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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2018

QER – Quartiersentwicklung Rickenbach in Wolfurt (Bauphase 1)

1. Preis

Bernardo Bader Architekten

Architektur

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

merz kley partner

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

KURZINFORMATION:

Die Firma Doppelmayr konnte unlängst vom Standort Rickenbach 300 Arbeitsplätze in das neue Bürogebäude „Hohe Brücke“ übersiedeln. Der frei werdende Ortsteil Rickenbach wird nun zu einer neuen Kernzone mit durchmischter Nutzung entwickelt.

Bestehende Gebäude, wie die Hammerschmiede, das Gästehaus und der Technikerturm, werden dabei bewahrt und integriert. Von Doppelmayr Immobilien wurden 14 Teams zum anonymen Wettbewerb geladen, der auf dem Areal von über 10.000 m² Wohnen, Dienstleistung, Gewerbe und Freizeit verbinden und dabei den neu geöffneten Rickenbach in Szene setzen soll.

Im Entwurf von Bernardo Bader Architekten schafft die Werkhalle Rickenbach als zweigeschossiger Gewerbebau mit Scheddach einen zeichenhaften Eingang ins Quartier. Gestaffelt, zeilenartig angeordnet bilden im Anschluss fünf hölzerne Langhäuser den Kern des Quartiers. Die hohe Durchlässigkeit der Baukörper integriert diese überzeugend in ihre Umgebung und schafft ein identitätsstiftendes, atmosphärisch dichtes Gesamtensemble. Lage und Ausbildung der Langhäuser ermöglichen geschickt die Aufnahme des fußläufigen Wegenetzes, welches vom Kellaweg bis zum Rickenbach - entlang der öffentlichen Eingangshallen im Erdgeschoss - verbunden ist. Das lebendige Quartier wird durch das fünfgeschossige Wohngebäude im Osten, die Werkhalle, die alte Lehrwerkstatt, den Technikerturm und den Wohnturm gefasst. Dieser erfüllt eine Scharnierfunktion für eine etwaige spätere Ausweitung des Quartiers in weiteren Bauphasen.

„Im Zusammenwirken mit dem historischen Baubestand entsteht eine Situation, die sowohl den sozialkulturellen, historischen Hintergrund zu transportieren vermag, als auch die thematische Neubelegung logisch und natürlich erscheinen lässt.“ Auszug aus dem Jurybericht, Vorsitz: Arch. Erich Steinmayr

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Projektverfasser erschließt das Planungsgebiet, wie angedacht vom Kellerweg und der Rickenbacherstraße von der Zufahrt zum Rickenweg. Nach Umlegung der Rickenbacherstraße ergibt sich die angedachte, räumliche gefasste Platzbildung zwischen dem erhaltenen, historischen Bestand und dem Ersatzbau für das abgebrochene Gunzhaus. Südlich davon werden fünf orthogonal, leicht versetzte Gebäude sowohl westlich als auch östlich des nun frei verlaufenden Rickenbaches derart platziert, dass Sichtachsen von West nach Ost freibleiben, die den Ort gänzlich bzw. teilweise offenhalten und durch ein Wegenetz von Norden nach Süden ergänzt werden. Als räumliche Ergänzung zum Technikerturm und zur Lehrwerkstätte begrenzen dialoghaft zwei markante Bauten - die Werkhalle im Westen sowie das fünfgeschossige, punktuelle Wohnhaus im Osten - den Ort im umgebenden Baubestand und unverbauten Landschaftsraums.

Aus der Setzung der Gesamtmaßnahme ergibt sich ein ruhiger, gelassener Ort im Grünraum, ohne dass die gezielt angedachte Orthogonalität zum Rickenbach stereotyp bzw. künstlich erscheint. Im Zusammenwirken mit dem historischen Baubestand entsteht eine Situation, die sowohl den sozialkulturellen, historischen Hintergrund zu transportieren vermag, als auch die thematische Neubelegung logisch und natürlich erscheinen lässt.

Die Volumina sowie die Bauhöhe der Wohn- und Gewerbebauten verbleibt im Körper und der Silhouette der baulichen Umgebung, ebenso ist die strukturelle und formale Differenzierung der Werkhalle sowie die fünfgeschossige Sonderform des im östlichen Hangfuß gestellten Wohnhauses durchaus nachvollziehbar.

Insgesamt zeigt das Projekt auf, dass der Ort mit einfacher und zurückhaltender Maßnahmen qualitätsvoll und transformierend weiter entwickelt werden kann und ein harmonischer Dialog zwischen historischem Bestand und Neubesetzung entsteht. Ein wesentlicher Beitrag zum Verfahren.

Empfehlungen für die weitere Bearbeitung des Projektes 11

Bei den Wegführungen von West nach Ost sollte die Möglichkeit geschaffen werden, teilweise auch außen an den Gebäuden vorbeizugehen. Die innere Querung könnte für den Bedarfsfall verbleiben und ist für die Bedienung der Gewerbeflächen auch erforderlich. In diesem Zusammenhang ist auch eine Vergrößerung der befestigten, öffentlichen Flächen denkbar bzw. im Zusammenhang mit diesen erforderlich.

Die Gehverbindungen von West nach Ost könnten partiell im Norden der Werkhalle verstärkt werden. Die Weiterführung des Weges vom abschließenden Wohnhaus im Osten, aber auch von dort in Richtung Doppelmayrplatz, ist zu entwickeln.

Die Gewerbe-Wohnbauten könnten aus Sicht der Jury durchaus auch alternativ als massive Gebäude angedacht werden, ohne dass dadurch ein gewisser dörflicher Habitus verloren geht. Die Materialisierung der Außenfassade ist in der Vorentwurfsphase gemeinsam mit dem Bauherrn zu entwickeln. Bei den Wohnungsbauten sind Alternativen bei der Orientierung und Erschließung zu untersuchen.