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Nichtoffener, anonymer Ideenwettbewerb | 01/2019

Umbau der Katholischen Kirche St. Ulrich in Stuttgart

Schnittperspektive

Schnittperspektive

1. Preis

Preisgeld: 12.150 EUR

KISSLER EFFGEN + PARTNER Architekten BDA PartG mbB

Architektur

Erläuterungstext

Konzeption

Unter der Voraussetzung, dass alle die Kirche umgebenden Bestandsbauten einschließlich Empore niedergelegt werden, erfolgt in diesem Sinne die Teilung eines ursprünglich als nicht teilbar gedachten Raumes in zwei Bereiche:
a) Ein neuer Sakralraum, dessen begrenzte Größe sowohl Werktags- als auch Festgottesdienste mit den beabsichtigten Besucherzahlen ermöglicht und der alle wesensbestimmenden, bekannten Komponenten der „alten“ Kirche erhält und konzeptionell wieder einbindet: Betonglasfenster, Marienkapelle, Altar (Rückbau), Ambo, Tabernakel, Hängekreuz, Orgel, Bänke
b) Ein Kinderhaus und Gemeinderäume, die den neuen Kirchenraum auf 3 Ebenen flankieren und umschließen.

Zentrale Idee ist es, dem neuen Kirchenraum eine Symmetrieachse zu geben, den Altar gegenüber der Marienkapelle zu platzieren und mit einer „geometrisierten“ Altarrückwand als raumbegrenzendes Element sowohl den neuen Sakralraum zu definieren als auch rückseitig Kinderhaus und Gemeinderäumen eine funktionale Ordnung mittels eines klaren Erschließungssystems zu geben.


Schichtung / Erschließung

Aus dieser Geometrie werden unter dem Bestandsdach in einer vertikalen Schichtung die benötigten Funktionsbereiche entwickelt:

• E0: Kirchenraum
• E0: Kinderhaus U3 (0-3 Jahre)
• E1: Kinderhaus Ü3 (3-6 Jahre)
• E2: Gemeinderäume

Alle Ebenen werden über zwei notwendige Treppenräume miteinander barrierefrei verknüpft, wobei die Treppe am südlichen Rand des Kirchenraumes als 2. baulicher Rettungsweg nach LBO fungiert.
Der bestehende Kirchenzugang wird weiter genutzt, lediglich der Windfangkubus wird in gleicher Größe ohne Eingriff in die Betonglaswand neu interpretiert.
Zusätzlich wird nach Rückbau des Bestandes der jetzige Seiteneingang als neuer Hauptzugang von Kinderhaus und Gemeindezentrum aktiviert. Dort befindet sich folgerichtig auch die Haupttreppe mit Aufzug. Eine Verbindung zwischen Kirchenraum und Foyer ist in der Fuge seitlich der Altarrückwand möglich.
Der Kirchplatz als Vorbereich für die gesamte Kirchengemeinde wird durch diese Doppelung der Zugänge auf der Nordseite funktional gestärkt.


Gestalt

Unter dem Aspekt eines anzustrebenden hohen Energiestandards ergibt sich, dass die Außenwand des Bestandsgebäudes aller Voraussicht nach nicht mehr dem heutigen technischen Standard entspricht und energetisch ertüchtigt werden muss. In Verbindung mit den notwendigen Fensteröffnungen wird daher vorgeschlagen, der bestehenden und wahrscheinlich mit einer zusätzlichen Wärmedämmschicht ergänzten Außenwand eine relativ einfach herzustellende Fassade aus senkrechten Holzprofilen vorzustellen. Diese Holzprofile können mit einem Abstand von ca. 70 – 90 mm so über die Fensteröffnungen geführt werden, dass die skulpturale und monolithische Erscheinung der Kirche, insbesondere in der Schrägansicht erhalten bleibt.


