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Award / Auszeichnung | 10/2007

Beispielhaftes Bauen Stuttgart 2002-2007

Aufstockung Ansicht Südseite

Aufstockung Ansicht Südseite

Wilhelm-Maybach-Schule, Gnesener Straße

Auszeichnung

4a Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Wilhelm-Maybach-Schule Stuttgart - Gewerbliche Berufs- und Fachschule in Stuttgart-Bad Cannstatt

Aufstockung und Fassadensanierung des Bestandsgebäudes aus den 50er Jahren.

Kurzbeschreibung:

Der neue Gebäudeteil wurde auf den Mittelteil des alten Schulgebäudes aufgesetzt. Der leichte Stahlskelettbau steht dabei freitragend auf eigenen Stützen, da der Altbau aus den fünfziger Jahren keine zusätzlichen Lasten hätte aufnehmen können.
Die Fassade des Neubaus ist zum großen Teil verglast und ermöglicht einen beeindruckenden Weitblick ins Neckartal und über Bad Cannstatt. Der Bau enthält sechs Klassenräume, zwei EDV-Räume, einen Schülerarbeitsraum sowie Fach- und Vorbereitungsräume.
Als architektonisches Leitmotiv diente das Bild einer Karosserie. Damit steht die Architektur des Gebäudes in direktem Zusammenhang mit dem Namensgeber der Schule, dem Automobilkonstrukteur Wilhelm Maybach, sowie mit den Berufsfeldern, die an der Schule unterrichtet werden, unter anderem Metalltechnik, Automobil- und Kraftfahrzeugmechanik.
Die Grün- und Gelbtöne der Fassade sowie das Aluminium der geschlossenen Fassadenteile stehen in bewusstem Kontrast zur Ziegelfassade des Altbaus, so dass der neue Gebäudeteil als eigenständiger Baukörper wahrzunehmen ist.
Zusätzlich wurden im Altbau Brandschutzmaßnahmen sowie die Erneuerung der Fenster und Verschattungsanlage durchgeführt. Ein Teil des alten Gebäudes, der bisher nicht mit dem Aufzug zu erreichen war, wurde nun mit den notwendigen Übergangsstegen versehen.

Ausgangssituation und Zielvorstellung:

Das Gebäude der Wilhelm-Maybach-Schule wurde nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg neu errichtet und ging als Technikschule 1955 in Betrieb. Heute ist hier eine gewerbliche Berufsschule beheimatet, welche das gesamte Ausbildungsspektrum des Kraftfahrzeughandwerkes bis hin zur Meisterschule anbietet. Architektonisch handelt es sich bei dem Gebäude um einen typischen Nachkriegsbau - eine Einbundanlage, der etwas Industrielles anhaftet, und die den unverkennbaren spröden Charme ihrer Zeit versprüht.
Zur Realisierung der geplanten Erweiterung um ca. 1000 m², wurden drei grundsätzlich verschiedene Ansätze untersucht: ein Anbau an die Schule, ein eigenständiger Erweiterungsbau auf einer angrenzenden Grünfläche, eine Aufstockung des Gebäudes. Der direkte Anbau an die Schule schied auf Grund der zu langen Wege im Gebäude und durch das sehr nahe Heranrücken an eine vorhandene Bahnlinie aus. Ein eingeschossiger Erweiterungsbau als kostengünstigste Variante wurde bis in die Politik hinein lange und kontrovers diskutiert. Auf Grund der un-problematischeren Bauabwicklung wurde diese Variante zunächst befürwortet. Die zur Verfügung stehende Grundstücksfläche liegt allerdings innerhalb einer Frischluftschneise, die in den Stuttgarter Talkessel führt und im Bebauungsplan als reine Grünfläche ausgewiesen ist.
Bei der Untersuchung der Aufstockungsvarianten stellte sich heraus, dass - wie für Gebäude der fünfziger Jahre typisch - im Bestand ohne jegliche statischen Reserven gearbeitet worden war. Das direkte Aufsetzen der Aufstockung als viertes Geschoss hätte dadurch umfangreiche Abfang- und Ertüchtigungsmaßnahmen der darunter liegenden Bausubstanz zur Folge gehabt. Der gesamte Schulbetrieb hätte über die Bauzeit ausgelagert werden müssen. Als einzige umsetzbare Variante schälte sich eine Variante mit eigenem Tragwerk heraus, welches über die bestehende Schule gestülpt wird. Ein zugegebener Weise etwas futuristischer Ansatz, der sich erst aus der Kenntnis der Planungsgeschichte für den Betrachter erschließt.
Es entwickelte sich das architektonische Leitbild einer \"Karosserie\", die auf dem Dach der Schule geparkt wird. Diese Karosserie wiederum wird über lange Stäbe auf den Boden abgespriest. Um dem Ganzen seine Wucht zu nehmen, wurden die Stäbe wie Mikados um die Schule in den Boden gesteckt, so dass ein möglichst hohes Maß an Leichtigkeit erzeugt wird. Die neue Erweiterung soll sich deutlich von dem alten Bau absetzen, um ihn in seiner speziellen Art ablesbar zu lassen.
Ein ressourcenschonender und ökonomischer Einsatz von Materialien, Energiekonzept und die Rückbaumöglichkeit der Aufstockung wurden im Sinne nachhaltigen und zukunftsfähigen Bauens bei der Planung und Erstellung berücksichtigt.

Beurteilung durch das Preisgericht

(Platz-)Not machte in diesem Fall erfinderisch! Die expressiv ausgeformte und gegenüber dem darunter liegenden Klassentrakt leicht verschobene Aufstockung mit außen liegender Lastabtragung über schlanke \"Mikado-Stützen\" nimmt der Berufsschule aus den 1950er Jahren ihre Strenge, gibt dem Lernen spielerischen Charme und dem Lerninhalt eine ablesbare Identität.
Gesamtansicht Schule

Gesamtansicht Schule

Klassenzimmer

Klassenzimmer