modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 12/2018

Adorno-Gymnasium mit Sporthallen und Grundschule in Frankfurt am Main

ein 2. Preis

wörner traxler richter

Architektur

MJRM Mijaa Raummanufaktur Architekten

Architektur

TOPOTEK 1

Landschaftsarchitektur

Brückner Dietz GmbH

Tragwerksplanung

ina Planungsgesellschaft

Energieplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Für den Neubau von Grundschule, Gymnasium und Sportzentrum schlagen die Verfasser ein kraftvolles und gleichermaßen unverwechselbares Gebäudevolumen vor.
Der konzeptionellen Logik des Entwurfs auf konsequente Weise folgend, erhalten die drei Bausteine eine zusammenhängende Gebäudefigur mit einem vielfältigen Innenraum und einer ausdrucksstarken, differenzierten Fassadenbehandlung. An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass die Entscheidung für die Großform vom Preisgericht ambivalent bewertet wird. Einerseits beeindruckt deren identitätsstiftende Geste, andererseits wird die Eigenständigkeit der drei Einrichtungen vermisst. Auch die Wirkung des Gebäudes wird kontrovers besprochen. Die Anmutung einer „Denkfabrik“ wird positiv bewertet, zugleich wird der industrielle Charakter des Neubaus kritisch diskutiert. Ferner zeigt sich das Preisgericht beeindruckt von der konsequenten Umsetzung der architektonischen Idee und ihrer detaillierten Ausformulierung sowie der sehr präzisen Lesart der städtebaulichen Situation: Während auf der Nordseite ein in Maßstab angemessener, sechsgeschossiger Riegel den großstädtischen Raum entlang der stark befahrenen Miquelallee stärkt, zeigt die Südseite ein zweigeschossiges Gebäudevolumen, mit der ein behutsamer Übergang zur kleinmaßstäblichen Wohnbebauung gelingt.
Die Haupterschließung der einzelnen Nutzungen ist richtig positioniert. Einzig die Lage des Grundschulzugangs an der Kreuzung Miquel- und Hansaallee wird wegen des dort etwas knapp bemessenen Freiraumes und des hohen Verkehrsaufkommens kritisch gesehen. Die Bedarfsausfahrt fehlt, ebenso die Anlieferung. Die Lage der Tiefgaragenzufahrt ist zu zentral geplant und müsste weiter im Westen liegen.
Die Organisation der Grundschule samt innenräumlicher Qualität entspricht weitgehend den definierten Anforderungen. Die Transparenz zwischen Innen und Außen ist nicht erkennbar. Der Eingangsbereich ist angemessen dimensioniert und das Clusterprinzip gut umsetzbar. In einigen Bereichen, so beispielsweise beim Lehrerzimmer wäre die Erschließung zu optimieren. Das ganztägige Konzept mit Verzahnung zwischen Unterrichtung und Betreuung ist optimierbar.
Prägendes Element des Adorno Gymnasiums ist die freigestellte und auch von außen ablesbare Kaskadentreppe. Sie unterstützt die Orientierung im Haus und bietet eine abwechslungsreiche Erschließung einzelner Raumgruppen samt Pausenbereich im zweiten Obergeschoss. Mensa und Aula sind direkt neben dem Eingang richtig positioniert und zusammenschaltbar. Die Küchenbereiche sind gut angeordnet, eine Tageslichtnutzung wäre sicherzustellen. Die Clusterbildung der allgemeinen Unterrichts- und Gruppenräume ist zu schematisch dargestellt, jedoch auf Grund der großzügigen Dimensionierung des Inneren mit vielen Optionen realisierbar. Positiv bewertet wird die Ausrichtung der Unterrichtsräume nach Süden, der vom Straßenlärm abgewandten Seite. Ebenso positiv wird die Lage der jeweils um einen Innenhof gruppierten Fachräume für naturwissenschaftliche Fächer, Musik und Kunst im ersten Obergeschoss gesehen. Die Fachkräftezimmer sind zu klein dimensioniert bzw. ungünstig proportioniert. Die an der nordwestlichen Ecke des Gebäudes verortete Mediothek ist ihrer Bedeutung entsprechend als Abschluss der inneren Erschließung konzipiert und an der Fassade gut erkennbar. Sie stellt den Blickbezug zum Campus der Universität her.
