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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2019

Wohngebiet General-von-Holzing-Straße in Bollschweil

Lageplan

Lageplan

3. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

Lieb + Lieb Architekten BDA

Stadtplanung / Städtebau

Stefan Fromm Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Kiderlen Architektur Städtebau

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Lage im Raum
Bollschweil und St. Ulrich liegen neben der Rheinebene in den Seitentälern des Schönbergs als Teil der Vorbergzone der Schwarzwaldausläufer. Die Lage ist geprägt vom topographisch markanten und landschaftlich reizvollen Wechsel zwischen der Rheinebene und den Hängen der Vorbergzone.
Die Lage zwischen Freiburg und Bad Krozingen auf der Nebenroute zur B3 ist sowohl für die Freiburger als auch für die Bad Krozinger Einwohner interessant als Wohnstandort außerhalb der Ballungszentren.

Erschließung und räumliche Struktur an der Möhlin
Die räumliche Struktur der Gemeinde Bollschweil folgt der Lage im Raum und ist geprägt von dörflichen Straßen, welche sich in die Seitentäler der Vorbergzone erstrecken. Der Grundriss des historischen Teils von Bollschweil weist daher keine netzartige Struktur auf, sondern besteht aus Verzweigungen entlang der durch den Ort führenden Möhlin. Der westliche Gemeindeteil mit den Neubauflächen und Gewerbeflächen liegt beiderseits der Möhlin, ist im Norden über die General-von-Holzing-Straße erschlossen und besitzt eine netzartige Struktur.
Das neue Wohngebiet „An der Möhlin“ wird als Fortführung des historischen Dorfkerns entlang der Möhlin verstanden. Die räumliche Anbindung des neuen Wohngebietes erfolgt entlang des Bachlaufes mit einer Weiterführung der Fußwegbeziehung über das Schloss zu den westlichen Gemeindeteilen.
Der neu entstehende parkartige Freiraum entlang der Möhlin bildet das zentrale Element des Entwurfs und schafft eine neue Qualität für die Gesamtgemeinde Bollschweil. Mit prägend ist hier der große Freiraum südlich der Möhlin zwischen Schloss und der von Norden nach Süden verlaufenden Fußwegverbindung.
Die Erschließung für den Individualverkehr wird folgerichtig über die General-von-Holzing-Straße formuliert. Die bestehenden Verknüpfungen zu den nördlich der Straße liegenden Quartieren werden aufgenommen und diese werden mit der fußläufigen Verbindung vom Schloss zum historischen Dorfkern vernetzt.
Die Erschließungsfläche im gesamten Wohngebiet wird als Mischfläche für Fuß-, Rad- und PKW-Anliegerverkehr ausgewiesen. Die Längsverbindung entlang der Möhlin und die Nord-Süd-Verbindung Ölbergweg werden dem reinen Fuß- und Radverkehr vorbehalten. Straßenpoller als Barrieren können für die Ver- und Entsorgungsfahrzeuge sowie Rettungsdienste entfernt werden.
Bebauungsstruktur und Parkierung
Die Erweiterung der Kindergartenfläche, Räume für Tagespflege sowie weitere Sondereinrichtungen werden an der Kreuzung General-von-Holzing-Straße und Ölbergweg angeordnet. Die großzügige geschützte Innenhoffläche bietet Begegnungen und Kommunikation zwischen den Generationen und einen spannungsvollen Freiraum zwischen Wohngebieten sowie eine Verbindung zum historischen Dorfkern.
Im weiteren Verlauf der Haupterschließung General-von-Holzing-Straße werden punktförmige Geschoßwohnungsbauten angeboten. Die Blickbeziehungen von den nördlich gelegenen bestehenden Wohnquartieren durch die aufgelockerte Bebauung sind gegeben. Im Wechsel sind konventionelle Geschosswohnungen in Punkthäusern mit Kombinationsmöglichkeiten für Baugruppen als architektonische Sonderformen und Kommunikationsräume innerhalb der Häuser vorgesehen.
Die Parkierung für die Geschosswohnungsbauten und Baugruppenhäuser erfolgt in einzelnen Tiefgaragen von den Erschließungsräumen südlich der General-von-Holzing-Straße. Es sind sowohl kleinräumige Tiefgaragen möglich als auch die Zusammenfassung von Tiefgaragen von mehreren Gebäudeeinheiten.
Der Übergang an der östlichen Möhlinbrücke vom historischen Dorfkern zum neuen Wohngebiet wird durch drei Punkthäuser ausformuliert. Diese Hausgruppe als Ende der Geschosswohnungsbauten fasst den öffentlichen Raum an der Möhlin und bildet den Übergang zur kleinteiligeren Bebauung innerhalb des Wohnquartiers.
Um die drei Erschließungshöfe werden im Innern des Wohnquartiers im Wechsel Reihenhäuser und Doppel-/ bzw. Kettenhäuser angeboten. Der Topgraphie folgend werden die Reihenhäuser von Westen über im Sockelgeschoß liegende Garagen erschlossen, während die Doppel- und Kettenhäuser die Garagen und Stellplätze ebenerdig zum Erdgeschoß zwischen den Häusern erhalten.
Durch den Wechsel von unterschiedlichen Wohn- und Bebauungsformen am Rand und im Innern des Wohngebietes sollen unterschiedliche Bewohnergruppen angesprochen werden. Der Aufbau einer möglichst vielfältigen Bewohnerstruktur trägt vor allem den sozialen Belangen der Gemeinde Bollschweil Rechnung.

