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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2019

Errichtung des „Touristinformationszentrum Hohenwarte – Thüringer Meer“

Anerkennung

Preisgeld: 4.265 EUR

gildehaus.partner architekten

Architektur

atelier freiraum

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitgedanke des Entwurfes -
Ähnlich, einer sitzenden Figur empfängt der neue Baukörper blickend auf das Thüringer Meer seine Gäste am neuen Ankunftsort Staumauer Hohenwarte.

Lösungsvorschlag zur Einfügung in die Umgebung -
Ein klarer und ruhiger, aber markanter Baukörper am südlichen Ende der Staumauer steht mit seiner präzisen Erscheinung im Kontrast zum grossen und weiten Landschaftsraum und sorgt für eine eindeutige Adresse des Touristinformationszentrums am Stausee Hohenwarte.

Umgang mit Gelände und Blickbeziehungen -
Mit Abstand zur Staumauer orientiert sich das neue Gebäude an der östlichen Geländekante des Parkplatzes. Der Fuß des Gebäudes befindet sich auf dem Niveau des Parkplatzes. Derzeit ist dieser Bereich von der Straße her nicht einsehbar. Durch gezielte Auslichtungsmaßnahmen der Großgehölze im vorderen Bereich sollen Blickbeziehungen zum Gebäude bereits in der Annäherung geschaffen werden. Dies sorgt für eine bessere Orientierung und Wegweisung zum neuen Zentrum.
Der natürliche Geländesprung wird durch das Untergeschoss überwunden. Das obere Straßenniveau geht nach Nordwesten durch Böschungen, eine Rampe und Treppen und durch ausreichend Abstand des Gebäudes zur Staumauer in den Bestand über. Da kein direkter Anbau des neuen Turmes an die Staumauer möglich war, wird dieser Bereich als grüner Pufferbereich und Übergang in die Natur ausgebildet.
Weite, verbindende Linien der Freiflächengestaltung, sowie die übergreifende Oberflächengestaltung führen die verschiedenen Freibereiche zusammen und geben einen klaren Rahmen im Übergang zum Bauwerk aber auch zum Bestand. Somit werden auch Bereiche des Fähr- und Schiffsanlegers mit der Gastronomie, sowie der Kreuzungsbereich, Teil der Gesamtgestaltung.

Gestaltung der Freiflächen -
Die Freiflächen des neuen Informationszentrums geben dem Gebäude einen Rahmen und schaffen den Übergang in die Umgebung. In Anlehnung an die Gestaltung des Gebäudes werden die Freiflächen klar strukturiert gestaltet. Dabei sollen wichtige Funktionsbereiche und -abläufe durch die Freiflächenstruktur deutlich erkennbar sein.

Erschließungslösung und Besucherlenkung -
Die Erschließung des neuen Touristenzentrums erfolgt mit dem Fahrzeug hauptsächlich aus Richtung Hohenwarte. Durch die Auslichtungsmaßnahmen werden bereits frühzeitig Blicke zum neuen Zentrum geöffnet und transparent gestaltet. Der Kreuzungsbereich, Zufahrtsbereich und die angrenzenden Gehwegflächen sind in übergreifenden Belagsoberflächen gestaltet. Damit soll die Aufmerksamkeit durch den Fahrverkehr in diesem Bereich erhöht werden. Zur Wegeführung werden flache Bordkanten eingeplant und damit das Sicherheitsgefühl der Verkehrsteilnehmer erhöht. Es wurde bewusst auf eine ebene Gestaltung ohne Abtrennung durch Borde oder Kanten verzichtet. Der Gehwegbereich wird teilweise aufgeweitet und die Fahrflächen auf ein Minimum reduziert.
Aus Richtung Parkplatz erfolgt die Annäherung zum Gebäude bzw. zur Staumauer auf andere Art und Weise. Eine kleine Platzfläche mit Sitzbereichen bildet hierbei den Vorplatz des Entrées und schafft einen geeigneten Abstand zwischen Parkplatz und Gebäude.
Im Inneren des Gebäudes nimmt das Entrée zunächst alle Besucher auf und leitet diese weiter:
- über die Turmtreppe in alle höheren Ebenen des Turms oder
- über die innere Kaskaden-Treppenanlage in der nördlichen „Spur“ des Gebäudes zur Naturparkausstellung bzw. den Ausstellungsräumen 1+2 auf Ebene 1 oder
- über die innere Kaskaden-Treppenanlage wird dem Besucher, vom Hohenwarte-Stausee-Weg entlang der Staumauer kommend, ein weiterer Eingang im Untergeschoss angeboten. Über diesen gelangt der Besucher ebenfalls in das Entrée.
Direkt neben dem Haupteingang auf Parkplatzniveau befindet sich ein Nebeneingang, welcher auch außerhalb der Öffnungszeiten die Zugänglichkeit zur Turmtreppe und somit zu den Aussichtsplattformen gewährleistet.

