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5. Rang 6 / 6

Offener Wettbewerb | 12/2018

Neugestaltung Marktplatz und Bohl in St. Gallen

6. Rang

Bollhalder Eberle Architektur

Architektur

Gruner Wepf AG, ZĂŒrich

Bauingenieurwesen

CH Keller Design AG

Bauherren / Investoren

Hans Thomann

Lichtplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Projektvorschlag Proteus versucht mit minimalistischen Eingriffen, den hybriden
stÀdtischen Grossraum zu klÀren und die vorhandenen RaumatmosphÀren in zwei dialektisch gesetzte, neue PlatzidentitÀten zu konzentrieren.
So soll neu mit der Verschiebung der Haltestelle und dem Abbruch der Calatravahalle
auf dem Bohl eine leergerÀumte grosse FlÀche entstehen, die mit einheitlichem Belag
eine zusammenhĂ€ngende GrosszĂŒgigkeit erhalten soll. Die in der Mitte aufgereihten
stelenhaften Kandelaber mit dem zugehörigen Linienmuster im Bodenbelag unterstĂŒtzen zeichenhaft die neu geschaffene Einheit. Diese Leere und GrosszĂŒgigkeit des Bohls,
die im Kontrast zur rÀumlichen Dichte der Altstadt eine gewisse Faszination ausstrahlen,
werden jedoch auch zur Hypothek ihrer Nutzbarkeit. Als reiner, stark frequentierter
Durchgangsraum, der zusÀtzlich von der stark befahrenen Achse des öffentlichen
Verkehrs zoniert wird, erhÀlt er keinerlei weitere AttraktivitÀt, die zu einer erhöhten
AufenthaltsqualitĂ€t fĂŒhren kann. Die Leere allein und die Möglichkeit, bei Ausnahmesituationen wie z. B. fĂŒr Feste etc. Raum zu erhalten, reichen als QualitĂ€t fĂŒr eine alltĂ€gliche
attraktive Nutzbarkeit leider nicht aus.
Ist es beim Bohl die Leere, so ist es die Dichte in Raum und Nutzung, die als tragende
Idee im westlichen Platzbereich, als eigentlichem Marktplatz, umgesetzt werden soll.
Hier werden neu alle Nutzungsbereiche des Platzes konzentriert und rÀumlich mit
dem schon Vorhandenen und mit weiteren Baumsetzungen verstÀrkten Baumgeviert
ausgezeichnet. Das Baumfeld wird mit einem speziellen Platzbelag ausgezeichnet und
wie bestehend um die sĂŒdliche Hauszeile in die Neugasse weitergefĂŒhrt. Die GebĂ€ude
erhalten so den Eindruck einer Setzung im Baumgeviert, was eigenartig erscheint und im
historischen Kontext unverstÀndlich ist.
Die Rondelle wird sorgfÀltig baulich erweitert und zu einem Café umgenutzt sowie mit
einem Leuchtobjekt auf dem Dach als Drehscheibe und Zentrum ausgezeichnet. Dies ist
der grosse Beitrag des Vorschlages. Die Stellung des GebÀudes als Teil des bestehenden
Baumgevierts ist zwar dem Erhalt der bestehenden BÀume geschuldet, schwÀcht so
aber die mögliche Zeichenhaftigkeit, als wichtiger Brennpunkt fĂŒr beide Teile des grossen
Stadtraumes zu wirken.
Die beiden Haltestellen des öffentlichen Verkehrs bilden den linearen Abschluss des
neuen Marktplatzes gegen Norden. Die Umsteigebewegungen zwischen den unterschiedlichen Fahrtrichtungen können so optimal in kurzer Distanz erfolgen. Trotz der
ausgeweiteten Fahrspur entsteht jedoch mit den langen, treppenartig aufsteigenden
DachunterstÀnden ein strassenartiger Raumeindruck, der neben dem Baumgeviert den
Platzraum noch kleinteiliger zoniert.

Auch werden die auf den weiten Platzraum hin ausgerichteten GebÀude der begleitenden Hauszeile durch die lange Struktur der WartedÀcher in ihrer PrÀsenz und Wirkung zu
stark kontrastiert und gestört.
Die stationÀren Bauten der MarktstÀnde folgen in zweiter Reihe zur linearen Ordnung
der WartedĂ€cher und unterteilen den Platz weiter. Die detailliert durchdachten MarktstĂ€nde sind fĂŒr den Marktbetrieb, obwohl flĂ€chenmĂ€ssig etwas zu klein, gut geeignet und
ermöglichen mit ihren funktionalen Elementen unterschiedliche rÀumliche Kombinationen bis hin zur Herstellung eines gemeinsamen Daches.
Der stÀndige Markt erhÀlt eine Nische, in der er sich flexibel einrichten kann. Es besteht
genĂŒgend Platz fĂŒr die ErgĂ€nzung der MarktstĂ€nde mit den temporĂ€ren MĂ€rkten. Durch
die NĂ€he entsteht die gewĂŒnschte Synergie fĂŒr ein vielfĂ€ltiges Angebot mit kurzen
Wegen. Weiter profitieren die Markttreibenden von der unmittelbaren NĂ€he der ÖVHaltestelle, welche viele Frequenzen bringt. Der Platz bietet an der Seite der Marktgasse
Nischen und Bereiche, in denen sich Eltern und Angehörige ungestört des Markttreibens
aufhalten und Kinder spielen lassen können.
Als dritte aufgereihte Zone folgt der Aufstellungsbereich fĂŒr die temporĂ€r durchgefĂŒhrten
MĂ€rkte. Das dicht gedrĂ€ngte Nutzungsangebot fĂŒhrt zu einer lebendigen AtmosphĂ€re, in
der sich die unterschiedlichen Angebote gegenseitigen positiv unterstĂŒtzen können. Anderseits sind jedoch auch Störungen durch die rĂ€umliche Enge zu erwarten und direkte
durchquerende Bewegungen werden stark eingeschrÀnkt. TemporÀre Grossveranstaltungen wie Konzerte oder Stadtfeste erhalten auf dem Marktplatz rund 550 m2 zusammenhÀngende FlÀchen, was relativ wenig ist. In diesem Sinne bietet der Marktplatz gute
Voraussetzungen fĂŒr die MĂ€rkte und eine hohe AufenthaltsqualitĂ€t zum Verweilen. Er
schafft allerdings wenig nutzbare zusammenhĂ€ngende FlĂ€chen fĂŒr temporĂ€re Veranstaltungen.
Die vorgeschlagene Beleuchtung des Platzraumes fĂŒhrt das dialektische Prinzip der
beiden neu geklÀrten RaumidentitÀten mit unterschiedlichen Ausleuchtungsstimmungen
weiter.
Die geforderten StandplĂ€tze fĂŒr die Taxis sowie die WegfĂŒhrungen der Anlieferung sind
gut durchdacht und ergeben neben der optimierten LinienfĂŒhrung des öffentlichen
Verkehrs ein stimmiges Verkehrskonzept.
Das Konzept, im stĂ€dtischen Grossraum zwischen Waaghaus und zukĂŒnftiger Bibliothek
mit wenigen Eingriffen eine rÀumliche Ordnung mit klar funktionalen PrÀgungen zu schaffen, wird konsequent umgesetzt. Diese Konsequenz und ihre rÀumliche AusprÀgung
zeigen aber auch die Schwierigkeiten, ĂŒberzeugende Antworten in den unterschiedlichen
Platzbereichen zu finden.
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