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Offener Wettbewerb | 02/2019

Gasometervorfeld 2.0 in Wien

2. Rang

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Leitidee - die Collage der Strukturen | Das vorgefundene Areal versprüht einen individuellen, charmant unaufgeräumten Charakter voller dynamischen Umbruch, systemimmanenter Fragilität, erstaunlichen Maßstabsprüngen, lesbaren Brüchen, historischer Vielschichtigkeit und bemerkenswerter gestalterischer Vielfältigkeit.
Unverwechselbarkeit, Ort prägende Identität und eigenständiger Charakter entsteht durch eben diese Gemengelage - und eben diese Gemengelage soll auch zukünftig das Quartier und dessen Freiflächen prägen.
So baut das vorliegende Konzept auf diese Bild der Vielschichtigkeit, Fragilität und Brüchen auf, schreibt aus diesen Blickrichtungen collagenartig den Städtebau fort und entwickelt daraus das Konzept für den zukünftigen Stadtpark.


Städtebauliches Konzept | Das Areal befindet sich im Überschneidungsbereich zwischen zwei unterschiedlich gedrehten städtebaulichen Grits. Es bildet die Brücke zwischen den beiden Strukturen. Die unterschiedlichen Bezugslinien öffnen keilartige Korridore. Blöcke lösen sich auf, werden fließender. Die Gebäude beginnen zu tanzen. Öffentliche Grünfugen öffnen sich zwischen den Einheiten und verweben tief in die angrenzenden Quartiere hineinreichend halbprivate Freiflächen mit dem zukünftigen Zentralpark.

Der Städtebau knüpft an die bereits realisierten Bausteine an. In einem tänzelnden Spiel der Expositionen und Höhen antworten die Baufelder auf die verschiedenen Bezugslinien zu den angrenzenden Quartieren. Die Baufelder treten in einen Dialog mit den Freiflächen, öffnen sich mit ihren privaten Flächen zum Öffentlichen und werden rein optischen Teil einer dynamischen Stadtlandschaft. Die Höhenstaffelung im Westen bindet die geplanten Türme in die Silhouette ein und unterstreicht zu den Gasometern hin den transparenten und eher niederen städtebaulichen Sockel.

Der urbane öffentliche Raum wird zwischen die drei hochfrequentierten Schwerpunkten im Perimeter - MGC-Plaza, Gate2Turm und der U-Bahnstation mit einer Folge von Plätzen, Aufweitungen, Gehwegen und Korridoren aufgespannt.
Entlang der so gefassten Hauptwegeachsen wird die gewerbliche Nutzung konzentriert. Leichte Vor- und Rücksprünge betonen ablesbar diese Sockelzone die mit Läden, diverser Gastronomie, adressbildenden Wohnungseingängen und einladenden Lobbys die Raumkanten zum öffentlichen Raum hin belebend begleitet. Wohnnutzung, die in den Rand- und Zwischenlagen auch im Erdgeschoss liegen kann, wird durch Gärten und breitere öffentliche Grünblöcke abgeschirmt.

Wohnungen werden weitgehend in den oberen Etagen und dort vom Verkehr abgewandt angeordnet. Durch die leichte Staffelung und die Vor- und Rücksprünge der Sockelgeschosse entstehen nutzbare Dachgärten die sowohl wohnungszugeordnet wie auch gemeinschaftlich genutzt werden.

Die avisierten Nutzflächen sind je Baufeld erreicht. Einschränkungen für die changierenden Sockelgeschosse und die öffentlichen Wegeverbindungen durch die Baufelder werden durch partiell größere Höhe ausgeglichen.



Verkehrskonzept | Das übergeordnete Verkehrskonzept wird übernommen. Radwege in den Hauptstraße werden über die großzügig dimensionierten Nebenanlagen der Hauptstraßen geführt und in den seitlichen Stichen über die Mischverkehrsflächen geleitet. Die „Nussbaumallee“ wird in die Parkgestaltung gestalterisch integriert.

Die TG Zufahrten werden kompakt zusammengefasst und von den umgebenden Hauptstraße erschlossen.



Landschaftliches Konzept | Die vorgefunden freiräumlichen Einheiten, Rest-Freiräume, Plätzen, Korridoren, Gärten, Urban Gardens oder bereits realisierter Park etc. bilden das Grundgerüst des neuen Parks. In einer Collage werden diese Bilder erneuert, ergänzt und unter der Dynamik der übergeordneten Verflechtungen und Internodien neu zu dem verbindenden größeren Parkbild komponiert. Flächen mit offenen Strukturen, gebundene Elemente, die unterschiedlichen Ebenen des Aneignen und Miteinander werden ebenso wie die zeitlich gestufte Realisierung des Gesamtensembles Gerüst bildende Teile der gesamten Collage.

Durch die Collage der Freiraumelemente werden die steinernen Plätze und Korridore netzartig mit den grünen Park- und Gartenlandschaft verflochten.

Steinerne Plätze und Korridore | Zentrale Mitte bildet der der MGC-Plaza vorgelagerte Platz. Steinern und räumlich kraftvoll gefasst sowie durch hohe Gewerbeunterbauung belebt leitet er über die angrenzenden Korridore mit Baumlinien und partiellen Aufweitungen in den Zentralpark. Er findet sein Pendant in der grünen Plaza um den Gate2Turm – ein durch einen lichter Hain von lebendigen Solitärbäumen über schwingenden Raseninseln grünen Sockel.

