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Offener Wettbewerb | 12/2018

Neugestaltung Marktplatz und Bohl in St. Gallen

5. Rang

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Atelier Bottlang

Architektur, Stadtplanung / StÀdtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Autorinnen und Autoren nÀhern sich dem Ort mit einer konzisen, historischen Analyse und stellen pragmatisch fest, dass das Vorgefundene nicht Resultat eines gerichteten
stadtrÀumlichen Konzeptes, sondern vielmehr historisch gewachsen ist. Sie erkennen
das Raumkontinuum insbesondere als den Ort des Zusammentreffens von Stadt und
Stadterweiterung, gleichermassen trennend wie einigend, und fassen ihre LektĂŒre unter
dem noch abstrakten Begriff der «Fuge» zusammen. Programmatisch deuten sie dann
die Fuge als zusammenhÀngenden Platzraum, suchen folglich die Vereinheitlichung, nicht
die Verdeutlichung von Unterschieden.
Unter dem Begriff des «Feldes» werden dann die rÀumlichen und gestalterischen Möglichkeiten der These ausgelotet. Dabei stellen sich die Autoren in die baugeschichtliche
Wirkungslinie des Ortes: Einfache, zurĂŒckhaltende Eingriffe als prĂ€zise ErgĂ€nzungen,
Interventionen oder Verdichtungen sollen vorgefundene QualitÀten weiterentwickeln
und MÀngel beheben. Die Autoren erklÀren die Rondelle zum Nukleus des stÀndigen
Marktes, bĂŒndeln den Verkehr in einer Strasse und nutzen Baumpflanzungen als vereinigendes und gliederndes Prinzip. Die unaufgeregte, aufgerĂ€umte Stimmung ist glaubhaft,
auch wenn die Bildgebung (ohne Verkehr) seltsam verlangsamt wirkt. Die öffentliche
Beleuchtung wird nur sehr zaghaft skizziert, anderes im Luftraum wird gÀnzlich unterschlagen.
Zum Quadrat geordnet, sÀumen die geforderten MarktstÀnde die Rondelle, ergÀnzen
diese zum stÀndigen Markt mit innerem und Àusserem Umgang und schaffen so kurze
Wege. Als mobile MarktstÀnde können sie auch andernorts gruppiert werden. Sie sind
elaboriert, mĂŒssen und können viel. Dennoch scheinen sie der Rondelle mehr bei- oder
vorgestellt, als von ihr inspiriert und sie inspirierend. Man mag dem Ensemble die Einheit noch nicht ganz glauben. Die Massierung des stÀndigen Marktes spielt dann aber
den eigentlichen Marktplatz fĂŒr den Wochenmarkt, aber auch temporĂ€re Grossveranstaltungen frei.
Zweierlei Baumpflanzungen sind vorgeschlagen: Reihen und Gruppen. Baumreihen
entlang der platzraumbildenden GebÀudezeilen sollen die Grossform der Fuge sichern.
Dieser durchgehende «Vorhang aus BÀumen» wird jedoch in Frage gestellt. Einerseits
wird die Notwendigkeit eines zu den GebÀudezeilen zusÀtzlich einigenden Motives
grundsÀtzlich bezweifelt, andererseits kann zwischen Baum- und GebÀudezeile nicht
die GrosszĂŒgigkeit eines Boulevards beansprucht werden und funktionale Aspekte wie
Anlieferungen wĂŒrden vielfach die Geschlossenheit durchbrechen mĂŒssen.

Bestehende und neue BĂ€ume sollen die Grossform der Fuge situativ bespielen: Ein
Konzept, das in dasjenige des «umlaufenden Baumvorhanges» eingebettet ist und zwingend mit diesem gedacht werden muss. Hinsichtlich einer freieren Bespielbarkeit des
Platzes mĂŒsste die Platzierung der losen Baumgruppen noch ĂŒberprĂŒft werden. Mit einer
Boskette vor dem BankgebÀude wird die Fuge (unter Berufung auf einen historischen
Befund) gegen SĂŒden rĂ€umlich geschlossen. Abgesehen von der RasenflĂ€che ĂŒberzeugt
die Massnahme, auch weil sie nicht mit dem gebauten Umfeld konkurrieren will. Insgesamt gelingt es, sehr unterschiedliche RĂ€ume mit hoher RĂŒckzugs- und AufenthaltsqualitĂ€t fĂŒr allerlei BedĂŒrfnisse zu schaffen.
Dem Verkehr wird eine durchgehende Strasse am nördlichen Rand der Fuge zur VerfĂŒgung gestellt. Folgerichtig wird die Spur in das ĂŒbergeordnete Strassennetz eingewoben.
Die Calatravahalle wird in das verlÀssliche Konzept mit versetzt angeordneten Haltestellen integriert. Die westliche Halle bleibt schemenhaft, und man fragt sich, ob eine
Vereinzelung in mehrere Einheiten der Situation nicht zutrÀglicher wÀre.
Abgesehen vom Strassenzug wird die OberflĂ€che des Platzraumes durchgĂ€ngig gleichbehandelt. Die vorgeschlagene PflĂ€sterung erschliesst sich einzig aus den Bildern. Hier bleiben Aussagen zur Materialisierung vage und ÜbergĂ€nge ungeklĂ€rt.
Der Beitrag der «kleinen Interventionen» verzichtet mutig auf die grosse, befreiende
Geste und lotet beharrlich die Möglichkeiten des Weiterbauens aus. SorgfÀltig nÀhern
sich die Autorenschaft dem Ort. Aufgabe und Vorgefundenes werden befragt und die
Thesen formuliert. Mit derjenigen des Baumvorhanges als vereinigende Geste tut sich
die Jury indes schwer. Dennoch gelingen ein kluger, zurĂŒckhaltender Vorschlag und eine
wertvolle Auseinandersetzung zu Aufgabe und Ort.