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Einladungswettbewerb | 02/2019

Städtebauliche Entwicklung für das Gebiet Freiburg-Kleineschholz

1. Preis

Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH

Architektur

Ramboll Deutschland GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Westrand des Stühlinger Viertels in Freiburg ist vor allem durch große Verwaltungsgebäude geprägt, die tagsüber gut frequentiert werden, in den Abendstunden und am Wochenende jedoch für leere Straßen sorgen. Die städtebauliche Neuordnung wird hier dichte Wohnquartiere schaffen, die eine vielfältige Nutzung zulassen, das Viertel beleben und für soziale Sicherheit sorgen.
Unser Konzept integriert verschiedenste Trägerschaften, Wohnformen und Gebäudetypen, mit einem Schwerpunkt auf kostengünstigen Wohnbau. Hier wohnen Familien und Singles, Kinder, Junge und Alte, Einheimische und Zugezogene. Hier arbeiten urbane Handwerker, Selbständige und Dienstleister. Gemeinsam bilden sie eine stabile, selbstregulierende Sozialstruktur aus vielfältigen Verantwortlichkeiten, Lebenszyklen und Ortsbezügen.
Die größere Raumhöhe der Erdgeschosszone ermöglicht flexible Nutzungen. So können neben Wohnen im Hochparterre auch Kleingewerbe, Dienstleister, Läden und gastronomische Angebote als wichtiger „urbaner Attraktor“ wirken. Alle Hauseingänge sind zu den angrenzenden Straßen orientiert und schaffen hohe Fußgängerfrequenz im öffentlichen Raum.
Im Zentrum des Viertels liegt ein großzügiger, öffentlicher Park mit Raum für Spiel, Treffpunkte, Bewegungs- und Sportangebote. Die Lehener Straße erhält eine zentrale Bedeutung als „urbane Brücke“ zwischen der dichten Wohnbebauung des Stühlinger Viertels und den neuen Wohnquartieren. Der Autoverkehr wird in einer Quartiersstraße geführt. Die Sundgauallee, ehemals innerstädtische Schnellstraße, nutzen in Zukunft nur noch Radfahrer, Inlineskater und Fußgänger in ihrer neuen Funktion als Parkdiagonale.

Stadt der Gärten und der Gärtner

Das „Wohnquartier West“ erhält den Charakter einer Garten- und Gärtnerstadt. 5- 8-geschossige Punkthäuser, Zeilen und Townhouses (gestapelte Maisonette-Wohnungen) formen eine Kette grüner Wohnhöfe. Als halböffentliche Räume gliedern sie das Quartier in soziale Nachbarschaften für jeweils 300 Menschen. Das soziale Zentrum ist ein urban gestalteter Platz mit Nahversorgern. Auf der anschließenden Gemeinschaftswiese können Kinder spielen und Quartiersfeste gefeiert werden. Gewächshäuser auf den Dächern bieten den Bewohnern Gelegenheiten sich zu treffen und individuelle Erholungsräume. Weitere Gartenflächen entstehen am westlichen Siedlungsrand und auf dem Dach des Parkhauses. Der Großteil der insgesamt 500 Stellplätze ist in einem Parkhaus im Süden und einer unterirdischen Sammelgarage im Norden untergebracht, die von außerhalb des Quartiers erschlossen werden.

Um an der Kreuzung zweier Hauptverkehrsstraßen Präsenz zu zeigen, sind die Gebäude des „Wohnquartiers Ost“ um zwei Geschosse höher. Zwei Innenhöfe schaffen halböffentliche Räume für die Bewohner. Auf der „Piazza“ mit Restaurants und Cafés mischen sich in den Pausenzeiten Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Quartiersbewohner, Krankenhauspersonal und Schüler.

Die Personalwohnanlage für das Universitätsklinikum bildet einen weitgehend geschlossenen Rücken entlang der Lehener Straße. Intelligente Schallschutzkonzepte erlauben, die Südlage entlang der Straße für hochwertige Wohnungen zu nutzen. Die U-förmig ineinandergesteckten Laubenganghäuser bieten mit ihrer balkonartigen Erschließung und den geschützten, ruhigen Innenhöfen ungezwungene Gelegenheiten zur nachbarschaftlichen Kommunikation.
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz

Die Auswahl aller Baumaterialien orientiert sich an gesamtökologischen und damit gesamtwirtschaftlichen Kriterien. Ein hoher Holzbau-Anteil sorgt für eine positive CO2-Bilanz. Bewertungsmaßstäbe sind graue Energie, lokale Herkunft, Verfügbarkeit, Haltbarkeit und Schadstofffreiheit während der Lebensdauer und bei der Entsorgung. Zielsetzung ist die Optimierung des Bauwerks über den gesamten Lebenszyklus.
Bepflanzung und Wasserflächen generieren im Sommer Verdunstungskühlung. Die Oberflächenmaterialien begünstigen eine Reflexion der Solarstrahlung und tragen so, gemeinsam mit den begrünten Dächern, Fassaden und Parkflächen, zu einem verbesserten Mikroklima im Sommer bei. Die Blockränder lassen mit ihren Lücken und gestaffelten Höhen auch bei niedrigem Sonnenstand im Winter eine intensive Besonnung der Wohnungen zu.