Grüne Gärten und Parks | Rasen, Wiesen, Staudenteppiche und Plätze werden Patchwork artig arrangiert und durch kompakte Baumblöcke überlagert. Sie knüpfen mit ihrer räumlichen Ausrichtung an das städtebauliche Leitbild an und vermitteln spielerisch zwischen den beiden Ausrichtungen im urbanen Grit. Unter den Baumblöcken entstehen attraktive Baumhallen, räumlicher Anker für die individuelle Abneigung und die gemeinschaftliche Bespielung. Die Arten orientieren sich an den „Zukunftsarten“ – Bäume, wie die ungarische Eiche, die den besonderen Anforderungen des innerstädtischen Klimas standhalten und eine nachhaltige Begrünung gewährleisten. Zwischen den Baumblöcken werden die grünen Teppiche verortet die je nach Nutzungsanforderung zwischen extensiven Wiesen und Staudenmatte und intensiv benutzbaren Sportrasen changieren und so auch wie selbstverständlich die bereits vorhanden Parkteile und Urban Gardens integriert.

Das anfallende Oberflächenwasser wird gefasst und in schmalen Rinnen entlang der durchgesteckten Baumblöcke in den Zentralpark geführt. Ein Wasserbecken und abgesenkt Wiesenflächen dienen der Retention und der Versickerung. Der zentrale Wasserspiegel antwortet mit einem gestuften Ufer und alternierend einem dichten Hochstaudensaum auf die zu erwartenden Wasserschwankungen. Dem Wasserspiegel zugeordnet befindet sich der Wasserspielplatz als besondere Attraktion des Parks.

Endpunkt der räumlichen Drift im Park bildet der „Prellbock“ auf der hochliegenden Bahntrasse. Die aufschwingende Treppenskulptur dient als erweiterten Aussichtspunkt über dem Park bis hin zum Gasometer und beherbergt in seinem Sockel eine sommerliche Cocktailbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Konzept orientiert sich am südlichen Bestand des Marximum und spiegelt die beinahe geschlossene Stadtkante auch nach Norden. Die Struktur der Bestandsbebauung wird im Binnenbereich weitergeführt, womit ein in seiner Erscheinung einheitliches Quartier geschaffen wird.
Die dabei erzielten Gebäudefluchten schaffen keine ausreichende Klarheit.
Die Erdgeschosse der gesamten Quartiersbebauung wird der Geschäfts- bzw. der Gewerbenutzung zugeordnet. Die Qualitäten und die Belebung der Erdgeschosszonen bleiben dabei indifferent. Die Anlieferung und das Erschliessungskonzept bleiben unklar.
Die Differenzierung einer grünen und einer städtischen Achse als Ost-West-Verbindung wird positiv bewertet und schafft eine Lenkung der Fußgängerströme. Damit ist eine Verbindung auf kurzem Wege zwischen dem neu zu schaffenden U-Bahn-Aufgang und dem im Westen befindlichen Projekt
MGC-Plaza gegeben, wobei jedoch angemerkt wird, dass die dargestellte Verschiebung des U-Bahn-Aufganges nicht möglich ist.
Die Weiterführung der Struktur der Ville Verde auf den Bauplätzen 4a/4b erfolgt im Süden der Bauplätze.
Dadurch ergibt sich zwar keine wesentliche Vergrößerung des anschließenden Zentralparks, dafür rückt die Neubebauung jedoch von der historischen Fassade der Gasometer ab und bringt damit einen entsprechenden Pufferbereich. Die ebenfalls in diesem Bereich vorgesehene Doppel-Erschließung erscheint nicht notwendig.
Der Zentralpark ist gestalterisch klar strukturiert, wobei die vorgeschlagene Wasserfläche eine zusätzliche Attraktivität darstellt und aufgrund des historischen Donauraumes begründet ist.
Der Freiraum des Zentralparks erstreckt sich bis auf Bauplatz 1, wobei jedoch die Platzbildung im Bereich Döblerhofstraße, Medwedweg und Gasometer eine städtischere Ausformung vermissen lässt.
Aufgrund infrastruktureller Gegebenheiten sind nicht alle dargestellten Baumpflanzungen auch ausführbar.
Erkennbar ist jedoch, dass die Anordnung von Wasserflächen, Dachgärten und die genannten Bepflanzungen einen Beitrag gegen sommerliche Erhitzung darstellen.

Anhand der Plandarstellung ist erkennbar, dass die Tiefgaragenein- und -ausfahrten sich entlang der Modecenterstraße konzentrieren. Die Ausdehnung bzw. Strukturierung der Tiefgarage ist jedoch nicht erkennbar und müsste präzisiert werden.

Kritische Punkte und Überarbeitungsbedarf
• Die geplante Plaza an der Modecenterstraße soll bezüglich seiner Einzelhandelszentralität mit den
anderen öffentlichen Plätzen im Umfeld nicht konkurrieren, wobei der Quartiersplatzcharakter positiv
bewertet wird.
• Die Position des U-Bahn-Aufganges ist gemäß den Plänen der Wiener Linien anzupassen. Die
Verlegung des U-Bahn-Aufganges ist nicht möglich.
• Die Doppelerschießung im Park wird negativ bewertet. Die Notwendigkeit einer zweiten Erschließungsstraße
soll überprüft werden.
• Die LKW-Abstellplätze zur Anlieferung der Bank Austria Halle sollen integriert und dargestellt
werden.
• Die Anlieferung des geplanten Gewerbes soll präzisiert werden.
• Die schrittweise Entwicklungsstrategie soll präzisiert werden.
• Zu überprüfen ist es, inwieweit die landschaftliche Ausformung des zentralen Platzes im Auftaktbereich
an dieser Stelle adäquat ist.
• Die Bebauung auf den Baufeldern 4a/4b soll hinsichtlich der Doppelerschließung und deren Zugang
zum Park überprüft werden. Eine Verbindung zum Zentralpark soll hergestellt werden.
• Die Nutzungen im Innenbereich des Quartiers an der Döblerhofstraße sollen überprüft und präzisiert
werden.