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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2018

Umbau, Modernisierung, Erweiterung Wunnebad in Winnenden

Lageplan

Lageplan

1. Preis

Behnisch Architekten

Landschaftsarchitektur

PEYKER landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Béla Berec Architektur-Modellbau-Gestaltung

Modellbau

Erläuterungstext

Architektur
Winnenden liegt unmittelbar am Rande des Schwäbischen Waldes, gerahmt und behutsam eingebettet in eine reizvolle Umgebung von Weinbergen und Streuobstwiesen. Als landschaftlich prägendes Element bildet der angrenzende und schön gestaltete Grünraum "Zipfelbachtal" den westlichen Abschuss des Wunnebads. Im Süden schirmt ein intensiv begrünter und topografisch gestalteter Freiraum die stark frequentierte Landstraße L1140 (Albertviller Straße) ab. Im Osten befinden sich die Parkplätze. Nördlich ist das Sportzentrum gelegen, von hier aus gelangt man über den Hauptzugang zum Bad.

Das Wunnebad selbst wurde als Kombibad konzipiert, welches heute eine spezielle Anziehungskraft für die Badegäste hat, da der Badebetrieb im Freien durch das beheizte 50m Außenbecken ganzjährig gewährleistet werden kann. Eine weitere "Attraktion" und alleinstehende Besonderheit ist das über die Stadtgrenzen von Winnenden hinaus bekannte Angebot des "Eisparks", welcher den Gästen durch die "Umwidmung" der Beachvolleyballfelder zu einer großen Eisfläche in den Wintermonaten zur Verfügung steht.

Das Wunnebad entspricht mit den bestehenden Wasserflächen und Saunen heute nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Bade- und Saunalandschaft. Einerseits ist die Zuordnung einzelner Funktionsbereiche zu verbessern, andererseits sind Ergänzungen im Raumprogramm zur Stärkung und Erweiterung des Angebots für die Gäste unausweichlich.

Die einzelnen Maßnahmen wurden wie folgt beschrieben:

- Die für den Sommerbetrieb notwendigen Umkleiden sollen neu gestaltet und attraktiv an funktional richtiger Stelle plaziert werden. Ideal wäre es, wenn sie im Winter ebenfalls als Umkleidebereich für die Besucher des Eisparks genutzt werden können.
- Das Foyer zum Bad, der übergeordnete Eingangsbereich einschließlich des Zugangs zum Freibad sollen einladend und gut auffindbar gestaltet werden.
- Die Wasserflächen im Innenbereich sollen durch ein zusätzliches Becken mit Hubboden ergänzt werden, um zukünftig auch einen Kurs- und Übungsbetrieb für Vereine und Schulschwimmen unabhängig vom öffentlichen Badebetrieb anbieten zu können.
- Das Saunaangebot soll durch das vorgegebene Raumprogramm zu einer attraktiven Saunalandschaft mit einem schön gestalteten Saunagarten ergänzt werden.
- Die Räumlichkeiten der Verwaltung sind in der Neukonzeption an einem zentralen Ort im Haus vorzusehen.
- Als eigenständig nutzbare Funktionseinheit soll der Massage- und Wellnessbereich seinen angemessenen Platz im Haus finden.
- Der Gastronomiebereich soll zentralisiert werden, sodass die Gäste der Sauna, des Freibades und des Hallenbads gleichermaßen versorgt werden können.
- Angrenzende Terrassen und Sitzbereiche im Freien sollen in den Überlegungen der Freiraumplanung berücksichtigt werden.
- Für die Gäste des Freibades und des winterlichen Eisparks soll eine mobile Ess- und Getränkestation angeboten werden.

Zusätzlich zu allen formulierten Wünschen und Anregungen ist zu gewährleisten, dass die unterschiedlichen Baumaßnahmen abschnittsweise und bei laufendem Betrieb des Bades durchgeführt werden können.