Freibereich

Durch den kompletten Rückbau der Gemeinderäume in Verbindung mit der ausschließlich innenräumlichen Konzeption von Kirche, Kinderhaus und Gemeinderäumen kann westlich ein relativ großer Grundstücksteil von knapp 3.500 qm zur wirtschaftlichen Refinanzierung der baulichen Maßnahme verwendet werden. Dies gelingt ohne Einbußen an freiräumlichen Qualitäten. Am Delpweg entsteht ein kleiner Parkplatz mit ca. 20 Stellplätzen, der sich über einen baumbestandenen, gepflasterten Kirchplatz mit den Zugängen von Kirche, Kinderhaus und Gemeinderäumen verzahnt. In der Peripherie zum benachbarten Grundstück können für alle Kinder großzügige Spiel- und Bewegungsflächen nachgewiesen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die klar strukturierte Arbeit bringt alle geforderten Funktionen in der bestehenden kristallinen Bauform unter. Der Zugang zum Sakralraum ist nahezu am bisherigen Ort belassen und verstärkt die intuitiv richtige Platzierung des Sakralraums im Gesamtgefüge. Die identitätsstiftenden Kirchenfenster bleiben alle erhalten und weiterhin in Funktion, da die Marienkapelle bestehen bleibt und durch den neuen Gottesdienstraum nach Westen weiterentwickelt wird. Dadurch entsteht ein in seinen Proportionen ausgewogener und gleichzeitig flexibler Sakralraum, der sowohl Hochfesten, als auch Werktagsmessen und anderen liturgischen Feiern einen würdigen Raum gibt. An der Altarrückwand wird in Anspielung an den bisherigen Sakralraum eine Lichtfuge gebildet, welche einen zusätzlichen Schwerpunkt im Altarraum setzt. Ob die vorgeschlagene Übernahme der liturgischen Orte erfolgen soll, muss in der weiteren Bearbeitung überprüft werden. Die übrigen Funktionsbereiche von Gemeindehaus, Kindergarten und Pfarramt werden durch einen leider viel zu klein dimensionierten Eingangsbereich an der Nordwestecke erschlossen. An den Eingangsraum schließt sich im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss der Kindergarten an. Die räumliche Anordnung im Kindergarten wird grundsätzlich positiv bewertet. Die interne Erschließung erfolgt in beiden Geschossen über einen großzügig angelegten Spiel-Flurbereich, der mit einer einläufigen internen Treppe verbunden ist. Die Gruppenräume sind in beiden Geschossen in den gegebenen Gebäudeecken gut auffindbar platziert und besitzen eine interessante Raumstruktur. Die andienenden Nebenräume sitzen gekonnt und lassen das gewünschte halboffene Konzept als gut umsetzbar erscheinen. Vermisst wird ein interner Aufzug, der für die Abläufe in der KITA unabdingbar ist. Zu prüfen ist, ob der Essraum mit anschließender Küche in einen räumlich näheren Zusammenhang zu den Gruppenräumen der Ü3-Kinder gebracht werden kann. Die Gemeinderäume sind ausschließlich im 2ten Obergeschoss angeordnet und durch das zentrale Treppenhaus mit dem zu kleinen Zugang erschlossen. Die Qualität der gewünschten Gemeinderäume wird durch die großzügige Dachloggia verstärkt, die Überdachung und dadurch die Belichtungssituation im Bereich der Loggia muss jedoch überprüft werden.

Fassade
Die massiven Außenwände der Kirche werden erhalten und mit horizontal liegenden Fensteröffnungen pervorisiert, dieses muss in der Folge auf die statische Umsetzbarkeit geprüft werden. Um den kubischen Charakter beizubehalten, wird die Fassade mit einer vertikalen Holzlattung aufgedoppelt, welche sich auch teilweise über die Fensterflächen erstreckt und nochmals insgesamt diskutiert werden sollte.

Ob die vorgeschlagenen Fensteröffnungen im Bereich des Kindergartens auskömmlich sind, muss in der weiteren Bearbeitung im Detail geprüft werden.

Wirtschaftlich
Die als Ständerbauweise vorgeschlagenen Einbauten lassen für die Aufgabe angemessene Baukosten erwarten.
Wie bei allen Arbeiten muss berücksichtigt werden, das der Boden und das Dach der bestehenden Kirche komplett zurückgebaut und erneuert werden müssen.
Die skizzierte Neugestaltung des Vorplatzes inkl. Stellplätze und KITA Außenbereich ist im Zusammenhang mit der Zugangssituation zu überarbeiten und im Flächenverbrauch zu reduzieren.

Fazit
Insgesamt eine sehr kompakte und gut durchgearbeiteter Beitrag, die die Aufgabenstellung gekonnt umgesetzt hat. Die Arbeit kreiert sowohl einen hochwertigen sakralen Kirchenraum, als auch gut gegliederte Nutzräume für KITA und Kirchengemeinde zu schaffen.
Modell

Modell

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Querschnitt

Querschnitt

Schnittperspektive

Schnittperspektive

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss 2. Obergeschoss

Grundriss 2. Obergeschoss