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Planungskonkurrenz | 12/2018

Städtebauliche Entwicklung des Baugebiets „Südlich Härlen“ in Überlingen

2. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

FSP Stadtplanung

Stadtplanung / Städtebau

Freiraum- und LandschaftsArchitektur Dipl. - Ing. (FH) Ralf Wermuth

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Siedlungs- und Freiraumstruktur (Leitidee)
• "Platz der Generationen“ als Entree in das Quartier und inklusiver Begegnungsraum
• Städtebaulich durch dreigeschossige Wohngebäude gefassten "Boulevard"
• Vier Wohnanger mit hoher Aufenthaltsqualität und Spielmöglichkeiten
• Klare Trennung zwischen öffentlichen und privaten Freiräumen (Geschosswohnungsbau)
• Geförderter Wohnungsbau mit guter Einbindung in Siedlungsgefüge
• Individueller Wohnungsbau mit abwechslungsreichen Typologien im südlichen Teil
• Großzügige Grünanlagen mit größtmöglichem Baumerhalt und Baumpflanzungen
• Wasser als gestaltendes Element
• Grünachse mit drei unterschiedlichen Bereichen: "Quartiersplatz", "Weinberg", Spielplatz
• Entwicklung des kleineren Drumlins als Aussichtspunkt zum Drumlin Härlen


Erschließungskonzept
• Erschließung über einen zentralen „Boulevard“
• Weiterführung als verkehrsberuhigte Wohnstraße in den südlichen Siedlungsteil
• Autoarme Wohnanger mit untergeordneter Verkehrsfunktion
• Wendemöglichkeiten: "Quartiersplatz“, südlicher Verkehrsraum, Wohnanger (bedingt
• ÖPNV-Anbindung durch neue Bushaltestelle am „Platz der Generationen“
• Fuß- und Radwegeverbindung über Drumlin Härlen bis zum kleineren Drumlin
• Anschluss als bestehende Fuß- und Radwegeverbindung
• Müllentsorgung ausschließlich entlang der Haupterschließungsachs


Stellplatzkonzept
• Stellplätze für Pflegeheim als Parkgeschoss in den Hang integriert (BA II Tiefgarage)
• Öffentliche Stellplätze ausschließlich entlang der Haupterschließungsachse
• Stellplätze für Geschosswohnungsbau in Tiefgaragen organisiert
• Individueller Wohnungsbau mit zwei Stellplätzen auf dem eigenen Grundstück
• Fahrradstellplätze im öffentlichen Raum und in den Tiefgaragen


Regenwassermanagement / Energiekonzept
• Nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung durch Rückhalt des Wassers im Plangebiet
• Stufenweise Ableitung des Oberflächenwassers in Form offener Rinnen
• Anschluss in Richtung Schreibersbildstraße über einen neuen Regenwasserkanal
• Extensive Dachbegrünung der Flachdächer
• Ausgestaltung der Gebäude im Passivhausstandard
• Ausstattung geeigneter Fassaden und Dächer mit Solar- und Photovoltaikanlagen
• Freihaltung einer begrünten Frischluftschneise über den zentralen Boulevard
• gute Durchlüftung von Ost nach West durch offene Hofstrukturen


Gebäudetypologie / Bauabschnitte
• Entwicklung in voraussichtlich drei Bauabschnitten (abhängig Flächenverfügbarkeit)
• Gebäudetoypologien: 6 EFH, 11 DH, 11 RH, 14 MFH

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch ihre klare städtebauliche Struktur. Das Planungsgebiet gliedert sich in einen großstädtisch anmutenden nördlichen Teil mit großformatigem Geschosswohnungsbau und entwickelt sich nach Süden hin in eine kleinstrukturiertere Einfamilien- und Doppelhaussiedlung.

Der Eingangsbereich für das Quartier ist klar ausgebildet und wird durch einen sechsgeschossigen Kubus und einen langgestreckten fünfgeschossigen Gebäuderiegel definiert, wodurch eine klare Adressbildung entsteht. Die Angemessenheit der Gebäudegrößen hinsichtlich ihrer Urbanität ist zu hinterfragen.

Die Ausrichtung der Gebäude sowohl in der Höhenentwicklung als auch in ihrer räumlichen Lage orientiert sich an der vorhandenen Topografie und den umliegenden landschaftlichen Bezugspunkten. Das Pflegezentrum ist in ausreichendem Abstand zur westlichen Erhebung (Drumlin) platziert und verzahnt sich durch die Fingerstruktur gut mit der Landschaft. Auch hier ist die Dimension der einzelnen Gebäude zu hinterfragen.

Die zentrale Erschließung über einen sogenannten Boulevard mit einem Eingangsplatz sowie einem mittig gelegenen Quartiersplatz verortet sich klar im Raum. Der Boulevard selbst prägt den nördlichen Teil des Quartiers, ohne dass sich daraus qualitätsvolle Freiräume ableiten lassen, insbesondere in Bezug auf die Seitenarme, die als Sackgassen ausgebildet sind. Die Straßenführung mit insgesamt acht Sackgassen (ohne Wendehämmer) wird als problematisch gesehen.

Der Großteil der Stellplätze wird über sieben Tiefgaragen abgedeckt. Im Bereich des individuellen Wohnungsbaus erfolgt die Parkierung auf dem eigenen Grundstück.

Die sozialräumliche Struktur entwickelt sich gemäß der Bebauung von Norden nach Süden in kleinteiligere Einheiten, aber in einer Art und Weise, die eine gute Durchmischung der Wohnformen erwarten lässt. Den Kaltluftschneisen wurde Rechnung getragen durch einen ausreichenden Abstand im Westen und dem Boulevard. Eine Grünverbindung von West nach Ost wurde im zentralen Bereich geschaffen. Hier befinden sich öffentliche Freiräume mit unterschiedlichen Nutzungsangeboten. Die fußläufige Vernetzung ist durchgängig und, soweit erkennbar, barrierefrei.

Die Retentionsflächen sind vollständig dezentral verortet. Aufgrund der Topographie bestehen Bedenken, ob die offenen Rinnen als Retentionsvolumen eingesetzt werden können. Das gesamte Quartier ist mit begrünten Flachdächern konzipiert.

Die vorgegebene Struktur, insbesondere im nördlichen Teil, lässt wenig Spielraum für architektonische Weiterentwicklungen, woraus sich in der anschließenden Planung des Quartiers Einschränkungen ergeben können.

Die Arbeit ist eine gelungene und durchdachte Antwort und bietet viel Potential zur Entwicklung eines hochwertigen Stadtquartiers.