Dies sind nun zahlreiche, unterschiedliche und differenzierte Kriterien für eine interessante, komplexe und reizvolle Aufgabe. Ein harmonisches und gutes Zusammenspiel aller Aspekte ist die Grundvoraussetzung für ein zukünftig optimal funktionierendes Bad. Dennoch müsste zusätzlich zu allen funktionalen Aspekten zuerst einmal die Umgebung und die vorhandene Bausubstanz des bestehenden Wunnebads untersucht und umfassend betrachtet werden. Die lokalen Eigenheiten und Qualitäten, die Charaktereigenschaften der Nachbarschaft, die Rahmenbedingungen, eventuell limitierende Faktoren, aber auch scheinbar verborgene Möglichkeiten müssten zu Beginn aller Überlegungen analysiert und bewertet werden. Nur durch eine solche Arbeitsweise wird es gelingen, für den Ort und die Aufgabe eine angemessene und gleichermaßen maßgeschneiderte Lösung zu entwickeln.

Die landschaftlich einzigartige Umgebung, die topografisch angelegten Freiflächen des Freibads sowie das bestehende Wunnebad selbst mit seinem charakteristischen Kuppelbauwerk könnten für die neue Anlage nachhaltig prägende und gleichermaßen identitätsstiftende Gestaltungsleitlinien hervorbringen. Hieraus könnten sich dann ganz selbstverständlich architektonische und auch funktionale Ansätze ableiten lassen, die respektvoll im Umgang miteinander und für die Gesamtanlage stärkend in Erscheinung treten können.

Ein sich abgrenzender, wenig einfühlsamer Entwurfsansatz ist daher zu vermeiden. Auch ist in den Grundzügen weniger an ein klassisches Haus zu denken, vielmehr sollte das Bild einer sich aus der Nachbarschaft heraus entwickelten Landschaft skizziert werden, die spielerisch, geradezu lässig die verschiedenen Funktionseinheiten in sich aufnimmt, ohne dabei fremdartig zu wirken. Die bestehende Topografie könnte die Kulisse und den gestalterischen Rahmen bilden. Die Kuppel als zu erhaltendes und zukünftig wiederzukennendes "Markenzeichen" des Wunnebades sollte den unverrückbaren Ankerpunkt für alle konzeptionellen und baulichen Überlegungen darstellen. Belebende und differenziert ausgearbeitete Bereiche im Inneren des Hauses und im Freien können so den Badegästen angeboten werden. Jede Funktion und jede Attraktion werden nachvollziehbar und spielerisch ihren ganz speziellen Bestimmungsort finden, harmonisch eingebettet in eine schöne Landschaft, in die Topografie, in die Umgebung und den Bestand respektierend.

Eine schöne Leitidee, die jeden individuell entwickelten Teilaspekt in einer freien Interpretation zueinander in Einklang bringt und somit zu einer spannungsreichen Gesamtlösung verbindet. Zusätzlich zum harmonischen Einbetten des Bades in die Umgebung ist ein selbstbewusster und markanter Eingang auszuformulieren. Hier könnten Freiraum und Gebautes in einem engen Zusammenspiel ganz selbstverständlich einen besonderen Akzent zu den Sportanlagen und Sportbauten der Anrainer setzten.

Aufbauend auf den Bestand des Erdgeschosses und des Kuppelbaus wird eine zweigeschossige Anlage vorgeschlagen, deren Geschossdecke und Dachfläche sich formal aus den weichen Landschaftslinien der Topografie entwickeln. Durch eine einladende Geste wird der Haupteingang formuliert und ist für die Badegäste von den Parkplätzen kommend gut auffindbar. Unter der harmonisch bearbeiteten Dachkante des ersten Obergeschosses findet man im Westen die Sommerumkleiden und die überdachten Fahrradstellplätze. Unter der Dachlandschaft, zwischen den spielerisch eingestellten Umkleiden und dem Foyer des Haupthauses, öffnet sich der Blick zum Freibad. Hier ist der Zugang zum Freibad angeordnet, der auch im Winter für die Gäste des 50m Beckens genutzt werden kann, ohne das Foyer betreten zu müssen. Passanten und Spaziergänger können vom Vorplatz bereits einen Blick ins Freibad erhaschen und das lebendige Treiben als willkommener Zaungast bestaunen.

