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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2019

Sanierung und Erweiterung des Stadttheaters in Amberg

5. Preis

Preisgeld: 11.800 EUR

HPP Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Aufgabenstellung

Ein Kloster inmitten Ambergs. Jahrhunderte an Geschichten, welche die Vergangenheit und die Gegenwart der Stadt Amberg prägten. Ein Kloster, das ohne das Engagement zweier Amberger Bürger nie zustande gekommen wäre. 7 Jahre schweißtreibende Arbeit stecken im imposanten Chor der Kirche - eine Leistung, die man sich aufgrund der heutigen modernen Bautechnik nur schwer vorzustellen vermag. Architektur in ihrem gebauten Zustand überlebt Ihre einstmalige geplante Nutzung - das ist keine Neuigkeit in der Baugeschichte. Genau das macht Architektur so vielseitig und interessant. Früher ein Kloster, dann eine Schule, dann wieder Kloster und jetzt ein Theater. Und wie sieht die Zukunft des Klosters nun aus?

Konzept

Geschichte bleibt Geschichte, doch man kann Geschichte respektieren und auch wieder erfahrbar machen. Der Kirchenchor als architektonisches Meisterwerk seiner Zeit soll wieder als solcher erlebbar gemacht werden und das neue Foyer für das Stadttheater Amberg beherbergen. Dafür werden die in den 70er Jahren entstandenen Umbauten wieder rückgängig gemacht: Die Gaststätte wird aus dem Kirchenraum verlegt und die Zwischendecke geöffnet. Außerdem werden die alten Kirchenfenster wieder hergestellt um das Foyer so hell wie möglich zu gestalten. Ebenso werden die WC-Anlagen aus dem ehemaligen Kreuzgang verlegt, wodurch dieser wieder sichtbar wird. Durch den Eingriff umfassen die Kirchenmauern nun den Theaterraum und das Foyer, das jetzt zweigeschossige Foyer selbst wird seinem Anspruch als repräsentativer Empfangsraum wieder gerecht. Durch die neu geschaffene vertikale Durchlässigkeit der Eingriffe und die organischen Formen der Freitreppen und Lufträume ist der innenräumliche Kontrast zum Altbau bewusst groß, die Erkennbarkeit des Neuen als Schwelle zum Alten wird viel bewusster. Darüber hinaus werden die Anforderungen an Multifunktionalität und Mehrfachnutzung erfüllt, das neue Foyer funktioniert als Verteiler für alle Nutzungen des ehemaligen Klosters.

Nutzungen

Foyer: Das Foyer mit Galerieebene befindet sich im Chor der Kirche und funktioniert als zentrales Erschließungselement für alle Nutzungen des ehemaligen Klosters. Mehrfachnutzungen sowie eine flexible Zuschaltbarkeit der Bereiche Gaststätte, Theater und Casinosaal sind unabhängig voneinander möglich. Der historische Raum mit seinem Kreuzgratgewölbe und seiner imposanten Raumhöhe wird wieder erlebbar. Im ersten Obergeschoss weitet sich das Foyer um einen Barbereich, der je nach Veranstaltungsgröße zugeschaltet werden kann.

Theater: Das Theater wird weiterhin direkt vom Schrannenplatz aus erschlossen, ein neues Vordach aus eloxiertem Aluminium lässt den Haupteingang klar erkennen, zugleich gewährleistet das Vordach einen behutsamen Umgang mit dem bestehenden Stadtbild des Platzes. Unmittelbar betritt man das neue, großzügige Foyer, welches den Besucher durch eine neu gestaltete Treppenanlage und mehrgeschossige Lufträume begrüßt. Von hier aus lassen sich Garderobe, Abendkasse und Toilettenanlagen direkt und barrierefrei erreichen. Über die großzügige Treppenanlage (Zugangskontrolle bei Veranstaltungen im EG) werden Parkett und die oberen Ränge erschlossen. Der Zugang in das Untergeschoss wurde vom Foyer aus komplett geschlossen und ist daher nur mehr über die Künstler und Personaleingänge erschließbar, was eine Kreuzung von Besuchern und Künstlern ausschließt. Das neue Untergeschoss ist in 2 Bereiche geteilt: Zum einen in die bestehenden Lagerräume des Restaurants, welche weiterhin optimal von der neuen Küche aus erschlossen werden können, zum anderen in die Künstlergarderoben, welche nun durch einen Flur allseitig erschlossen werden können und deutlich vergrößert wurden. Die Technikräume bleiben im Bestand und wurden erweitert. Eine Unterflur-Hebebühne ermöglicht eine reibungslose Verteilung der Requisiten.

