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Einladungswettbewerb | 06/2018

Erweiterung Filialkirche, Neubau Pfarrheim, Neubau KiTa St. Maria Magdalena in Laggenbeck

Anerkennung

HARTIG / MEYER / WÖMPNER Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

KONZEPT
Die Schaffung eines Gemeinde-Campus, eines Ortes der Begegnung jeden Alters, ist der ausgesprochene Wunsch der Gemeinde. Dieses Konzept ist so besonders und stark, dass es keiner Ergänzung bedarf. Die Vorstellung, dass in Zukunft alle Gemeindemitglieder, ob jung oder alt, an einem Ort zusammenkommen und die Kinder im Garten der Kirche spielen ist ergreifend. Mit anderen Worten: Ohne die Kindertagesstätte auf dem Campus fehlt die zukünftige Generation auf dem Gemeinde-Campus.

BAUKÖRPER UND FREIRAUM
Für einen funktionierenden Campus ist die bauliche, aber auch funktionale Dichte, rund um die Kirche entscheidend. Daher werden für das Pfarrheim und die Kindertagesstätte kompakte und somit wirtschaftliche Baukörper entwickelt, die im Zusammenspiel mit den damit gewonnenen großzügigen, gestalteten Freiflächen einen qualitätvollen Campus bilden. Zusammen mit der zukünftigen Pfarrverwaltung wird ein maßstäblicher angemessener Kirchlatz formuliert, der alle Einrichtungen gleichsam erschließt.
Vom Kirchen-Campus fällt der Blick zwischen Kirche und KiTa Neubau in den Garten, der als Außenspielfläche für die Gruppenform I und III genutzt wird. Die Gruppe unter 3 J. (GF II) erhält eine eigene Außenspielfläche entlang der Südfassade. Umfasst wird der Garten der KiTa mit einer niedrigen Mauer als Einfriedung, aus der sich entlang der Ibbenbürener Straße der flache Baukörper der Sakristei entwickelt. Der Garten der ehemaligen Kaplanei bleibt, genauso wie die Grünfläche gegenüber dem Haupteingang der Firma Keller, erhalten. Auch die vorhandenen Stellplätze samt Baumbestand an der Carl-Keller Straße bleiben weitestgehend unberührt.

PFARRHEIM
Das dem Kirchplatz zugewandte helle Foyer ist Adresse und zentraler Raum – um diesen herum ordnen sich alle Funktionsbereiche des Pfarrheims sinnvoll an. Großzügige Türen lassen den zentralen Raum zur optionalen Erweiterung des teilbaren Pfarrsaals werden. Beide, Pfarrsaal und Foyer wenden sich einladend dem Kirchplatz zu, die großzügige, raumhohe Verglasung lässt Innen- und Außenraum zu einem neuen Erlebnisraum werden – Saal und Foyer werden Teil des Kirchplatzes. Mit seiner zweiten Belichtungsseite orientiert sich der Saal zu der Gartenfläche im Süden. Dadurch erfährt auch diese Saalhälfte ihre eigene Qualität. Die Küche hat die gewünschte erforderliche Größe; von ihr aus können sowohl der Saal als auch das Foyer angedient werden. Der Jugendraum orientiert sich mit seiner großzügigen Öffnung zum Südosten – zusammen mit der angegliederten Terrasse gewährt er den Jugendlichen einen eigenen geschützten Raum ohne sie jedoch auszuschließen.

KIRCHE
Nach dem Rückbau der Erweiterung von 1962 und somit der Rückführung der Kirche auf ihre eigentliche Größe erhält diese in der Verlängerung des Hauptschiffes einen maßstabsgerechten, neuen Raumabschluss in einer Kubatur ähnlich der des ursprünglichen Altarraumes. Die im Zuge der damaligen Erweiterung geöffneten Spitzbögen im östlichen Giebelabschluss der Seitenschiffe werden verglast. Sie gewähren einerseits den Blick ins Freie und ermöglichen andererseits die zusätzliche Belichtung des unter dem östlichen Gewölbekreuz platzierten neuen Altarraumes. Die mit der Altarinsel niveaugleiche Erweiterung nimmt die Sedilien auf und bietet gleichzeitig den gewünschten Platz für Kinder- oder Kirchenchor. Hinter einer dort eingestellten Wand liegen der geforderte Abstellraum sowie der Treppenaufgang zum darüber liegenden Orgelpodest. Hier findet die alte Orgel nach technischer Überholung und in neuer, freundlich heller Farbfassung in direkter Nähe zum Chor ihren neuen Platz. Der südliche Nebeneingang wird materialgerecht wieder geschlossen; der nördliche gibt über einen verglasten Gang den Weg zur neuen Sakristei frei, die sich, vom Kirchenbau abgesetzt, an die Innenseite der den Kirchen-Campus zur Ibbenbürener Straße begrenzenden Hofmauer anlehnt. Der neue Anbau generiert seine Fassade aus dem Naturstein-Abbruchmaterial der früheren Erweiterung, jetzt hell geschlämmt; ebenso findet das grün patinierte Abbruch-Kupfer seine Wiederverwendung auf dem Satteldach des neuen Abschlussbaukörpers.

