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Offener Wettbewerb | 01/2019

Neubau des Leibniz-Instituts für Länderkunde Leipzig

3. Preis

CLTR Cluster Architekten

Architektur

GROSS. MAX. landscape architects

Landschaftsarchitektur

Bollinger+Grohmann

Tragwerksplanung

Hamann Ingenieure GmbH

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Leitidee:
Schichtung und Porosität - Kommunikatives Instituts- und Bibliotheksgebäude mit porösen, konnektiven Raumschichtungen


Städtebauliches Konzept

Angesichts der Nähe zum bestehenden Wilhelm-Leuschner-Platz und aus dieser Richtung zu erwartenden Mehrzahl der Benutzer des Leibniz-Instituts kommt dem Erscheinungsbild und der Ausformung des Vorplatzes sowie des Gebäudevolumens besondere Bedeutung zu.

Mit der bewussten Positionierung des Instituts als Abschluss der Blockrandbebauung wird einerseits eine deutliche Präsenz entlang des Straßenraums und gleichzeitig ein Abschluss des baulichen Ensembles des Neubaugebietes nördlich des Wettbewerbsareals geschaffen.

Vis-à-vis dem Platz wird eine eigene „Adresse“ gebildet, die sich mit der Stadtbibliothek und der Probstei gestaltprägend auf den innerstädtischen Platz auswirkt.

Das Ausformen des Gebäudes mit einer markanten Kante macht einerseits das Institut im Stadtraum präsent, andererseits wird durch das Öffnen und Zurücktreten in den unteren Geschossen die Nutzung auch zum Platz hin erlebbar. So entsteht ein Vorbereich, im Sinne eines Vorplatzes, der den Eingangsbereich zoniert, einen halböffentlichen, geschützten Zugangsbereich schafft und Bezug zur bestehenden Stadtbibliothek gegenüber aufnimmt.

Dieser Vorbereich zieht sich durch visuelle als auch tatsächliche Öffnungen weiter in den Innenhof hinein, und öffnet so den Blockrand mit seinen vielfältigen Nutzungen der Stadt.

In der Anmutung lebt das neue Leibniz-Institut von der Spannung zwischen dem Einladenden und dem Tektonischen, dem Offenen und Soliden, dem Transparenten und Geschützten.


Architektur – Schichtung und Porosität

Das neue Institut für Länderkunde erhält eine klare Schichtung der Nutzungen.

In den unteren Geschossen formen sich die frei zugänglichen, offenen Bereiche auf zwei miteinander verbunden Ebenen, die einen kontinuierlichen Großraum für den öffentlichen Teil der Bibliothek aufspannen. Auf diesen Ebenen wird den unterschiedlichen Nutzern jeweils Raum geboten, um zum Austausch, Rückzug und auch Aufenthalt anzuregen.

Besondere Bedeutung kommt dabei den „Halbgeschossen“ in den jeweiligen Enden des Gebäudes zu, die zwischen den Ebenen vermitteln, Zonierung schaffen und über dem Bereich des Haupteingangs die Geschosshöhe anheben, und so sowohl den Zugang als auch die Bibliotheksnutzung nach außen erlebbar machen. 4003

Eine andere dieser Sonderzonen befindet sich im Bereich der Spitze des Gebäudes. Dort wird mit einer großzügigen Verglasung ein Schaufenster geschaffen, das die Bibliothek vom Platz aus erlebbar macht, sowie einen Außenbezug für die Nutzer im Bereich der informellen Leseplätze im Freihandbereich schafft.

Mit einem innenliegenden Atrium werden in diesem Bereich - durch eine rein visuelle Verbindung - die oberen Geschosse mit deren Forschungsabteilungen und der Verwaltung auch von der Bibliothek aus erlebbar gemacht. Wenn auch funktional getrennt, so stehen doch beide Gebäudeteile in einer engen Beziehung, die nicht durch eine Verteilung auf gestapelten Geschossflächen zementiert werden sollte. Die vorgeschlagene „Porosität“ im Innern des Gebäudes soll somit den Austausch und die Kommunikation ermöglichen.

In den oberen Geschossen befinden sich die Forschungs-, Verwaltungs- und Bürobereiche. Diese sind jeweils um das kleinere Innenatrium organisiert und miteinander verbunden. Dabei ist vorgesehen, dass die eher zellulären Bürobereiche in den seitlichen Gebäudeflügeln verortet sind, und sich die kommunikativen, belebteren Bereiche – Stichwort Forschertreffpunkt – zwischen Atrium und Gebäudespitze aufspannen. Die einzelnen Bürogeschosse sind über Treppen im Atrium miteinander verbunden und bieten so direkten Zugang zu den jeweiligen Treffpunkten. So werden den Institutsmitarbeitern unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten, von formell bis informell, angeboten, was den Erwartungen heutiger Arbeitswelten entspricht.

Die Anmutung des Gebäudes nach außen entwickelt sich aus der Nutzung in den jeweiligen Geschossen und Bereichen. Im Bereich der Bibliothek und vor allem der Magazine und Archive bleibt der Baukörper nach außen hin geschlossen. Die Sonderbereiche und Büroflächen erhalten großzügige Fensterbänder, die zusammen mit dem Atrium und dem Innenhof für ein lichtdurchflutetes Gebäude in den oberen Geschossen sorgen.

