 3D Visualisierung

Visualisierung

Architekturmodelle Boris Degen Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

STÄDTEBAU – STRUKTUR UND AKZENT
Der Neubau für Informatik und Mathematik besetzt die südwestliche Ecke des Baufensters und weicht von der Riedbergallee um einige Meter zurück. Der so entstehende Vorplatz ist das städtebauliche Pendant des Riedbergplatzes auf der Südseite der Riedbergallee und ist auch direkt von der U-Bahnhaltestelle aus sehr gut erreichbar. Gleichzeitig formuliert der Neubau gemeinsam mit dem Otto-Stern-Zentrum das Entrée in den südlichen Teil des Campus Riedberg, beide Häuser begleiten und definieren hier eine attraktive in Nord-Süd-Richtung verlaufende Freiraumachse.
Der Neubau ist als höhengestaffelter Block mit vier Innenhöfen ausgebildet. Seine Ränder verlaufen parallel zu den angrenzenden Freiräumen und Straßenfluchten und stärken so den städtebaulichen Kontext. Die vier Quadranten des Hauses sind zwischen 2 und 5 Geschosse hoch, wobei der höchste fünfgeschossige Bauteil die adressbildende Platzsituation an der Nordwestecke markiert.
Das Erdgeschoss ist an dieser Stelle ausgespart und lässt so eine großzügige und überdeckte Eingangssituation in Hausmitte entstehen. Ein im Bereich der Auskragung situiertes Stützelement dient gleichzeitig als Sitzgelegenheit in dem belebten Vorfeld des Hauses. Darüber hinaus wird auf diese Weise eine fließende Freiraumverbindung von der Riedbergallee nach Süden hin geschaffen.
Durch die gewählte Höhenstaffelung erscheint das Haus mit angenehmer Massstäblichkeit im umgebenden Quartier.
Der zusätzlich gewünschte ergänzende Baustein auf der Parzelle wird als langgestreckter Baukörper entlang der Ostseite der Parzelle vorgeschlagen. So unterstützt er die vorbeschriebene Zonierung von Gebäuden und Freiräumen und stellt eine angemessen dichte bauliche Ausnützung des Grundstücks sicher.
Die vorgeschlagene Disposition gewährleistet darüber hinaus die Fertigstellung der wesentlichen städtebaulichen Elemente unabhängig vom Realisierungszeitpunkt des zweiten Bauabschnitts. So bleiben Zugangs- und Platzsituationen des Neubaus Informatik-Mathematik durch eine spätere Realisierung des zweiten Hauses nahezu unbeeinträchtigt.

GEBÄUDESTRUKTUR + FUNKTIONALE GLIEDERUNG
Der Neubau gliedert sich entsprechend der zu erwartenden Besucherzahl in ein eher großflächig organisiertes Sockelgeschoss und die darüber angeordneten Räumlichkeiten der Institute, die über ein effizientes Ringflursystem erschlossen werden.
Alle übergeordneten Seminar- und Übungsräume werden als hochfrequentierter Unterrichtsbereich eingangsnah im Erdgeschoss untergebracht. Zwei der vier Innenhöfe werden hier überdeckt ausgeführt und lassen so zwei diagonal gegenüberliegende Foyersituationen für diese publikumsintensiven Räume entstehen. Die beiden anderen Innenhöfe tragen Tageslicht ins Haus.
Verbunden werden die beiden Foyers durch eine in Nord-Süd-Richtung verlaufende Erschließungsspange an deren Enden jeweils ein offenes Treppenhaus mit Aufzug für die Vertikalerschließung der übrigen Flächen angeordnet wurde.
In den Obergeschossen sind die vier Innenhöfe außenklimatisch ausgebildet und dienen der Belichtung der angrenzenden Nutzflächen. Die zentrale Erschließungsspange gewährleistet hier eine einfache Orientierung und schafft auf allen Ebenen wertvolle Kommunikations- und Aufenthaltsflächen in Hausmitte.
Zu beiden Seiten der Erschließungsspange werden - jeweils um einen Innenhof gruppiert - die verschiedenen Abteilungen des Hauses angelagert, so dass sich eine klare und einfache Erschließungsstruktur für das Gebäude ergibt. Jedes Institut verfügt über eine eigene Adresse an der zentralen Erschließungsspange. Die Institute für Informatik und für Didaktik der Mathematik und Informatik belegen die Westseite des Hauses, während das Institut für Mathematik sich zur Ostseite hin entwickelt.
Mit nur vier Treppenhäusern, zwei davon etwas größer gestaltet, verfügt das Gebäude über eine sehr wirtschaftliche Erschließungsstruktur. Alle Treppen werden als notwendige Treppen auch zur Entfluchtung des Hauses herangezogen.
Die Flügel des Neubaus sind teilweise einbündig und teilweise zweibündig vorgesehen, so dass eine gute Mischung aus Wirtschaftlichkeit und Tageslichtbezug gewährleistet ist. Durch den räumlichen Versatz der Gebäudeflügel und Höfe können Dunkelbereiche vermieden werden, das Haus verfügt an jeder Stelle über eine helle und freundliche Atmosphäre.

