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Einladungswettbewerb | 01/2019

Neubebauung Färberstraße 5 + 9 in Balingen

ein 1. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

Kauffmann Theilig & Partner, Freie Architekten BDA, Partnerschaft GmbB

Architektur

Erläuterungstext

Zwei neue Gebäude im Stadtraum
Das dreigeschossige Gebäude an der Färberstr. 5 zeigt sich mit einem farbig integriertem Dach, einem hellfarbigen Körper und einem Ton in Ton gewählten Gebäudesockel.
Das Eckgebäude Färberstr./Ölbergstr. wird im Ganzen zum ablesbaren Volumen. Der gedämpfte rötlich braune Ton des Daches wird farbähnlich von der groben Putzstruktur des Baukörpers übernommen.
Beide Gebäude differenzieren sich über einen knappen Versatz in der Färberstr. Die EG-Zone rückt subtil ein, gibt dem Bewegungsraum des Gehwegs Platz und markiert die Eingänge in die Ladengeschäfte.
Die Formatierung der Fenster folgt dem gebäudekonzeptionellen Ansatz und differenziert die beiden Gebäude mit sorgfältigen und unspektakulären Setzungen.
Die Rückseite des Gebäudes – zum Innenhof gewandt – verlässt die aus dem historischen Straßenraum abgeleitete Disziplin und entwickelt eine eher horizontal gegliederte vorgestellte Balkonstruktur.

Erschließung
Die beiden Ladengeschäfte im EG werden von der Färberstr. erschlossen. Sie sind zusammen schaltbar. Der Zugang zu den 10 Wohneinheiten in den Obergeschossen erfolgt über ein gemeinsames Treppenhaus, welches vom Innenhof aus erreicht wird.
Die Zufahrt zur Tiefgarage mit 10 Stellplätzen erfolgt über die Ölbergstr. und nutzt die topografische Gunst an der Nordostecke des Grundstücks. 20 Fahrräder befinden sich in Eingangsnähe am Innenhof, die Mülltonnen an der nördlichen Stirnseite integriert in die Außenwand vor der Tiefgaragenabfahrt.

Funktionen
Zwei Ladengeschäfte, bei Bedarf zusammen schaltbar mit zusammen knapp 300 m² bilden die Nutzung im EG. Zwei 1 ½ -Zimmerwohnungen, sechs 3-Zimmerwohnungen eine 4,5 Zi und eine 5,5-Zimmerwohnungen (im Staffelgeschoss über zwei Ebenen) bilden den Wohnungsmix mit insgesamt 850 m² Nutzfläche ab.
Die vorgelagerte Balkonstruktur zum Innenhof fängt durch seine Lage und Geometrie die Westsonne als Wohnqualität ein.
5 Doppelparkeinrichtungen in der Tiefgarage des Untergeschosses decken den Parkplatzbedarf für die Wohneinheiten ab. Mit vernünftigem Aufwand ist dies auch die Grenze der Möglichkeit auf dem Grundstück vier weitere Parkplätze für die Ladeneinheiten werden abgelöst.

Konstruktion und Material
Die erdberührenden Bauteile sowie die tragenden Konstruktion des Gebäudes bestehen aus Stahlbeton. Das stützenfreie Dach kann als Holzkonstruktion vorgesehen sein. Die opaken Dachflächen werden als rot/rostbraune mitteltonige Betonpfannen horizontal gebändert ausgebildet.
Das Gebäude Färberstr. 5 erhält eine grobkörnige Putzstruktur hell/warmfarben im farblichen Kontrast zum Dach. Die eingefügte Sockelstruktur ist annähernd farbgleich mit horizontal gebändertem großformatigem Naturstein ausgebildet.
Das Gebäude Ecke Färberstr./Ölbergstr. erhält einen grob strukturierten richtungslos aufgebrachten Strukturputz mit mehrschichtigem Farbauftrag und farbähnlich zu den Betondachsteinen in mitteltoniger Farbwahl.
Die Holz-Alufenster bilden als Elementfenster die transparenten Fassadenanteile. Die im Wesentlichen raumhoch gestalteten Fensterelemente werden als französischer Balkon ausgebildet und ermöglichen so den Austritt ins Freie und eine natürliche Fensterlüftung. Einzelne Akzentuierungen durch Fensterrahmen oder aufgedoppelte Rahmen schaffen Markierung und Differenzierung der Gebäude. Die Ladengeschäfte im EG werden großzügiger geöffnet und mit einer Pfostenriegelfassade (Alu) versehen.

