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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2019

Wohnbebauung Gämsenberg in Ludwigsburg

1. Preis

Preisgeld: 47.000 EUR

Freivogel Mayer Architekten

Architektur

Architekturmodellbau Michael Lo Chiatto

Modellbau

Erläuterungstext

Heterogene Randbedingungen als Ausgangspunkt

Auf der Südseite grenzt das Planungsareal an die bestehende kleinteilige Einfamilienhausbebauung des Schlösslesfeld an. Diese bildete bislang einen selbstverständlichen Siedlungsabschluss. Der bestehenden Bebauung vorgelagert befinden sich hier durchgängig Privatgärten ohne Wegeanbindungen oder Anknüpfungspunkte für öffentliche Flächen. Von der bestehenden Siedlung bietet sich ein freier Blick Richtung des Neckartals.

Die Nordseite des Wettbewerbsgebiets weist unterschiedliche Randbedingungen auf. Der nordwestliche Bereich ist geprägt von der bestehenden Ortseinfahrt der Neckarstraße sowie dem tiefsten Geländepunkt des Planungsgebietes. Aufgrund des hohen und dichten Baumbestands besteht hier erst ab rund 15 Meter Höhe über Gelände ein freier Ausblick in Richtung Tal. Vom deutlich höher liegenden östlichen Bereich bieten sich dagegen auch schon von den unteren Geschossen attraktive Ausblicke in Talrichtung.


Stadträumliche Struktur – Freiraum – Erschließung

Die Entstehung eines attraktiven neuen Wohnquartiers mit der gewünschten hohen Bebauungsdichte und gleichzeitig eine Minimierung potentieller Konflikte insbesondere im Anschluss an die bestehende Siedlungskante sind die maßgebenden Kriterien für das stadträumliche Konzept. Entscheidend sind hierfür neben attraktiven neuen Außenräumen ein behutsamer Anschluss an die bestehende Siedlung, der Erhalt von Sichtbezügen und eine angemessene Maßstäblichkeit - insbesondere in den Rand- und Übergangsbereichen.

Im südlichen Bereich des Planungsareals wird ein Anschluss an die Bestandsbebauung nach dem Prinzip des Spiegelns gewählt. So entstehen an der Grenze zu den bestehenden Privatgärten ebenso wieder private ruhige Grünflächen der Neubebauung. Auch die Maßstäblichkeit der Bestandsbebauung findet sich im südlichen Bereich der Neubebauung durch schlanke Baukörper mit großzügigen Zwischenräumen wieder. Eine neue öffentliche Wegeerschließung entsteht erst nördlich der ersten neuen Bebauungszone.

Das Prinzip einer angemessenen Maßstäblichkeit wird entlang der Quartierseinfahrt Neckarstraße durch die Vermeidung zu langer Traufen und eine Begrenzung der Geschossigkeit ebenso fortgeführt wie gegenüber der Bestandsbebauung am östlichen Quartiersrand durch eine Begrenzung auf zwei Vollgeschosse.

Dahingegen ist eine höhergeschossige Bebauung entlang dem neuen nördlichen Quartiersabschluss als eindeutiger klarer baulicher Abschluss der neuen Stadtgrenze gewählt. Sie wird auch vom Neckartal und der gegenüberliegender Hangseite wahrgenommen. Des Weiteren bietet die höhergeschossige Bebauung dort einen schöne Ausblicksituation in Richtung Norden über die bestehende Bewaldung.

Durchgängig nordsüdausgerichtete Baukörper vermeiden Sichtbarrieren in Richtung des Neckartals, sie gewährleisten eine gute Besonnung und minimieren den Lärmeintrag von der westlichen Neckarstraße.

Zur räumlichen Verknüpfung der östlichen und westlichen Stadträume wird im südlichen Grundstücksbereich eine neue Wegeverbindung konzipiert. Im Osten schließt sie an die Gämsenbergstraße, im Westen an die Neckartalstraße und die neue Bushaltestelle barrierefrei an. Über die reine Erschließungsfunktion hinaus bietet diese multifunktionale Zone auch Aufenthalts- und Kommunikationsqualitäten für die Bewohner. Sie kann nur für besondere Anlieferzwecke und durch das Müll-/ Feuerwehrfahrzeug befahren werden und eignet sich somit auch als Spielbereich.
In nordsüdliche Richtung verknüpfen Wohnwege diese multifunktionale Zone mit den nördlich und tiefer gelegenen Baufeldern. Von der Gämsenbergstraße erfolgt die Kfz-Erschließung der zwei Tiefgaragen, die mit ihrer hangparallelen Anordnung sowie der einfachen inneren Organisation eine hohe Übersichtlichkeit und Orientierung sicherstellen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf weist ein überraschend klares und einfaches Prinzip auf. Mit zwei unterschiedlichen
Typologien wird ein städtebauliches Konzept entwickelt, das sich im Süden an der kleinteiligen Struktur des Schlößleswegs artikuliert und ein adäquates Gegenüber bildet und weiter hangabwärts zur Gämsenbergstraße quer zum Hang gestellte Bebauungsreihen platziert.
Die Typologie wird mit geringen Eingriffen belassen und in die Gestaltung der Freianlagen einbezogen.

Zur Nordseite treten die Zwischenräume als gebaute Kante in Erscheinung, die terrassierten Gärten können jedoch nicht so harmlos verwirklicht werden wie im Modell dargestellt.
Die durchgängig Nord – Süd ausgerichteten Baukörper erlauben gute Sichtverbindungen ins Neckartal.

Der räumliche Abschluss nach Norden mit schmalen, hohen Baukörpern, die den endgültigen Ortsrand bilden, überzeugt. Eine barrierefreie Erschließung von Ost nach West verknüpft sich mit den bestehenden Stadträumen und bietet mit Ausweitungen und Ausblicken die Möglichkeit zur Begegnung und Nachbarschaft. Von hier aus sind die südlichen Hauszugänge erschlossen und Fußwege führen zu den nördlichen Wohnungen und Eingängen und über Ausweitungen zur Gämsenbergstraße. Die freiräumliche Gestaltung der Erschließungsachse ist jedoch nur schematisch bearbeitet.

Die Tiefgaragen-Erschließungen von Norden führen an zwei Stellen zu der Ost-West durchgesteckten Tiefgarage, die mit relativ geringer Unterbauungsfläche auskommt und wenig Erdbewegungen notwendig macht. In den Freianlagen wird damit viel Bodenanschluß ermöglicht. Die beiden Wohnungstypologien weisen gute Grundrissqualitäten auf:
- die als 2-Spänner organisierten Südwohntypen haben die Vorteile von Doppelhäusern mit 3-seitig belichteten Geschoßwohnungen und einer Süd-Ausrichtung mit großzügigen Balkonen und
Freibereichen
- die Ost-West ausgerichteten Zeilen sind als 2-Spänner, teilweise als 3-Spänner mit durchgesteckten Grundrissen und vorgelagerten Privatgärten. Eine wirksame Abschirmung der Balkone untereinander wird angeregt.

Der Schallschutz zur Westseite sollte besser berücksichtigt werden.
Die Gestaltung der Fassaden weist eine gekonnte gute Architektursprache auf und ist dem Inhalt
“Wohnen” angemessen.

Zusammenfassend ein qualitätsvoller Entwurf, der einen maßstäblichen Übergang zur südlichen
Bestandsbebauung aufweist und ein überzeugendes Gesamtkonzept entwickelt.