Raumbildung und räumliche Gliederung, Identifizierbarkeit -
Die Freiflächen sind auf der Ebene der Erschließung überwiegend steinern gestaltet. Im Übergang zu den Grünbereichen gibt es klare Kanten. Der grüne Pufferbereich zwischen Straße und Gebäude wird mit Pflanz- und Rasenflächen und parkartigen Wegen ausgeführt.
Für eine langlebige Nutzung und optimale Kosten/Nutzungsvariante wurden die Oberflächenmaterialien in Asphalt bzw. in Betonflächen bzw. -pflaster ausgewählt. Durch verschiedene Oberflächenbehandlungen bzw. Farbgebung werden die Funktionsbereiche entsprechend strukturiert.
Neben den neuen touristischen Attraktionen ist das Erleben der Staumauer als technisches Bauwerk wichtiger Anziehungspunkt. Auch das Erleben vom Fuße der Staumauer und das Erfassen der imposanten Höhe soll gefördert werden. Der bestehende Wanderweg wird entlang des neuen Gebäudes geführt und über parkartige Wege zum unteren Stauniveau geleitet. Ein Erleben der Größe der Mauer kann hier besonders eindrucksvoll erfolgen.
Die Schranke befindet sich im direkten Übergang zum Parkplatz um genügend Warteflächen für die anfahrenden Autos bereit zu stellen. Fahrradstellplätze sind in der direkten Nähe zum Gebäude angeordnet. Weite Stellplätze gibt es auf Niveau des Untergeschosses in der Fahrrad- und Kanugarage, welche über die nördliche Rampe zu erreichen ist.
Innerhalb des Freiraumes wird auf eine größere Höhengliederung verzichtet. Hauptaugenmerk bei dem Gesamtkonzept bildet der neue Turm. Durch den dichten Großbaumbestand wird das neue Bauwerk grün eingerahmt. Die Freiflächengestaltung trägt unterstützend dazu bei eine funktionierende Abwicklung der Funktionsabläufe zu ermöglichen.

Umsetzung der Themen Touristinformationszentrum, Naturparkausstellung mit Höhenbezug, touristische Erlebnisangebote, Aussichtsplattform -
Eine einfache und klare Grundrissdisposition sorgt für eine schnelle Orientierung aller Besucher. Trotz der unterschiedlichen Themen und Angebote kann immer wieder eine Verbindung zwischen den einzelnen Angeboten stattfinden. Der Besucher kann wählen, ob er Angebote nutzt, einzelne „überspringt“ oder das „ganze Programm“ vom Sockelbauwerk mit den Ausstellungsflächen des Informationszentrums auf Ebene 0, weiter über die Ausstellungsflächen auf Ebene 1 und wiederum weiter über die Naturparkausstellung auf gleichem Geschoss in den Turm und die dort befindende Ausstellung über den Naturpark, bis nach oben über verschiedene Plattformen bewältigt.
Die touristischen Erlebnisangebote können durch die Doppelseilrutsche und den Fly-Line-Abgang bereits vor dem Betreten des Gebäudes optisch wahrgenommen werden. Die Naturparkausstellung zeigt sich vor dem Betreten durch ein großes Fenster an der Eingangsfassade sowie durch ein Schaufenster im Eingangsbereich seinen Besuchern.

Wirkung des Gesamtbildes in Verbindung mit der Sperrmauer Hohenwarte -
Wie auch die Staumauer seht das neue Bauwerk durch seine Materialität und die präzise Erscheinung im Kontrast zur Landschaft. Durch diese Eigenschaft bildet das Informationszentrum an der Sperrmauer Hohenwarte einen klaren touristischen Anziehungspunkt in der malerischen Natur.

architektonische Leitidee – umgesetzt durch das gewählte Tragwerk -
Das Gesamtbauwerk lässt sich in statisch-konstruktiver Hinsicht in ein Turm- und ein Sockelbauwerk untergliedern. Beide Bauwerksteile sind als monolithische Stahlbetonkonstruktion geplant; durch ihren fugenlosen Verbund bilden sie eine gemeinsame Tragwirkung aus. Das Sockelbauwerk fungiert somit gleichzeitig als Turmfuß.
Der auskragende Bereich am Turmkopf kann in leichter Bauweise als Stahl- oder Stahlverbund-Konstruktion am massiven Turmschaft angehängt werden.
Der Turmschaft selbst setzt sich als Schalentragwerk aus den vertikalen Außen- und Innenwänden und den aussteifenden Decken zusammen. Entsprechend den zunehmenden Beanspruchungen des Turmschafts vergrößern sich die Wandstärken bis zum Turmfuß. Die aussteifenden Wandscheiben werden im Sockelbauwerk weitergeführt und erzeugen in Verbindung mit den Decken- und Wandscheiben des Sockelbauwerks eine Einspannwirkung am Turmfuß. Das Sockelbauwerk bewirkt somit eine großflächige Verteilung der konzentriert angreifenden Belastungen des Turmschafts, welche dann durch die Gründung abgeleitet werden.
Hierfür werden unter dem Sockelbauwerk Bohrpfähle mit Kopfbalken vorgesehen. Die Kopfbalken bilden einen Trägerrost, womit eine weitere Verteilung der Lasten erzielt wird. Durch die Bohrpfähle werden die vertikalen Bauwerkslasten als Druckkräfte oder nicht überdrückte Zugkräfte in den anstehenden Baugrund eingeleitet. Horizontale Lasten werden durch eine entsprechende Neigung einzelner Pfähle bzw. Pfahlgruppen abgetragen. Durch die Pfahlgründung werden sowohl mögliche Setzungsdifferenzen unterschiedlich belasteter Bauwerksbereiche minimiert als auch die Standsicherheit des Hanges an der Saalekante verbessert.

Verknüpfung von Innen- und Außenraum -
„Eingetaucht“ in den steinernen Baukörper, werden durch großzügige Fenster im Sockelbauwerk Blickbeziehungen zur Staumauer ermöglicht. 
Im Turm bzw. Kopf des Gebäudes gewährleisten Öffnungen Rundum-Blicke in die Natur in alle Himmelrichtungen.