PROJEKTDATEN QUARTIER KLEINESCHHOLZ FREIBURG

Auftraggeber: Stadt Freiburg im Breisgau
Städtebau und Landschaft: Dietrich | Untertrifaller mit Ramboll Studio Dreiseitl
Projektleitung: Günther Prechter
Wettbewerb: 2019
Bebauungsplanung: 2019-21
Bauzeit: voraussichtlich ab 2022
Geschoßfläche Wohnen: ca. 90.000 m²
Kapazität: Wohnquartier West 569 Wohnungen, Wohnquartier Ost 194 Wohnungen, Personalwohnanlage Nord 563 Wohnungen, 4 Kitas, Gewerbe und Dienstleistung, Gastronomie

Partner
Verkehrsplanung: Stete Planung, Büro für Stadt- und Verkehrsplanung, Darmstadt

Beurteilung durch das Preisgericht

Auch in der Überarbeitung bleibt das Herzstück des Ensembles der gut gestaltete und vielfältig nutzbare Quartierspark. Ein zentrales Motiv des Parks ist die neue Promenade, die die Verknüpfung mit den nördlichen und südlich gelegenen Freiräumen sehr schön herstellt. Zusammen mit der Parkdiagonale, die die Trasse der ehemaligen Sundgauallee räumlich und funktional bewahrt, bildet sie das Gerüst des Bürgerparks, der vielfältige Angebote auch zum Gärtnern gibt. Ein differenziertes Entwässerungskonzept prägt sowohl die bebauten als auch die freien Bereiche, allerdings müsste das Geländerelief besser berücksichtigt werden. Die Integration der Erschließungsstraße im Quartier eröffnet die Chance, im Westen für den Artenschutz gute Voraussetzungen zu schaffen.

Das entlang der Bahntrasse geplante neue Quartier ermöglicht jetzt eine noch bessere gemischte Nutzung durch Baugruppen, Genossenschaften und sozialen und geförderten Wohnraum. Die Lage der Quartiererschließungsstraße erscheint nur auf den ersten Blick ungewöhnlich. Sie nimmt Rücksicht auf den Artenschutz, da sie nicht eine bahnparallele Führung entlang der Bahntrasse vorschlägt, sondern versucht eine verkehrsarme Erschließung durch das westliche Wohnquartier zu erreichen. Die Erschließungsstraße als verkehrsberuhigte Straße wird unprätentiös über einen kleinen Quartiersplatz geführt. Die solide Bebauungsstruktur des kleinen Quartiers kann entsprechend der verschiedenen Nutzer gut umgesetzt werden. Der oftmals störende PKW-Verkehr wird im Süden bereits am Quartierseingang, in ein innovatives Parkhaus abgeleitet. Der restliche Verkehr wird großflächig im Quartier verteilt.

Im nördlichen Teil (nördl. der Lehener Straße) führt die Veränderung der kritisierten Zeilenbebauung der 1. Stufe nicht zur erwünschten Verbesserung. In dem vorliegenden Vorschlag entsteht ein erheblicher Anteil an nordorientierten Wohnungen; dies muss durch eine kräftige Veränderung der Bebauungsstruktur deutlich optimiert werden.

Auch das nordöstliche Areal wird hinsichtlich seiner Baustruktur kritisch beurteilt. Zwar wird hier entlang der Lehener Straße überwiegend Wohnnutzung vorgeschlagen, das Bebauungslayout sollte aber prinzipiell überdacht werden.

Insgesamt liefern die Überlegungen zur Raumbildung, der Schrebergärten und Runzen, des angedeuteten Mäanders als Gliederungselement, die Typenvielfalt, die zur Nutzungsvielfalt führt, sehr qualitätsvolle Anregungen.

Die Arbeit überzeugt durch die ausgewogenen, überwiegend sehr gut durchgearbeitete Bebauungs- und Freiflächenstruktur und lässt ein zukunftweisendes urbanes, lebenswertes Quartier erwarten.