KINDERTAGESSTÄTTE
Die KiTa als wichtiges Element des Kirchen-Campus ist ein kompakter, zweigeschossiger Baukörper, der in Materialität und Ausdruck mit dem Pfarrheim korrespondiert. Der großzügige Außenraum wird durch den Blick auf die Kirche und dem vorhandenen Baumbestand geprägt. Im Obergeschoss ergänzen Terrassen die Außenspielflächen. Vom Kirchplatz erschlossen ordnen sich die Gruppeneinheiten um eine gemeinsame Erschließung im Kern des Hauses. Eine spielerische, möbelartige Treppe steht frei in der Innenzone des Erdgeschosses. Im Obergeschoss ist der Luftraum der Treppe aus brandschutztechnisch rauchdicht verglast. So bleiben die Innenzone im EG und die Galerie im OG „frei bespielbar“ (Brandlasten möglich).

MATERIAL UND KONSTRUKTION
Die Reduzierung der Mittel und der Verzicht auf aufwendige Konstruktionen werden als angemessen gegenüber der Bauaufgabe betrachtet. Aus dieser Zurückhaltung heraus entwickelt sich der Reiz dieses Entwurfes. Das Material für die Bauteile des Kirchen-Campus ist dabei durch Natürlichkeit geprägt; die wesentlichen Materialien sind zum ein geschlämmter Backstein und naturfarbener Beton sowie im Ausbau Holz und Glas. Die Fassaden werden spannungsreich in offene und geschlossene Flächen gegliedert. Raumhohe Verglasungen verbinden erlebnisreich Innen- und Außenraum miteinander. Fensterflächen sind als Pfosten-Riegel-Fassade in Lärchenholz und Aluminium vorgesehen. Großzügige Dachüberstände vor Foyer und Saal bieten Schutz für Mensch und Fassade.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurfsverfasser ordnet seine Baukörper so, dass eine umrahmte Platzsituation -ein Kirchencampus- entsteht. Auch die Kaplanei rahmt in Verlängerung der Raumkante den Platz ein. Die zweigeschosssige KiTa mit Flachdach liegt an der Tecklenburger Straße, wobei im nördlichen Grundstücksteil eine größere Außenspielfläche und im südlichen Teil eine kleinere Außenspielfläche für U3-Kinder entsteht. Die Lage der Außenspielfläche zur Tecklenburger Straße wird hinsichtlich des Lärmschutzes kritisch gesehen. Die innere Erschließung gruppiert sich um ein zentral liegendes, zweigeschossiges Treppenhaus. Im Erdgeschoss werden zwei Gruppen und der Mehrzweckraum, im Obergeschoss zwei weitere Gruppen angeordnet. Im Hinblick auf Brandschutzabschottung ist das zentral offen gestaltete Treppenhaus kritisch zu bewerten. Zwei große Terrassen im Obergeschoss runden das Raumprogramm ab. Das südlich der Kirche, neben der Kaplanei gelegene, zweigeschossige Pfarrheim ist im Innern funktional gestaltet, die Zuordnung von Saal und Küche zum Foyer ist gut. Der Jugendbereich ist separat im süd-östlichen Gebäudeteil untergebracht. Der aus zwei unterschiedlich großen Gruppenräumen bestehende Saal ist sowohl dem Campus (Kirchplatz) als auch dem südlich gelegenen Pfarrgarten zugeordnet. Saal und Foyer sind baulich erhöht. Die Eingänge von Pfarrheim und KiTa sind dem Kirchplatz zugeordnet. Kritisch angemerkt wird die Hol- und Bring- Situation der KiTa. Die Entfernung vom Parkplatz zur KiTa wird als zu groß empfunden. Die vorgegebenen Flächen von KiTa und Pfarrheim werden überschritten. Die bauliche östliche Erweiterung der Kirche ist moderat und zurückhaltend. Die Sakristei ist ein separater, eingeschossiger Baukörper, der gemeinsam mit einer Pergola, Schuppen und Mauer eine Abschottung zur Ibbenbürener Straße (und Tecklenburger Straße) bildet. Die Erweiterung nimmt jedoch nicht den eigentlichen Altarraum auf, der im ersten Joch der Kirche angeordnet wird. Die Erweiterung nimmt hauptsächlich die Orgel in zwei Ebenen auf. Insgesamt wird die Erweiterung als nicht stimmig und nicht zeitgemäß bewertet. Ein Ausgang zum Kirchplatz wird vermisst. Insgesamt -mit Ausnahme des Kirchraumabschlusses- ein qualitätvoller Gesamtentwurf.