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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2018

„Neubau Areal Sonne“ in Zell-Weierbach

Präsentationsplan 1

Präsentationsplan 1

2. Preis

Preisgeld: 16.000 EUR

Lehmann Architekten GmbH

Architektur

w+p Landschaften

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau und Freiraumplanung
Die städtebaulichen Veränderungen in den Dörfern resultieren im Wesentlichen aus historisch struktu-rellen Entwicklungen von z. B. landwirtschaftlichen Hofanlagen in gastronomische Betriebe. Dieser sukzessive Prozess ist am Gasthaus „Sonne“ an der Kreuzung Obertal-/Weinstraße insbesondere durch die Erweiterungsmaßnahme Sonnensaal und das Aufbringen eines sogenannten Zierfachwerks in den 60er Jahren erkennbar.

Mit dem geplanten Rückbau des Sonnensaals und der Umnutzung des Grundstückareals mit Wohnversorgung für altengerechtes Wohnen mit Anschluss an eine Tagespflegeeinrichtung besteht nun die Chance, in zentraler Lage mit einer angemessenen baulichen Lösung den Ort neu zu beleben und aufzuwerten.
Um diesem Ziel gerecht zu werden, wurde versucht, zusammen mit dem erhaltenswerten Bestand ein Ensemble zu bilden, das in Struktur, Dichte und Körnung den Maßstab des Ortes aufnimmt und das geforderte Raumprogramm qualitätsvoll auf das Mögliche reduziert.

Die Neugestaltung des öffentlichen Raums formuliert zusammen mit der Neubebauung auf dem Areal „Sonne“ einen städtebaulichen Impuls für diesen prominenten Standort innerhalb von Zell-Weierbach. Die neuen Gebäude ergänzen angemessen den Bestand und bilden so ein ausgewogenes Ensemble zur Stärkung einer belebten Ortsmitte.
Die Neubebauung definiert Eingänge, Durchgänge und Verbindungen. Es entstehen Freiflächen und räumlich definierte Nachbarschaften, sowie eine besondere Adresse in dem städtebaulichen Kontext. Die Freiraumplanung stärkt die bestehenden Qualitäten, sie verbindet die Gebäude harmonisch miteinander und formt eine attraktive Mitte als Ort für die Begegnung der Bürger.

Natursteinpflaster einerseits ganz klassisch, mit geflammter ebener Oberfläche wiederum den heutigen Anforderungen an Barrierefreiheit angepasst, bildet einen verbindenden Teppich. Durch den eingelassenen Plattenbelag entsteht zu den Eingängen eine wohltuende Orientierung. Die Terrassen erweitern als Intarsien den Wohn- und Lebensraum nach außen.

Bäume bilden Räume - die Linde kennzeichnet den Treffpunkt, die blühenden Kirschbäume wandern in den Wohnhof, die geschnittenen Hainbuchenhecken schaffen geschützte Zwischenräume.

Brunnen, Sitzbänke, Pflanzgefäße und eine stimmungsvolle Ausleuchtung in den Abendstunden sind die schmückenden Accessoires einer qualitätsvollen Neugestaltung.

Bei der Gestaltung der Freianlagen werden traditionelle Merkmale aufgegriffen und unter Beachtung heutiger Anforderungen in ein neues Zeitfenster gerückt. Hierbei erfährt die Begegnung der Bürgerinnen und Bürger wieder die erforderliche Aufmerksamkeit und der individuelle Fahrverkehr die gewünschte Entschleunigung bei der Ortsdurchfahrt.

Wohntypologien
Die Wohntypologien (insgesamt 14 Wohneinheiten) entsprechen in Ihrer Grundausstattung den formu-lierten Anforderungen an 2 und 3-Zimmerwohnungen. Mit der Option des möglichen individuellen Aus-baus der Dachgeschosse besteht für die Wohnungen der Obergeschosse zusätzlich die Chance zur Erweiterung der Wohnfläche (Maisonette-Typologien).


Konstruktion, Materialität und Wirtschaftlichkeit
Die neuen Gebäude wurden auf einem orthogonalen Raster entwickelt und eignen sich deshalb sowohl für eine konventionelle Bauweise als auch in einer wirtschaftlichen Holzbrettschichtbauweise aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades. Tiefgarage und alle erdberührten Bauteile kommen in Stahlbeton zur Ausführung.

Die thermische Hülle, bestehend aus Außenwände und den geneigten Dächern, wird, um den energetischen Anforderungen gerecht zu werden, in einer hochgedämmten Ausführung vorgeschlagen, ergänzt durch 3-fach verglaste Holzfenster mit Holzschiebeläden als Sonnen- bzw. Einbruchschutz. Mit einer stark profilierten, senkrechten Holzfassadenverkleidung wird der Bezug zum Holzfachwerk des Bestandsgebäude hergestellt. Sockelbereiche in tonigem Stampfbeton und Tonziegeleindeckung runden das Gesamterscheinungsbild ab und sorgen damit für eine
zeitgemäße Einordnung in den dörflichen Kontext.


Gasthaus Sonne – Umgang mit dem denkmalgeschützten Bestand
Unter Berücksichtigung der noch vorhandenen schützenswerten Bausubstanz sind im Bestandsgebäude 4 individuelle Liebhaberwohnungen geplant. Mit Ausnahme der neuen Fenstertüren zu den Balkonen im Hofbereich werden die Fensteröffnungen und –unterteilungen entsprechend des Originals wiederhergestellt und rekonstruiert.

In Verbindung mit der Instandsetzung des Zierfachwerks soll der Charakter des historischen Bauern-hauses im Ortskern sowohl für die Bewohner als auch das Umfeld, die Bürger von Zell-Weierbach erhalten bleiben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Grundkonzept bildet mit drei räumlich und funktional selbstständigen
Neubauten und dem denkmalgeschützten Altbau einen gut integrierten neuen Baustein
in der Ortschaft. Der Sonderbau mit der Tagespflege ist giebelständig zur Weinstraße
gerichtet. Dies wird als richtige Setzung befürwortet. Damit bleibt die Schaufassade
der Sonne freigestellt und weiterhin im Ortsbild präsent. Diesem neuen Eingangsgebäude
wird ein ausreichend dimensionierter Platz vorgelagert, der sowohl ins neue Wohnquartier leitet und eine angemessene Adresse bildet, als auch eine gut nutzbare Außenterrasse für die Tagespflege ermöglicht.
Der Entwurf orientiert sich weitgehend an den in der Auslobung formulierten städtebauliche Vorgaben. Die beiden an der nördlichen Grenze gelegenen Wohngebäude überschreiten den Orientierungswert von 150 qm Grundfläche nur geringfügig. Die schlanken Baukörper fügen sich gut in die Umgebung ein.
Die Entwurfsverfasser stellen den Altbau weitgehend frei, verbinden diesen lediglich im
Obergeschoss mit Balkonen zwischen Alt- und Neubau.

Die Tagespflege mit Außenbereich sind an der richtigen Stelle untergebracht und gut
orientiert. Die Wohnungsgrundrisse sind gut ausformuliert und in der Regel dreiseitig
belichtet.
Die Aufwertungen im öffentlichen Raum beschränken sich auf die tatsächlichen Potentialbereich der ehemaligen Buswendeschleife. Die vorgeschlagenen Pflasterungen im Randbereich und sparsame neue Möblierungen sowie die sinnvollen Neupflanzungen
großer Bäume sind angemessen und erscheinen gut realisierbar.
Präsentationsplan 2

Präsentationsplan 2