Oberflächenwasser- und Energie-Konzept
Alle Niederschlagswasser von Dachflächen und befestigten Freiraumflächen werden innerhalb der öffentlichen Erschließungsräume gesammelt, fließen entlang der topgraphischen Situation Richtung und entlang der Möhlin und werden am süd-westlichen Endpunkt an der westlichen Möhlinbrücke in einer Retensionsfläche zusammengefasst. Der Überlauf der Retensionsfläche speist den Fluss und bildet einen wichtigen Punkt zwischen Bebauung und Schloss mit hoher Aufenthaltsqualität innerhalb der öffentlichen Freiraumfläche.
Ausgehend von einer weitgehend öffentlichen Nutzung der Eckbebauung an der Kreuzung Ölbergweg / General-von-Holzing-Straße kann hier ein Blockheizkraftwerk für die regenerative Energieversorgung des Wohngebietes angeboten werden. Die Medienversorgung verläuft innerhalb der öffentlichen Räume und lässt für die zukünftigen Bewohner die Freiheit für einen Anschluss an die Nahwärmeversorgung oder für individuelle Wärmeversorgungsanlagen.
Die Nutzung von Solarenergie auf den Dächern ist aufgrund der Höhenstaffelung von Süd nach Nord ideal. Die Längsrichtung der Flachdächer lässt auf den Dächern selbst gestalterischen Spielraum für die Einrichtung von solarunterstützten Energieträgern.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche und freiräumliche Qualität
Die Gesamtstruktur des städtebaulichen Entwurfs fügt sich ausgewogen in die Umgebung
ein. Die Körnung nimmt die bestehende Struktur aus dem Ort auf und setzt sie
entsprechend mit eigener Dichte in dem Gebiet fort. Die Durchlässigkeit der Grünräume
wird konsequent in den Privatgärten bis zum Grünzug der Möhlin fortgeführt. Die Sonderbauten
entwickeln sich in ihrer Maßstäblichkeit aus der Gebäudetypologie der
Wohnbebauung heraus. Durch die gewählte Anordnung entsteht ein wohlproportionierter,
in sich ruhender Innenhof. Dieser Raum ist jedoch in seiner Lage isoliert, sodass
das angestrebte Ziel „Treffpunkt der Generationen und soziales Miteinander“ nicht ermöglicht
wird. Im Gegenteil, die Anordnung führt zu Aus- und Abgrenzung im Quartier.

Erschließung
Die Stichstraßen unterstützen die Durchlässigkeit innerhalb des Quartiers und enden
jeweils an einer kleinen Wendeplatte, sodass in der Folge für Versorgungsfahrzeuge
zusätzlich entlang dem Grünzug an der Möhlin der Fußweg zur Straße wird. Somit entsteht
eine Zäsur zwischen Wohnflächen und qualitätsvollem Grünraum. Die Parkierung
erfolgt in Tiefgaragen unter den Gebäuden entlang der General-von-Holzing-Straße
und in den zu den Doppel- und Reihenhäusern zugeordneten Stellplätzen und Garagen
beiderseits der Stichstraße. Dies führt in der Konsequenz zu einer steten Durchfahrung
des Quartiers durch den Individualverkehr und verhindert auf den geplanten „Plätzchen“
die gewünschte Begegnung und Kommunikation. Durch das dichte Heranrücken an die
Möhlin verbleibt kein Raum für die angedachten Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten,
zumal die drei unteren Mehrfamilienhäuser zu nahe an der Möhlin und dem Hochwassergefährdungsbereich
liegen und hier eine Möglichkeit von Freiflächen und Kommunikationsbereichen
verhindern.
Die Bebauungstypologie bringt im Hinblick auf die Auslobung – Barrierefreiheit und weniger
Verkehr –keine neuen innovativen Ideen.
Die Trennung zwischen Wohngebäuden und der sozialen Nutzung der Sondergebäude
widerspricht dem Grundgedanken der Auslobung.
Die Gestaltung ist beliebig und an jedem anderen Ort möglich und stellt daher für die
Aufgabenstellung keinen weiterführenden Beitrag dar.
Übersichtsplan

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