MATERIALITÄT, KONSTRUKTION UND ANMUTUNG
Die Umgebung zeigt sich dem Betrachter in sehr uneinheitlicher und heterogener Materialität. Um zu einer Beruhigung des Campus beizutragen wird vorgeschlagen, den Neubau mit einem reduzierten Materialkanon zu erstellen.
Entsprechend der Scharfkantigkeit seines stadträumlichen Volumens wird der Neubau mit großformatigen verzinkten Platten in vorgehängter und hinterlüfteter Konstruktion bekleidet. Präzision und Serialität kennzeichnen die streng getaktete Fassade des Hauses. Die verzinkte Oberfläche der Brüstungsbänder zeigt eine abwechslungsreiche Textur, die zwischen Glanz und Mattigkeit changiert und sich abhängig von Sonnenstand und Jahreszeit ändert.
Umlaufende Fensterbänder erlauben eine flexible Grundrissgestaltung auch bei sich ändernder Raumaufteilung, die geschlossenen Brüstungsbereiche gewährleisten gleichzeitig einen moderaten Verglasungsanteil, um so den solaren Wärmeeintrag wirkungsvoll zu begrenzen.
Das Haus wird als Skelettbau in Stahlbetonbauweise mit Flachdecken errichtet. Dadurch ist eine Flexibilität für spätere Grundrissanpassungen oder Nachinstallationen jederzeit gegeben.
Die Foyerflächen im Erdgeschoss erhalten einen geschliffenen hellen Terrazzoestrich als Belag. Seminarräume werden mit Eichenparkett ausgestattet. Für die Büroräume wird ein monochromer Kautschukbelag vorgeschlagen.
Die Fenster werden in Dreifachverglasung mit dunkel eloxierten Aluminiumrahmenprofilen ausgeführt. Als außenliegender Sonnenschutz ist ein Raffstore mit Lichtlenkfunktion vorgesehen.
Im Bereich der Fensterbänder werden im Rhythmus der Fassade außenbündig Schwerter aus demselben verzinkten Blech angeordnet. Durch seine Schiefwinkeligkeit ergeben sich aus jeder Blickrichtung Schrägansichten auf das Haus, bei denen sich die Schwerter zu einem feinen Lamellenschirm verbinden. Es entsteht ein reizvolles Spiel von Licht und Schatten, von Flächigkeit und räumlicher Tiefe.
Die notwendigen Haustechnikräume werden in einer Teilunterkellerung verortet. Während Lehrräume und Labore über eine hocheffiziente Lüftungsanlage mechanisch belüftet werden, sollen Büros und studentische Arbeitsräume natürlich über die Fenster gelüftet werden. Durch den hohen Dämmstandard wird der Energiebedarf des Hauses auf ein Minimum reduziert. Zu dessen Deckung wird angestrebt, die Abwärme des Rechenzentrums heranzuziehen.
Die Dachflächen können zur Deckung des Strombedarfs horizontal mit PV-Modulen belegt werden. Bereiche die dafür nicht sinnvoll nutzbar sind, werden extensiv begrünt.
2 rollstuhlgerechte Aufzüge im Bereich der Haupttreppenhäuser, sowie ein größer dimensionierter Aufzug im Eingangsbereich stellen die Barrierefreiheit im Gebäude sicher.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit besetzt den westlichen Teil des Grundstückes und lässt im Osten Raum für einen weiteren Baukörper entlang der Alfred-Wegener-Straße. Der Neubau wird mit Abstand zur Riedbergallee platziert und versucht in Verbindung mit dem Otto-Stern-Zentrum einen Vorplatz zu formulieren, vis-àvis zum Riedbergplatz. Die städtebauliche Setzung mit dem Rücksprung an der Riedbergallee wird innerhalb des Preisgerichtes allerdings kontrovers diskutiert.

