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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2019

Neubau des Stadtbades Süd in Münster

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

Lehmann Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Mit dem Neubau für das „Stadtbad Süd“ in Münster besteht die Möglichkeit, den Südrand der denkmalgeschützten Gartenvorstadt Habichtshöhe / Grüner Grund städtebaulich neu zu definieren und zu schließen. Das Sporthallenbad als öffentliches und wichtiges Gebäude für die Entwicklung des Schul- und Vereinssports am Standort bildet hierzu einen angemessenen Baustein.

Aus der städtebaulichen Situation sowie dem Raumprogramm und der notwendigen Infrastruktur ergeben sich folgende städtebaulichen Grundsätze für den Entwurf des Bades:

• Integration des neuen Sportbades in das denkmalgeschützte Gesamtensemble.
• Ausbildung des Eingangs mit Vorplatz zum nördlichen Inselbogen.
• Einbindung Stellplätze / Busvorfahrt in freiraumplanerisches Gesamtkonzept.
• Ausbildung eines modernen Sportbades mit nachhaltigem Architektur- und Technikkonzept.

Städtebauliche Setzung / Komposition
Das Sporthallenbad entwickelt sich entlang des Inselbogens. Der Baukörper wird von der Straßenflucht zurückgesetzt, sodass ein angemessener Vorbereich entsteht. Ähnlich der Ursprungsbebauung bezieht sich der Baukörper annährend symmetrisch auf den großen, zentralen Grünbereich der Siedlung, jedoch ohne dessen ursprüngliche Dominanz zu simulieren.

Ein Grünraum umsäumt das Gebäude, sodass sich die Grünanlage über den Inselbogen erweitert und das Sporthallenbad Teil der Parkanalage wird. Parkplatz, Vorbereich mit Busvorfahrt bilden eine funktionale, in das Gesamtkonzept integrierte Einheit.

Organisation / Grundrisse
Unter einem großzügigen, adressbildenden Vordach entlang des Inselbogens befindet sich der einladende, transparente Eingangsbereich. Vorplatz, Foyer und Badeplatte sind niveaugleich auf ca. 70cm über Straßenniveau angelegt und bilden eine räumliche Einheit. Die Badehalle liegt somit ebenengleich mit dem südseitigen Außenraum und die Einbindung des Baukörpers (Technikgeschoß) in den Baugrund wird reduziert.

Über das zentrale Foyer mit großzügiger Verglasung und Aus / Durchblick zur Badehalle und hoher Aufenthaltsqualität werden die unterschiedlichen Raumbereiche erschlossen und angebunden. Direkt angegliedert an das Foyer befindet sich die Badeaufsicht. Als zentraler Punkt im Gebäude ist sowohl das Foyer, wie die ganze Badeplatte von der Badeaufsicht einsehbar. Der Verwaltungs- und Personalbereich ist ebenso direkt an das Foyer angebunden und bildet einen eigenen Funktionsbereich.

Die Badegäste gelangen über den einladenden und großzügigen „Stiefelgang“ entlang der Nordfassade über die Umkleiden und Duschen in die Badehalle. Umkleiden, „Barfußgang“ und Duschen erhalten Tageslicht über Oberlichter. Neben dem räumlichen „Mehrwert“ für diese Bereiche reduziert sich dadurch der Stromverbrauch für die Beleuchtung.

Die Badehalle mit großzügiger, dreiseitiger Verglasung und Ausblicken ist offen und klar organisiert. Die Becken sind nach Beckentiefe von Kleinkinderbereich über Lehrschwimmbecken zum Schwimmbecken angeordnet, der Kleinkinderbereich bildet durch den angeschlossenen „Servicebereich“ mit Wickel-, Geräte- und Putzraum eine eigene, intimere Raumzone in der Halle. Die Becken sind gemäß Auslobung ausgebildet und ausgestattet.

Der Technikbereich im Untergeschoß wird zum einen über eine Treppe mit Laderampe von Außen am Parkplatz direkt und funktional angebunden. Über eine zusätzliche Treppe ist das Technikgeschoss auch direkt von der Badehalle erschlossen.

Architektur / Konstruktion
Das Gebäude präsentiert sich als zeitgemäßer, moderner Baustein am Inselbogen. Gestaltprägend für den Baukörper ist zunächst, das aus dem einheitlich über Halle und Erschließungsbereich entwickelte Dachtragwerk. Über der Halle bilden die Träger einen flach geneigten, symmetrischen Sattel, der sich über die Umkleidebereiche nach Norden fortsetzt. Mit seiner nach Außen abgebildeten Dachform nimmt das Gebäude ohne „Anbiederung“ Bezug zur denkmalgeschützten Siedlung. Umkleidebereich und Halle bilden eine architektonische und funktionale Einheit.