Resümee
Zwei disziplinierte Baukörper bilden den städtebaulichen Ansatz. Der Kontext des historischen Straßenraums bildet Rhythmus und Grammatik der Fassadengestalt.
Die vertikale Befensterung führt die stadträumliche Interpretation der beiden Baukörper fort. Die Einfügung in den Kontext mit kleinen Markierungen im Baukörper geben den Baukörpern eine zeitgemäße Weiterentwicklung aus historisch motiviertem Grundkonzept.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt hinsichtlich der städtebaulichen Qualitäten durch eine stimmige Körnung und ist mit seinen Proportionen der örtlichen Situation angepasst. Die Abstufung der Bebauung entlang der Färberstraße wird begrüßt. Die Baukörper sind klar ablesbar, die Proportionen zwischen Eckgebäude und Mittelgebäude stehen zueinander aber noch in einer gewissen Disharmonie. Das Eckgebäude könnte diesbezüglich noch etwas Höhe vertragen. Die Traufe entlang der Färberstraße wird durch einen Dachaufbau durchbrochen, dessen Proportion unter Betrachtung der örtlichen Situation als noch angemessen zu betrachten und zu akzeptieren ist. Die Putzfassade und die Fensterdimensionierung sind gut durchkomponiert.

Als städtebaulich eher unglücklich wird der Rücksprung des Eckgebäudes angesehen. Dies braucht es aus Sicht des Preisgerichtes zur Gliederung der Gebäude nicht. Hier sollte der Rücksprung nochmals hinterfragt werden. Das Gleiche gilt für die Schrägstellungen der Fassaden im Erdgeschoss an Färberstraße und Ölbergstraße.

Das Gebäude wirkt zum Innenhof strukturiert und verzichtet auf störende Verbindungsbauten zwischen den beiden Baukörpern. Die Eingangssituation zu den Wohnungen über den Innenhof ist gut auffindbar und der Situation angemessen gestaltet und strukturiert.

Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt von der Ölbergstraße über eine relativ lange, hierdurch praktikabel befahrbare Abfahrtsrampe. In der Tiefgarage befinden sich 10 Stellplätze als Doppelparker. Die Funktionalität der Anfahrbarkeit unter Berücksichtigung der Fahrgassenbreite wäre noch detailliert zu prüfen. Jeder Wohnung kann ein Stellplatz zugeordnet werden, der rechtlich geforderte Gesamtbedarf von 14 Stellplätzen kann nicht nachgewiesen werden. Es bedarf somit der Ablöse von 4 Stellplätzen für die gewerblichen Erdgeschossnutzungen. Zudem können insgesamt 6 rechtlich notwendige Fahrradstellplätze nicht nachgewiesen werden.

Das Erdgeschoss weist zwei Nutzungseinheiten auf, welche mit 94 und 86 qm praktikabel und weitgehend rechteckig geschnitten sind. Die Zusammenschaltbarkeit ist möglich, der Zuschnitt bleibt auch dann wirtschaftlich und rechteckig, jedoch mit Höhenversatz mittels Treppenstufen. Bei einer denkbaren Anhebung der Erdgeschossfußbodenhöhe des Eckgebäudes wird auch die Möglichkeit einer durchgängigen Erdgeschossfußbodenhöhe gesehen.

Die Wohnungen im 1. und 2. OG sind, mit Ausnahme der kleinen 1,5 Zimmerwohnungen jeweils von zwei Seiten belichtet. Die Belichtung und Besonnung der Wohnungen wird gelobt.
Im Dachgeschoss befinden sich zwei große Wohnungen mit 4,5 bzw. 5,5 Zimmer mit Galerie und runden das breite Wohnungsangebot ab. Die Galerie attraktiviert die Dachgeschosswohnungen zusätzlich. Ein Angebot mit 2 bis 2,5 Zimmer wird im 1. und 2. OG vermisst. Eine entsprechende Optimierung wird als möglich gesehen. Zudem wäre im Dachgeschoss eine innenliegende nach Süden orientierte Loggia zu den großzügigen Wohnungen wünschenswert.

Die Wohnfläche mit Balkonen und Loggien ist mit 799 qm leicht unterdurchschnittlich und begrenzt die Wirtschaftlichkeit. Dies ist zu maßgeblichen Teilen der klaren Gebäudestruktur und Belichtung zum Blockinnenbereich geschuldet und sichert dafür qualitätsvolle Grundrisse. Die Anzahl von 10 Wohnungen wird hinsichtlich der Gesamtwirtschaftlichkeit als ausreichend und gut betrachtet. Die Kennzahlen mit GRZ von 0,8 und GFZ von 2,5 ermöglichen eine gute städtebauliche Einfügung.

Aspekte der Ökologie und Umweltverträglichkeit sind aus den vorgelegten Plänen nicht abschließend ablesbar.