Casinosaal: Der wieder freigelegte Kreuzgang führt die Besucher nun in den Casinosaal welcher im Wesentlichen bestehen bleibt, Garderobe und Nebenräume des Foyers werden mitbenutzt, das Foyer kann auch für Veranstaltungen im Casinosaal mitbenutzt oder von diesem abgetrennt werden.

Gaststätte: Die Gaststätte erhält einen modernen, eingeschossigen Neubau in attraktiver Lage. Die Erschließung ist sowohl direkt über den Schrannenplatz als auch über das Theaterfoyer möglich. Durch den Rückbau des Choranbaus sowie den behutsamen Anbau an das Kloster bleibt das historische Bauwerk weiterhin für die Gäste erlebbar. Das Dach des Anbaus dient als Dachterrasse und somit mögliche Freiraumerweiterung des Foyers. Als privater Außenraum der Gaststätte dient der Klosterhof. Die Bäume im Hof können erhalten bleiben. Die bestehenden Lagerräume der Küche können weiterhin optimal durch die neue Küche erschlossen werden. Eine Pfosten-Riegel-Fassade erzeugt größtmögliche Transparenz. Die Chorumfassungsmauern sind von außen als auch innen erlebbar.


Barrierefreiheit

Foyer, Theater, Casinosaal und Gaststätte sind barrierefrei erreichbar. Ein neuer Aufzug stellt die barrierefreie Erschließung des Theaters sowie der Galerieebene des Foyers her. 2 Plätze speziell für Rollstuhlfahrer befinden sich nun im Parkettrang, 3 weitere im 1. Rang. Ein barrierefreies WC befindet sich im Erdgeschoss. Gaststätte und Casinosaal sind durch die Lage im EG ohnehin barrierefrei erreichbar. Barrierefreie Stellplätze sollen auf dem Schrannenplatz hergestellt werden. Könnten aber auch durch eine Aufzuganlage im Klosterhof direkt zur Tiefgarage hergestellt werden.

Brandschutz

Die verschiedenen Nutzungsbereiche sind brandschutztechnisch getrennt. Wo räumlich und funktional erforderlich, werden Feststellanlagen bei Türen verwendet. Jeder Aufenthaltsraum erhält zwei unabhängige bauliche Rettungswege. Die Fluchtwegs-Längen sind mit max. 30m eingehalten und die Breiten wurden entsprechend der Anzahl der flüchtenden Personen dimensioniert.
Der ehemals kritische Fluchtweg bei Saal/ Innenhof zum Biergarten Bruckmüller (ohne Ausgang ins Freie) wird nun über das neue Nebenfoyer angebunden. Brandlasten dort (wie die Garderobe) werden über Brandschutzrollläden abgetrennt. Der erste Fluchtweg aus dem Theater führt über die angrenzenden separaten Treppenhäuser, der zweite über die Haupttreppe im Foyer.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf basiert auf der Verlagerung der Gastronomie in einen Anbau auf der Seite zum Klosterhof.
Der Haupteingang zum Theater verbleibt an der bisherigen Stelle, wird durch einen Windfang ergänzt und lässt nun den Besucher in ein großzügiges Foyer eintreten.
Eine repräsentative Treppenanlage führt nun vom neuen Foyer im Erdgeschoss zum Foyer im Obergeschoss und erschließt alle Ebenen des Theaters. Über eine ovale Öffnung in der Decke des Erdgeschosses werden die verschiedenen Ebenen im Foyer optisch und räumlich mit einander verbunden und lassen den ehemaligen Chorraum in seinem ganzen Volumen erlebbar werden.
Die Erweiterung des Foyers im Casinobau ermöglicht einen Personenaufzug an der Nahtstelle zwischen Theatergebäude und Casinobau, der alle Ebenen barrierefrei erschließt.

Das Raumprogramm ist im Wesentlichen erfüllt. Die Wirtschaftlichkeit des Entwurfes liegt im oberen mittleren Bereich.
Die Anordnung des Gastronomieneubaus ist in seiner Ausformung weder städtebaulich noch denkmalpflegerisch oder innenräumlich überzeugend und wird nur durch eine Grenzbebauung möglich.

Aus Sicht der Denkmalpfleger ist positiv zu bewerten, dass die Dachtragwerke erhalten werden und eine künftige Wiederherstellung des Kreuzgangs nicht verbaut wird.
Teilweise wird allerdings historisches Mauerwerk aufgegeben.

Der Brandschutz ist gut gelöst bis auf die Büros im 1. OG, denen der erste bauliche Rettungsweg fehlt. Der baulich konstruktive Brandschutz ist eingehalten.

Insgesamt zeigt die Arbeit gute Ansätze, insbesondere im Bereich des Foyers. Der Neubau der Gastronomie wird allerdings durchwegs sehr kritisch gesehen.
Lageplan

Lageplan

Mehrfachnutzung

Mehrfachnutzung

Erdgeschoss

Erdgeschoss