Diese Schichtung spiegelt sich auch in der Ausformung der Fassade wieder. Dort wechseln sich geschlossene Bereiche aus geformten glasfaserverstärkten Zementelementen mit der transparenten Verglasung ab. Die Betonbereiche werden mit unterschiedlichen Texturen, bzw. Oberflächen versehen, so dass eine subtiles Spiel von Licht und Schatten, Glatt und Rauh entsteht. Die Laibungen werden mit Metallblechen in Messingoptik betont. Das Gebäude reflektiert so das Feinlinige von Messing-Messinstrumente der Kartographie und das Steinerne, der Erdkunde und Geologie der Kontinente sowie die Vielschichtigkeit der Forschung im Institut für Länderkunde.


Das Institut und seine Nachbarn

Auch wenn das gesamte Wettbewerbsgebiet nicht durch das Leibniz-Institut bebaut und entwickelt wird, so wäre es aus unserer Sicht vorteilhaft, wenn die anderen Gebäude sich in den Duktus und die Anmutung des IfL eingliedern würden. Wir schlagen daher vor, dass das Gebäudevolumen auf dem gesamten Planungsgebiet gesamtheitlich betrachtet wird. Das heißt im Einzelnen, dass z.B. Höhensprünge vermieden bzw. in das Volumen integriert werden sollten. Das Thema der Einschnitte und Öffnungen sollte auch im Bereich der Bauteile Wohnen und Büro Anwendung finden.

Für das Wohngebäude ist der südliche und östliche Teil des Baufelds inkl. des Turms vorgesehen, da hier mit weniger Lärmbelastung durch die Anlieferung des Marktes in der Brüderstraße zu erwarten ist. Die Südausrichtung ermöglicht zudem eine geschützte Öffnung zu den Straßenräumen (Balustraden, Innenbalkone) hin, ohne die Wohnungen allzu sehr exponiert anzulegen. Im Erdgeschoss sollte über Sondernutzungen, wie Cafè, Läden etc. nachgedacht werden, da diese Bereiche, vor allem in Osten, nur schwierig für Wohnnutzung ausgelegt werden können. Das zusätzliche Instituts- und Bürogebäude ist eigenständig im nördlichen Bereich entlang der Brüderstrasse angelegt. Es verfügt somit auch über eine eigene „Adresse“ im Stadtraum.

Die Tiefgarage ist so organisiert, dass zunächst der eigenständige Ausbau für das Leibniz-Institut erfolgen, und in einem späteren Schritt die Garage unter dem restlichen Baufeld erweitert werden kann. Gegebenenfalls ist sogar in Teilbereichen ein zweites Tiefgaragengeschoss möglich.


Tragwerkskonzept

Das Tragwerkskonzept setzt die gestalterische Idee des Gebäudes in Kombination mit einer höchstmöglichen Flexibilität in der Grundriss- und Raumentwicklung unter der Anwendung konventioneller Baustoffe und Konstruktionsweisen um. Die Tragstruktur wird dabei aus den Standardelementen wie Flachdecke, Stütze, Wände und Kern gebildet.

Decken
Der vertikale Lastabtrag erfolgt über Flachdecken und Stützen. Die Breite der beiden Riegel beträgt ca. 13,50m. Im nördlichen Riegel verlaufen die Stützen an den Außenseiten des Riegels, um eine stützenfreien Veranstaltungsraum im Erdgeschoss zu ermöglichen. Im südwestlichen Riegel verläuft eine Stützenreihe an der Innenseite des Riegels, die zweite Stützenreihe ist um ca. 3,50m von der Fassade nach innen verrückt. Die Deckspannweite ergibt sich so zu ca. 10,00m. In beiden Riegeln sind die Stützen in Längsrichtung im Raster von 7,50m angeordnet. Die Decken werden als vorgespannte, profilierte Stahlbetondecken ausgeführt.
Im Bereich des vorderen Atriums verringert sich die Breite der Riegel auf 8,00m.

Atrien
Zwischen den beiden Riegel ergeben sich zwei dreieckförmige Atrien. Dass nahe der Gebäudespitze verortete Atrium wird in der Dachebene überdeckt, die Spannweite beträgt ca. 11m. Das zweite Atrium besitzt eine Spannweite von bis zu 19m und wird über dem 1.OG überdeckt. Beide Dächer werden als dreieckförmige Stahlträgerroste ausgebildet, die auf den angrenzenden Stahlbetonbauteilen auflagern.

Auskragung Gebäudespitze
Das Gebäudevolumen an der Spitze kragt gegenüber der ersten durchgehenden Stützenachse um 15m aus. Durch die dreieckige Geometrie verringert dabei die Last jedoch linear bis gegen null am Kragarm-Ende. Die Deckenkonstruktion wird durch die in diesem Bereich tragende Fassadeebene gehalten. Die Fassade ist im Kragbereich als ein- bis zweigeschossige Stahlbetonkonstruktion ausgebildet. Die Lasten der Fassade werden direkt bzw. über verteilende Querwände in die Stützen eingeleitet.

Vertikale Bauteile
Der vertikale Lastabtrag erfolgt über die Stützen, die Kernwände und die Wände an den beiden Riegelenden. Die Positionen der Stützen sind mit dem Raumprogramm in allen Geschossen in Übereinstimmung gebracht und erlauben somit eine kontinuierliche vertikale Lastabtragung ohne Abfangungen. Alle Stützen werden als gestaffeltes System ausgebildet, bei denen sich von oben nach unten Abmessungen, Betongüten und Bewehrungsanteil erhöhen. Die Kerne laufen ebenfalls in Ihrer Geometrie über alle Geschosse durch. Abgesehen von der Auskragung an der Gebäudespitze wird die Fassade nichttragend ausgebildet.

Gründung
Die Gründung ist als Flachgründung mit einer durchgehenden Bodenplatte geplant. Die Bodenplatte und die erdberührten Außenwände werden als WU-Konstruktion ausgebildet.