Die Sporthallen sind stadträumlich prominent positioniert. Die erdgeschossige, direkt neben dem Haupteingang vorgesehene Anordnung von Umkleideräumen konterkariert die beabsichtigte Öffnung der Hallen zum städtischen Raum.
Der Freiraum erscheint zunächst großzügig, besteht de facto aber aus vielen kleineren Teilräumen und wirkt zerklüftet. Etliche Flächen sind zudem wenig sinnvoll mit Rasen- und Pflanzflächen belegt. Auf dem Dach der Grundschule besteht ein überdachter Freibereich hin zur Miquelallee. Die Größe dieses Bereichs differiert allerdings im Modell und auf den Plänen. Positiv wird die Dachbegrünung des Riegels entlang der Straße gesehen (nicht begehbar).
Als äußerst kritisch gesehen wird, dass für beide Schulen ein größerer Schulhof fehlt, ebenso, dass die Freiflächen für beide Schulhoftypen nicht getrennt voneinander konzipiert sind. Die Laufbahn verläuft im 2. OG in Teilen unter einer Überdachung hindurch.
Die Barrierefreiheit ist in den Eingangsbereichen gut gelöst. Die Organisation im Gymnasium mit nur einem Aufzug wird kritisch gesehen.
Die Konstruktion des Gebäudes ist auf Grund seiner klaren Struktur logisch aufgebaut. Die Überbauung der Sporthallen mit Unterrichtsräumen des Gymnasiums ist mit einem höheren konstruktiven Aufwand verbunden. Dies gilt auch für die weiten Auskragungen von Unterrichtsräumen.
Das Gebäude erscheint durch zahlreiche Einschnitte und Auskragungen nur scheinbar kompakt. Trotz der Einschnitte ist die natürliche Belichtung und Belüftung zum Beispiel im ersten Obergeschoss durch die zu eng bemessenen Höfe nicht optimal. Der zu hohe Verglasungsanteil mit vielen fest verglasten Elementen lässt trotz der sogenannten Sonnenschutzschwerter Überhitzungen in den Sommermonaten erwarten. Insgesamt liegt die Wirtschaftlichkeit des Entwurfs beim Betrieb im unteren, bei Energiekosten im weniger günstigen Bereich, die Technikflächen sind zu klein dimensioniert.
Aus Sicht des Brandschutzes wird die gute Brandabschnittsbildung hervorgehoben.
Durch die zentral orientierte Zusammenlegung der Küchenbereiche des Gymnasiums und Grundschule können wertvolle Synergien generiert werden. Dadurch entfallen auch weite Anlieferungsstrecken zwischen der Produktionsküche (Hauptküche Gymnasium) und der Ausgabeküche (Grundschule).
Die Küchenbereiche der Grundschule und des Gymnasiums weisen eine operativ sehr gut durchdachte Raumstruktur auf. Lediglich der fehlende Außenzugang zum Entsorgungslager wäre zu bemängeln.
Im Arbeitsbereich der Kalten und Warmen Küche des Gymnasiums ergeben sich aufgrund von fehlendem Tageslicht gesetzliche Restriktionen, die durch Umgestaltung (räumliche Anordnung) zu beheben wären.
Die Implementierung eines HACCP-konzeptkonformen Küchenmanagements ist gewährleistet.
Insgesamt würdigt das Preisgericht die Eigenständigkeit des Beitrages sowie dessen hohe innenräumliche Qualität. Der kraftvolle Auftritt wird kontrovers diskutiert und die starke Fragmentierung des Freiraumes kritisch bewertet.