Über das neu gestaltete und umorganisierte Foyer betritt man das neue Wunnebad. Im Erdgeschoss wird die Grundstruktur des Bestands aufgenommen und nur korrigierende Eingriffe vorgenommen, um die neuen Funktionseinheiten optimal anbinden zu können. Eine gute Orientierung kann so in der Gesamtanlage gewährleistet werden. Das ergänzende Becken mit Hubboden ergänzt die Bestandsstruktur nach Süden. Eine Anbindung sowie eine mögliche Abtrennung für unabhängige Events sind somit gegeben. An der Schnittstelle von Alt- zu Neubau ist der Schwimmmeister angeordnet, mit einer optimalen Sicht und einem idealen Überblick über alle Becken im Innen- und Außenraum. Die gewünschten zusätzlichen Umkleiden und Sanitärräume für das 50m-Becken sind harmonisch in die Topografie eingebettet und bieten ebenfalls die Möglichkeit einer Nutzung von Frei- und Hallenbecken aus.

Über eine großzügige Treppe gelangt man in das obere Geschoss, die Gartenebene, die nach Süden in den neu gestalteten Saunagarten barrierefrei übergeht. Nach Norden orientiert sind die Verwaltung und der Massage- und Wellnessbereich angeordnet. Zudem erhält der Massage- und Wellnessbereich einen eigenständigen, separaten Zugang vom Vorplatz aus, damit weitere Öffnungszeiten über den allgemeinen Badebetrieb hinaus angeboten werden können. Die Verwaltung orientiert sich nach Westen zum Freibad hin, so können die Mitarbeiter den Betrieb vom Obergeschoss aus gut einsehen. Für beide Funktionseinheiten kann die Dachfläche in Teilen als begehbare Terrasse für die Pause oder für Anwendungen im Freien genutzt werden.

Über einen zentral gelegenen Zugang beritt man den Saunabereich in der Gartenebene. Hier kann die Kontrolle einer vom Badebetrieb unabhängigen Tarifzone umgesetzt werden. Die Saunalandschaft ist geprägt durch ein Wechselspiel von offenen und geschlossenen Raumstrukturen, die sich in einem spannungsreichen Dialog von Innen- und Außenraum harmonisch zu einem faszinierenden und belebenden Ort der Sinnlichkeit verbinden. Verschiedene Saunen, Ruhezonen und das Kaminzimmer stehen in einem poetischen Austausch, sodass der Gedanke einer Oase der Entspannung und der Erholung neu interpretierbar wird.

Die Gastronomie der Saunalandschaft und des Hallenbads bilden eine funktionale Einheit auf der Gartenebene. Die Anbindung an das Freibad erfolgt über eine schön geschwungene Treppe, leicht aufzufinden, angenehm zu begehen, mit einer Terrassendestination und einem schönen Blick über das Freibad. Die bestehende Anlieferungszone wird ergänzt und für den Zugang der neuen Lager- und Technikflächen genutzt.

Das Zusammenspiel aller Einzelaspekte der baulichen und der landschaftlichen Überlegungen werden maßgeblich zur Belebung der Freibereiche beitragen. Horizontale Dachlinien auf unterschiedlichen Höhen, auskragend als baulicher Regen- und Sonnenschutz, werden die Atmosphäre einer mediterranen Stimmung unterstützen.

Durch all diese Überlegungen und Maßnahmen im Zusammenspiel von Funktions- und Nutzungseinheiten sowie von maßgeblichen Kriterien der unmittelbaren Umgebung und der prägenden Lokalität wird das neue Bad den Ort und die Umgebung in einer einzigartigen Weise beleben.
Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Schnitt

Schnitt

Ansicht Eingangsseite

Ansicht Eingangsseite

Piktogramme

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