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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2019

Neubau Haus des Gastes Peenemünde

Anerkennung

Preisgeld: 3.500 EUR

ppp architekten + stadtplaner

Architektur

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitbild
Das „Haus des Gastes“ in Peenemünde soll zukünftig unterschiedlichste Funktionen
übernehmen: An der Hafenpromenade gelegen ist es zentraler Baustein der neuen Ortsmitte
Peenemündes. Mit Heimatstube und Amtsraum des Bürgermeisters nimmt es dabei eine wichtige ideelle und administrative Rolle ein. Des weiteren soll es zukünftig als Anlaufpunkt am Hafen für die Besucher Peenemündes dienen, wo man sich über das touristische Angebot des Ortes informieren kann. Seine wichtigste Aufgabe hat es aber in seiner Funktion als Eingangs- und Empfangsgebäude des Historisch-Technischen Museums Peenemünde, dem touristischen Magneten der Region. Die gewaltigen Abmessungen des Kraftwerks sprengen den Maßstab von Ort und Umfeld. Bislang verfügt das Museumsgelände auch über keinen adäquten auffindbaren Eingang. Die Entscheidung das neuen Gebäude in exponierter Lage an die Hafenkante zu legen wird mit einem sehr zeichenhaften Gebäude unterstützt. Der 16m hohe Ziegelkörper an der Nahtstelle zwischen Ort und Museum auf der Mole wirkt wie ein Turm. Sein quaderförmig einseitig ausladender, langgestreckter Sockel gleichen Materials leitet auf das Museumsgelände über. In der Materialwahl Ziegel und Stahl ist das Gebäude eine Referenz auf das historische Kraftwerk und seine Nebengebäude.
Entree
Das Erdgeschoss des Neubaus dient als Entree für die Besucher. Zwei Möglichkeiten bieten
sich dem Besucher das Haus zu betreten: Von der Hafenpromenade kommend gelangt man über den südlich gelegenen Eingang ins Gebäude. Der Großteil der Besucher wird voraussichtlich von Osten vom Parkplatz über den großzügig geschnittenen Haupteingang kommen. Den Ankommenden öffnet sich hier vis a vis panoramaartig der Blick über den Hafen. Auf diesem Weg verlässt der Besucher nach Kauf der Tickets das Entree in das Museumsgelände. Im Entree empfängt den Besucher ein großzügiger zentraler Tresen mit Kasse, Bookshop, und Touristeninformation. Tresen und daran anschließende Wand bieten Platz für Publikationen und Informationsmaterial. Entree, Eingänge und Ausgang ins Museum können vom Tresen aus überblickt und kontrolliert werden. Es wird vorgeschlagen die Besucherführung vom Parkplatz kommend entlang der vorhandenen Ziegelmauer und einem geschlossenen Torelement aus Cortenstahl zu gestalten. Der erste Blick in das Museumsgelände ist daher erst im Entree möglich und wird über ein raumhohes Fenster inszeniert. Ankommende können sich davor auf einer Bank niederlassen.
Vortragssaal
Im oberen Geschoß befindet sich der große Saal. Über eine einläufige Treppe gelangt man auf direktem Weg aus dem Kassenbereich in den Saal. Besuchergruppen können hier auf kurzem Weg eine erste Einführung erhalten. Eine bodentiefe Verglasung öffnet den Blick nach Norden über die Dachterrasse zum Kraftwerk. Es besteht die Möglichkeit Besuchergruppen auf diesem Weg über eine zweite Treppe direkt ins Museumsgelände zu führen.
Heimatstube und Bürgermeisterzimmer
Das zweite Obergeschoß bietet die Möglichkeit kleineren Gruppen die eher introvertierte Heimatstube mit ihren Exponaten zu zeigen. Die Erschließung erfolgt barrierefrei wie alle anderen Flächen über den Aufzug. Auf gleicher Ebene befindet sich das Zimmer des Bürgermeisters mit Blick auf Hafen und Peenestrom.
Außenraum
Die Besucherführung erfolgt im Außenbereich über die vorgelagerte Terrasse mit massiver
Brüstung mit Blick auf den Hafen und nach Norden zur Kranbahn. Das gegenüber der Mole
erhöhte hochwassersichere Niveau des Gebäudes sorgt in Verbindung mit der massiven
Brüstung für eine Abgrenzung des Museumsgeländes. Es wird vorgeschlagen den Bereich um das Haus und die Zuwegung vom Parkplatz entlang der Ziegelmauer aus großformatigen
Betonplatten (Stelkonplatten) zu gestalten. Ziel ist es damit den Charakter des historischen
Industrie- und Militärkomplexes gerade an der Hafenkante durch Materialien wie Ziegel,
Cortenstahl und Sichtbeton zu erhalten und zu thematisieren. Für die unversiegelten Flächen
der Promenade und für die Parkplätze ist daher auch der Einsatz von grobem Schotter
vorgesehen. Sitzbänke entlang der Parkplätze sorgen für eine Abgrenzung gegenüber den
Verkehrsflächen und dem neugeschaffenen Vorplatz. Einige wenige lichte ortstypische
Bäume wie Kiefern und Birken stehen, ähnlich einer Spontanvegetation, vereinzelt auf dem
Parkplatz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Entwurfsidee / Städtebauliches Konzept
Die Verfasser entwickeln ihr städtebauliches und architektonisches Konzept ausschließlich aus und im Zusammenhang mit der Architektur des HTM. Dies betrifft die einfache, kubische Erscheinung der Bauvolumina und deren exakte Fügung. Auch das gewählte Material Ziegel und Stahl entspricht folgerichtig dem des HTM. Dies ist ihre architektonische Stärke aber zugleich auch die Schwäche der Arbeit, da das Gebäude damit ausschließlich als neues Eingangsgebäude des Museums erkennbar wahrnehmbar ist und nicht darauf hinweist, dass hier das Museum und die Gemeinde Peenemünde Funktionen unterbringen und sich erkennbar auch dargestellt wissen wollen.

Funktionalität / Erschließung / Freianlagen
Mit großer Sensibilität wird der Weg des Besuchers vom Parkplatz oder von der Uferpromenade kommend inszeniert. Nicht auf direktem Weg, sondern gelenkt an einem geschlossenen Element aus Cortenstahl und an einem großer Fenster im Inneren mit Sicht auf das HTM betritt der Besucher über eine Terrasse mit Ausblick auf den Peenestrom das Museumsgelände. Der Veranstaltungsraum ist über eine interne Treppe vom Foyer erreichbar. Er befindet sich im ersten Obergeschoss. Der Weg führt von dort über die Dachterrasse und eine separate Außentreppe gesondert, aber direkt in den Museumsbereich.
Die internen Bereiche sind angemessen dimensioniert und funktional richtig angeordnet, vermisst wird allerdings ein separater Zugang zu den Räumen der Gemeinde und dem Büro des Bürgermeisters.

Architektur- und Gestaltungskonzept / Materialität
Die Architektur ist kraftvoll und setzt ein positives Zeichen an diesem Ort. Durch die kompakte Bauform mit der dreigeschossigen 16 m hohen, turmartigen Baukörperentwicklung wird eine Formsprache gefunden, die positiv prägend für die zukünftige bauliche Weiterentwicklung des Areals sein kann.
Insgesamt leisten die Verfasser mit ihrem zeichenhaften Bauwerk einen guten Betrag für die gestellte Aufgabe.

Raumprogrammerfüllung / Wirtschaftlichkeit
Die Arbeit liegt im mittleren wirtschaftlichen Bereich.
Lageplan

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