Einerseits erscheint der Neubau für Mathematik und Informatik durch das Zurückweichen dem Unicampus Riedberg zugehörig und lenkt geschickt die im Norden mit der Tram ankommenden Besucher auf das Uni-Areal. Andererseits kann der angebotene Freiraum entlang der Riedbergallee nicht überzeugen und bleibt jenseits von Stellplätzen für Autos und Fahrräder den Nachweis für Aufenthaltsqualität schuldig.

Der Entwurf sieht einen in der Höhe differenzierten Baukörper vor, der durch vier Innenhöfe gegliedert wird. Über einen großzügigen Einschnitt an der Nordwestseite gelangt man in das Foyer des Erdgeschosses. Die stark frequentierten Bereiche wie die Seminarräume unterschiedlicher Größe sowie das Lernzentrum, sind sinnfällig entlang der Foyerflächen bzw. der in Nord-Südrichtung verlaufenden Erschließungsspange angeordnet, der teils ungünstige Querschnitt der Seminarräume wird seitens der Nutzerschaft kritisiert.
Der in der Auslobung geforderte Ausgang auf der Südseite zum Campusplatz sowie zur Mensa fehlt.

Über zwei Treppenelemente jeweils an den Enden der zentralen Erschließungsachse werden die Obergeschosse erschlossen. Die einzelnen Abteilungen gruppieren sich mit Ihren Büros sowie den Nebenräumen um die Innenhöfe. Die horizontale Organisation und Zirkulation auf den Geschossen sowie die Adressbildung der Institute sind gut gelungen. Aufweitungen der Flure ermöglichen entlang der Höfe helle, angenehme Kommunikationsbereiche für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die innere Organisation bildet den Bedarf an Rückzugsbereichen für konzentriertes Arbeiten (Büros) sowie Flächen für Austausch, Kommunikation und Pausen gut ab.

Die Büros der wissenschaftlichen Mitarbeiter/ -innen sind mit 15 qm unter der genehmigten Vorgabe des Raumprogramms und damit zu klein. Der Rechnerraum weicht von den Vorgaben ab, damit ist die Funktionalität nicht gegeben.
Die äußere Gestalt des Baukörpers lebt von der Körperhaftigkeit, der in der Höhe gestaffelten Gebäudeteile sowie der Bandfassade, welche die Einzelteile zu einem Ganzen zusammenfügt. Die vorgeschlagene Fassade aus verzinktem Blech erfordert bei einer Umsetzung eine sorgfältige Detaillierung, um nicht banal zu wirken.
Der Wettbewerbsbeitrag liegt – bezogen auf den vorgegebenen Kostenrahmen – in der
vergleichenden Kostenbetrachtung im erhöhten Bereich.
Der Bruttorauminhalt liegt über dem Wert des „0-Projektes“.

Insgesamt handelt es sich um einen gelungenen Beitrag für die gestellte Planungsaufgabe.

Die Arbeit erfüllt die Anforderungen der Richtlinie energieeffizientes Bauen und Sanieren des Landes Hessen zur Übererfüllung der gesetzlichen Mindestanforderungen zur Energieeffizienz. Das vorgeschlagene Energieversorgungskonzept lässt eine angemessene Relation von Investitionskosten für Haustechnik zu Energieeinsparpotential erkennen.

Das energetische Konzept orientiert sich konzeptionell am Grundsatz LowTech = LowCost.
Der erhöhte Fensterflächenanteil lässt erwarten, dass zumindest in einzelnen Räumen ein erhöhter Kühlbedarf entsteht der ggf. technisch gedeckt werden muss.
Die vorgeschlagene PV-Anlage wird positiv bewertet.
Gesamtmodell

Gesamtmodell

Modell

Modell

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1.OG

1.OG

2.OG

2.OG

3.OG

3.OG

4.OG

4.OG

Schnitte

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Ansichten

Ansichten

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Blick von der U-Bahn

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