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Nichtoffener und hochbaulicher Wettbewerb im kooperativen Verfahren | 11/2018

„Grand Central“ Wohnhochhaus in Frankfurt am Main

Perspektive Platz

Perspektive Platz

ein 3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

Ferdinand Heide Architekt

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Lösung setzt auf einen Solitär aus einem kompakt organisierten, komprimierten, bis zu 8-geschossigen Block, aus dem sich der Wohnturm entwickelt. Ein kleines Hochhaus in gleicher Höhe wie der Blockrand setzt die Flucht des Posthochhauses fort und bleibt bescheiden im Hintergrund. Fast wirkt es etwas verlegen, als hätte es noch einen Raumprogrammrest, der im ‚eigentlichen‘ Baukörper nicht mehr untergebracht werden konnte, aufnehmen müssen. Der Turm, zum Adam-Riese-Platz Bestandteil des Sockels, wird zweiseitig – zu Stadt und Gleisfeld gewandt – selbstbewusst freigestellt. Dies gibt ihm eine beachtliche Präsenz in der Fernwirkung.

Die Bebauung konzentriert sich auf den südlichen Bereich des Grundstücks und nimmt die Flucht des westlichen Nachbarn auf. Hierdurch und durch die Komprimierung der Baumasse ergeben sich große Qualitäten im Freibereich. Es entsteht ein großzügiger, wohlproportionierter und aufgeräumter Platzraum mit Aufenthaltsqualitäten in Korrespondenz mit dem Vorplatz vor dem Eingang des Nachbarn; die Größe des Platzes wird allerdings kontrovers im Preisgericht diskutiert. Die Sockelbebauung gibt dem Platz Fassung und Halt. Ein kleiner, im Südosten gelegener Platz nimmt Bezug auf zum Platz vor dem ABG-Gebäude; eine Brückenverbindung stellt die Verbindung zum Bahnhofsareal her.

Die Fassadengestaltung differenziert zwischen Sockel und Turm und soll ihre Lebendigkeit durch das ‚paketweise‘ gegliederte Spiel glatter Flächen im Wechsel mit auskragenden Balkonen erfüllen. Gerade diese ‚paketweise‘ Gliederung führt jedoch zu Kritik, ist sie doch allzu stereotyp. Auch der Sonnenschutz ausschließlich über Sonnenschutzverglasung ist nicht überzeugend.

Die Nutzungszonierung funktioniert. Auch die getrennte und zugleich wertungsfreie Unterbringung von gefördertem und frei finanziertem Wohnungsbau ist gelungen. Die Kita ist im Süden gelegen; ihre ausschließliche Ausrichtung zu den Gleisen wird kritisch gesehen. Der vorgelagerte Außenraum unterbindet die gewünschte öffentliche Wegeverbindung. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil, weil sich dadurch die Fußgängerverkehre auf den Platz konzentrieren. Ob der Supermarkt der ideale Nachbar zum Eingang bzw. Aufgang über den Innenhof oberhalb des EG zu den Wohnungen ist, erscheint fraglich. Gleiches gilt für die Erschließung des Turms, die beidseitig über eine gelungene Lobby erfolgt. Akzeptabel gelöst sind die Anlieferverkehre, obwohl auf das Angebot, an die Hafenstraße anzubinden, verzichtet worden ist. Dies wäre zu überdenken, um dem Platz zusätzliche Aufenthaltsqualität zu geben. Die Wohnungszuschnitte sind nicht allesamt überzeugend; z.T. entstehen – als Preis der Komprimierung - sehr tiefe Wohnungen mit schmalen Raumzuschnitten. In den Übergängen zwischen Sockel und aufsteigendem Turm kommt es sowohl in Schnitt und Grundriss als auch in den Ansichten gelegentlich zu Unschärfen. Auch die Realteilung könnte problematisch werden; bei einigen Abstandsflächen sind Nachjustierungen erforderlich.

Der sehr unterschiedliche Charakter der Erschließung von frei finanziertem und gefördertem Wohnungsbau, auch in ihrer jeweiligen Beziehung zum öffentlichen Raum, wurde diskutiert. Während die Erschließung des frei finanzierten Gebäudeteils über eine einladende Eingangshalle , die sich nach außen zur Stadt an den richtigen Stellen öffnet und sich in dieser Art wie selbstverständlich vernetzt mit der Umgebung, sehr gut gelöst ist, erscheint die Organisation der äußeren Erschließung des geförderten Wohnungsbaus über einen "Hinterhof ", der nur über eine hohe Außentreppenanlage mit Aufzug erreicht werden kann, problematisch. Neben einer etwaigen funktionalen Problematik wäre hier, auch durch den starken "Kontrast" der sich innerhalb eines Gebäudes ganz offensichtlich zeigt zu befürchten - auch wenn dies vom Entwurfsverfasser sicher nicht so beabsichtigt ist - ,dass sich womöglich soziale Unterschiede baulich manifestieren".

Insgesamt handelt es sich bei der Arbeit um eine, die nahezu alles richtig gemacht hat, die Pflichten und Aufgaben konsequent erfüllt, jedoch zugleich auch etwas spröde bleibt. Auf jeden Fall handelt es sich um einen machbaren Entwurf, dem noch ein bisschen Pfiff in der Kür fehlt und für den eine etwas stärkere Akzentuierung hier und da, so auch die Nacharbeit an der Fassade, wünschenswert wäre.
EG Grundriss

EG Grundriss

Modellfoto1

Modellfoto1

Modellfoto2

Modellfoto2