Es wird ein nachhaltiges Gesamtkonzept vorgeschlagen. Das Untergeschoß in Ortbetonbauweise bildet hierfür den Gebäudesockel, der sich nach außen abbildet. Duschräume und Nebenräume entlang der Halle werden ebenso in Beton ausgeführt. Als massive und träge Kerne dienen sie zur Aussteifung des Tragwerks und erhöhen die Klimastabilität des Gebäudes.

Tragwerk, Außenwände und Decken werden in Holzbauweise vorgeschlagen. Über die „klimaneutrale“ Grundkonstruktion der Halle erhält das Sporthallenbad einen eigenen und einladenden Charakter mit hoher Aufenthaltsqualität und guter Raumakustik.

Fassade / Nachhaltigkeit
Nach Außen wird das Sporthallenbad mit einer farblich nuancierten Schindelfassade in Aluminium verkleidet. Farblich mit der umgebenden Bebauung korrespondierend erhält das Gebäude über die Materialität seinen eigenen Charakter mit zurückhaltendem Glanz. Das Aluminium ist witterungsbeständig und daher nachhaltig im Betrieb. Es ist zu 100 % recyclebar.

Die Verglasungen der Halle erhalten einen effektiven außenliegenden Sonnen- und Blendschutz als Stoffscreen, die im Zusammenspiel mit den nach Norden ausgerichteten Oberlichtern über der Halle optimale Lichtverhältnisse zum Schwimmen bieten.

Das flach geneigte Dach wird begrünt ausgeführt, so dass das anfallende Regenwasser mit über Retentionsflächen in den Außenanlagen auf dem Grundstück versickert werden kann.

Nach Süden orientiert, werden auf dem Dach Photovoltaikanlagen zur Stromversorgung des Gebäudes vorgesehen.

Nutzerfreundlichkeit / Barrierefreiheit
Das Gebäude ist grundsätzlich benutzerfreundlich und wirtschaftlich barrierefrei geplant. Von den eingangsnahen Stellplätzen ist der Vorplatz über eine einfache Rampe an das Foyer angebunden. Eine schwellenlose mit ausreichend Bewegungsflächen Erschließung gewährt einen inklusiven Betrieb des Gebäudes.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich versuchen die Verfasser die Planungsaufgabe sehr zurückhaltend zu lösen. Zur Eingangsseite zeigt sich das Gebäude eingeschossig. Das vorgeschlagene Gründach ist wegen der gewählten sehr flachen Dachneigung optisch kaum wahrnehmbar und aus denkmalpflegerischer Sicht problematisch. Städtebaulich ist das Gebäude zu nah an der Straße angeordnet und nimmt keine Fluchtlinien der Umgebung auf. Der Haupteingang liegt nicht mittig sondern seitlich der Symmetrieachse. Das Preisgericht diskutiert kontrovers: Ist die Gestaltung für seine Bedeutung innerhalb der Siedlungsstruktur zu zurückhaltend, das neue Bad kaum wahrnehmbar oder ist die Gestaltung Ergebnis einer gelassenen, selbstverständlichen Entwurfshaltung.

Zwei Teilbereiche der äußeren Gestaltung werden vorwiegend negativ betrachtet:

1. Das grobe und etwas klobige Vordach.
2. Das gewählte Verkleidungsmaterial: farbige Aluminiumplatten als Rauten.

Die funktionalen Lösungen werden als klar und gut beurteilt: Der Eingangsbereich, die Gestaltung des Vorplatzes, die Platzierung der Wasseraufsicht, die Größe der Foyers mit seiner Einsicht in die Schwimmbadhalle. Der Mangel an Garderobenschränkchen in den einzelnen Umkleiden kann nicht durch die Aufstellung von Garderobenschränken im Foyer kompensiert werden. Dies ist organisatorisch nicht möglich und nimmt dem Foyer seine Qualität, die Größe als Sammelraum für Gruppen oder Schulklassen und die Einsicht in die eigentliche Schwimmhalle.

Die baulichen Kennwerte der Entwurfs sind verhältnismäßig günstig (Hüllfläche 9% unter dem Durchschnitt, überbaute Fläche -17 % und VF/BGF -15 %).
Die Arbeit ist in seiner guten Funktionalität und unaufdringlichen Gestaltung ein interessanter Beitrag des Wettbewerbs.
Grundriss EG

Grundriss EG

Querschnitt

Querschnitt

Längsschnitt

Längsschnitt

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht West

Ansicht West